Energiesparlampen sind
kein Teufelszeug – aber sie lösen auch nicht alle unsere Energieprobleme
Gleich zu
Beginn ein Bekenntnis: Ich bin ein Fan von Energiesparlampen (ESL). Meine
„erste“ habe ich mir 1989 noch in der DDR gekauft. Seitdem verfolge ich interessiert
die manchmal erregten Debatten pro und contra. Ich bin immer ein nüchterner
Naturwissenschaftler geblieben, habe versucht, Argumente abzuwägen und Fakten
nachzurechnen.
Zunächst
seien die Konkurrenten vorgestellt: Eine normale Glühlampe (ein Metalldraht
glüht im Vakuum) wandelt nur 3 bis 5 Prozent der elektrischen Energie in Licht
um, der Rest verpufft als Wärme. Bei ESL handelt es sich im die schon länger
bekannten Leuchtstoffröhren, die raffiniert gewickelt und gefaltet auf
Glühlampengröße gestaucht werden und mit einem Schraubsockel überall eingesetzt
werden können. Die hochkomplizierte Start- und Steuerelektronik ist im Sockel
integriert. Eine ESL mit 20 Watt Leistungsaufnahme leuchtet mit der gleichen
Helligkeit wie eine 100-Watt-Glühlampe, verbraucht also 80 % weniger Strom. Die
durchschnittliche Lebensdauer liegt für eine Glühlampe bei 1.000 Brennstunden,
für ESL bei etwa 12.000. Damit reduziert der Austausch einer einzigen
Beleuchtungsquelle während der gesamten Nutzungsdauer die Stromrechnung um über
100 Euro! Eigentlich ist das eine höchst überzeugende Rechnung zum Vorteil des
eigenen Geldbeutels – trotzdem wurden 2006 in Deutschland nur 27 Millionen ESL
verkauft, gleichzeitig gingen zehnmal so viele normale Glühlampen über den
Ladentisch. Der Verbraucher nimmt aber in seinem Alltag nur die deutlich
höheren Anschaffungskosten für die ESL im Vergleich mit der gewohnten Glühlampe
wahr – die Betriebskosten (Stromverbrauch) werden ihm nicht so direkt bewusst, sie
werden über Jahre hinweg anonym abgebucht. Es würde sofort funktionieren, wenn
Stromverbrauch per Münzeinwurf spürbar wäre.
Darüber
hinaus behindern aber eine Reihe von Vorurteilen die Verbreitung von ESL – hier
eine Auswahl: Ihr Licht sei „kalt“ und den menschlichen Bedürfnissen nicht angepasst,
ungesunde Strahlung gefährde die Gesundheit, die Lampen seien giftig
(Quecksilberdampf), die versprochenen langen Lebensdauern würden im Alltag gar nicht
erreicht (z.B. bei häufigem An- und Ausschalten), es trete gar keine Kosten- und
Energieersparnis ein usw.
Dem sollen
ein paar Fakten entgegengehalten werde. Zu Anfang sei klargestellt: Die
folgenden Aussagen beziehen sich auf moderne Leuchten mit elektronischen
Vorschaltgeräten von namhaften Herstellern. Hin und wieder gibt es leider noch
immer „Billig-Sparlampen“ mit technisch veralteter Bauweise von anonymen
Produzenten, die den Kriterien nicht genügen, müde starten, flackern und
schnell kaputt gehen.
Es gibt ESL
mit verschiedenen Lichtfarben und Lichtspektren. Die einen sind optimal für
Arbeitsplätze geeignet, andere simulieren das Tageslicht, und wieder andere
erzeugen Wohnzimmeratmosphäre. Dann wird ein gelbliches Licht erzeugt
(„warmweiß“), das bezüglich der Farbwiedergabe vom Glühlampenlicht nicht
unterschieden werden kann. ESL flimmern nicht (die Frequenz von 40.000 Hertz
können menschliche Sinne nicht wahrnehmen). Elektronisch gestartete ESL kann
man viele tausend Mal an- und ausschalten, ohne dass dadurch ihre Lebensdauer
abnimmt.
Untersuchungen
zeigen, dass sich die elektromagnetische Strahlung von ESL im Rahmen der
Abstrahlung von herkömmlichen Glühlampen bewegt. Auch die elektronischen
Vorschaltgeräte unterscheiden sich nicht von den elektromagnetischen Feldern
anderer Haushaltgeräte. Das elektrische Feld eines Fernsehgerätes liegt selbst
in einem Abstand von einem Meter noch deutlich höher als das einer ESL im
Abstand von 30 Zentimetern.
Das
Einschalten erhöht den Energieverbrauch nur unmerklich. Der Mehrverbrauch an
Energie während des Vorheizens der Elektroden dauert 1 bis 2 Sekunden, diese
Strommenge entspricht der der Lampe im anschließenden Normalbetrieb in 10
Sekunden. Unter Einbeziehung des Aufwandes für Herstellung und Entsorgung tritt
eine Netto-Energieersparnis bei Sparlampen etwa ab 40 Betriebsstunden ein, ab
dann wird also echt Strom gespart (über tausende von Stunden).
ESL
enthalten tatsächlich einige Tausendstel Gramm Quecksilber, ein Umweltgift.
Deshalb gelten die Lampen zu Recht als Sondermüll, der getrennt erfasst und
entsorgt werden muss. Das aber funktioniert überhaupt noch nicht! Vor einigen
Jahren schon hätten über 100 Millionen Gasentladungslampen abgeliefert werden
müssen (das Problem betrifft auch die vielen herkömmlichen Leuchtstoffröhren),
es waren aber nur 7 Prozent davon. Die meisten Verbraucher werfen die Lampen
gedankenlos in die Mülltonne. Aber entwarnend sei mitgeteilt: Auch bei der
Stromerzeugung (Verbrennung von Kohle) wird Quecksilber in die Umwelt
freigesetzt. Und da spart eine ESL in ihrer Lebenszeit die mehrfache Menge an
Quecksilber ein, wie in ihr enthalten ist. Trotzdem muss die ordnungsgemäße
Entsorgung der ausrangierten Lampen verantwortlicher wahrgenommen werden.
Wenn jeder
der 20 Millionen Hauhalte in Deutschland statt einer 100-Watt-Glühlampe eine
20-Watt-ESL anschaltet, sind schlagartig zwei Atomkraftwerke überflüssig. Das
einfache Auswechseln eines Beleuchtungskörpers bringt also durchaus einen
Effekt. Aber Beleuchtung stellt nur einen geringen Teil unseres
verschwenderischen Stromverbrauchs dar. Da sind die vielen Geräte, die im
bequemen „Stand-by-Betrieb“ unnütz Strom vernichten. Gut, dass die EU hier ab
2010 strenge Restriktionen beschlossen hat. Und so halte ich auch das
mittelfristige Verbot von Glühlampen für einen sinnvollen Schritt. Und der
nächste Quantensprung bei der Beleuchtung findet ja längst statt: die kleinen
LEDs (lichtemittierende Dioden) sind quecksilberfrei, geben weder ultraviolette
Strahlung noch Wärme ab, halten 50 mal länger als Glühlampen und erreichen
Lebensdauern bis zu 100.000 Stunden.
Joachim
Krause
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Schönberg
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Februar
2009