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„GOTT würfelt nicht !“
Wenn Naturwissenschaftler von Gott reden –
was meinen sie damit ?
Sammlung von
Äußerungen von Aristoteles, Galilei, Newton, Darwin, Planck, Einstein, Hawking
und anderen Naturwissenschaftlern
© Joachim Krause 2006
„Mir aber gewähre Gott, nach meiner Einsicht zu sprechen
und zu denken, wie die empfangenen Gaben es wert sind ...
Gott verlieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge,
sodass ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente verstehe,
Anfang und Ende und Mitte der Zeiten,
die Abfolge der Sonnenwenden und den Wandel der Jahreszeiten,
den Kreislauf der Jahre und die Stellung der Sterne,
die Natur der Tiere und die Wildheit der Raubtiere,
die Gewalt der Geister und die Gedanken der Menschen,
die Verschiedenheit der Pflanzen und die Kräfte der
Wurzeln ...
Denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer
schließen“
(Die Bibel, Buch der
Weisheit 7,15.17-20; 13,5)
1. Wenn Naturwissenschaftler von GOTT reden – was
meinen sie damit?
·
die Naturwissenschaften reden (heute) nicht von Gott,
er kommt in den Lehrbüchern nicht vor
·
aber die Menschen, die Naturwissenschaft betreiben,
machen sich Gedanken über die Welt und über ihr Dasein, und da reden sie (auch
manchmal) von Gott
·
da reden verschiedene Menschen, und so meinen sie
sehr Unterschiedliches:
je nach der Zeit, in der sie leben (auch Zeitgeist)
je nach der Kultur (auch religiöse Traditionen) , in der sie geprägt wurden
abhängig auch von ihren persönlichen Lebenserfahrungen ...
2. Das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft in
vergangenen Zeiten
·
Menschen in früheren Zeiten, im Altertum, aber auch
im Mittelalter,
hatten ein einheitliches Verständnis der Welt
·
was wir heute Naturwissenschaft nennen, lag lange in
der Hand der Philosophen und der Theologen (Naturphilosophie, Naturtheologie)
Die älteste angewandte Naturwissenschaft, die Medizin, lag in den Händen der
Priester.
Ebenso beschäftigten sich die Priester mit dem Lauf der Gestirne, vermaßen den
Himmel, berechneten exakt die Feste im Kalenderrhythmus des Jahres, und sie
gaben sehr praktische Ratschläge, wann Zeit war für Saat und Ernte, wann die
Flut des Nil zu erwarten war ...
Noch im Mittelalter wurde die wissenschaftliche Forschungsarbeit hauptsächlich
in den Mönchszellen der Klöster betrieben. Kirchen waren die ersten Träger
einer öffentlichen Schulbildung (in der es auch um weltliche Dinge wie Naturwissenschaften
ging).
·
Menschen staunten über die Welt (und oft fürchteten
sie sich auch)
·
aber sie lernten sie immer besser zu verstehen und zu
erklären
·
sie entdeckten ORDNUNG in der Natur
(Regelmäßigkeiten, wiederkehrende Abläufe); Naturgesetze
·
es wurde möglich, sich besser zu orientieren
(zeitlich und räumlich: Stand der Sterne, Zeitpunkte für Saat und Ernte) und
die Welt immer besser in Besitz zu nehmen (Nutzung von Erzen, Züchtung von
Pflanzen, Einsatz von Technik)
·
schon früh ahnten nachdenkliche Philosophen: wir
nehmen die Wirklichkeit nicht 1:1 wahr;
Höhlengleichnis Platons: die von uns wahrnehmbare Welt wird nur als Schatten
der eigentlichen Wirklichkeit, der Welt der Ideen, aufgefasst
·
Aber allgemein war – in allen alten Kulturen und
Religionen - die Überzeugung:
Getragen wird die ganze Welt von einem Urgrund, Götter oder ein GOTT,
von denen alles herkommt, die der Garant der Ordnung sind,
und die der Welt und dem Dasein des Menschen einen Sinn geben
3. ein Blick in die jüdisch-christliche Überlieferung
zum Erleben der Natur als göttlicher Schöpfung und Offenbarung:
Genesis Kapitel 1 (Drama der Weltschöpfung), Psalmen 104 (poetische
Beschreibung), Sprichwörter 8,22 (salomonische Weisheit)
·
Das 1. Kapitel der Bibel:
a) “Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“
(die Natur ist natürlich, es gibt dort keine Gottheiten, heilige Tiere oder
einen Sonnengott, der Mensch kann sich der Natur angstfrei nähern)
b) Gott schafft eine geordnete Welt: Licht und Finsternis, oben und
unten, Gestirne geben das Zeitmaß an; dann werden zuerst Lebensräume bereitet,
dienen als Wohnung für Gestirne, Pflanzen, Tiere und Menschen (ähnlich in der
Reihenfolge, wie uns das heute die Naturwissenschaft erklärt)
c) und die Geschöpfe sind unterscheidbar: “... jedes nach seiner Art“
... (Anfänge der Naturbeobachtung)
d) „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch
und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische
im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles
Getier, das auf Erden kriecht (Gen 1,28 Luther)
(à
beherrschen, wie ein Künstler sein Handwerk beherrscht
(Neugier, (strenge, auch wissenschaftliche) Übung, Selbstbeherrschung, Kunst))
·
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in
allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel! ... Wenn ich sehe die
Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast, was
ist der Mensch, dass du seiner gedenkst ... Du hast ihn wenig niedriger gemacht
als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn
gemacht über deiner Hände Werk ... (Psalm 8)
·
Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast
sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. (Psalm 104)
·
Paulus im Römerbrief:
“... was man von Gott erkennen kann, ist ihnen (allen Menschen, Juden und
Heiden JK) offenbar ... seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit
an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen ...“ (Römerbrief
1,19ff)
·
das Buch der Natur neben dem Buch der Offenbarung
(Bibel) als eine direkte, unmittelbare Begegnung mit, ein Zugang zu Gott
·
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste
verkündet seiner Hände Werk ... er hat der Sonne ein Zelt am Himmel gemacht ...
sie geht auf an einem Ende des Himmels und läuft um bis wieder an sein Ende ...
Das Gesetz des Herrn ist vollkommen ... (Psalm 19)
·
Gott: Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage
mir´s, wenn du so klug bist! Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer
über sie die Richtschnur gezogen hat? ... ihren Pfeiler gesetzt ... den
Eckstein gelegt ... dem Morgen die Zeit geboten ... die Quellen des Meeres und
den Grund der Tiefe ... wie breit die Erde ist ... wo kommen Schnee, Hagel und
Regen her ... Sternbilder im Tierkreis ... Blitz ...
Hiob: Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen,
ist dir zu schwer.(Hiob 38)
·
... Sonne, Mond, Sterne ... er gebot, da wurden sie
geschaffen ... er gab eine Ordnung, die dürfen sie nicht überschreiten
(Psalm 148)
·
Viel Wissen, viel Ärger, wer das Können mehrt, der
mehrt die Sorge.
(Prediger 1,18)
4. Äußerungen von Naturwissenschaftlern zur Religion
und zu Gott
4.1. Allgemeines zum Verhältnis bzw. Konflikt
zwischen Glaube und Naturwissenschaft
·
Max Planck:
„Die älteste angewandte Naturwissenschaft, die Medizin, lag in den Händen der
Priester, und die wissenschaftliche Forschungsarbeit wurde noch im Mittelalter
hauptsächlich in den Mönchzellen betrieben.“
(Dürr 39)
·
Mensch entdeckt (Ordnung in der Natur JK)
naturwissenschaftliche Gesetze; allgemein und umfassend; haben besonders
einfache Form, die ihn in Erstaunen versetzt, in denen er das Walten einer „göttlichen“
Vernunft zu erkennen glaubt
(Dürr 11)
·
18./19. Jh. breite Entwicklung der NW;
das durch wiss. (objektive) Methoden, durch (exakte) Messungen und
logisch-mathematische Schlussfolgerungen ermittelte Wissen versuchte, die
Glaubensinhalte der Religionen seinen eigenen Wahrheitskriterien zu unterwerfen;
Erwartung: den Glauben langfristig zu überwinden, den Glauben letztlich durch
exaktes Wissen zu ersetzen
(Dürr 7f)
·
NW sagt uns, was ist, aber gibt keine Auskunft
darüber, was sein soll, wie wir handeln sollen
(Dürr 8)
·
Verlangen in der verwirrenden Vielfalt einer
zunehmend komplexeren und komplizierteren technischen Welt ... das wesentliche
„Eine“,... die „zentrale Ordnung“ (W. Heisenberg) zu erkennen
(Dürr 9)
·
Höhlengleichnis Platons: die von uns wahrnehmbare
Welt wird nur als Schatten der eigentlichen Wirklichkeit, der Welt der Ideen,
aufgefasst
(Dürr 13)
·
Unser Denken und deshalb auch die naturw.
Beschreibung erfasst nur eine Struktur, ein „WIE“, aber nicht den Inhalt, das
Wesen, das „WAS“ der eigentlichen Wirklichkeit.
(Dürr 14)
·
Die Welt ist nicht mehr ein großes mechanisches
Uhrwerk, das, unbeeinflussbar und in allen Details festgelegt, nach strengen
Naturgesetzen abläuft, eine Vorstellung, wie sie sich den Physikern des 19. Jh.
als natürliche Folge der klassischen Kausalität aufdrängte und sie dazu
verleitete, jegliche Transzendenz als subjektive Täuschung zu betrachten. Die
Welt entspricht ... mehr einem Fluss, ... der nicht direkt erfassbar ist, nur
bestimmte Wellen, Wirbel, Strudel in ihm, die eine gewisse ... Stabilität
erlangen, sind für unser fragmentarisches Denken begreiflich und werden für
uns zur „Realität“.
(Dürr 17)
·
Max Planck: „... dass die physikalische Wissenschaft
die Annahme einer realen, von uns unabhängigen Welt fordert, die wir
allerdings niemals direkt erkennen, sondern immer nur durch die Brille unserer
Sinnesempfindungen und der durch sie vermittelten Messungen wahrnehmen können.“
(Dürr 32)
·
Einstein:
“... Naturwissenschaft .. ist das jahrhundertealte Bemühen, durch systematisches
Denken die wahrnehmbaren Erscheinungen dieser Welt durchgehend miteinander in
Verbindung zu setzen ... ist der Versuch einer nachträglichen Rekonstruktion
alles Seienden im Prozess der begrifflichen Erfassung...
Naturwissenschaft kann nur feststellen, was ist, nicht aber, was sein soll, und
außerhalb ihres Gebietes bleiben Werturteile jeder Art unentbehrlich. Religion
andererseits befasst sich nur mit der Bewertung menschlichen Denkens und Tuns:
Sie ist nicht berechtigt, von realen Tatsachen oder Beziehungen zwischen ihnen
zu sprechen.“
“Die Wissenschaft kann ... nur von denen aufgebaut werden, die durch und durch
von dem Streben nach Wahrheit und Erkenntnis erfüllt sind. Die Quelle dieser
Gesinnung entspringt aber wiederum auf religiösem Gebiet. Hierher gehört auch
der Glaube an die Möglichkeit, dass die Welt der Erscheinungen nach Gesetzen
der Vernunft gelenkt wird und dass diese Welt mit dem Verstand zu erfassen
ist.“ ...
Naturgesetze beanspruchen absolute Allgemeingültigkeit, ohne sie zu beweisen.
...
(Dürr 71ff)
·
Heisenberg:
Für Planck sind Religion und Naturwissenschaft deswegen vereinbar, weil sie,
wie er voraussetzt, sich auf ganz verschiedene Bereiche der Wirklichkeit
beziehen. Die Naturwissenschaft handelt von der objektiven materiellen Welt.
Sie stellt uns vor die Aufgabe, richtige Aussagen über diese objektive
Wirklichkeit zu machen und ihre Zusammenhänge zu verstehen. Die Religion aber
handelt von der Welt der Werte. Hier wird von dem gesprochen, was sein soll,
was wir tun sollen, nicht von dem, was ist. ...
Planck hat sich eindeutig für die christliche Tradition entschieden ...
Ich bezweifle, ob menschliche Gemeinschaften auf die Dauer mit dieser scharfen
Spaltung von Wissen und Glauben leben können .
Missverständnis seit dem 18 Jahrhundert: Konflikt entsteht, wenn man die Bilder
und Gleichnisse der Religion als naturwissenschaftliche Behauptungen
interpretiert, was natürlich unsinnig ist.
(Dürr 295)
·
Heisenberg: „Der Gegenstand der Forschung ist nicht
die Natur an sich, sondern die der menschlichen Fragestellung ausgesetzte
Natur, und insofern begegnet der Mensch auch hier wieder sich selbst.“
(Die Bibel, erschlossen und kommentiert von H. Halbfas, Patmos 2001, S.29)
·
Niels Bohr:
mit der Zerlegung der Wirklichkeit in eine subjektive und eine objektive Seite
wird man nicht viel anfangen können;
Religionen aller Zeiten sprechen in Bildern und Gleichnissen und Paradoxien –
es gibt wohl keine andere Möglichkeit, die Wirklichkeit, um die es hier geht,
zu ergreifen ...
(auch) in der heutigen Naturwissenschaft enthält jeder physikalische
Sachverhalt objektive und subjektive Züge ...
in der Mathematik wurde i als Quadratwurzel aus –1 eingeführt (gibt es in der
Wirklichkeit nicht, trotzdem beruhen wichtige Zweige der Mathematik, z.B. die
ganze analytische Funktionentheorie, auf der Einführung dieser imaginären
Einheit ...);
könnte die Aussage „es gibt“ in der Religion auch ein Aufsteigen in eine höhere
Abstraktionsklasse bedeuten? (um uns ein Verstehen leichter zu machen); ...
Geschichte: ein Mann hat über der Eingangstür seines Hauses ein Hufeisen
angebracht, das nach altem Volksglauben Glück bringen soll. Ein Bekannter
fragt ihn: „Aber bist du denn so abergläubisch? Glaubst du wirklich, dass das
Hufeisen dir Glück bringt?“. Er antwortet: „Natürlich nicht; aber man sagt
doch, dass es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt.“
(Dürr 301ff)
·
Einstein:
“Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie
nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die
Wirklichkeit.“
Wer diesen Satz von E. zur Kenntnis nimmt, wird vielleicht aufhören, aus der
Tatsache, dass er den lieben Gott in dessen Formeln nicht findet, den Schluss
zu ziehen, dass es den Alten überhaupt nicht gibt. Gott muss man sich auf anderen
Wegen nähern.
(Fischer 352)
·
Gott hat es weder verboten, seine Werke zu bewundern,
noch sie zu erkunden. Wissenschaftler ersetzen dabei doch nur das Wunder der
Erscheinungen durch das Wunder der Erklärungen.
(Fischer 58)
·
Die Physik glaubte einmal „Nein!“ sagen zu können zum
christlichen Glauben ... sie nimmt dieses Nein heute wieder zurück. Freilich
bedeutet dieses doppelte NEIN kein Ja. ... Naturwissenschaften ... können
keinen neuen, positiven Weg zum christlichen Glauben öffnen
(Aichelin/Liedke 20)
·
„Jede physikalische Theorie ist insofern vorläufig,
als sie nur eine Hypothese darstellt: Man kann sie nie beweisen. ... Dagegen
ist eine Theorie widerlegt, wenn man nur eine einzige Beobachtung findet, die
nicht mit den aus ihr abgeleiteten Voraussagen übereinstimmt. ... dann muss
man die Theorie aufgeben oder modifizieren.“
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 25)
·
Die Heisenbergsche Unschärferelation bereitete dem
Laplaceschen Traum von einem absolut deterministischen Modell des Universums
ein jähes Ende: Man kann künftige Ereignisse nicht exakt voraussagen, wenn man
noch nicht einmal in der Lage ist, den gegenwärtigen Zustand des Universums
genau zu vermessen!
(Hawking: Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit, 1997, S.72)
·
Es besteht allerdings eine große Ungewissheit, die
wie eine dunkle Wolke über dem Standardmodell schwebt. Sämtlichen Überlegungen
... liegt das Kosmologische Prinzip zugrunde, die Annahme, dass das Universum
homogen und isotrop ist. Unter „homogen“ verstehen wir, dass das Universum
für jeden Beobachter, der von der allgemeinen Expansion des Universums
mitgetragen wird, gleich aussieht, wo auch immer sich dieser Beobachter befinden
mag; unter „isotrop“ verstehen wir, dass das Universum für einen solchen
Beobachter nach allen Richtungen hin gleich aussieht.
(Weinberg 129)
·
Datierungsmethoden der Geologie: beruhen auf der
Annahme, dass die Naturgesetze, die heute wirksam sind, auch schon vor Zeiten
wirksam waren. Das Prinzip wird als Aktualismus oder Aktualitätsprinzip
bezeichnet... für uns ist dieses Prinzip heute selbstverständlich ... Es ist
aber nicht beweisbar.
Der Aktualismus ist ein Axiom, d.h. ein Satz, der zwar als unmittelbar
einsichtig gilt, aber nicht beweisbar ist.
(Schrödel Biologie Lehrbuch 1995, S.438)
·
In der Regel stützt sich die NW auf ihre
grundlegenden Annahmen, und sie muss nur nachweisen, dass alles andere logisch
aus diesen folgt. Nur selten wird von ihr verlangt, diese grundlegenden
Annahmen zu verteidigen. Der Religion gestattet man gewöhnlich nicht einmal,
sich nur auf ihr grundlegendstes Prinzip – dass es einen Gott gibt – zu stützen
....
(Kitty Ferguson: Gott und die Gesetze des Universums, Econ Düsseldorf 2002,
S.392)
·
Johann Gottlieb Fichte: Was für eine Philosophie man
wähle, hängt davon ab, was man für ein Mensch ist.
(bdw 12/2003 S.43)
·
religiöse Überzeugungen von US-Wissenschaftlern:
Existiert ein persönlicher Gott?
1916 JA 41,8% Nein 41,5%
1996 Ja 39,3% Nein 45,3%;
(bild der wissenschaft 12/1999 S. 42ff)
·
wenn Physiker von Gott reden, meinen sie meistens
nicht den geschichtlich handelnden Gott der jüdisch-christlichen Offenbarung,
sondern ein pantheistisches Weltprinzip. Max Planck zum Beispiel identifiziert
schlechterdings „die Weltordnung der Naturwissenschaft und den Gott der
Religion“
(Dürr HP u.a.: Gott, der Mensch und die Wissenschaft, Augsburg 1997, S.15,
32,130,182)
4.2. Aussagen und Ansichten einzelner
Naturphilosophen und Naturwissenschaftler
Aristoteles (384-322 v.Chr.)
·
(60) die älteren griechischen Philosophen am Anfang
des 6. Jahrhunderts v. Chr. nahmen in der Welt ein einziges Urprinzip an, aus
dem alle Dinge entstanden sind: Thales von Milet das Wasser, Anaximenes die
Luft, Heraklit das Feuer, Anaximander das Grenzelose, Göttliche; Dem (einen)
Weltstoff setzt dann unter den jüngeren Naturphilosophen im 5. Jahrhundert
v.Chr. Anaxagoras den selbstständigen, weltordnenden „Geist“ entgegen. Seither
ist das Göttliche in der griechischen Philosophie präsent ... von Aristoteles
konzipiert als unbewegter Beweger des Kosmos und letztes Ziel alles Strebens in
der Wirklichkeit.
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
Feuer, Wasser, Luft und Erde setzen alle Objekte
zusammen; werden bewegt von einem Unbewegten Beweger, von einer „prima
materia“
(Fischer14ff)
·
Aristotelismus kam im 13.JH. nach Europa (über
Arabien);
in christliches Weltbild integriert: war verstehbar, entsprach dem Augenschein,
widersprach nicht der Bibel;
Welt ist unendlich; im sublunaren Bereich andere Physik als oberhalb
(supralunear);
Kometen, Supernovae durfte es im supralunaren Bereich eigentlich nicht geben;
(Tagung Glaube Naturwissenschaft Halle 15.10.05)
Augustinus (354-430)
·
Kirchenvater Aurelius Augustinus;
die Welt ist eben die Wirklichkeit, die Gott sich einbildete, bevor er die Welt
schuf;
Die Gesetze sind Gedanken Gottes, sie zu erkennen bedeutet nicht weniger, als
an den Gedanken Gottes selbst teilzuhaben.
Alle Naturerkenntnis dient mithin dem letzten Zweck einer tiefen
Gotteserkenntnis.
(Drewermann Anfang 342)
Albertus Magnus (1193-1280)
·
Dominikanermönch und Bischof;
“Wir haben in der Naturwissenschaft nicht zu erforschen, wie Gott nach seinem
freien Willen durch unmittelbares Eingreifen die Geschöpfe zu Wundern
gebraucht, durch die er seine Allmacht zeigt; wir haben vielmehr zu untersuchen,
was im Bereich der Natur durch die den Naturdingen innewohnende Ursächlichkeit
auf natürliche Weise geschehen kann. ... dass ich mich um Wunder durch Gottes
Eingreifen nicht kümmere, wenn ich Naturkunde betreibe.“
(Fischer 56ff)
·
Einem Theologen sollte vorweg die philosophische und
wissenschaftliche Bildung der Zeit verfügbar sein. ...
(Krafft, F., Meyer-Abich, A.: Große Naturwissenschaftler, Frankfurt/Main 1970)
Nikolaus Kopernikus (1473-1543)
·
Aristoteles: unbewegte Erde im Mittelpunkt des
Universums, Sonne, Mond und Planeten bewegen sich auf idealen Kreisbahnen um
sie herum;
Ptolemäus gestaltete diese Vorstellung im 2.Jh. zu einem vollständigen
kosmologischen Modell
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 10)
·
Kopernikus ordnete nicht die Himmelskörper, sondern
die SPHÄREN am Firmament neu an;
das System ist nicht viel genauer als das des Ptolemäus;
Sonne steht nicht (wie er meint) im Mittelpunkt des Universums,
und nirgendwo am Himmel finden sich Kreisbahnen, von denen er weiter ausgeht;
Nachweis erst möglich, wenn gezeigt werden kann, dass Fixsterne von der Erde
aus unter verschiedenen Winkeln erscheinen; erst 1837 kann der deutsche
Astronom BESSEL die Parallaxe erstmals nachweisen
(Fischer 70ff)
·
Kopernikus: „... wer sollte nicht durch die innige
Beschäftigung mit dem, was er in vollendetster Ordnung und in göttlicher
Weisheit geleitet sieht (Astronomie JK), ... wer sollte nicht den Werkmeister
aller Dinge bewundern ...“
(Muschalek 16)
Galileo Galilei
(1564-1642)
·
(18) Galilei möchte grundsätzlich sowohl das in der Sprache
der Mathematik geschriebene „Buch der Natur“ als auch das „Buch der Bibel“
ernstnehmen. ... Wenn die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse feststehen und
den Aussagen der Bibel widersprechen, ist eine Neuinterpretation der Bibel
fällig!
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
„Das Buch der Natur kann man nur verstehen, wenn man
vorher die Sprache und die Buchstaben gelernt hat, in denen es geschrieben
ist. Es ist in mathematischer Sprache geschrieben, und die Buchstaben sind
Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren, und ohne diese Hilfsmittel
ist es menschenunmöglich, auch nur ein Wort davon zu begreifen.“
(wer damit nicht umgehen kann – sicher die meisten Menschen – kann danach nicht
verstehen, wie die Natur funktioniert!!; der Satz Galileis trifft aber nicht
für die ganze Natur zu, bestenfalls für ihren physikalischen Teil; die belebte
Natur kann man sehr wohl ohne Mathematik verstehen)
G. baut das Fernrohr nach (Erfindung eines Holländers); erreicht
Vergrößerungsfaktor 1000 und machte berühmte Entdeckungen: sah Jupitermonde
(nicht alles kreist um die Erde JK!!!), erkannte raue Oberfläche des Mondes,
stellte Sonnenflecken fest und bemerkte irreguläre Struktur des Saturn;
G. hält – wie Kepler – das kopernikanische System für das Bessere; Spaß an der
Auseinandersetzung – gegen Aristoteles, gegen den gesunden Menschenverstand und
gegen die dogmatische Kirche;
zu Beginn des 17. Jh. hatten sich längst alle Fachleute davon überzeugt, dass
die Anordnung des Ptolemäus nicht richtig beschrieb, was am Himmel los war;
1616 verkündete das Heilige Offizium, dass die zwei Behauptungen, die Sonne sei
der Mittelpunkt der Welt und die Erde sei beweglich, zwar nicht als Ketzereien
anzusehen seien, aber als „irrtümlich im Glauben“ (die kopernikanische Lehre
wurde zwar verurteilt, aber man durfte weiter über sie diskutieren)
Galilei musste 1633 einräumen, dass er zu seiner Zeit nicht in der Lage war,
die heliozentrische Anordnung der Himmelskörper und die zentrale Stellung der
Sonne zu beweisen (wobei die Betonung auf „beweisen“ liegt, was über eine
einfache Plausibilität hinausgeht);
Papst Urban VIII. wies Galilei darauf hin, dass es Beweise doch wohl nur in der
Mathematik gäbe; bei der Bewegung der Erde bzw. der Sonne bestenfalls von
Hinweisen oder Evidenz zu reden; an dieser Stelle hatte der Stellvertreter
einfach recht, und so musste es zur Verurteilung des streitbaren Gelehrten
kommen;
G. war bis zur Selbstaufgabe bereit, die Gewissheit, die aus dem Glauben kommt,
völlig aufzugeben, in der Hoffnung, an ihre Stelle die Sicherheit setzen zu
können, die aus der Überzeugungskraft der eigenen Beweise und der Wahrheit der
logischen Schlüsse stammt;
(Fischer 101ff)
·
„Ich erweise Gott meinen unendlichen Dank, weil er
mich allein als ersten Beobachter bewunderungswürdiger Dinge ausersehen hat,
die den bisherigen Jahrhunderten verborgen geblieben waren.“
(Galileo Galilei in einem Brief vom 30.1.1610)
(Wort und Wissen, info 2/01 S.5)
·
Kopernikus ordnete nicht die Himmelskörper, sondern
die SPHÄREN am Firmament neu an;
das System ist nicht viel genauer als das des Ptolemäus;
Sonne steht nicht (wie er meint) im Mittelpunkt des Universums, und nirgendwo
am Himmel finden sich Kreisbahnen, von denen er weiter ausgeht;
Nachweis für die Richtigkeit erst möglich, wenn gezeigt werden kann, dass
Fixsterne von der Erde aus unter verschiedenen Winkeln erscheinen;
erst 1837 kann der deutsche Astronom BESSEL die Parallaxe erstmals nachweisen
(Fischer 70ff)
Johannes Kepler (1571-1630)
·
Kepler Protestant, Zeit des 30-jährigen Krieges;
Tycho Brahes Assistent; der hatte die Marsbahn präzise vermessen; K. wertet die
Daten nach dem Tod Brahes aus:
die Bahn des Mars am Himmel ist kein Kreis, wie man das seit Anbeginn der Welt
gedacht hatte, sondern der Planet läuft auf einer Ellipse um die Sonne;
Kepler räumte den Daten Vorrang vor den Wünschen ein (ein perfekter Kreis wäre
ihm wohl lieber gewesen, und was sollte er mit einem „leeren“ Brennpunkt
anfangen? JK)
Kepler steht ziemlich genau an der Stelle, an der das eher mystische und noch
immer alchemistisch beeinflusste Denken der Vergangenheit dem verstärkt
rationalen Diskurs weicht, der ohne jeden religiösen Bezug auskommen will und
den Versuch unternimmt, die Welt zu erklären, ohne Anleihen bei Wunderbarem zu
machen.
(Alchemie, Aberglaube, Astrologie ...JK);
in einem Buch von 1604 Naturwissenschaft neben religiösen Betrachtungen und
mathematisch zu nennenden Untersuchungen zum Symbol der göttlichen Trinität;
K. ist immer auf der Suche nach Qualitäten, nach Harmonien des Himmels und nach
Schönheit;
Wissenschaft ist für ihn nur eine andere Form von Gottesdienst (K: WOLLTE
URSPRÜNGLICH Theologie studieren); „Jetzt aber sehet, wie Gott durch mein
Bemühen auch durch die Astronomie gefeiert wurde.“; er meint, das „körperliche
Abbild Gottes“ in der Welt gefunden zu haben (Symbolik an einer Kugel);
bringt göttliche DREI (Trinität) mit der geometrischen DREI
(Dreidimensionalität) in Zusammenhang;
wahre Gesetze der Planetenbewegung als wahrer Ausdruck der Schönheit der
Schöpfung;
Hauptwerk: „Harmonie der Welt“
berechnet „große Konjunktion“ von Jupiter und Saturn als mögliche Erklärung für
den Stern von Bethlehem – danach hätte Geburt Jesu 6 Jahre früher (heute 8)
stattgefunden;
3. Keplersches Gesetz (Quadrat der Umlaufzeit proportional zur 3. Potenz der
großen Halbachse) wird später von Newton aus dem Kraftgesetz abgeleitet (damit
gezeigt, dass es nur eine Physik gibt, die für Himmel und Erde zugleich gültig
ist);
bei K. sind die Planeten noch Lebewesen, die mit einer Seele ausgestattet sind
(vgl. Bibel Gen.1)
(Fischer 120ff)
·
Gott hat sich den Menschen auf zweifache Weise
offenbart: In der Heiligen Schrift durch die Zunge, in der Natur durch den
Finger. Da Gott nicht sich selbst widersprechen kann, so kann auch die Heilige
Schrift mit der Offenbarung der Natur nicht im Widerspruch stehen. ...
Wir Astronomen sind Priester des großen Gottes für das Buch der Natur; daher
geziemt es uns, nicht das Lob unseres Geistes, sondern allein die Ehre des
Schöpfers zu rühmen. ...
Gott ist für mich der große Künstler der Welt, ich schaue bewundernd die Werke
seiner Hände: in der Mitte die Sonne, die Ausspenderin des Lichts und des
Lebens, die nach heiligem Gesetz die Erde zügelt und ihren Lauf lenkt. Ich sehe
die Mühen des Mondes und dort die Sterne zerstreut auf unermessener Flur. So
kann ich nur staunend vor dem Weltgeheimnis stehen, kann beten und sagen: Vater
der Welt, was bewegte dich, ein armes, schwaches Erdengeschöpf so hoch zu
erheben, dass es im Glanze dasteht, ein weithin herrschender König, fast ein
Gott; denn er denkt deine Gedanken dir nach. ...
Wenn ich das Weltall betrachte, ist mir, als wenn ich dich mit meinen Händen
griffe.
(Krafft, F., Meyer-Abich, A.: Große Naturwissenschaftler, Frankfurt/Main 1970)
·
„Meine Absicht ist es aufzuzeigen, dass die
Himmelsmechanik nichts mit dem göttlichen Walten gemein hat, insofern als
nahezu alle der mannigfachen Bewegungsabläufe mittels einer einzigen, ganz
simplen magnetischen Kraft erfolgen.“ ...
“Die Astronomie ist ein Teil der Physik.“
Kepler wurde wegen Ketzerei exkommuniziert ...
(Frazier, K. u.a.: Der Planet Erde – Das Sonnensystem; Time-Life-Bücher
Amsterdam, 1992, S.26)
Isaac Newton (1642-1727)
·
Philosophie des Deismus bei Newton:
Gott muss nach Fertigstellung seiner Schöpfung nicht mehr eingreifen, er zeigt
sich in ihr als vollkommen
(Drewermann Anfang 723ff)
·
„Die wunderbaren Einrichtungen der Sonne, der
Wandelsterne, der Kometen können nur nach dem Plan eines allwissenden und
allmächtigen Wesens und nur nach dessen Weisung zustande kommen. ... so ist das ganze All offenbar nach einem
einheitlichen Plan ausgerichtet, das Reich eines und desselben Herrschers.
Daraus folgt, dass Gott der wahrhaft lebende, allweise und allmächtige Gott
ist, das unendlich vollkommene Wesen, welches hoch über dem Weltall steht.“
(Muschalek 16)
·
Newton war der Meinung, dass er (mit seiner
Forschung) auch dem Gottesglauben eine neue feste Grundlage gegeben habe;
für ihn ist dieser Schöpfer personhaft vorzustellen
(Aichelin/Liedke 131ff)
·
Newton, der große Physiker, hat sich auch als
rastloser Alchemist betätigt;
(Fischer 155ff)
·
Newton zeigt, dass der Mond am Himmel derselben Kraft
unterliegt und seine Bewegung nach den selben Gesetzen richtet wie ein Apfel,
der zu Boden fällt, oder ein Stein, der durch die Luft geschleudert wird;
(Fischer 155ff)
·
3. Keplersches Gesetz (Quadrat der Umlaufzeit
proportional zur 3. Potenz der großen Halbachse) wird später von Newton aus dem
Kraftgesetz abgeleitet (damit hat er gezeigt, dass es nur eine Physik gibt, die
für Himmel und Erde zugleich gültig ist);
(Fischer 120ff)
Pierre Simon de Laplace
(1749-1827)
·
„Eine Intelligenz, welche für einen gegebenen
Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der
sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassen genug wäre, um
diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel
die Bewegungen der großen Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen;
nicht würde ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würden ihr offen vor Augen
liegen.“
(Pierre Simon de Laplace 1814)
(à die
Naturwissenschaft versuchte, nach und nach in die Rolle dieses Dämons zu
schlüpfen)
·
zu Napoleon auf die Frage, warum denn Gott in seinen
Gleichungen nicht vorkomme: „Sire, ich hatte jene Hypothese nicht nötig.“
(er hatte recht, indem er darauf hinwies, dass sich Naturwissenschaft mit der
für den menschlichen Verstand fassbaren Natur beschäftigt, zeigte aber auch
Selbstbewusstein)
(Drewermann Der sechste Tag 237; Hans Küng, Der Anfang aller Dinge, Piper 2005
S.96)
Michael Faraday (1791-1867)
·
Grundlagen der Elektrizität;
“ ... dass es Gott gefallen hat, seine materielle Schöpfung mit Hilfe von
Gesetzen zustande zu bringen ... der Schöpfer beherrscht seine materiellen
Hervorbringungen durch definitive Gesetze, die durch die Kräfte zustande
kommen, die auf die Materie einwirken.“
F. liest im Buch der Natur, um Zeichen zu finden für Gottes Handeln
(Fischer 192)
Charles Darwin (1809-1882)
·
So wie der Mensch in der Zivilisation vorschreitet
und kleine Stämme zu größeren Gemeinschaften sich vereinen, wird die
schlichteste Vernunft jedem Einzelwesen sagen, dass es seine geselligen
Instinkte und Sympathien auf alle Mitglieder des Volkes ausdehnen müsse, mögen
sie ihm auch persönlich unbekannt sein. Ist dieser Punkt einmal erreicht, so
ist es nur noch eine künstliche Schranke, die verhindert, dass er seine
Sympathie auf alle Menschen aller Völker und Rassen erstrecke. Wenn auch
tatsächlich solche Leute von ihm durch bedeutende Unterschiede im Aussehen
oder in der Gewohnheit gesondert sind, so brauchte es leider, wie uns die
Erfahrung lehrt, gar lange Zeit, bis wir sie als Mitmenschen betrachteten.
Sympathie über die Grenzen der Menschheit hinaus, d.h. Humanität gegenüber den
niedrigeren Tieren, dürfte eine der spätesten moralischen Erwerbungen sein. ...
diese Tugend, eine der edelsten, mit denen der Mensch begabt ist ... wird
zarter, umfassender, bis sie sich auf alle fühlenden Wesen erstreckt.; ......
Bei Wilden werden die an Körper oder Geist Schwachen bald entfernt sein, und
die Überlebenden weisen gewöhnlich einen kräftigen Gesundheitszustand auf. Wir
zivilisierten Menschen dagegen tun das Möglichste, um diesen Entfernungsprozess
zu hemmen; wir bauen Asyle für Blödsinnige, Krüppel und Kranke; wir erlassen Armengesetze
und unsere Ärzte wenden ihre ganze Geschicklichkeit an, um das Leben jedes
Menschen so lang wie nur möglich zu erhalten. Es lässt sich mit Grund annehmen,
dass die Impfung Tausenden das Leben erhalten habe, die infolge ihrer schwachen
Konstitution früher den Pocken erlegen wären. Dermaßen können die schwachen
Mitglieder der zivilisierten Gesellschaft ihre Art fortpflanzen. Niemand, der
die Züchtung von Haustieren beobachtet hat, wird zweifeln, dass das erwähnte
Vorgehen für die menschliche Rasse höchst schädlich sein muss. ... Der
Beistand, den wir uns genötigt fühlen, den Hilflosen zu leisten, ist
hauptsächlich ein incendentales Ergebnis des Instinkts der Sympathie, der
ursprünglich als ein Teil der geselligen Instinkte erworben worden war, in der
Folge jedoch,.. zarter und verbreiteter wurde. Auch können wir unsre Sympathie
nicht hemmen, selbst dann nicht, wenn starke Vernunftgründe dawider sind, ohne
den edelsten Teil unserer Naturheit zu verletzen ... wollten wir die Schwachen
und Hilflosen vernachlässigen, so würden wir nur einen ungewissen Vorteil mit
einem überwältigenden gegenwärtigen Übel erwerben.;
(Darwin: Abstammung des Menschen 183, 200)
·
Wenn es möglich (und sinnvoll) sein soll, an einen
Gott zu glauben (von „beweisen“ ist ein für allemal nicht länger die Rede
mehr!), so nicht aufgrund der Welt, wie sie uns erscheint, sondern trotz der
Welt, gegen die Welt, buchstäblich und absolut jenseits der Welt, in der wir
leben und aus der wir kommen.
(Drewermann Und es geschah so 768)
·
... so habe ich doch wenigstens, ich hoffe es, ein
gutes Werk verrichtet, indem ich dazu beigetragen habe, das Dogma der
besonderen Schöpfungsakte zu stürzen;
... veredelnder Glaube an die Existenz eines allmächtigen Gottes ...;
die höhere Frage, ob ein Schöpfer und Weltenlenker existiere; diese ist von
vielen der größten Geister, die je auf Erden waren, zustimmend beantwortet
worden;
Der geringste Organismus ist etwas viel Höheres als der unorganische Staub
unter unseren Füßen; und niemand, der vorurteilsfreien Geistes ist, kann irgend
ein lebendes Wesen studieren, ohne durch dessen wundervolle Struktur und
Eigenschaften von staunender Begeisterung erfüllt zu werden.;
Wir müssen ... anerkennen, dass der Mensch mit all seinen edlen Eigenschaften,
mit seiner Sympathie, die er für das Niedrigste fühlt, mit seinem Wohlwollen,
das sich nicht nur auf andere Menschen erstreckt, sondern auch auf das
geringste lebende Geschöpf, mit seinem göttlichen Intellekt, der die Bewegungen
und die Beschaffenheit des Sonnensystems ergründet hat – dass der Mensch mit
all diesen erhabenen Kräften doch noch in seinem Körperbau den
unauslöschlichen Stempel seines niedrigen Ursprungs trägt. (= letzter Satz JK)
(Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die Zuchtwahl in
geschlechtlicher Beziehung, Reclam Leipzig o.J., Bd. I - S.3; 92; 139; 140; 248; Bd. II – S.420; 429)
·
zu einer Zeit geboren, als die Tätigkeit eines
Naturforschers und das dazugehörende Fach der Naturkunde noch fest in den
Händen der Theologen lag. Dementsprechend sprach man von einer Naturtheologie
... alle Professoren für Botanik und Zoologie waren Theologen ...
das eigentlich Spannende an der Geschichte Darwins ist seine Verwandlung der
Naturtheologie in eine Naturkunde bzw. Naturwissenschaft ... er nahm die
Naturtheologen einfach bei ihrem Wort und glaubte an die Präzision, die sie
sich selbst vorgaben oder anstrebten ... wandte sich vom Christentum ab und
wurde zum Agnostiker ...
als der junge noch im Glauben verankerte D. seine Weltreise antrat, war in der
Schiffsbibel das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 v.Chr.
9 Uhr vormittags
die Naturtheologen schwärmten von dem Argument des „design“, das William Paley
1802 vorgestellt hatte: ... zu einer Uhr gehört ein Uhrmacher, und die Welt
verweist auf einen großen Uhrmacher ...
Lieblings-Tochter Annie stirbt mit 10 Jahren 1851 à
endgültige Lossagung vom christlichen Glauben (kein Trost)
als D. begann, seine Ideen zur Veränderbarkeit der Arten zu Papier zu bringen:
„Mir ist, als gestehe ich einen Mord“ (Stabilität der Ordnungen gerät ins
Wanken, Verursachung ist nicht mehr der Wille Gottes)
Der britische Bischof Wilberforce fragte den Biologen Thomas Huxley, „ob er von
Seiten seines Großvaters oder seiner Großmutter vom Affen abstamme“.
Huxley erwiderte: „Wenn mir die Frage gestellt würde, ob ich lieber einen
erbärmlichen Affen zum Großvater hätte oder einen begabten Mann mit großem
Einfluss, der aber diese Gaben und diesen Einfluss in der bloßen Absicht
gebraucht, eine ernsthafte wissenschaftliche Diskussion ins Lächerliche zu
ziehen, dann zögere ich nicht zu erklären, dass ich den Affen bevorzugte.“
D. hat das Wort Evolution erst 1871 gebraucht ...
herrschende Weltsicht war der von Newton entworfene Kosmos, der wie ein Uhrwerk
ablief und in dem es dank seiner deterministischen Gesetze Sicherheit und
Vorhersagbarkeit gab ... genau dieses Weltbild wurde durch Darwins Idee
erschüttert (vielleicht Erklärung für Abläufe in der Vergangenheit, aber keine
Vorhersage für die Zukunft möglich); ... alle Lebewesen waren nicht mit
Absicht in der Welt, kein Ergebnis eines göttlichen Schöpfungsplanes, sondern
als Ergebnis eines wahrscheinlich zufälligen und gewiss nicht-zielgerichteten
Vorgangs namens Evolution
(Fischer 206ff)
·
„Es ist wahrlich etwas Erhabenes um die Auffassung,
dass das Leben mit seinen verschiedenen Fähigkeiten vom Schöpfer ursprünglich
nur wenigen oder gar nur einer einzigen Form eingehaucht wurde,
und dass, während dieser Planet nach dem ehernen Gravitationsgesetz seine
Kreise zieht,
aus einem so schlichten Anfang unzählige der schönsten und wunderbarsten Formen
entwickelt wurden und immer weiter entwickelt werden.“
(letzter Satz in Darwins Hauptswerk: C.D.: Über die Entstehung der Arten,
Reclam, Leipzig1980, S.538)
(engl. Original):
„There is grandeur in this view of life, with its several powers, having been
originally breathed by the Creator into a few forms or into one; and that,
whilst this planet has gone cycling on according to the fixed law of gravity,
from so simple a beginning endless forms most beautiful and most wonderful have
been, and are being, evolved.“
In der ersten Auflage
des Buches – die auch heute noch Grundlage mancher Übersetzungen ist – fehlt
das Reden „vom Schöpfer“ („by the Creator“). Diese Worte hat Darwin erst von der
zweiten Auflage an in den Text eingefügt, offenbar, weil es ihm wichtig war,
und sie sind bis zur letzten zu seinen Lebzeiten erschienenen Auflage des
Buches erhalten geblieben.
Der „Schöpfer“ taucht
auch nicht zufällig und singulär in diesem Buch auf – nur eine Seite vorher
schreibt Darwin z.B. von den „vom Schöpfer der Materie eingeprägten Gesetzen“
(S.537).
·
(Darwins Wertschätzung von Religion)
+ (Bd.I, S.139) (die
höhere Frage) „ob ein Schöpfer oder Weltenlenker existiere; diese ist von
vielen der größten Geister, die je auf Erden waren, zustimmend beantwortet
worden.“
+ (I 168 Fußnote)
„Böses mit Gutem zu vergelten, den Feind zu lieben, ist ein so hoher sittlicher
Standpunkt, dass zu bezweifeln ist, ob die geselligen Instinkte an und für sich
uns je dahin hätten bringen können. Vereint mit der Sympathie, mussten diese
Instinkte mit Hilfe der Vernunft, der Belehrung und der Liebe oder Furcht vor
Gott hoch kultiviert und erweitert werden, ehe eine so goldene Regel je erdacht
oder befolgt werden konnte.“
+ (I 216) „Die höchste
Form der Religion – der große Gedanke von einem Gott, der die Sünde hasst und
die Rechtschaffenheit liebt – war in den Urzeiten unbekannt.“
+ (II 418) „Bei den
zivilisierten Rassen hat die Überzeugung vom Dasein eines allwissenden Gottes
einen mächtigen Einfluss auf den Fortschritt der Sittlichkeit gehabt ...
Der Glaube an Gott wurde oft nicht nur als der größte, sondern auch als der
vollkommenste aller Unterschiede zwischen Mensch und niedrigerem Tiere
vorgebracht. ...“
(C.D.: Die Abstammung
des Menschen)
· Charles Darwin
wurde am 26.4.1882 in London in der Westminster Abbey beigesetzt (einer großen
Kirche in London) --- (K. Ferguson: Gott und die Gesetze des Universums, Econ
Düsseldorf 2002, S.13f)
· „Ein anderer Grund für den Glauben
an die Existenz Gottes, der mit der Vernunft, nicht mit Gefühlen zusammenhängt,
scheint mir mehr ins Gewicht zu fallen. Dieser Grund ergibt sich aus der
extremen Schwierigkeit oder eigentlich Unmöglichkeit, sich vorzustellen, dieses
gewaltige, wunderbare Universum einschließlich des Menschen mitsamt seiner
Fähigkeit, weit zurück in die Vergangenheit und weit voraus in die Zukunft zu
blicken, sei nur das Ergebnis blinden Zufalls oder blinder Notwendigkeit. Wenn
ich darüber nachdenke, sehe ich mich gezwungen, auf eine Erste Ursache zu
zählen, die einen denkenden Geist hat, gewissermaßen dem menschlichen Verstand
analog; und ich sollte mich wohl einen Theisten nennen.
Wenn ich mich recht erinnere, beherrschte diese Schlussfolgerung mein Denken in
der Zeit, als ich Über die Entstehung
der Arten schrieb;
seither schien sie mir ganz allmählich immer weniger überzeugend;
ich schwankte jedoch sehr …
Das Mysterium vom Anfang aller Dinge können wir nicht aufklären; und ich
jedenfalls muss mich damit zufrieden geben, Agnostiker zu bleiben.“
(Charles Darwin: Mein Leben, Insel TB S.102f.)
· Darwin schreibt 1879 in einem Brief
an John Fordyce:
Es scheint mir absurd zu sein zu bezweifeln, dass jemand sowohl ein
leidenschaftlicher Theist wie auch ein Evolutionist sein kann. - Sie haben
recht, wenn Sie an Kingsley denken, Asa Gray, der bedeutende Botaniker, ist ein
anderes Beispiel dafür. – Was meine eigenen Ansichten betrifft, so ist das eine
Frage, die keinerlei Konsequenzen für andere hat, sondern allein mich betrifft.
– Aber wenn Sie mich fragen, muss ich feststellen, dass mein Urteil häufig
schwankt. Umsomehr deswegen, weil es davon abhängt, wie man den Begriff
definiert, ob man jemanden einen Theisten nennen sollte: das ist ein zu
gewaltiger Gegenstand, als dass man ihn in einer kurzen Bemerkung abhandeln
könnte. In den äußersten Zuständen meines Schwankens bin ich niemals ein
Atheist in dem Sinne gewesen, dass ich die Existenz eines Gottes geleugnet
hätte. Ich glaube, im Allgemeinen (und desto mehr und mehr, je älter ich werde),
aber nicht immer, dass Agnostiker die genaueste Bezeichnung für meinen
Seelenzustand sein würde.
(Quelle: http://www.darwinproject.ac.uk/entry-12041)
Darwin hat mehrfach klargestellt,
dass er Agnostiker sei, nicht Atheist. Was ist der Unterschied?
Der Agnostizismus ist eine Weltanschauung, die insbesondere
die prinzipielle Begrenztheit menschlichen Wissens betont. Die Möglichkeit der
Existenz transzendenter Wesen oder Prinzipien wird vom Agnostizismus nicht
bestritten. Agnostizismus ist sowohl mit Theismus als auch mit Atheismus
vereinbar, da der Glaube an Gott möglich ist, selbst wenn man die Möglichkeit
der rationalen Erkenntnis Gottes verneint.
Die Frage „Gibt es einen Gott?“ wird vom Agnostizismus dementsprechend nicht
mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet, sondern mit „Es ist nicht geklärt“, „Es ist
nicht beantwortbar“.
Unabhängig davon ist die Frage „Glauben Sie an einen Gott?“.
Diese ist auch von einem Agnostiker mit „Ja“ oder „Nein“
beantwortbar.
(Und erst ein NEIN
auf diese Frage würde den Atheisten kennzeichnen)
(Wikipedia 23.2.2009)
·
Brief Charles Darwin 1870 an J.D.Hooker:
„Meine Theologie ist ein einziges
Durcheinander;
ich kann das Universum nicht als ein Resultat blinder Zufälligkeit sehen,
ich kann aber auch kein Zeichen für das Walten einer gütigen Absicht oder
überhaupt einer wie auch immer gearteten Absicht … entdecken.“
(C.D.: Mein Leben, insel tb 2008, S.185)
· Brief von Charles Darwin an Asa Gray, 22.5.1860
Was nun die theologische
Ansicht der Frage betrifft. Das ist immer peinlich für mich. Ich bin ganz
bestürzt. Ich habe durchaus nicht die Absicht gehabt, atheistisch zu schreiben.
Ich gesteh aber zu, dass ich nicht so deutlich, wie es andere sehen und wie ich
selbst tun zu können wünschte, Beweise von Absicht und von Wohltätigkeit auf
allen Seiten um uns herum erkennen kann. Ich kann mich nicht dazu überreden,
dass ein wohlwollender und allmächtiger Gott mit vorbedachter Absicht die
Ichneumiden oder Schlupfwespen erschaffen haben würde mit der ausdrücklichen
Bestimmung, sich innerhalb des Körpers lebender Raupen zu ernähren, oder auch,
dass eine Katze mit den Mäusen erst spielen solle. Da ich hieran nicht glauben
kann, sehe ich auch keine Notwendigkeit zu dem Glauben ein, dass das Auge
ausdrücklich beabsichtigt wurde. Auf der anderen Seite kann ich mich doch in
keinerlei Weise damit befriedigt fühlen, dieses wunderbare Universum, und
besonders die menschliche Natur, zu betrachten und zu folgern, dass alles nur
das Resultat der rohen Kraft ist. Ich bin geneigt, alles als das Resultat
vorausbestimmter Gesetze anzusehen, wobei die Einzelheiten, mögen sie gut oder
schlimm sein, der Wirkung dessen überlassen wird, was man Zufall nennen kann.
Nicht, als wenn dieser Begriff mich durchaus befriedigte. Ich fühle aufs
Allertiefste, dass der ganze Gegenstand zu tief ist für den menschlichen
Intellekt. Ein Hund könnte ebenso gut über den Geist Newtons spekulieren. Lasst
einen jeden Menschen hoffen und glauben, was er kann. Ganz entschieden stimme
ich darin mit Ihnen überein, dass meine Ansichten durchaus nicht notwendig
atheistisch sind. Der Blitz tötet einen Menschen, mag er ein guter oder ein
schlechter sein, in Folge der ganz außerordentlich komplizierten Tätigkeit der
Naturgesetze.
(Leben und Briefe von Charles Darwin, Herausgegeben von Francis Darwin,
übersetzt von Julius Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche
Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, II.Band, S.303f.)
·
Dass es auf der Welt viel Leiden gibt, wird niemand
bestreiten. Manche Autoren haben versucht, den Sinn des menschlichen Leidens
damit zu erklären, dass sie sich vorstellen, es diene der Verbesserung der
Moral. Aber die Zahl der Menschen auf der Welt ist, verglichen mit anderen
fühlenden Wesen, verschwindend gering, und diese anderen leiden sehr, ohne dass
eine Besserung der Moral zustande kommt. Ein so mächtiges und wissendes Wesen
wie ein Gott, der das Universum erschaffen könnte, ist für unser begrenztes
Vorstellungsvermögen allmächtig und allwissend, und unser Verstand empört sich
gegen die Vorstellung, die Güte dieses Wesens sei nicht grenzenlos; denn
welchen Vorteil soll das endlose Leiden von Millionen niederer Lebewesen haben?
Dieses sehr alte Argument, die Existenz von Leiden sei ein Beweis gegen die
Existenz einer intelligenten ersten Ursache, kommt mir sehr überzeugend vor …
(Charles Darwin: Mein Leben, Insel Taschenbuch 2008, S.99)
·
Brief
von Charles Darwin an einen deutschen Studenten 1879 (geschrieben von einem
Familienmitglied):
„Er (C.D.) ist der Ansicht, dass die Entwicklungstheorie mit dem Glauben an
einen Gott völlig vereinbar ist; dass Sie aber daran denken müssen, dass
verschiedene Personen verschiedene Definitionen von dem haben, was sie unter
Gott verstehen.“
(Leben und Briefe von Charles Darwin, Herausgegeben von Francis Darwin,
übersetzt von Julius Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche
Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, I.Band, S.281ff.)
Ernst Haeckel (1834-1919)
·
Ernst Haeckel bekannte sich zu einem Monismus, der
statt des Dualismus von Geist und Materie die grundsätzliche Einheit beider
propagierte, und zwar eine strikt materialistische. Keine Materie existiere
ohne Geist, kein Geist ohne Materie, „sondern nur Eins, das Beides zugleich
sei“. Einen übernatürlichen personifizierten Schöpfer lehnte er ab. „Für
Haeckel ist Gott identisch mit dem allgemeinen Naturgesetz und der Natur
selbst“, schreibt seine Biografin Erika Krauße H. war „der Ansicht, dass aus
seiner monistischen Naturphilosophie eine monistische Naturreligion
hervorgehen könnte, die mit den modernen Erkenntnissen der Naturwissenschaften
übereinstimme.“;
1866 trafen H. und Darwin in London zusammen, D. war hocherfreut über die
Verbreitung, die H. seiner Theorie in Deutschland verschafft hatte, wunderte
sich allerdings über die Rigorosität, mit der H. sie vertrat.; 1879 Debatte
über H. im Preußischen Abgeordnetenhaus, Ergebnis: Verbot nicht nur seiner,
sondern auch Darwins Schriften an den Schulen Preußens
(GEO 12/1996 S.140ff)
·
(1) monistische Erkenntnistheorie ... als die beiden
einzigen sicheren Wege hatte ich „Erfahrung und Denken – oder Empirie und
Spekulation“ bezeichnet und dabei betont, dass diese beiden gleichberechtigten
Erkenntnismethoden sich gegenseitig ergänzen, dass sie allein durch die
Vernunft uns zur Wahrheit führen. Dagegen hatte ich zwei andere, vielbetretene
Wege, die angeblich direkt zur tieferen Erkenntnis leiten, nämlich „Gemüt und
Offenbarung“, als irreführend zurückgewiesen; beide widerstreiten der „reinen
Vernunft“, indem sie den Glauben an Wunder verlangen.;
(36ff) Naturalismus; Monismus
In dem streng monistischen Sinne von Spinoza fallen für uns die Begriffe von
Gott und Natur zusammen (Deus sive Natura). Ob es jenseits der Natur ein Gebiet
des „Übernatürlichen“ oder eine „Geisterreich“ gibt, wissen wir nicht.
(Ernst Haeckel: Die Lebenswunder, Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1906)
Max Planck (1858-1947)
·
„... dass es für einen naturwissenschaftlich
einigermaßen Gebildeten schlechterdings unmöglich ist, die vielen Berichte von
... den Naturgesetzen widersprechenden Gegebenheiten, von Naturwundern,, die
gemeinhin als wesentliche Stützen und Bekräftigungen religiöser Lehren gelten
und die man früher ohne kritische Bedenken einfach als Tatsachen hinnahm,
heute noch als auf Wirklichkeit beruhend anzuerkennen. Wer es also mit seinem
Glauben wirklich ernst meint und es nicht ertragen kann, wenn dieser mit
seinem Wissen in Widerspruch gerät, der steht vor der Gewissensfrage, ob er
sich überhaupt noch ehrlich zu einer Religionsgemeinschaft zählen darf, welche
in ihrem Bekenntnis den Glauben an Naturwunder einschließt.“
(Dürr 22f)
·
„Denn Gott regiert gleichermaßen in allen Ländern der
Erde, ihm ist die ganze Welt mit ihren Schätzen wie auch mit ihren
Schrecknissen untertan, und es gibt im Reich der Natur wie im Reich des Geistes
kein Gebiet, das er nicht allgegenwärtig durchdringt.“
(Dürr 25)
·
„Wie erbärmlich klein, wie ohnmächtig müssen wir
Menschen uns vorkommen, wenn wir bedenken, dass die Erde, auf der wir leben, in
dem schier unermesslichen Weltall nur ein minimales Stäubchen, geradezu ein
Nichts bedeutet, und wie seltsam muss es uns andererseits erscheinen, dass
wir, winzige Geschöpfe auf einem beliebigen winzigen Planeten, imstande sind,
mit unseren Gedanken zwar nicht das Wesen, aber doch das Vorhandensein und die Größe
der elementaren Bausteine der ganzen großen Welt genau zu erkennen.
Aber das Wunderbare geht noch weiter. Es ist ein unbezweifelbares Ergebnis der
physikalischen Forschung, dass diese elementaren Bausteine des Weltgebäudes
nicht in einzelnen Gruppen ohne einen Zusammenhang nebeneinanderliegen,
sondern dass sie sämtlich nach einem einzigen Plan aneinandergefügt sind, oder,
mit anderen Worten, dass in allen Vorgängen der Natur eine universale, uns bis
zu einem gewissen Grad erkennbare Gesetzlichkeit herrscht.“
(Dürr 32f)
·
„Was wir aber nun als das allergrößte Wunder ansehen
müssen, ist die Tatsache, dass die sachgemäßeste Formulierung dieses Gesetzes
bei jedem Unbefangenen den Eindruck erweckt, als ob die Natur von einem vernünftigen,
zweckbewussten Willen regiert würde.“
(Dürr 34)
·
Gesetzmäßigkeit im gesamten Bereich der Natur, ...
die zweckmäßigem Handeln entspricht, ... stellt eine vernünftige Weltordnung
dar
(Dürr 36)
·
„... Religion
und Naturwissenschaft begegnen sich in der Frage nach der Existenz und nach dem
Wesen einer höchsten über die Welt regierenden Macht ...
Nichts hindert uns also, und unser nach einer einheitlichen Weltanschauung
verlangender Erkenntnistrieb fordert es, die beiden überall wirksamen und doch
geheimnisvollen Mächte, die Weltordnung der Naturwissenschaft und den Gott der
Religionen, miteinander zu identifizieren. Danach ist die Gottheit, die der
religiöse Mensch mit seinen anschaulichen Symbolen sich nahezubringen sucht,
wesensgleich mit der naturgesetzlichen Macht, von der dem forschenden Menschen
die Sinnesempfindungen bis zu einem gewissen Grade Kunde geben. ...
grundsätzlicher Unterschied zu beachten. Für den religiösen Menschen ist Gott
unmittelbar und primär gegeben. ... Im Gegensatz dazu ist für den Naturforscher
das einzig primär Gegebene der Inhalt seiner Sinneswahrnehmungen und der
daraus abgeleiteten Messungen. Von da aus sucht er sich auf dem Wege der
induktiven Forschung Gott und seiner Weltordnung als dem höchsten, ewig
unerreichbaren Ziele nach Möglichkeit anzunähern. Wenn also beide, Religion und
Naturwissenschaft, zu ihrer Betätigung des Glaubens an Gott bedürfen, so steht
Gott für die eine am Anfang, für die andere am Ende allen Denkens. Der einen
bedeutet er das Fundament, der anderen die Krone des Aufbaues jeglicher
weltanschaulicher Betrachtung. ...
Die Naturwissenschaft braucht der Mensch zum Erkennen, die Religion aber
braucht er zum Handeln.“
(Dürr 37f)
·
Heisenberg:
Für Planck sind Religion und Naturwissenschaft deswegen vereinbar, weil sie,
wie er voraussetzt, sich auf ganz verschiedene Bereiche der Wirklichkeit
beziehen. Die Naturwissenschaft handelt von der objektiven materiellen Welt.
Sie stellt uns vor die Aufgabe, richtige Aussagen über diese objektive
Wirklichkeit zu machen und ihre Zusammenhänge zu verstehen. Die Religion aber
handelt von der Welt der Werte. Hier wird von dem gesprochen, was sein soll,
was wir tun sollen, nicht von dem, was ist. ...
Planck hat sich eindeutig für die christliche Tradition entschieden ...
Ich bezweifle, ob menschliche Gemeinschaften auf die Dauer mit dieser scharfen
Spaltung von Wissen und Glauben leben können .
Missverständnis seit dem 18 Jahrhundert: Konflikt entsteht, wenn man die Bilder
und Gleichnisse der Religion als naturwissenschaftliche Behauptungen interpretiert,
was natürlich unsinnig ist.
(Dürr 295)
·
„Es ist der stetig fortgesetzte, nie erlahmende Kampf
gegen Skeptizismus und gegen Dogmatismus, gegen Unglaube und gegen Aberglaube,
den Naturwissenschaft und Religion gemeinsam führen, und das richtungweisende
Losungswort in diesem Kampf lautet von jeher und in alle Zukunft: Hin zu Gott!“
(Dürr 39)
·
Brief nach dem Tod seines Sohnes 1945 (Hinrichtung
durch die Nazis): „... dass ich es als eine Gnade des Himmels betrachte, dass
mir von Kindheit an der feste, durch nichts beirrbare Glaube an den
Allmächtigen und Allgütigen tief im Innern wurzelt.“ (Planck verlor 4 Kinder zu
Lebzeiten)
(Muschalek 63)
·
(217) „Auch für die Physik gilt der Satz, dass man
nicht selig wird ohne Glauben, zumindest den Glauben an eine gewisse Realität
außer uns.“ (1913)
(Ernst Peter Fischer: Leonardo, Heisenberg & Co., Piper TB München 2004)
Albert Einstein (1879-1955)
·
(12) Einstein beruft sich auf „Häretiker“ wie
Demokrit, Franz von Assisi und besonders Spinoza, vertritt eine dogmenfreie
„kosmische Frömmigkeit“
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
Vortrag Gerd Weiberg:
E. glaubt an kosmische Religiosität, die er in der vollkommenen Harmonie des
Kosmos zu erkennen glaubt;
Gott ist diesem Universum immanent;
wunderbare Ordnung der Natur;
Gott als unermesslicher Geist (nicht menschenähnlicher, persönlicher Gott);
E. spricht ständig von GOTT, ohne an ihn zu glauben;
nennt sich einen „tief religiösen Ungläubigen“;
alles im Universum ist vorherbestimmt; Credo für Determinismus, gegen Zufall;
Spinoza: In der Natur gibt es nichts Zufälliges;
E. Ist Jude immer nur unter kulturell-politischen Gesichtspunkten,
Schicksalsgemeinschaft; gibt an „konfessionslos“;
Widerspruch: Determinismus – und trotzdem ethisch verantwortliche Lebensführung
(Willensfreiheit)?;
(Tagung: Naturwissenschaft, Weltbild, Glaube; Halle 15.10.05)
·
all diesen Typen (von Religionen JK) gemeinsam ist
der anthropomorphe Charakter der Gottesidee (Vater, Mutter, Führer, Belohnung
und Bestrafung, Furcht und Moral JK);
Über diese Stufe religiösen Erlebens pflegen sich nur besonders reiche
Individuen und besonders edle Gemeinschaften wesentlich zu erheben. Bei allen
aber gibt es noch eine dritte Stufe religiösen Erlebens, wenn auch nur selten
in reiner Ausprägung; ich will sie als kosmische Religiosität bezeichnen. ...
Ansätze zur kosmischen Religiosität finden sich bereits auf früher
Entwicklungsstufe, z.B. in manchen Psalmen Davids sowie bei einigen Propheten.
Viel stärker ist die Komponente kosmischer Religiosität im Buddhismus ...
Die religiösen Genies aller Zeiten waren durch diese kosmische Religiosität
ausgezeichnet, die keine Dogmen und keinen Gott kennt, der nach dem Bild des
Menschen gedacht wäre. Es kann daher auch keine Kirche geben, deren hauptsächlicher
Lehrinhalt sich auf die kosmische Religiosität gründet. ... gerade unter den
Häretikern aller Zeiten ... Demokrit, Franziskus von Assisi, Spinoza ...
Wer von der kausalen Gesetzmäßigkeit allen Geschehens durchdrungen ist, für den
ist die Idee eines Wesens, welches in den Gang des Weltgeschehens eingreift,
ganz unmöglich ... ein Gott, der belohnt und bestraft, ist für ihn schon darum
undenkbar, weil der Mensch nach äußerer und innerer Notwendigkeit handelt, vom
Standpunkt Gottes aus also nicht verantwortlich wäre ...
Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht
nach dem Begreifen wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt
geoffenbarten Vernunft musste in Kepler und Newton lebendig sein ...
Ein Zeitgenosse hat nicht mit Unrecht gesagt, dass die ernsthaften Forscher in
unserer im allgemeinen materialistisch eingestellten Zeit die einzig tief
religiösen Menschen seien.
(Dürr 67ff)
·
“... wenn die Zahl der mitwirkenden Faktoren bei
einem Komplex von Naturerscheinungen zu groß ist, lässt uns die
wissenschaftliche Methode meist im Stich. Man braucht nur an das Wetter zu
denken, für das eine Voraussage selbst auf wenige Tage schon unmöglich wird.
Und dennoch besteht kein Zweifel, dass wir dabei einem Kausalzusammenhang
gegenüberstehen, dessen einzelne Komponenten uns im wesentlichen bekannt sind.
Ereignisse auf diesem Gebiet entziehen sich unserer exakten Vorhersage nur
wegen der Mannigfaltigkeit der mitwirkenden Faktoren, nicht wegen einer
mangelnden Ordnung in der Natur.“
(Dürr: Physik und Transzendenz, Scherz 1988 S.77)
·
Die Naturwissenschaft kann freilich niemals die Lehre
von einem in die Naturereignisse eingreifenden persönlichen Gott widerlegen,
denn diese Lehre kann stets in jenen Gebieten Zuflucht suchen, in denen
wissenschaftliche Erkenntnis bis jetzt noch nicht Fuß zu fassen vermochte. ...
Aber ich bin überzeugt, dass ein solches Verhalten der Vertreter der Religion
nicht nur unwürdig, sondern auch verhängnisvoll wäre. Denn eine Lehre, die
sich nicht in klaren Licht, sondern nur im Dunkel zu behaupten vermag, wird
zwangsläufig jede Wirkung auf Menschen verlieren ...
In ihrem Kampf um das Gute müssten die Lehrer der Religion die innere Größe
haben und die Lehre von einem persönlichen Gott fahren lassen, das heißt, auf
jene Quelle von Furcht und Hoffnung verzichten. ...
Wer aber je die erfolgreichen Fortschritte auf diesem Gebiet (der
naturwissenschaftlichen Forschung JK) eindringlich erfahren hat, wird tiefe
Ehrfurcht vor der Vernunft empfinden, die sich in der Wirklichkeit offenbart.
Durch die Erkenntnis befreit sich der Mensch weitgehend aus den Fesseln seiner
Hoffnungen und Wünsche und gewinnt dabei jene demütige Geisteshaltung
gegenüber der Erhabenheit der Vernunft, die sich in der Wirklichkeit verkörpert
und ihm in ihren letzten Tiefen unzugänglich ist. Diese Einstellung scheint mir
aber im höchsten Sinne des Wortes religiös zu sein.
(Dürr 76ff)
·
Wolfgang Pauli:
Einsteins Auffassung liegt mir näher ... der liebe Gott, auf den er sich so
gern beruft, hat irgendwie mit den unabänderlichen Naturgesetzen zu tun.
Einstein hat ein Gefühl für die zentrale Ordnung der Dinge. Er spürt diese Ordnung
in der Einfachheit der Naturgesetze. Man kann annehmen, dass er diese
Einfachheit bei der Entdeckung der Relativitätstheorie stark und unmittelbar
erlebt hat. ...
Einstein ist wohl kaum an eine religiöse Tradition gebunden, und ich würde
glauben, dass die Vorstellung eines persönlichen Gottes ihm ganz fremd ist.
Aber es gibt für ihn keine Trennung zwischen Wissenschaft und Religion. Die
zentrale Ordnung gehört für ihn zum subjektiven ebenso wie zum objektiven
Bereich,...
(Dürr 297)
·
Niels Bohr: mir geht es wie Dirac, dass mir die
Vorstellung eines persönlichen Gottes fremd ist
(Dürr 301)
·
das herrlich naive Gottesbild, das jeder sofort
verstand:
Einstein fragte,
„ob der Herrgott nicht (über meine Einfälle) lacht und mich an der Nase
herumführt“, oder
“welche Schräubchen der Alte wohl dreht, um alles das zu bewerkstelligen“,
welche Wahl „der ewige Rätselgeber“ bei der Erschaffung der Welt hatte ...
“Raffiniert ist der Herrgott, aber boshaft ist er nicht“
“Gott würfelt nicht“
E. weicht der Frage nach Gott ununterbrochen durch Witzchen und Albernheiten
aus ...
“bange Frage ... ob Gott wirklich würfelt“ in Brief an Niels Bohr 1949 – Bohrs
Antwort: „dass niemand – und nicht einmal der liebe Gott selber – wissen kann,
was ein Wort wie würfeln in diesem Zusammenhang heißen soll“
E. suchte den Weg zurück in eine deterministische Physik der klassischen Art
...
(Fischer 349)
·
„Das Schönste, was wir erleben können, ist das
Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und
Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr
staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen. Das Erlebnis des
Geheimnisvollen wenn auch mit Furcht gemischt - hat auch die Religionen
gezeugt. Das Wissen um die Existenz des für uns Undurchdringlichen, der
Manifestationen tiefster Vernunft und leuchtendster Schönheit, die unserer Vernunft
nur in den primitivsten Formen zugänglich sind, dies Wissen und Fühlen macht
wahre Religiosität aus; in diesem Sinn und nur in diesem gehöre ich zu den
tief religiösen Menschen. Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt
und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach Art desjenigen, den wir an
uns erleben, kann ich mir nicht einbilden. Auch ein Individuum, das seinen
körperlichen Tod überdauert, mag und kann ich mir nicht denken; mögen schwache
Seelen aus Angst oder lächerlichem Egoismus solche Gedanken nähren. Mir genügt
das Mysterium der Ewigkeit des Lebens und das Bewusstsein und die Ahnung von
dem wunderbaren Bau des Seienden sowie das ergebene Streben nach dem Begreifen
eines noch so winzigen Teiles der in der Natur sich manifestierenden Vernunft.“;
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.10f.)
·
Wer von der kausalen Gesetzmäßigkeit allen Geschehens
durchdrungen ist, für den ist die Idee eines Wesens, welches in den Gang des
Weltgeschehens eingreift, ganz unmöglich – vorausgesetzt allerdings, dass er es
mit der Hypothese der Kausalität wirklich ernst nimmt. Die Furcht-Religion hat
bei ihm keinen Platz, aber ebensowenig die soziale bzw. moralische Religion.
Ein Gott, der belohnt und bestraft, ist für ihn schon darum undenkbar, weil der
Mensch nach äußerer und innerer gesetzlicher Notwendigkeit handelt, vom
Standpunkt Gottes aus also nicht verantwortlich wäre, sowenig wie ein lebloser
Gegenstand für die von ihm ausgeführten Bewegungen. Man hat deshalb schon der
Wissenschaft vorgeworfen, daß sie die Moral untergrabe, jedoch gewiss mit
Unrecht. Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl,
Erziehung und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen
Grundlage. Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht vor Strafe
und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssten. Es ist also
verständlich, daß die Kirchen die Wissenschaft von jeher bekämpft und ihre
Anhänger verfolgt haben. Andererseits aber behaupte ich, daß die kosmische
Religiosität die stärkste und edelste Triebfeder wissenschaftlicher Forschung
ist. Nur wer die ungeheuren Anstrengungen und vor allem die Hingabe ermessen
kann, ohne welche bahnbrechende wissenschaftliche Gedankenschöpfungen nicht
zustandekommen können, vermag die Stärke des Gefühls zu ermessen, aus dem
allein solche dem unmittelbarpraktischen Leben abgewandte Arbeit erwachsen kann.
Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht
nach dem Begreifen wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt
geoffenbarten Vernunft musste in Kepler und Newton lebendig sein, daß sie den
Mechanismus der Himmelsmechanik in der einsamen Arbeit vieler Jahre entwirren
konnten! Wer die wissenschaftliche Forschung in der Hauptsache nur aus ihren praktischen
Auswirkungen kennt, kommt leicht zu einer ganz unzutreffenden Auffassung vom
Geisteszustand der Männer, welche – umgeben von skeptischen Zeitgenossen –
Gleichgesinnten die Wege gewiesen haben, die über die Länder der Erde und über
die Jahrhunderte verstreut waren. Nur wer sein Leben ähnlichen Zielen
hingegeben hat, besitzt eine lebendige Vorstellung davon, was diese Menschen
beseelt und ihnen die Kraft gegeben hat, trotz unzähliger Mißerfolge dem Ziel
treu zu bleiben. Es ist die kosmische Religiosität, die solche Kräfte spendet.
Ein Zeitgenosse hat nicht mit Unrecht gesagt, daß die ernsthaften Forscher in
unserer im allgemeinen materialistisch eingestellten Zeit die einzigen tief
religiösen Menschen seien. …
Sie werden schwerlich einen tiefer schürfenden wissenschaftlichen Geist finden,
dem nicht eine eigentümliche Religiosität eigen ist. Diese Religiosität
unterscheidet sich aber von derjenigen des naiven Menschen. Letzterem ist Gott
ein Wesen, von dessen Sorgfalt man hofft, dessen Strafe man fürchtet –
einsublimiertes Gefühl von der Art der Beziehung des Kindes zum Vater – , ein
Wesen, zu dem man gewissermaßen in einer persönlichen Beziehung steht, so
respektvoll diese auch sein mag. Der Forscher aber ist von der Kausalität allen
Geschehens durchdrungen. Die Zukunft ist ihm nicht minder notwendig und
bestimmt wie die Vergangenheit. Das Moralische ist ihm keine göttliche, sondern
eine rein menschliche Angelegenheit. Seine Religiosität liegt im verzückten
Staunen über die Harmonie der Naturgesetzlichkeit, in der sich eine so
überlegene Vernunft offenbart, daß alles Sinnvolle menschlichen Denkens und
Anordnens dagegen ein gänzlich nichtiger Abglanz ist. Dies Gefühl ist das
Leitmotiv seines Lebens und Strebens, insoweit dieses sich über die Knechtschaft
selbstischen Wünschens erhebenkann. Unzweifelhaft ist dies Gefühl nahe verwandt
demjenigen, das die religiös schöpferischen Naturen aller Zeiten erfüllt hat.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.17f.)
·
Über wissenschaftliche Wahrheit
1. Es ist schon nicht leicht, mit dem Wort »Wissenschaftliche Wahrheit«einen
klaren Sinn zu verbinden. So ist der Sinn des Wortes »Wahrheit« verschieden, je
nachdem es sich um eine Erlebnistatsache, einen mathematischen Satz oder eine
naturwissenschaftliche Theorie handelt. Unter »religiöser Wahrheit«kann ich mir
etwas Klares überhaupt nicht denken.
2. Wissenschaftliche Forschung kann durch Förderung des kausalen Denkens und
Überschauens den Aberglauben vermindern. Es ist gewiss, daß eine mit religiösem
Gefühl verwandte Überzeugung von der Vernunft bzw. Begreiflichkeit der Welt
aller feineren wissenschaftlichen Arbeit zugrunde liegt.
3. Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen
Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen
Gottesbegriff; man kann ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als
»pantheistisch« (Spinoza) bezeichnen.
4. Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch
betrachten; ich habe zu ihnen keine andere Beziehung.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.171)
·
Das Wesen der jüdischen Lebensauffassung scheint mir
zu sein: Bejahung des Lebens aller Geschöpfe. Leben des Individuums hat nur
Sinn im Dienst der Verschönerung und Veredelung des Lebens alles Lebendigen.
Leben ist heilig, d.h. der höchste Wert, von dem alle Wertungen abhängen. Die
Heiligung des überindividuellen Lebens bringt die Verehrung alles Geistigen mit
sich – ein besonders charakteristischer Zug der jüdischen Tradition. Judentum
ist kein Glaube. Der jüdische Gott ist nur eine Verneinung des Aberglaubens,
ein Phantasieersatz für dessen Beseitigung. Es ist auch ein Versuch, das
Moralgesetz auf Furcht zu gründen, ein bedauernswerter unrühmlicher Versuch.
Doch scheint mir, daß die starke moralische Tradition im jüdischen Volke sich
weitgehend von dieser Furcht losgelöst hat. Auch ist deutlich, daß »Gott
dienen« mit »demLebendigen dienen« gleichgesetzt wurde. Dafür haben die Besten
des jüdischen Volkes, im besonderen die Propheten und Jesus, unermüdlich
gekämpft. So ist das Judentum keine transzendente Religion; es hat nur mit dem
von uns erlebten, gewissermaßen greifbaren Leben zu tun und mit nichts anderem.
Es scheint mir daher fraglich, ob es eine »Religion« im geläufigen Sinn des
Wortes genannt werden kann, zumal eben vom Juden kein »Glaube« verlangt wird,
sondern Heiligung des Lebens im überpersönlichen Sinn. Es steckt aber noch
etwas anderes in der jüdischen Tradition, was sich in manchen Psalmen so
herrlich offenbart, nämlich eine Art trunkener Freude und Verwunderung über die
Schönheit und Erhabenheit dieser Welt, von welcher der Mensch eben noch eine
schwache Ahnung erlangen kann. Es ist das Gefühl, aus welchem auch die wahre
Forschung ihre geistige Kraft schöpft, das sich aber auch im Gesang der Vögel
zu äußern scheint. Hier erscheint die Verknüpfung mit der Gottesidee nur wie
kindliche Einfalt.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.89f.)
·
Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die
Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind,
beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.119f.)
·
Albert Einstein. Er bekam im April 1921 ein Telegramm
des New Yorker Rabbis Herbert Goldstein: „Glauben sie an Gott? Stop. Bezahlte
Antwort: 50 Worte“. Der sparsame Einstein telegrafierte nur 29 Wörter zurück: „
Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden
offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit dem Schicksal und den Handlungen
der Menschen abgibt“.
Spinoza: „Deus sive natura“ – die Natur mit ihren nach strikten Gesetzen
waltenden Kräften ist Gott.
(Spiegel 52/1998 S.166ff)
·
Der Gott des Spinoza, der nur ein anderes Wort für
die Natur(ordnung) ist, bleibt in der Sichtweise der Physik als der
Grundwissenschaft aller naturwissenschaftlichen Erkenntnis offenbar
unüberschreitbar.
(Drewermann Und es geschah so 769)
·
jüdischer Philosoph Baruch Spinoza (1632-1677): Wenn
Gott sich in der Vernünftigkeit seiner Naturgesetze zeigt, sollte er dann nicht
mit diesen Naturgesetzen identisch sein?;
als die wahren Hüter dieser Religiosität ohne Theologie und dogmatisch
geformten Gottesbegriff schienen Einstein deshalb vor allem „Kunst und
Wissenschaft“ in Frage zu kommen;
“Alles wird bestimmt, der Anfang wie das Ende, durch Kräfte, über die wir keine
Macht haben ... Menschen, Pflanzen oder kosmischer Staub, wir tanzen alle nach
einer bestimmten Melodie, die aus der Ferne von einem unsichtbaren Pfeifer
angestimmt wird“.;
Drewermann:
sein Zeitgenosse und Freund ALBERT SCHWEITZER: Es ist nötig, das kostbarste
menschliche Gefühl: die Liebe, absolut zu setzen und ins Universelle
auszudehnen, um Gott zu finden. Gott, mit anderen Worten, ist nicht als kausaler
Weltengrund zu denken, er lässt sich nur als Grundlage der Menschlichkeit im
Gefühl vergewissern. Von diesem Ansatz her ergibt sich eine geradezu konträre
Einstellung der Natur gegenüber.; eine ethische Überzeugung, zu der nur
Menschen imstande sind, gegen die Natur zu stellen
Das Individuum stellt die wirkliche Herausforderung für Philosophie, Religion
und Wissenschaft dar
(Drewermann Anfang 723ff)
·
Brief an Max Born 1926:
“Die Quantentheorie ist sehr achtungsgebietend. Aber eine innere Stimme sagt
mir, dass das noch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber
dem Geheimnis des Alten bringt sie uns doch nicht näher. Jedenfalls bin ich
überzeugt, dass der nicht würfelt.“
(Drewermann Anfang 748)
·
Einstein konnte den Gedanken nicht ertragen, dass
Gott ein Universum geschaffen habe, in dem man manche Dinge prinzipiell nicht
wissen kann.
Einsteins oft zitierter Satz „Gott würfelt nicht“ lautet in Wirklichkeit: „Es
ist anscheinend schwierig, Gott in die Karten zu sehen. Aber dass er würfelt
und sich „telepathischer“ Methoden bedient ... kann ich keinen Augenblick lang
glauben.“
(Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem, Goldmann München 2004,
S.191)
·
Einstein wörtlich: „Der Alte würfelt nicht.“;
(Dürr HP u.a.: Gott, der Mensch und die Wissenschaft, Augsburg 1997, S.139)
·
Das
Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des
Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst
und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht
wie ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren
ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und
Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist
Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es ist mir genug, diese
Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des
Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen.
(Albert Einsteins gesprochenes Glaubensbekenntnis, wahrscheinlich 1932 auf
Schallplatte gesprochen, Abdruck: Zeitschrift „Die Naturwissenschaften“ 53
(1966) Heft 8, S. 198)
·
“Obwohl die Religion das Ziel bestimmt, hat sie doch
weitgehend von der Wissenschaft gelernt, mit welchen Mitteln sich diese von ihr
gesetzten Ziele erreichen lassen. Die Wissenschaft kann hingegen nur von denen
aufgebaut werden, die durch und durch von dem Streben nach Wahrheit und
Erkenntnis erfüllt sind. Die Quelle dieser Gesinnung entspringt aber wiederum
auf religiösem Gebiet. Hierher gehört auch der Glaube an die Möglichkeit, dass
die Welt der Erscheinungen nach Gesetzen der Vernunft gelenkt wird und dass
diese Welt mit dem Verstand zu erfassen ist ... Naturwissenschaft ohne Religion
ist lahm, Religion ohne Naturwissenschaft ist blind.“
(Einstein, A.: Naturwissenschaft und Religion. In Dürr, H.-P. (Hrsg.): Physik
und Transzendenz, Bern 1988, S.75)
·
„Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine
Hauptsorge sicherlich nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen“
(Einstein an David Bohm, 10.2.1954; in: Ludwig Schultz, Hermann-Friedrich
Wagner (Hrsg.): Die Welt hinter den Dingen, WILEY-VCH Weinheim, 2006)
·
„Es ist natürlich eine Lüge, was Sie über meine
religiöse Überzeugung lesen, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich
glaube nicht an einen persönlichen Gott und habe dies nie verhehlt, sondern
habe es klar zum Ausdruck gebracht. Wenn es etwas in mir gibt, das religiös
genannt werden kann, dann ist es die grenzenlose Bewunderung für die Struktur
der Welt, so weit sie jedenfalls die Wissenschaft erkennen kann.“
(Antwort vom 24. März 1954 auf einen Brief von J. Dispentiere, New Jersey, vom
22. März 1954, Einstein Archives 59-495 und 59-494; in: Albert Einstein, The
Human Side: New Glimpses from His Archives von Albert Einstein, Helen Dukas und
Banesh Hoffmann, Princeton University Press, 1981, S.43)
·
"Es scheint hart, dem Herrgott in die Karten zu
gucken. Aber dass er würfelt und sich telepatischer Mittel bedient (wie es ihm
von der gegenwärtigen Quantentheorie zugemutet wird), kann ich keinen
Augenblick glauben."
(Über die Quantenmechanik in einem Brief an Cornelius Lanczos, 21. März 1942,
Einstein-Archiv 15-294, zitiert nach Einstein, Briefe, Seite 65, zitiert nach
Alice Calaprice (Hrsg.): Einstein sagt, Piper-Verlag, München, Zürich 1996,
ISBN 3-492-03935-9, Seite 146)
Werner Heisenberg (1901-1974)
·
„Die Quantenphysik ist so ein wunderbares Beispiel
dafür, dass man einen Sachverhalt in völliger Klarheit verstanden haben kann,
und doch gleichzeitig weiß, dass man nur in Bildern und Gleichnissen von ihm
reden kann.“
(Dürr 13)
(à ähnlich
Glaubens-Gewissheit)
·
Wenn wir lernen, dass die Erhaltungssätze. etwa für
die Energie oder die Ladung, einen ganz universellen Charakter tragen, dass
sie über alle Gebiete der Physik hinweg gelten und durch Symmetrieeigenschaften
in den Grundgesetzen zustande kommen, so liegt es nahe zu sagen, dass diese
Symmetrien entscheidende Elemente des Planes sind, nach dem die Natur
geschaffen worden ist. Dabei bin ich mir völlig klar darüber, dass die Worte
„Plan“ und „geschaffen“ wieder aus der menschlichen Sphäre genommen sind und
daher bestenfalls als Metaphern gelten können ... dass unsere Sprache uns
keine außermenschlichen Begriffe zur Verfügung stellen kann ...
Die Frage nach den Werten – das ist doch die Frage nach dem, was wir tun, was
wir anstreben, wie wir uns verhalten sollen. ... es ist die Frage nach dem
Kompass, nach dem wir uns richten sollen, wenn wir unseren Weg durchs Leben
suchen. Dieser Kompass hat in den verschiedenen Religionen und Weltanschauungen
sehr verschiedene Namen erhalten: das Glück, der Wille Gottes, der Sinn, um nur
einige zu nennen. Die Verschiedenheit der Namen weist auf sehr tiefgehende
Unterschiede in der Struktur des Bewusstseins der Menschengruppen hin, die
ihren Kompass so genannt haben. Ich will diese Unterschiede sicher nicht
verkleinern. Aber ich habe den Eindruck, dass es sich in allen Formulierungen
um die Beziehungen der Menschen zur zentralen Ordnung der Welt handelt. ...
dass die zentrale Ordnung sich immer wieder durchsetzt : ... die Tatsache, dass nach jedem Winter doch
wieder Blumen auf den Wiesen blühen ... dass also Chaotisches sich immer wieder
in Geordnetes verwandelt ...
Glaubst du an einen persönlichen Gott? – Darf ich die Frage auch anders
formulieren? Dann würde sie lauten: Kannst du oder kann man der zentralen
Ordnung der Dinge oder des Geschehens, an der man ja nicht zweifeln kann, so
unmittelbar gegenübertreten, mit ihr so unmittelbar in Verbindung treten, wie
dies bei der Seele eines anderen Menschen möglich ist? Ich verwende hier
ausdrücklich das so schwer deutbare Wort „Seele“, um nicht missverstanden zu
werden. Wenn du so fragst, würde ich mit Ja antworten. ...
Die Kraft der Seele zum Verwandeln der Welt kann nicht vom menschlichen Willen
gelenkt werden. Auch durch die schärfste Anspannung der Willenskräfte kann
niemand erreichen, dass etwa zwischen ihm und einem anderen Menschen die
Beziehung entsteht, die wir Liebe nennen. ...
die Wirklichkeit verwandelt sich mit unserem Glauben ... wenn „es gibt“ nur auf
den objektivierbaren Teil der Wirklichkeit angewendet wird, so läuft die Welt
auch „wirklich“ nur noch nach Ursache und Wirkung, ohne höheren „Sinn“ ab. So
scheint es schließlich einfach vom Glauben der Menschen abzuhängen, ob ein
gütiger Vater die Geschicke der Welt leitet oder ob das Gesetz von Ursache und
Wirkung mitleidlos über alle
menschlichen Schicksale hinwegschreitet ...
Glaube ist kein Selbstbetrug, sondern nur die bewusste Hinnahme der nie zu
lösenden Spannung in der Wirklichkeit, die sicher unabhängig von uns Menschen
objektiv „ist“ und abläuft und doch auch wieder nur der Inhalt unserer Seele
ist und sich von unserer Seele her verwandelt ...
Doch schon das Bekenntnis zu dem Glauben, dass die objektivierbare Schicht der
Wirklichkeit die „eigentliche“ Wirklichkeit sei, verwandelt oder bestimmt die
Wirklichkeit in ähnlicher Weise wie irgendein anderer Glaube, und damit sind
wir der subjektiven Bedingtheit der Wirklichkeit wieder ebenso ausgeliefert wie
früher. ...
... wir dürfen uns doch voll Vertrauen der höheren Macht in die Hände geben,
die für unser Leben und im Lauf der Jahrhunderte unseren Glauben und damit
unsere Welt und unser Schicksal bestimmt ... Vertrauen ist vielleicht das
Letzte ...
die Frage nach der Existenz Gottes ist ... die Frage nach dem, was wir tun
sollen ... anderen helfen und tüchtig sein ... in der Welt, die zugleich die
„Welt Gottes“ ist, ... das Bewusstsein der Heimat
(Dürr 316ff, 325ff 334ff)
·
„Wenn von einem Naturbild der exakten
Naturwissenschaft in unserer Zeit gesprochen werden kann, so handelt es sich
... eigentlich nicht mehr um ein Bild der Natur, sondern um ein Bild unserer
Beziehungen zur Natur.“
“Das naturwissenschaftliche Weltbild hört damit auf, ein eigentlich
naturwissenschaftliches zu sein“ (bzw. ein WELTbild zu sein, weil immer der
Mensch mit darin steckt JK)
(Aichelin/Liedke 227)
·
Heisenberg: „Wenn jemand aus der unbezweifelbaren
Tatsache, dass die Welt existiert, auf eine Ursache dieser Existenz schließen
will, dann widerspricht diese Annahme unserer wissenschaftlichen Erkenntnis in
keinem einzigen Punkt. Kein Wissenschaftler verfügt auch nur über ein einziges
Argument oder irgendein Faktum, mit denen er einer solchen Annahme
widersprechen könnte.“;
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Naturwissenschaft und Religion, München
2005, S.97)
Pascual Jordan (1902- )
·
vor Darwin und Haeckel hatten oft nachdenkliche
Menschen gesagt: sollten uns einmal religiöse Zweifel kommen, sollten wir in
die Versuchung kommen, in unserem Glauben irre zu werden, dann brauchen wir nur
hineinzusehen in die Erscheinungswelt der organischen Formen. In der Fülle
ihrer zweckmäßigen Gestaltungen und Anpassungen, die uns umso wunderbarer
erscheinen, je mehr wir uns in ihre Feinheiten versenken, zeigen die
biologischen Kreaturen, dass hier ein Kreator am Werke war, dass ein weiser
Schöpfer ihnen diese wunderbar durchdachten Anpassungen mitgegeben hat auf
ihren Lebensweg.
(Dürr 214)
·
die Aufbauelemente des Lebendigen seien „kein plumpes
Menschenwerk“, sondern „das feinste Meisterstück, das jemals nach den
Leitprinzipien von Gottes Quantenmechanik vollendet wurde.“
(Muschalek 66)
Steven Weinberg (1933- )
·
(Nobelpreisträger Physik)
·
Könnte es etwas Interessanteres geben als das Problem
der Genesis?;
Gleichgewicht zwischen Schöpfungs- (1) und Vernichtungsprozessen;
Gravitationsfeld zu schwach ist, um ein in räumlicher Hinsicht endliches
Universum zu schaffen (!);
Letzter Satz:
“Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch ...
Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben ein wenig
über eine Farce hinaus und verleiht ihm einen Hauch von tragischer Würde.“
(Weinberg 9, 15, 57, 162)
·
„Es gibt keinen Beweis für Gott.“ „ich musste
zuschauen, wie meine Mutter unter Schmerzen an Krebs starb, die Persönlichkeit
meines Vaters durch die Alzheimer-Krankheit zerfiel und zahlreiche entferntere
Verwandte im Holocaust ermordet wurden. Die Anzeichen eines gütigen Schöpfers
sind ziemlich versteckt ... dass es keine Anzeichen von Güte gibt, die die
Handschrift eines Schöpfers zeigen ... der Beitrag der Religion in der
Geschichte war, es guten Menschen zu erlauben, Böses zu tun.“
(bdw 12/1999 S. 42ff)
·
(85) Weinberg „bekennender Atheist“
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
Einstein fasste seine Einstellung zur Quantenmechanik
in dem Satz zusammen: „Der liebe Gott würfelt nicht.“ Doch alles spricht dafür,
dass Gott ein unverbesserlicher Spieler ist und bei jeder sich bietenden
Gelegenheit würfelt.;
Vielleicht wird sich aus dem Quantenprinzip auch ergeben, dass die Geschichten
nicht zwangsläufig einen Anfang in der Zeit, einen Schöpfungpunkt im Urknall
haben müssen.;
Entscheidend ist die Annahme, dass es ein System von Gesetzen gibt, die die
Evolution des Universums von Anfang an vollständig bestimmen. Diese Gesetze
mögen von Gott vorgegeben sein, aber offenbar lässt er (oder sie) ihnen jetzt
freien Lauf und mischt sich nicht in die Geschicke des Universums ein. Die
Anfangskonfiguration des Universums könnte von Gott frei gewählt worden sein
oder sich selbst aus den Naturgesetzen herleiten.“
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 25, 34, 56, 82)
·
... Gott hätte die Welt in jeder von ihm gewünschten
Weise beginnen lassen können ... Aber anscheinend hat er sich für eine sehr
regelmäßige Entwicklung des Universums, für eine Entwicklung in Übereinstimmung
mit bestimmten Gesetzen entschieden ...;
... Ereignisse vor dem Urknall ... sollten nicht zu Bestandteilen eines
wissenschaftlichen Modells des Universums werden ...Vielen Menschen gefällt die
Vorstellung nicht, dass die Zeit einen Anfang hat, wahrscheinlich weil sie
allzu sehr nach göttlichem Eingriff schmeckt. ...
Die Heisenbergsche Unschärferelation bereitete dem Laplaceschen Traum von einem
absolut deterministischen Modell des Universums ein jähes Ende: Man kann
künftige Ereignisse nicht exakt voraussagen, wenn man noch nicht einmal in der
Lage ist, den gegenwärtigen Zustand des Universums genau zu vermessen!; ...
Die (Natur-)Gesetze mögen ursprünglich von Gott gefügt worden sein, doch
anscheinend hat er ihnen seither die Entwicklung des Universums überlassen und
sich aller Eingriffe enthalten. ...;
(Hawkings theoretischer, spekulativer Vorschlag von einer endlichen Raumzeit:)
... Doch wenn das Universum völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es
wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen
Anfang noch ein Ende: Es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen
Schöpfer? ...;
(bei anderen Weltentstehungsmodellen) ... wäre es immer noch Gottes Aufgabe
gewesen, das Uhrwerk aufzuziehen und zu entscheiden, wie alles beginnen solle
...;
(Suche nach einer vollständigen, vereinheitlichten Theorie der Physik): ...
wenn wir eine vollständige Theorie entdecken ... werden wir uns alle mit der
Frage auseinandersetzen können, warum es uns und das Universum gibt. Wenn wir
die Antwort auf die Frage fänden, wäre das der endgültige Triumph der
menschlichen Vernunft – denn dann würden wir Gottes Plan kennen.
(Hawking: Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit 17, 62, 72, 157, 181, 233)
·
Stephen Hawking: „Auch wenn nur eine einheitliche
Theorie möglich wäre, so wäre sie doch nur ein System von Regeln und
Gleichungen. Wer bläst den Gleichungen Odem ein und erschafft ihnen ein
Universum, das sie beschreiben können?“;
(bdw 12/1999 S. 42ff)
·
Das Modell eines expandierenden Universums schließt
einen Schöpfer nicht aus, grenzt aber den Zeitpunkt ein, da er sein Werk
verrichtet haben könnte!
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 24)
·
(Jesuitenpater und Astronom, leitet seit 1978 die
Sternwarte im Vatikan)
·
ein für zufällige Ereignisse offenes Universum;
Gott lädt die Menschen zur Teilnahme an seinem Schöpfungswerk ein
(Drewermann Anfang 890)
·
Artikel von George Coyne, Leiter des Observatoriums
im Vatikan:
Brauchen wir Gott, um das Universum zu erklären? Meine persönliche Antwort
lautet: Ganz und gar nicht. Ich brauche Gott nicht. Vielen Dank, aber ich
komme beim Versuch, das Universum zu begreifen, ganz gut zurecht, indem ich
meine Fähigkeit benutze, das Universum in meinen Kopf zu stecken. Ach übrigens,
ich glaube durchaus, dass mir diese Fähigkeit von Gott gegeben wurde.
Wir brauchen Gott nicht, um das Universum zu erklären, so wie wir es heute
sehen... Und wenn Gott uns doch etwas über sich selber sagen will, dann tut er
das durch seine Schöpfung;
Wenn wir die Ergebnisse der modernen Wissenschaft ernst nehmen, fällt es schwer
zu glauben, dass Gott allmächtig und allwissend ist im Sinne der
scholastischen Philosophen. Die Wissenschaft erzählt uns von einem Gott, der
sehr anders sein muss als der Gott, den mittelalterliche Philosophen und
Theologen sahen. Könnte Gott z.B. nach einer Mrd. Jahren ... vorhergesagt
haben, dass menschliches Leben entstehen würde? ... selbst wenn Gott im Besitz
der „Universaltheorie“ wäre, alle Gesetze der Physik, alle Elementarkräfte
kennen würde ... dass es neben deterministischen Vorgängen auch
Zufallsprozesse gibt, .... dann sieht es so aus, als könnte Gott selbst das
Endergebnis nicht mit Sicherheit kennen. Gott kann nicht wissen, was nicht
gewusst werden kann. Das ist keine Einschränkung Gottes. Ganz im Gegenteil. Es
offenbart uns einen Gott, der ein Universum erschaffen hat, dem eine gewissen
Dynamik innewohnt und das somit am Schöpfungsakt Gottes teilnimmt ... müssen
Gläubige Abstand nehmen von der Vorstellung eines diktatorischen Gottes, eines
Newtonschen Gottes, der das Universum als Uhrwerk erschaffen hat, das
regelmäßig weitertickt. Vielleicht sollte man Gott eher als ein Elternteil
sehen. Die Heilige Schrift ist erfüllt von diesem Gedanken. Sie stellt sogar –
vermenschlichend – einen Gott dar, der zornig wird, der maßregelt, einen Gott,
der das Universum hegt und pflegt. Theologen haben den Begriff von Gottes fortwährender
Schöpfung geprägt. ... Gott arbeitet mit dem Universum. Das Universum hat eine
gewisse eigene Vitalität, genauso wie ein Kind. Man erzieht ein Kind, aber
man versucht die eigenständige Persönlichkeit des Kindes zu erhalten und zu
bereichern ... Eltern müssen einem Kind erlauben, erwachsen zu werden, so weit
zu kommen, dass es seine eigenen Entscheidungen trifft, seinen eigenen Weg
ins Leben geht. Das ist die Art und Weise, wie Gott mit dem Universum umgeht.
das sind sehr schwache Bilder, aber wie sollten wir sonst über Gott reden? ...
Für diejenigen, die glauben, sagt uns die moderne Naturwissenschaft etwas über
Gott. Sie ist eine Herausforderung, eine bereichernde Herausforderung, für den
traditionellen Gottesglauben.
(Spiegel 52/2000 S.118ff)
·
Die Schöpfungsgeschichte ist kein wissenschaftliches
Lehrbuch. Sie sagt uns nicht, wie der Himmel funktioniert, sondern wie man dort
hin kommt.
(George Coyne, Astronom der päpstlichen Sternwarte, Bild der Wissenschaft 4/1995,
S,68f.)
Jacques Monod (1910-1976)
·
(Nobelpreis Medizin; Existenzialismus, im Vorspann
des Buches ein Text von Albert Camus: Der Mythos von Sysiphos)
die großen Schöpfungen der Evolution;
Das Wunder wurde zwar „erklärt“, doch bleibt es für uns immer noch ein Wunder.;
Das Universum trug weder das Leben, noch trug die Biosphäre den Menschen in
sich. Unsere „Losnummer“ kam beim Glücksspiel heraus.;
Wenn er diese Botschaft in ihrer vollen Bedeutung aufnimmt, dann muss der
Mensch endlich aus seinem tausendjährigen Traum erwachen und seine totale
Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Er weiß nun, dass er seinen
Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub
ist und gleichgültig gegen seine Hoffungen, Leiden oder Verbrechen.;
Letzter Satz:
Der Alte Bund ist zerbrochen; der Mensch weiß endlich, dass er in der
teilnahmslosen Unermesslichkeit des Universums allein ist, aus dem er
zufällig heraustrat. Nicht nur sein Los, auch seine Pflicht steht nirgendwo
geschrieben. Es ist an ihm, zwischen dem Reich und der Finsternis zu wählen.
(Monod 17, 116, 124, 129, 151, 157)
Manfred Eigen
·
(Evolutionstheoretiker, Nobelpreis Chemie 1975)
·
Gegen-These zu Jaques Monod („Zufall und
Notwendigkeit“): „Naturgesetze steuern den Zufall“ (so der Untertitel seines
Buches)
·
... dass Ethik und Erkenntnis nicht beziehungslos
nebeneinander stehen dürfen; doch verstehen wir darunter eher einen Auftrag an
die großen Religionen und nicht gleich deren Verdammung. „So wenig die
Naturwissenschaften einen Gottesbeweis hergeben, so wenig postulieren sie
etwa, dass der Mensch eines Gottesglaubens nicht bedarf.“;
Der Göttinger Physiker Pohl pflegte in seinen Vorlesungen nach Klarlegung
eines Sachverhalts zu sagen: „Und darüber kann man sich gar nicht genug
wundern.“ ...;
Der Mensch ist bestrebt, „Wunder“ sogleich einzuordnen. Er versieht sie mit
einem Adjektiv und weist ihnen damit einen Platz in seiner Weltanschauung zu:
unbegreiflich –
Gott – Religion
gesetzmäßig – Materie –
Dialektik
zufällig –
Nichts - Existentialismus.
Diese Kombinationen sind keineswegs fixiert, die Begriffe können ohne weiteres
auch in anderer Weise in Beziehung gebracht werden: (z.B.) Gott und
Naturgesetz: „Ich glaube an den Gott Spinozas, der sich in der Harmonie alles
Seins erweist, nicht an einen Gott, der sich mit den Schicksalen und Handlungen
von Menschen befasst.“ (Einstein);
Das Leben ist weder Schöpfung noch Offenbarung, es ist keines von beiden, weil
es beides zugleich ist.
(Manfred Eigen/Ruthild Winkler: Das Spiel, Piper 1983, S. 13, 190ff)
weitere Splitter:
·
(90) Denn auch in der Naturwissenschaft hat die
Stimmung bei manchen umgeschlagen: statt des früheren Fortschrittsenthusiasmus,
der die Religion durch Wissenschaft meinte ersetzen zu können, heute ein oft
eher trostloses Bekenntnis zu Gott- und Sinnlosigkeit von Welt und Mensch
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
Konrad Lorenz: „Wenn ich den Menschen für das
endgültige Ebenbild Gottes halten müsste, würde ich an Gott irre werden. Wenn
ich mir aber vor Augen halte, dass unsere Ahnen in einer erdgeschichtlich
betrachtet erst jüngst vergangenen Zeit ganz ordinäre Affen aus nächster
Verwandtschaft der Schimpansen waren, vermag ich einen Hoffnungsschimmer zu
sehen. Es ist kein allzu großer Optimismus nötig, um anzunehmen, dass aus uns
Menschen noch etwas Besseres und Höheres entstehen kann. Weit davon entfernt,
im Menschen das unwiderruflich unübertreffliche Ebenbild Gottes zu sehen,
behaupte ich bescheidener und. wie ich glaube, in größerer Ehrfurcht vor der
Schöpfung und ihren unerschöpflichen Möglichkeiten: Das langgesuchte
Zwischenglied zwischen dem Tier und dem wahrhaft humanen Menschen sind wir.“
(Ulrich Lüke: Das Säugetier von Gottes Gnaden, Evolution-Bewusstsein-Freiheit,
Herder Freiburg 2006, S.122)
·
Offene Naturwissenschaft – gelesen in
Schullehrbüchern:
(a) Wissenschaftstheorie
„Das naturwissenschaftliche Weltbild kann nur ein Teilbild der Welt sein, und
es kann nur ein vorläufiges Bild sein ...Was ist der Sinn und das Ziel dieser
Welt, des menschlichen Daseins? Was steckt hinter dem, was die Naturwissenschaft
als „Zufall“ beschreibt? ... Solche Fragen lassen sich mit den Mitteln der
Naturwissenschaft nicht lösen, Antworten darauf sind dem persönlichen Glauben
überlassen.“
(Linder Biologie; Bayerhuber/Kull: Lehrbuch für die Oberstufe, Stuttgart 1994)
(b) Kosmologie – Urknall
„Was oder wer hat die Ausgangsbedingungen gesetzt? ... physikalische
Letztbegründungen sind nicht möglich ...
Man kann das Auftauchen der Energie als „Schöpfungsakt“ aus dem „Nichts“ im
Sinne der christlichen Religion deuten ...
Das Urknall-Modell schließt einen „Schöpfer“ nicht aus ...
Hat unser Leben in diesem Universum einen Sinn? Eine Antwort kann nicht aus
den physikalischen Erkenntnissen abgeleitet werden.“
(W. Kuhn: Physik, Klasse 12/13 Band 2, Westermann, 1992)
·
(71ff) Gottfried Wilhelm Leibniz: „Wenn Gott rechnet
und den Gedanken ausführt, entsteht die Welt.“;
Utopie einer durchgängig rational kontrollierten Welt;
L. war der Meinung, dass wir in der „besten aller möglichen Welten“ leben; Da
Gott nur vollkommen agieren kann, muss die Welt wenigstens die Möglichkeit zur
Vervollkommnung besitzen. Die Idee der besten Welt stellt also die Aufforderung
dar sie so zu machen. Die perfectio kann erreicht werden, weil Gott die
perfectibilitas – die Fähigkeit dazu – vorgegeben hat;
Grundprinzip, dass nichts ohne zureichenden Grund geschieht, womit sowohl
Ursachen (causae) als auch Begründungen (rationes) gemeint sind, in diesen
großen Rahmen muss Gott mit eingeschlossen werden;
in der Natur gibt es keine Lücken; „Die Natur macht keine Sprünge“;
im Zweiersystem gibt es zwei Ziffern: 0 und 1. Von rechts (oder hinten) gelesen
gibt die erste Ziffer die Einser, die zweite Ziffer die Zweier, die dritte
Ziffer die Vierer usw. an. 1000 würde im Zweiersystem 8 lauten, und 111 hieße
7;
Schöpfungsgeschichte nach Leibniz: „Zu Beginn des ersten Tages war die 1, das
heißt Gott. Zu Beginn des zweiten Tages die 2, denn Himmel und Erde wurden
während des ersten Tages geschaffen. Schließlich zu Beginn des siebenten Tages
war schon alles da; deshalb ist der letzte Tag der vollkommenste und der
Sabbat, denn an ihm ist alles geschaffen und erfüllt, und deshalb schreibt
sich die 7 [im dualen System] 111, also ohne Null ... dass seine Charaktere
[111] einen Bezug zur Dreifaltigkeit haben.;
(282) Biologe Jean Piaget: liest 1912 Buch von Henri Bergson „Schöpferische
Entwicklung“, dieser schlägt darin eine besondere Lebenskraft vor (elan vital),
Deutung Bergsons:
“Ich erinnere mich an einen Abend, an dem ich eine tiefe Offenbarung erfuhr:
die Identifikation Gottes mit dem Leben
selbst war ein Gedanke, der mich fast zur Ekstase aufwühlte, weil er es mir
erlaubte, von nun an in der Biologie die Erklärung aller Dinge und des Geistes
selbst zu sehen.“
(Ernst Peter Fischer: Leonardo, Heisenberg & Co., Piper TB München 2004)
Verhältnisbestimmung von Gott und Natur
Theismus |
Glaube an einen persönlichen, von außen auf die Welt (Natur) einwirkenden Schöpfergott |
Panentheismus |
Die Welt ist in Gott eingeschlossen |
Deismus |
Gott hat die Welt zwar geschaffen, übt aber keinen Einfluss (mehr) auf sie aus |
Pantheismus |
Gott ist mit der Welt identisch |
„Mir aber gewähre Gott, nach meiner Einsicht zu
sprechen
und zu denken, wie die empfangenen Gaben es wert sind ...
Gott verlieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge,
sodass ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente verstehe,
Anfang und Ende und Mitte der Zeiten,
die Abfolge der Sonnenwenden und den Wandel der Jahreszeiten,
den Kreislauf der Jahre und die Stellung der Sterne,
die Natur der Tiere und die Wildheit der Raubtiere,
die Gewalt der Geister und die Gedanken der Menschen,
die Verschiedenheit der Pflanzen und die Kräfte der
Wurzeln ...
Denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer
schließen“
(Die
Bibel, Buch der Weisheit 7,15.17-20; 13,5)
1. Wenn Naturwissenschaftler von GOTT reden – was
meinen sie damit?
·
die Naturwissenschaften reden (heute) nicht von Gott,
er kommt in den Lehrbüchern nicht vor
·
aber die Menschen, die Naturwissenschaft betreiben,
machen sich Gedanken über die Welt und über ihr Dasein, und da reden sie (auch
manchmal) von Gott
·
da reden verschiedene Menschen, und so meinen sie
sehr Unterschiedliches:
je nach der Zeit, in der sie leben (auch Zeitgeist)
je nach der Kultur (auch religiöse Traditionen) , in der sie geprägt wurden
abhängig auch von ihren persönlichen Lebenserfahrungen ...
2. Das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft in
vergangenen Zeiten
·
Menschen in früheren Zeiten, im Altertum, aber auch
im Mittelalter,
hatten ein einheitliches Verständnis der Welt
·
was wir heute Naturwissenschaft nennen, lag lange in
der Hand der Philosophen und der Theologen (Naturphilosophie, Naturtheologie)
Die älteste angewandte Naturwissenschaft, die Medizin, lag in den Händen der
Priester.
Ebenso beschäftigten sich die Priester mit dem Lauf der Gestirne, vermaßen den
Himmel, berechneten exakt die Feste im Kalenderrhythmus des Jahres, und sie
gaben sehr praktische Ratschläge, wann Zeit war für Saat und Ernte, wann die
Flut des Nil zu erwarten war ...
Noch im Mittelalter wurde die wissenschaftliche Forschungsarbeit hauptsächlich
in den Mönchszellen der Klöster betrieben. Kirchen waren die ersten Träger
einer öffentlichen Schulbildung (in der es auch um weltliche Dinge wie Naturwissenschaften
ging).
·
Menschen staunten über die Welt (und oft fürchteten
sie sich auch)
·
aber sie lernten sie immer besser zu verstehen und zu
erklären
·
sie entdeckten ORDNUNG in der Natur
(Regelmäßigkeiten, wiederkehrende Abläufe); Naturgesetze
·
es wurde möglich, sich besser zu orientieren
(zeitlich und räumlich: Stand der Sterne, Zeitpunkte für Saat und Ernte) und
die Welt immer besser in Besitz zu nehmen (Nutzung von Erzen, Züchtung von
Pflanzen, Einsatz von Technik)
·
schon früh ahnten nachdenkliche Philosophen: wir
nehmen die Wirklichkeit nicht 1:1 wahr;
Höhlengleichnis Platons: die von uns wahrnehmbare Welt wird nur als Schatten
der eigentlichen Wirklichkeit, der Welt der Ideen, aufgefasst
·
Aber allgemein war – in allen alten Kulturen und
Religionen - die Überzeugung:
Getragen wird die ganze Welt von einem Urgrund, Götter oder ein GOTT,
von denen alles herkommt, die der Garant der Ordnung sind,
und die der Welt und dem Dasein des Menschen einen Sinn geben
3. ein Blick in die jüdisch-christliche Überlieferung
zum Erleben der Natur als göttlicher Schöpfung und Offenbarung:
Genesis Kapitel 1 (Drama der Weltschöpfung), Psalmen 104 (poetische
Beschreibung), Sprichwörter 8,22 (salomonische Weisheit)
·
Das 1. Kapitel der Bibel:
a) “Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“
(die Natur ist natürlich, es gibt dort keine Gottheiten, heilige Tiere oder
einen Sonnengott, der Mensch kann sich der Natur angstfrei nähern)
b) Gott schafft eine geordnete Welt: Licht und Finsternis, oben und
unten, Gestirne geben das Zeitmaß an; dann werden zuerst Lebensräume bereitet,
dienen als Wohnung für Gestirne, Pflanzen, Tiere und Menschen (ähnlich in der
Reihenfolge, wie uns das heute die Naturwissenschaft erklärt)
c) und die Geschöpfe sind unterscheidbar: “... jedes nach seiner Art“
... (Anfänge der Naturbeobachtung)
d) „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch
und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische
im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles
Getier, das auf Erden kriecht (Gen 1,28 Luther)
(à
beherrschen, wie ein Künstler sein Handwerk beherrscht
(Neugier, (strenge, auch wissenschaftliche) Übung, Selbstbeherrschung, Kunst))
·
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in
allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel! ... Wenn ich sehe die
Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast, was
ist der Mensch, dass du seiner gedenkst ... Du hast ihn wenig niedriger gemacht
als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn
gemacht über deiner Hände Werk ... (Psalm 8)
·
Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast
sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. (Psalm 104)
·
Paulus im Römerbrief:
“... was man von Gott erkennen kann, ist ihnen (allen Menschen, Juden und
Heiden JK) offenbar ... seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit
an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen ...“ (Römerbrief
1,19ff)
·
das Buch der Natur neben dem Buch der Offenbarung
(Bibel) als eine direkte, unmittelbare Begegnung mit, ein Zugang zu Gott
·
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste
verkündet seiner Hände Werk ... er hat der Sonne ein Zelt am Himmel gemacht ...
sie geht auf an einem Ende des Himmels und läuft um bis wieder an sein Ende ...
Das Gesetz des Herrn ist vollkommen ... (Psalm 19)
·
Gott: Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage
mir´s, wenn du so klug bist! Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer
über sie die Richtschnur gezogen hat? ... ihren Pfeiler gesetzt ... den
Eckstein gelegt ... dem Morgen die Zeit geboten ... die Quellen des Meeres und
den Grund der Tiefe ... wie breit die Erde ist ... wo kommen Schnee, Hagel und
Regen her ... Sternbilder im Tierkreis ... Blitz ...
Hiob: Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen,
ist dir zu schwer.(Hiob 38)
·
... Sonne, Mond, Sterne ... er gebot, da wurden sie
geschaffen ... er gab eine Ordnung, die dürfen sie nicht überschreiten
(Psalm 148)
·
Viel Wissen, viel Ärger, wer das Können mehrt, der
mehrt die Sorge.
(Prediger 1,18)
4. Äußerungen von Naturwissenschaftlern zur Religion
und zu Gott
4.1. Allgemeines zum Verhältnis bzw. Konflikt
zwischen Glaube und Naturwissenschaft
·
Max Planck:
„Die älteste angewandte Naturwissenschaft, die Medizin, lag in den Händen der
Priester, und die wissenschaftliche Forschungsarbeit wurde noch im Mittelalter
hauptsächlich in den Mönchzellen betrieben.“
(Dürr 39)
·
Mensch entdeckt (Ordnung in der Natur JK)
naturwissenschaftliche Gesetze; allgemein und umfassend; haben besonders
einfache Form, die ihn in Erstaunen versetzt, in denen er das Walten einer „göttlichen“
Vernunft zu erkennen glaubt
(Dürr 11)
·
18./19. Jh. breite Entwicklung der NW;
das durch wiss. (objektive) Methoden, durch (exakte) Messungen und
logisch-mathematische Schlussfolgerungen ermittelte Wissen versuchte, die
Glaubensinhalte der Religionen seinen eigenen Wahrheitskriterien zu unterwerfen;
Erwartung: den Glauben langfristig zu überwinden, den Glauben letztlich durch
exaktes Wissen zu ersetzen
(Dürr 7f)
·
NW sagt uns, was ist, aber gibt keine Auskunft
darüber, was sein soll, wie wir handeln sollen
(Dürr 8)
·
Verlangen in der verwirrenden Vielfalt einer
zunehmend komplexeren und komplizierteren technischen Welt ... das wesentliche
„Eine“,... die „zentrale Ordnung“ (W. Heisenberg) zu erkennen
(Dürr 9)
·
Höhlengleichnis Platons: die von uns wahrnehmbare
Welt wird nur als Schatten der eigentlichen Wirklichkeit, der Welt der Ideen,
aufgefasst
(Dürr 13)
·
Unser Denken und deshalb auch die naturw.
Beschreibung erfasst nur eine Struktur, ein „WIE“, aber nicht den Inhalt, das
Wesen, das „WAS“ der eigentlichen Wirklichkeit.
(Dürr 14)
·
Die Welt ist nicht mehr ein großes mechanisches
Uhrwerk, das, unbeeinflussbar und in allen Details festgelegt, nach strengen
Naturgesetzen abläuft, eine Vorstellung, wie sie sich den Physikern des 19. Jh.
als natürliche Folge der klassischen Kausalität aufdrängte und sie dazu
verleitete, jegliche Transzendenz als subjektive Täuschung zu betrachten. Die
Welt entspricht ... mehr einem Fluss, ... der nicht direkt erfassbar ist, nur
bestimmte Wellen, Wirbel, Strudel in ihm, die eine gewisse ... Stabilität
erlangen, sind für unser fragmentarisches Denken begreiflich und werden für
uns zur „Realität“.
(Dürr 17)
·
Max Planck: „... dass die physikalische Wissenschaft
die Annahme einer realen, von uns unabhängigen Welt fordert, die wir
allerdings niemals direkt erkennen, sondern immer nur durch die Brille unserer
Sinnesempfindungen und der durch sie vermittelten Messungen wahrnehmen können.“
(Dürr 32)
·
Einstein:
“... Naturwissenschaft .. ist das jahrhundertealte Bemühen, durch systematisches
Denken die wahrnehmbaren Erscheinungen dieser Welt durchgehend miteinander in
Verbindung zu setzen ... ist der Versuch einer nachträglichen Rekonstruktion
alles Seienden im Prozess der begrifflichen Erfassung...
Naturwissenschaft kann nur feststellen, was ist, nicht aber, was sein soll, und
außerhalb ihres Gebietes bleiben Werturteile jeder Art unentbehrlich. Religion
andererseits befasst sich nur mit der Bewertung menschlichen Denkens und Tuns:
Sie ist nicht berechtigt, von realen Tatsachen oder Beziehungen zwischen ihnen
zu sprechen.“
“Die Wissenschaft kann ... nur von denen aufgebaut werden, die durch und durch
von dem Streben nach Wahrheit und Erkenntnis erfüllt sind. Die Quelle dieser
Gesinnung entspringt aber wiederum auf religiösem Gebiet. Hierher gehört auch
der Glaube an die Möglichkeit, dass die Welt der Erscheinungen nach Gesetzen
der Vernunft gelenkt wird und dass diese Welt mit dem Verstand zu erfassen
ist.“ ...
Naturgesetze beanspruchen absolute Allgemeingültigkeit, ohne sie zu beweisen.
...
(Dürr 71ff)
·
Heisenberg:
Für Planck sind Religion und Naturwissenschaft deswegen vereinbar, weil sie,
wie er voraussetzt, sich auf ganz verschiedene Bereiche der Wirklichkeit
beziehen. Die Naturwissenschaft handelt von der objektiven materiellen Welt.
Sie stellt uns vor die Aufgabe, richtige Aussagen über diese objektive
Wirklichkeit zu machen und ihre Zusammenhänge zu verstehen. Die Religion aber
handelt von der Welt der Werte. Hier wird von dem gesprochen, was sein soll,
was wir tun sollen, nicht von dem, was ist. ...
Planck hat sich eindeutig für die christliche Tradition entschieden ...
Ich bezweifle, ob menschliche Gemeinschaften auf die Dauer mit dieser scharfen
Spaltung von Wissen und Glauben leben können .
Missverständnis seit dem 18 Jahrhundert: Konflikt entsteht, wenn man die Bilder
und Gleichnisse der Religion als naturwissenschaftliche Behauptungen
interpretiert, was natürlich unsinnig ist.
(Dürr 295)
·
Heisenberg: „Der Gegenstand der Forschung ist nicht
die Natur an sich, sondern die der menschlichen Fragestellung ausgesetzte
Natur, und insofern begegnet der Mensch auch hier wieder sich selbst.“
(Die Bibel, erschlossen und kommentiert von H. Halbfas, Patmos 2001, S.29)
·
Niels Bohr:
mit der Zerlegung der Wirklichkeit in eine subjektive und eine objektive Seite
wird man nicht viel anfangen können;
Religionen aller Zeiten sprechen in Bildern und Gleichnissen und Paradoxien –
es gibt wohl keine andere Möglichkeit, die Wirklichkeit, um die es hier geht,
zu ergreifen ...
(auch) in der heutigen Naturwissenschaft enthält jeder physikalische
Sachverhalt objektive und subjektive Züge ...
in der Mathematik wurde i als Quadratwurzel aus –1 eingeführt (gibt es in der
Wirklichkeit nicht, trotzdem beruhen wichtige Zweige der Mathematik, z.B. die
ganze analytische Funktionentheorie, auf der Einführung dieser imaginären
Einheit ...);
könnte die Aussage „es gibt“ in der Religion auch ein Aufsteigen in eine höhere
Abstraktionsklasse bedeuten? (um uns ein Verstehen leichter zu machen); ...
Geschichte: ein Mann hat über der Eingangstür seines Hauses ein Hufeisen
angebracht, das nach altem Volksglauben Glück bringen soll. Ein Bekannter
fragt ihn: „Aber bist du denn so abergläubisch? Glaubst du wirklich, dass das
Hufeisen dir Glück bringt?“. Er antwortet: „Natürlich nicht; aber man sagt
doch, dass es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt.“
(Dürr 301ff)
·
Einstein:
“Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie
nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die
Wirklichkeit.“
Wer diesen Satz von E. zur Kenntnis nimmt, wird vielleicht aufhören, aus der
Tatsache, dass er den lieben Gott in dessen Formeln nicht findet, den Schluss
zu ziehen, dass es den Alten überhaupt nicht gibt. Gott muss man sich auf anderen
Wegen nähern.
(Fischer 352)
·
Gott hat es weder verboten, seine Werke zu bewundern,
noch sie zu erkunden. Wissenschaftler ersetzen dabei doch nur das Wunder der
Erscheinungen durch das Wunder der Erklärungen.
(Fischer 58)
·
Die Physik glaubte einmal „Nein!“ sagen zu können zum
christlichen Glauben ... sie nimmt dieses Nein heute wieder zurück. Freilich
bedeutet dieses doppelte NEIN kein Ja. ... Naturwissenschaften ... können
keinen neuen, positiven Weg zum christlichen Glauben öffnen
(Aichelin/Liedke 20)
·
„Jede physikalische Theorie ist insofern vorläufig,
als sie nur eine Hypothese darstellt: Man kann sie nie beweisen. ... Dagegen
ist eine Theorie widerlegt, wenn man nur eine einzige Beobachtung findet, die
nicht mit den aus ihr abgeleiteten Voraussagen übereinstimmt. ... dann muss
man die Theorie aufgeben oder modifizieren.“
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 25)
·
Die Heisenbergsche Unschärferelation bereitete dem
Laplaceschen Traum von einem absolut deterministischen Modell des Universums
ein jähes Ende: Man kann künftige Ereignisse nicht exakt voraussagen, wenn man
noch nicht einmal in der Lage ist, den gegenwärtigen Zustand des Universums
genau zu vermessen!
(Hawking: Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit, 1997, S.72)
·
Es besteht allerdings eine große Ungewissheit, die
wie eine dunkle Wolke über dem Standardmodell schwebt. Sämtlichen Überlegungen
... liegt das Kosmologische Prinzip zugrunde, die Annahme, dass das Universum
homogen und isotrop ist. Unter „homogen“ verstehen wir, dass das Universum
für jeden Beobachter, der von der allgemeinen Expansion des Universums
mitgetragen wird, gleich aussieht, wo auch immer sich dieser Beobachter befinden
mag; unter „isotrop“ verstehen wir, dass das Universum für einen solchen
Beobachter nach allen Richtungen hin gleich aussieht.
(Weinberg 129)
·
Datierungsmethoden der Geologie: beruhen auf der
Annahme, dass die Naturgesetze, die heute wirksam sind, auch schon vor Zeiten
wirksam waren. Das Prinzip wird als Aktualismus oder Aktualitätsprinzip
bezeichnet... für uns ist dieses Prinzip heute selbstverständlich ... Es ist
aber nicht beweisbar.
Der Aktualismus ist ein Axiom, d.h. ein Satz, der zwar als unmittelbar
einsichtig gilt, aber nicht beweisbar ist.
(Schrödel Biologie Lehrbuch 1995, S.438)
·
In der Regel stützt sich die NW auf ihre
grundlegenden Annahmen, und sie muss nur nachweisen, dass alles andere logisch
aus diesen folgt. Nur selten wird von ihr verlangt, diese grundlegenden
Annahmen zu verteidigen. Der Religion gestattet man gewöhnlich nicht einmal,
sich nur auf ihr grundlegendstes Prinzip – dass es einen Gott gibt – zu stützen
....
(Kitty Ferguson: Gott und die Gesetze des Universums, Econ Düsseldorf 2002,
S.392)
·
Johann Gottlieb Fichte: Was für eine Philosophie man
wähle, hängt davon ab, was man für ein Mensch ist.
(bdw 12/2003 S.43)
·
religiöse Überzeugungen von US-Wissenschaftlern:
Existiert ein persönlicher Gott?
1916 JA 41,8% Nein 41,5%
1996 Ja 39,3% Nein 45,3%;
(bild der wissenschaft 12/1999 S. 42ff)
·
wenn Physiker von Gott reden, meinen sie meistens
nicht den geschichtlich handelnden Gott der jüdisch-christlichen Offenbarung,
sondern ein pantheistisches Weltprinzip. Max Planck zum Beispiel identifiziert
schlechterdings „die Weltordnung der Naturwissenschaft und den Gott der
Religion“
(Dürr HP u.a.: Gott, der Mensch und die Wissenschaft, Augsburg 1997, S.15,
32,130,182)
4.2. Aussagen und Ansichten einzelner
Naturphilosophen und Naturwissenschaftler
Aristoteles (384-322 v.Chr.)
·
(60) die älteren griechischen Philosophen am Anfang
des 6. Jahrhunderts v. Chr. nahmen in der Welt ein einziges Urprinzip an, aus
dem alle Dinge entstanden sind: Thales von Milet das Wasser, Anaximenes die
Luft, Heraklit das Feuer, Anaximander das Grenzelose, Göttliche; Dem (einen)
Weltstoff setzt dann unter den jüngeren Naturphilosophen im 5. Jahrhundert
v.Chr. Anaxagoras den selbstständigen, weltordnenden „Geist“ entgegen. Seither
ist das Göttliche in der griechischen Philosophie präsent ... von Aristoteles
konzipiert als unbewegter Beweger des Kosmos und letztes Ziel alles Strebens in
der Wirklichkeit.
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
Feuer, Wasser, Luft und Erde setzen alle Objekte
zusammen; werden bewegt von einem Unbewegten Beweger, von einer „prima
materia“
(Fischer14ff)
·
Aristotelismus kam im 13.JH. nach Europa (über
Arabien);
in christliches Weltbild integriert: war verstehbar, entsprach dem Augenschein,
widersprach nicht der Bibel;
Welt ist unendlich; im sublunaren Bereich andere Physik als oberhalb
(supralunear);
Kometen, Supernovae durfte es im supralunaren Bereich eigentlich nicht geben;
(Tagung Glaube Naturwissenschaft Halle 15.10.05)
Augustinus (354-430)
·
Kirchenvater Aurelius Augustinus;
die Welt ist eben die Wirklichkeit, die Gott sich einbildete, bevor er die Welt
schuf;
Die Gesetze sind Gedanken Gottes, sie zu erkennen bedeutet nicht weniger, als
an den Gedanken Gottes selbst teilzuhaben.
Alle Naturerkenntnis dient mithin dem letzten Zweck einer tiefen
Gotteserkenntnis.
(Drewermann Anfang 342)
Albertus Magnus (1193-1280)
·
Dominikanermönch und Bischof;
“Wir haben in der Naturwissenschaft nicht zu erforschen, wie Gott nach seinem
freien Willen durch unmittelbares Eingreifen die Geschöpfe zu Wundern
gebraucht, durch die er seine Allmacht zeigt; wir haben vielmehr zu untersuchen,
was im Bereich der Natur durch die den Naturdingen innewohnende Ursächlichkeit
auf natürliche Weise geschehen kann. ... dass ich mich um Wunder durch Gottes
Eingreifen nicht kümmere, wenn ich Naturkunde betreibe.“
(Fischer 56ff)
·
Einem Theologen sollte vorweg die philosophische und
wissenschaftliche Bildung der Zeit verfügbar sein. ...
(Krafft, F., Meyer-Abich, A.: Große Naturwissenschaftler, Frankfurt/Main 1970)
Nikolaus Kopernikus (1473-1543)
·
Aristoteles: unbewegte Erde im Mittelpunkt des
Universums, Sonne, Mond und Planeten bewegen sich auf idealen Kreisbahnen um
sie herum;
Ptolemäus gestaltete diese Vorstellung im 2.Jh. zu einem vollständigen
kosmologischen Modell
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 10)
·
Kopernikus ordnete nicht die Himmelskörper, sondern
die SPHÄREN am Firmament neu an;
das System ist nicht viel genauer als das des Ptolemäus;
Sonne steht nicht (wie er meint) im Mittelpunkt des Universums,
und nirgendwo am Himmel finden sich Kreisbahnen, von denen er weiter ausgeht;
Nachweis erst möglich, wenn gezeigt werden kann, dass Fixsterne von der Erde
aus unter verschiedenen Winkeln erscheinen; erst 1837 kann der deutsche
Astronom BESSEL die Parallaxe erstmals nachweisen
(Fischer 70ff)
·
Kopernikus: „... wer sollte nicht durch die innige
Beschäftigung mit dem, was er in vollendetster Ordnung und in göttlicher
Weisheit geleitet sieht (Astronomie JK), ... wer sollte nicht den Werkmeister
aller Dinge bewundern ...“
(Muschalek 16)
Galileo Galilei
(1564-1642)
·
(18) Galilei möchte grundsätzlich sowohl das in der Sprache
der Mathematik geschriebene „Buch der Natur“ als auch das „Buch der Bibel“
ernstnehmen. ... Wenn die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse feststehen und
den Aussagen der Bibel widersprechen, ist eine Neuinterpretation der Bibel
fällig!
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
„Das Buch der Natur kann man nur verstehen, wenn man
vorher die Sprache und die Buchstaben gelernt hat, in denen es geschrieben
ist. Es ist in mathematischer Sprache geschrieben, und die Buchstaben sind
Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren, und ohne diese Hilfsmittel
ist es menschenunmöglich, auch nur ein Wort davon zu begreifen.“
(wer damit nicht umgehen kann – sicher die meisten Menschen – kann danach nicht
verstehen, wie die Natur funktioniert!!; der Satz Galileis trifft aber nicht
für die ganze Natur zu, bestenfalls für ihren physikalischen Teil; die belebte
Natur kann man sehr wohl ohne Mathematik verstehen)
G. baut das Fernrohr nach (Erfindung eines Holländers); erreicht
Vergrößerungsfaktor 1000 und machte berühmte Entdeckungen: sah Jupitermonde
(nicht alles kreist um die Erde JK!!!), erkannte raue Oberfläche des Mondes,
stellte Sonnenflecken fest und bemerkte irreguläre Struktur des Saturn;
G. hält – wie Kepler – das kopernikanische System für das Bessere; Spaß an der
Auseinandersetzung – gegen Aristoteles, gegen den gesunden Menschenverstand und
gegen die dogmatische Kirche;
zu Beginn des 17. Jh. hatten sich längst alle Fachleute davon überzeugt, dass
die Anordnung des Ptolemäus nicht richtig beschrieb, was am Himmel los war;
1616 verkündete das Heilige Offizium, dass die zwei Behauptungen, die Sonne sei
der Mittelpunkt der Welt und die Erde sei beweglich, zwar nicht als Ketzereien
anzusehen seien, aber als „irrtümlich im Glauben“ (die kopernikanische Lehre
wurde zwar verurteilt, aber man durfte weiter über sie diskutieren)
Galilei musste 1633 einräumen, dass er zu seiner Zeit nicht in der Lage war,
die heliozentrische Anordnung der Himmelskörper und die zentrale Stellung der
Sonne zu beweisen (wobei die Betonung auf „beweisen“ liegt, was über eine
einfache Plausibilität hinausgeht);
Papst Urban VIII. wies Galilei darauf hin, dass es Beweise doch wohl nur in der
Mathematik gäbe; bei der Bewegung der Erde bzw. der Sonne bestenfalls von
Hinweisen oder Evidenz zu reden; an dieser Stelle hatte der Stellvertreter
einfach recht, und so musste es zur Verurteilung des streitbaren Gelehrten
kommen;
G. war bis zur Selbstaufgabe bereit, die Gewissheit, die aus dem Glauben kommt,
völlig aufzugeben, in der Hoffnung, an ihre Stelle die Sicherheit setzen zu
können, die aus der Überzeugungskraft der eigenen Beweise und der Wahrheit der
logischen Schlüsse stammt;
(Fischer 101ff)
·
„Ich erweise Gott meinen unendlichen Dank, weil er
mich allein als ersten Beobachter bewunderungswürdiger Dinge ausersehen hat,
die den bisherigen Jahrhunderten verborgen geblieben waren.“
(Galileo Galilei in einem Brief vom 30.1.1610)
(Wort und Wissen, info 2/01 S.5)
·
Kopernikus ordnete nicht die Himmelskörper, sondern
die SPHÄREN am Firmament neu an;
das System ist nicht viel genauer als das des Ptolemäus;
Sonne steht nicht (wie er meint) im Mittelpunkt des Universums, und nirgendwo
am Himmel finden sich Kreisbahnen, von denen er weiter ausgeht;
Nachweis für die Richtigkeit erst möglich, wenn gezeigt werden kann, dass
Fixsterne von der Erde aus unter verschiedenen Winkeln erscheinen;
erst 1837 kann der deutsche Astronom BESSEL die Parallaxe erstmals nachweisen
(Fischer 70ff)
Johannes Kepler (1571-1630)
·
Kepler Protestant, Zeit des 30-jährigen Krieges;
Tycho Brahes Assistent; der hatte die Marsbahn präzise vermessen; K. wertet die
Daten nach dem Tod Brahes aus:
die Bahn des Mars am Himmel ist kein Kreis, wie man das seit Anbeginn der Welt
gedacht hatte, sondern der Planet läuft auf einer Ellipse um die Sonne;
Kepler räumte den Daten Vorrang vor den Wünschen ein (ein perfekter Kreis wäre
ihm wohl lieber gewesen, und was sollte er mit einem „leeren“ Brennpunkt
anfangen? JK)
Kepler steht ziemlich genau an der Stelle, an der das eher mystische und noch
immer alchemistisch beeinflusste Denken der Vergangenheit dem verstärkt
rationalen Diskurs weicht, der ohne jeden religiösen Bezug auskommen will und
den Versuch unternimmt, die Welt zu erklären, ohne Anleihen bei Wunderbarem zu
machen.
(Alchemie, Aberglaube, Astrologie ...JK);
in einem Buch von 1604 Naturwissenschaft neben religiösen Betrachtungen und
mathematisch zu nennenden Untersuchungen zum Symbol der göttlichen Trinität;
K. ist immer auf der Suche nach Qualitäten, nach Harmonien des Himmels und nach
Schönheit;
Wissenschaft ist für ihn nur eine andere Form von Gottesdienst (K: WOLLTE
URSPRÜNGLICH Theologie studieren); „Jetzt aber sehet, wie Gott durch mein
Bemühen auch durch die Astronomie gefeiert wurde.“; er meint, das „körperliche
Abbild Gottes“ in der Welt gefunden zu haben (Symbolik an einer Kugel);
bringt göttliche DREI (Trinität) mit der geometrischen DREI
(Dreidimensionalität) in Zusammenhang;
wahre Gesetze der Planetenbewegung als wahrer Ausdruck der Schönheit der
Schöpfung;
Hauptwerk: „Harmonie der Welt“
berechnet „große Konjunktion“ von Jupiter und Saturn als mögliche Erklärung für
den Stern von Bethlehem – danach hätte Geburt Jesu 6 Jahre früher (heute 8)
stattgefunden;
3. Keplersches Gesetz (Quadrat der Umlaufzeit proportional zur 3. Potenz der
großen Halbachse) wird später von Newton aus dem Kraftgesetz abgeleitet (damit
gezeigt, dass es nur eine Physik gibt, die für Himmel und Erde zugleich gültig
ist);
bei K. sind die Planeten noch Lebewesen, die mit einer Seele ausgestattet sind
(vgl. Bibel Gen.1)
(Fischer 120ff)
·
Gott hat sich den Menschen auf zweifache Weise
offenbart: In der Heiligen Schrift durch die Zunge, in der Natur durch den
Finger. Da Gott nicht sich selbst widersprechen kann, so kann auch die Heilige
Schrift mit der Offenbarung der Natur nicht im Widerspruch stehen. ...
Wir Astronomen sind Priester des großen Gottes für das Buch der Natur; daher
geziemt es uns, nicht das Lob unseres Geistes, sondern allein die Ehre des
Schöpfers zu rühmen. ...
Gott ist für mich der große Künstler der Welt, ich schaue bewundernd die Werke
seiner Hände: in der Mitte die Sonne, die Ausspenderin des Lichts und des
Lebens, die nach heiligem Gesetz die Erde zügelt und ihren Lauf lenkt. Ich sehe
die Mühen des Mondes und dort die Sterne zerstreut auf unermessener Flur. So
kann ich nur staunend vor dem Weltgeheimnis stehen, kann beten und sagen: Vater
der Welt, was bewegte dich, ein armes, schwaches Erdengeschöpf so hoch zu
erheben, dass es im Glanze dasteht, ein weithin herrschender König, fast ein
Gott; denn er denkt deine Gedanken dir nach. ...
Wenn ich das Weltall betrachte, ist mir, als wenn ich dich mit meinen Händen
griffe.
(Krafft, F., Meyer-Abich, A.: Große Naturwissenschaftler, Frankfurt/Main 1970)
·
„Meine Absicht ist es aufzuzeigen, dass die
Himmelsmechanik nichts mit dem göttlichen Walten gemein hat, insofern als
nahezu alle der mannigfachen Bewegungsabläufe mittels einer einzigen, ganz
simplen magnetischen Kraft erfolgen.“ ...
“Die Astronomie ist ein Teil der Physik.“
Kepler wurde wegen Ketzerei exkommuniziert ...
(Frazier, K. u.a.: Der Planet Erde – Das Sonnensystem; Time-Life-Bücher
Amsterdam, 1992, S.26)
Isaac Newton (1642-1727)
·
Philosophie des Deismus bei Newton:
Gott muss nach Fertigstellung seiner Schöpfung nicht mehr eingreifen, er zeigt
sich in ihr als vollkommen
(Drewermann Anfang 723ff)
·
„Die wunderbaren Einrichtungen der Sonne, der
Wandelsterne, der Kometen können nur nach dem Plan eines allwissenden und
allmächtigen Wesens und nur nach dessen Weisung zustande kommen. ... so ist das ganze All offenbar nach einem
einheitlichen Plan ausgerichtet, das Reich eines und desselben Herrschers.
Daraus folgt, dass Gott der wahrhaft lebende, allweise und allmächtige Gott
ist, das unendlich vollkommene Wesen, welches hoch über dem Weltall steht.“
(Muschalek 16)
·
Newton war der Meinung, dass er (mit seiner
Forschung) auch dem Gottesglauben eine neue feste Grundlage gegeben habe;
für ihn ist dieser Schöpfer personhaft vorzustellen
(Aichelin/Liedke 131ff)
·
Newton, der große Physiker, hat sich auch als
rastloser Alchemist betätigt;
(Fischer 155ff)
·
Newton zeigt, dass der Mond am Himmel derselben Kraft
unterliegt und seine Bewegung nach den selben Gesetzen richtet wie ein Apfel,
der zu Boden fällt, oder ein Stein, der durch die Luft geschleudert wird;
(Fischer 155ff)
·
3. Keplersches Gesetz (Quadrat der Umlaufzeit
proportional zur 3. Potenz der großen Halbachse) wird später von Newton aus dem
Kraftgesetz abgeleitet (damit hat er gezeigt, dass es nur eine Physik gibt, die
für Himmel und Erde zugleich gültig ist);
(Fischer 120ff)
Pierre Simon de Laplace
(1749-1827)
·
„Eine Intelligenz, welche für einen gegebenen
Augenblick alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der
sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassen genug wäre, um
diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel
die Bewegungen der großen Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen;
nicht würde ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würden ihr offen vor Augen
liegen.“
(Pierre Simon de Laplace 1814)
(à die
Naturwissenschaft versuchte, nach und nach in die Rolle dieses Dämons zu
schlüpfen)
·
zu Napoleon auf die Frage, warum denn Gott in seinen
Gleichungen nicht vorkomme: „Sire, ich hatte jene Hypothese nicht nötig.“
(er hatte recht, indem er darauf hinwies, dass sich Naturwissenschaft mit der
für den menschlichen Verstand fassbaren Natur beschäftigt, zeigte aber auch
Selbstbewusstein)
(Drewermann Der sechste Tag 237; Hans Küng, Der Anfang aller Dinge, Piper 2005
S.96)
Michael Faraday (1791-1867)
·
Grundlagen der Elektrizität;
“ ... dass es Gott gefallen hat, seine materielle Schöpfung mit Hilfe von
Gesetzen zustande zu bringen ... der Schöpfer beherrscht seine materiellen
Hervorbringungen durch definitive Gesetze, die durch die Kräfte zustande
kommen, die auf die Materie einwirken.“
F. liest im Buch der Natur, um Zeichen zu finden für Gottes Handeln
(Fischer 192)
Charles Darwin (1809-1882)
·
So wie der Mensch in der Zivilisation vorschreitet
und kleine Stämme zu größeren Gemeinschaften sich vereinen, wird die
schlichteste Vernunft jedem Einzelwesen sagen, dass es seine geselligen
Instinkte und Sympathien auf alle Mitglieder des Volkes ausdehnen müsse, mögen
sie ihm auch persönlich unbekannt sein. Ist dieser Punkt einmal erreicht, so
ist es nur noch eine künstliche Schranke, die verhindert, dass er seine
Sympathie auf alle Menschen aller Völker und Rassen erstrecke. Wenn auch
tatsächlich solche Leute von ihm durch bedeutende Unterschiede im Aussehen
oder in der Gewohnheit gesondert sind, so brauchte es leider, wie uns die
Erfahrung lehrt, gar lange Zeit, bis wir sie als Mitmenschen betrachteten.
Sympathie über die Grenzen der Menschheit hinaus, d.h. Humanität gegenüber den
niedrigeren Tieren, dürfte eine der spätesten moralischen Erwerbungen sein. ...
diese Tugend, eine der edelsten, mit denen der Mensch begabt ist ... wird
zarter, umfassender, bis sie sich auf alle fühlenden Wesen erstreckt.; ......
Bei Wilden werden die an Körper oder Geist Schwachen bald entfernt sein, und
die Überlebenden weisen gewöhnlich einen kräftigen Gesundheitszustand auf. Wir
zivilisierten Menschen dagegen tun das Möglichste, um diesen Entfernungsprozess
zu hemmen; wir bauen Asyle für Blödsinnige, Krüppel und Kranke; wir erlassen Armengesetze
und unsere Ärzte wenden ihre ganze Geschicklichkeit an, um das Leben jedes
Menschen so lang wie nur möglich zu erhalten. Es lässt sich mit Grund annehmen,
dass die Impfung Tausenden das Leben erhalten habe, die infolge ihrer schwachen
Konstitution früher den Pocken erlegen wären. Dermaßen können die schwachen
Mitglieder der zivilisierten Gesellschaft ihre Art fortpflanzen. Niemand, der
die Züchtung von Haustieren beobachtet hat, wird zweifeln, dass das erwähnte
Vorgehen für die menschliche Rasse höchst schädlich sein muss. ... Der
Beistand, den wir uns genötigt fühlen, den Hilflosen zu leisten, ist
hauptsächlich ein incendentales Ergebnis des Instinkts der Sympathie, der
ursprünglich als ein Teil der geselligen Instinkte erworben worden war, in der
Folge jedoch,.. zarter und verbreiteter wurde. Auch können wir unsre Sympathie
nicht hemmen, selbst dann nicht, wenn starke Vernunftgründe dawider sind, ohne
den edelsten Teil unserer Naturheit zu verletzen ... wollten wir die Schwachen
und Hilflosen vernachlässigen, so würden wir nur einen ungewissen Vorteil mit
einem überwältigenden gegenwärtigen Übel erwerben.;
(Darwin: Abstammung des Menschen 183, 200)
·
Wenn es möglich (und sinnvoll) sein soll, an einen
Gott zu glauben (von „beweisen“ ist ein für allemal nicht länger die Rede
mehr!), so nicht aufgrund der Welt, wie sie uns erscheint, sondern trotz der
Welt, gegen die Welt, buchstäblich und absolut jenseits der Welt, in der wir
leben und aus der wir kommen.
(Drewermann Und es geschah so 768)
·
... so habe ich doch wenigstens, ich hoffe es, ein
gutes Werk verrichtet, indem ich dazu beigetragen habe, das Dogma der
besonderen Schöpfungsakte zu stürzen;
... veredelnder Glaube an die Existenz eines allmächtigen Gottes ...;
die höhere Frage, ob ein Schöpfer und Weltenlenker existiere; diese ist von
vielen der größten Geister, die je auf Erden waren, zustimmend beantwortet
worden;
Der geringste Organismus ist etwas viel Höheres als der unorganische Staub
unter unseren Füßen; und niemand, der vorurteilsfreien Geistes ist, kann irgend
ein lebendes Wesen studieren, ohne durch dessen wundervolle Struktur und
Eigenschaften von staunender Begeisterung erfüllt zu werden.;
Wir müssen ... anerkennen, dass der Mensch mit all seinen edlen Eigenschaften,
mit seiner Sympathie, die er für das Niedrigste fühlt, mit seinem Wohlwollen,
das sich nicht nur auf andere Menschen erstreckt, sondern auch auf das
geringste lebende Geschöpf, mit seinem göttlichen Intellekt, der die Bewegungen
und die Beschaffenheit des Sonnensystems ergründet hat – dass der Mensch mit
all diesen erhabenen Kräften doch noch in seinem Körperbau den
unauslöschlichen Stempel seines niedrigen Ursprungs trägt. (= letzter Satz JK)
(Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die Zuchtwahl in
geschlechtlicher Beziehung, Reclam Leipzig o.J., Bd. I - S.3; 92; 139; 140; 248; Bd. II – S.420; 429)
·
zu einer Zeit geboren, als die Tätigkeit eines
Naturforschers und das dazugehörende Fach der Naturkunde noch fest in den
Händen der Theologen lag. Dementsprechend sprach man von einer Naturtheologie
... alle Professoren für Botanik und Zoologie waren Theologen ...
das eigentlich Spannende an der Geschichte Darwins ist seine Verwandlung der
Naturtheologie in eine Naturkunde bzw. Naturwissenschaft ... er nahm die
Naturtheologen einfach bei ihrem Wort und glaubte an die Präzision, die sie
sich selbst vorgaben oder anstrebten ... wandte sich vom Christentum ab und
wurde zum Agnostiker ...
als der junge noch im Glauben verankerte D. seine Weltreise antrat, war in der
Schiffsbibel das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 v.Chr.
9 Uhr vormittags
die Naturtheologen schwärmten von dem Argument des „design“, das William Paley
1802 vorgestellt hatte: ... zu einer Uhr gehört ein Uhrmacher, und die Welt
verweist auf einen großen Uhrmacher ...
Lieblings-Tochter Annie stirbt mit 10 Jahren 1851 à
endgültige Lossagung vom christlichen Glauben (kein Trost)
als D. begann, seine Ideen zur Veränderbarkeit der Arten zu Papier zu bringen:
„Mir ist, als gestehe ich einen Mord“ (Stabilität der Ordnungen gerät ins
Wanken, Verursachung ist nicht mehr der Wille Gottes)
Der britische Bischof Wilberforce fragte den Biologen Thomas Huxley, „ob er von
Seiten seines Großvaters oder seiner Großmutter vom Affen abstamme“.
Huxley erwiderte: „Wenn mir die Frage gestellt würde, ob ich lieber einen
erbärmlichen Affen zum Großvater hätte oder einen begabten Mann mit großem
Einfluss, der aber diese Gaben und diesen Einfluss in der bloßen Absicht
gebraucht, eine ernsthafte wissenschaftliche Diskussion ins Lächerliche zu
ziehen, dann zögere ich nicht zu erklären, dass ich den Affen bevorzugte.“
D. hat das Wort Evolution erst 1871 gebraucht ...
herrschende Weltsicht war der von Newton entworfene Kosmos, der wie ein Uhrwerk
ablief und in dem es dank seiner deterministischen Gesetze Sicherheit und
Vorhersagbarkeit gab ... genau dieses Weltbild wurde durch Darwins Idee
erschüttert (vielleicht Erklärung für Abläufe in der Vergangenheit, aber keine
Vorhersage für die Zukunft möglich); ... alle Lebewesen waren nicht mit
Absicht in der Welt, kein Ergebnis eines göttlichen Schöpfungsplanes, sondern
als Ergebnis eines wahrscheinlich zufälligen und gewiss nicht-zielgerichteten
Vorgangs namens Evolution
(Fischer 206ff)
·
„Es ist wahrlich etwas Erhabenes um die Auffassung,
dass das Leben mit seinen verschiedenen Fähigkeiten vom Schöpfer ursprünglich
nur wenigen oder gar nur einer einzigen Form eingehaucht wurde,
und dass, während dieser Planet nach dem ehernen Gravitationsgesetz seine
Kreise zieht,
aus einem so schlichten Anfang unzählige der schönsten und wunderbarsten Formen
entwickelt wurden und immer weiter entwickelt werden.“
(letzter Satz in Darwins Hauptswerk: C.D.: Über die Entstehung der Arten,
Reclam, Leipzig1980, S.538)
(engl. Original):
„There is grandeur in this view of life, with its several powers, having been
originally breathed by the Creator into a few forms or into one; and that,
whilst this planet has gone cycling on according to the fixed law of gravity,
from so simple a beginning endless forms most beautiful and most wonderful have
been, and are being, evolved.“
In der ersten Auflage
des Buches – die auch heute noch Grundlage mancher Übersetzungen ist – fehlt
das Reden „vom Schöpfer“ („by the Creator“). Diese Worte hat Darwin erst von der
zweiten Auflage an in den Text eingefügt, offenbar, weil es ihm wichtig war,
und sie sind bis zur letzten zu seinen Lebzeiten erschienenen Auflage des
Buches erhalten geblieben.
Der „Schöpfer“ taucht
auch nicht zufällig und singulär in diesem Buch auf – nur eine Seite vorher
schreibt Darwin z.B. von den „vom Schöpfer der Materie eingeprägten Gesetzen“
(S.537).
·
(Darwins Wertschätzung von Religion)
+ (Bd.I, S.139) (die
höhere Frage) „ob ein Schöpfer oder Weltenlenker existiere; diese ist von
vielen der größten Geister, die je auf Erden waren, zustimmend beantwortet
worden.“
+ (I 168 Fußnote)
„Böses mit Gutem zu vergelten, den Feind zu lieben, ist ein so hoher sittlicher
Standpunkt, dass zu bezweifeln ist, ob die geselligen Instinkte an und für sich
uns je dahin hätten bringen können. Vereint mit der Sympathie, mussten diese
Instinkte mit Hilfe der Vernunft, der Belehrung und der Liebe oder Furcht vor
Gott hoch kultiviert und erweitert werden, ehe eine so goldene Regel je erdacht
oder befolgt werden konnte.“
+ (I 216) „Die höchste
Form der Religion – der große Gedanke von einem Gott, der die Sünde hasst und
die Rechtschaffenheit liebt – war in den Urzeiten unbekannt.“
+ (II 418) „Bei den
zivilisierten Rassen hat die Überzeugung vom Dasein eines allwissenden Gottes
einen mächtigen Einfluss auf den Fortschritt der Sittlichkeit gehabt ...
Der Glaube an Gott wurde oft nicht nur als der größte, sondern auch als der
vollkommenste aller Unterschiede zwischen Mensch und niedrigerem Tiere
vorgebracht. ...“
(C.D.: Die Abstammung
des Menschen)
· Charles Darwin
wurde am 26.4.1882 in London in der Westminster Abbey beigesetzt (einer großen
Kirche in London) --- (K. Ferguson: Gott und die Gesetze des Universums, Econ
Düsseldorf 2002, S.13f)
· „Ein anderer Grund für den Glauben
an die Existenz Gottes, der mit der Vernunft, nicht mit Gefühlen zusammenhängt,
scheint mir mehr ins Gewicht zu fallen. Dieser Grund ergibt sich aus der
extremen Schwierigkeit oder eigentlich Unmöglichkeit, sich vorzustellen, dieses
gewaltige, wunderbare Universum einschließlich des Menschen mitsamt seiner
Fähigkeit, weit zurück in die Vergangenheit und weit voraus in die Zukunft zu
blicken, sei nur das Ergebnis blinden Zufalls oder blinder Notwendigkeit. Wenn
ich darüber nachdenke, sehe ich mich gezwungen, auf eine Erste Ursache zu
zählen, die einen denkenden Geist hat, gewissermaßen dem menschlichen Verstand
analog; und ich sollte mich wohl einen Theisten nennen.
Wenn ich mich recht erinnere, beherrschte diese Schlussfolgerung mein Denken in
der Zeit, als ich Über die Entstehung
der Arten schrieb;
seither schien sie mir ganz allmählich immer weniger überzeugend;
ich schwankte jedoch sehr …
Das Mysterium vom Anfang aller Dinge können wir nicht aufklären; und ich
jedenfalls muss mich damit zufrieden geben, Agnostiker zu bleiben.“
(Charles Darwin: Mein Leben, Insel TB S.102f.)
· Darwin schreibt 1879 in einem Brief
an John Fordyce:
Es scheint mir absurd zu sein zu bezweifeln, dass jemand sowohl ein
leidenschaftlicher Theist wie auch ein Evolutionist sein kann. - Sie haben
recht, wenn Sie an Kingsley denken, Asa Gray, der bedeutende Botaniker, ist ein
anderes Beispiel dafür. – Was meine eigenen Ansichten betrifft, so ist das eine
Frage, die keinerlei Konsequenzen für andere hat, sondern allein mich betrifft.
– Aber wenn Sie mich fragen, muss ich feststellen, dass mein Urteil häufig
schwankt. Umsomehr deswegen, weil es davon abhängt, wie man den Begriff
definiert, ob man jemanden einen Theisten nennen sollte: das ist ein zu
gewaltiger Gegenstand, als dass man ihn in einer kurzen Bemerkung abhandeln
könnte. In den äußersten Zuständen meines Schwankens bin ich niemals ein
Atheist in dem Sinne gewesen, dass ich die Existenz eines Gottes geleugnet
hätte. Ich glaube, im Allgemeinen (und desto mehr und mehr, je älter ich werde),
aber nicht immer, dass Agnostiker die genaueste Bezeichnung für meinen
Seelenzustand sein würde.
(Quelle: http://www.darwinproject.ac.uk/entry-12041)
Darwin hat mehrfach klargestellt,
dass er Agnostiker sei, nicht Atheist. Was ist der Unterschied?
Der Agnostizismus ist eine Weltanschauung, die insbesondere
die prinzipielle Begrenztheit menschlichen Wissens betont. Die Möglichkeit der
Existenz transzendenter Wesen oder Prinzipien wird vom Agnostizismus nicht
bestritten. Agnostizismus ist sowohl mit Theismus als auch mit Atheismus
vereinbar, da der Glaube an Gott möglich ist, selbst wenn man die Möglichkeit
der rationalen Erkenntnis Gottes verneint.
Die Frage „Gibt es einen Gott?“ wird vom Agnostizismus dementsprechend nicht
mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet, sondern mit „Es ist nicht geklärt“, „Es ist
nicht beantwortbar“.
Unabhängig davon ist die Frage „Glauben Sie an einen Gott?“.
Diese ist auch von einem Agnostiker mit „Ja“ oder „Nein“
beantwortbar.
(Und erst ein NEIN
auf diese Frage würde den Atheisten kennzeichnen)
(Wikipedia 23.2.2009)
·
Brief Charles Darwin 1870 an J.D.Hooker:
„Meine Theologie ist ein einziges
Durcheinander;
ich kann das Universum nicht als ein Resultat blinder Zufälligkeit sehen,
ich kann aber auch kein Zeichen für das Walten einer gütigen Absicht oder
überhaupt einer wie auch immer gearteten Absicht … entdecken.“
(C.D.: Mein Leben, insel tb 2008, S.185)
· Brief von Charles Darwin an Asa Gray, 22.5.1860
Was nun die theologische
Ansicht der Frage betrifft. Das ist immer peinlich für mich. Ich bin ganz
bestürzt. Ich habe durchaus nicht die Absicht gehabt, atheistisch zu schreiben.
Ich gesteh aber zu, dass ich nicht so deutlich, wie es andere sehen und wie ich
selbst tun zu können wünschte, Beweise von Absicht und von Wohltätigkeit auf
allen Seiten um uns herum erkennen kann. Ich kann mich nicht dazu überreden,
dass ein wohlwollender und allmächtiger Gott mit vorbedachter Absicht die
Ichneumiden oder Schlupfwespen erschaffen haben würde mit der ausdrücklichen
Bestimmung, sich innerhalb des Körpers lebender Raupen zu ernähren, oder auch,
dass eine Katze mit den Mäusen erst spielen solle. Da ich hieran nicht glauben
kann, sehe ich auch keine Notwendigkeit zu dem Glauben ein, dass das Auge
ausdrücklich beabsichtigt wurde. Auf der anderen Seite kann ich mich doch in
keinerlei Weise damit befriedigt fühlen, dieses wunderbare Universum, und
besonders die menschliche Natur, zu betrachten und zu folgern, dass alles nur
das Resultat der rohen Kraft ist. Ich bin geneigt, alles als das Resultat
vorausbestimmter Gesetze anzusehen, wobei die Einzelheiten, mögen sie gut oder
schlimm sein, der Wirkung dessen überlassen wird, was man Zufall nennen kann.
Nicht, als wenn dieser Begriff mich durchaus befriedigte. Ich fühle aufs
Allertiefste, dass der ganze Gegenstand zu tief ist für den menschlichen
Intellekt. Ein Hund könnte ebenso gut über den Geist Newtons spekulieren. Lasst
einen jeden Menschen hoffen und glauben, was er kann. Ganz entschieden stimme
ich darin mit Ihnen überein, dass meine Ansichten durchaus nicht notwendig
atheistisch sind. Der Blitz tötet einen Menschen, mag er ein guter oder ein
schlechter sein, in Folge der ganz außerordentlich komplizierten Tätigkeit der
Naturgesetze.
(Leben und Briefe von Charles Darwin, Herausgegeben von Francis Darwin,
übersetzt von Julius Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche
Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, II.Band, S.303f.)
·
Dass es auf der Welt viel Leiden gibt, wird niemand
bestreiten. Manche Autoren haben versucht, den Sinn des menschlichen Leidens
damit zu erklären, dass sie sich vorstellen, es diene der Verbesserung der
Moral. Aber die Zahl der Menschen auf der Welt ist, verglichen mit anderen
fühlenden Wesen, verschwindend gering, und diese anderen leiden sehr, ohne dass
eine Besserung der Moral zustande kommt. Ein so mächtiges und wissendes Wesen
wie ein Gott, der das Universum erschaffen könnte, ist für unser begrenztes
Vorstellungsvermögen allmächtig und allwissend, und unser Verstand empört sich
gegen die Vorstellung, die Güte dieses Wesens sei nicht grenzenlos; denn
welchen Vorteil soll das endlose Leiden von Millionen niederer Lebewesen haben?
Dieses sehr alte Argument, die Existenz von Leiden sei ein Beweis gegen die
Existenz einer intelligenten ersten Ursache, kommt mir sehr überzeugend vor …
(Charles Darwin: Mein Leben, Insel Taschenbuch 2008, S.99)
·
Brief
von Charles Darwin an einen deutschen Studenten 1879 (geschrieben von einem
Familienmitglied):
„Er (C.D.) ist der Ansicht, dass die Entwicklungstheorie mit dem Glauben an
einen Gott völlig vereinbar ist; dass Sie aber daran denken müssen, dass
verschiedene Personen verschiedene Definitionen von dem haben, was sie unter
Gott verstehen.“
(Leben und Briefe von Charles Darwin, Herausgegeben von Francis Darwin,
übersetzt von Julius Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche
Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, I.Band, S.281ff.)
Ernst Haeckel (1834-1919)
·
Ernst Haeckel bekannte sich zu einem Monismus, der
statt des Dualismus von Geist und Materie die grundsätzliche Einheit beider
propagierte, und zwar eine strikt materialistische. Keine Materie existiere
ohne Geist, kein Geist ohne Materie, „sondern nur Eins, das Beides zugleich
sei“. Einen übernatürlichen personifizierten Schöpfer lehnte er ab. „Für
Haeckel ist Gott identisch mit dem allgemeinen Naturgesetz und der Natur
selbst“, schreibt seine Biografin Erika Krauße H. war „der Ansicht, dass aus
seiner monistischen Naturphilosophie eine monistische Naturreligion
hervorgehen könnte, die mit den modernen Erkenntnissen der Naturwissenschaften
übereinstimme.“;
1866 trafen H. und Darwin in London zusammen, D. war hocherfreut über die
Verbreitung, die H. seiner Theorie in Deutschland verschafft hatte, wunderte
sich allerdings über die Rigorosität, mit der H. sie vertrat.; 1879 Debatte
über H. im Preußischen Abgeordnetenhaus, Ergebnis: Verbot nicht nur seiner,
sondern auch Darwins Schriften an den Schulen Preußens
(GEO 12/1996 S.140ff)
·
(1) monistische Erkenntnistheorie ... als die beiden
einzigen sicheren Wege hatte ich „Erfahrung und Denken – oder Empirie und
Spekulation“ bezeichnet und dabei betont, dass diese beiden gleichberechtigten
Erkenntnismethoden sich gegenseitig ergänzen, dass sie allein durch die
Vernunft uns zur Wahrheit führen. Dagegen hatte ich zwei andere, vielbetretene
Wege, die angeblich direkt zur tieferen Erkenntnis leiten, nämlich „Gemüt und
Offenbarung“, als irreführend zurückgewiesen; beide widerstreiten der „reinen
Vernunft“, indem sie den Glauben an Wunder verlangen.;
(36ff) Naturalismus; Monismus
In dem streng monistischen Sinne von Spinoza fallen für uns die Begriffe von
Gott und Natur zusammen (Deus sive Natura). Ob es jenseits der Natur ein Gebiet
des „Übernatürlichen“ oder eine „Geisterreich“ gibt, wissen wir nicht.
(Ernst Haeckel: Die Lebenswunder, Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1906)
Max Planck (1858-1947)
·
„... dass es für einen naturwissenschaftlich
einigermaßen Gebildeten schlechterdings unmöglich ist, die vielen Berichte von
... den Naturgesetzen widersprechenden Gegebenheiten, von Naturwundern,, die
gemeinhin als wesentliche Stützen und Bekräftigungen religiöser Lehren gelten
und die man früher ohne kritische Bedenken einfach als Tatsachen hinnahm,
heute noch als auf Wirklichkeit beruhend anzuerkennen. Wer es also mit seinem
Glauben wirklich ernst meint und es nicht ertragen kann, wenn dieser mit
seinem Wissen in Widerspruch gerät, der steht vor der Gewissensfrage, ob er
sich überhaupt noch ehrlich zu einer Religionsgemeinschaft zählen darf, welche
in ihrem Bekenntnis den Glauben an Naturwunder einschließt.“
(Dürr 22f)
·
„Denn Gott regiert gleichermaßen in allen Ländern der
Erde, ihm ist die ganze Welt mit ihren Schätzen wie auch mit ihren
Schrecknissen untertan, und es gibt im Reich der Natur wie im Reich des Geistes
kein Gebiet, das er nicht allgegenwärtig durchdringt.“
(Dürr 25)
·
„Wie erbärmlich klein, wie ohnmächtig müssen wir
Menschen uns vorkommen, wenn wir bedenken, dass die Erde, auf der wir leben, in
dem schier unermesslichen Weltall nur ein minimales Stäubchen, geradezu ein
Nichts bedeutet, und wie seltsam muss es uns andererseits erscheinen, dass
wir, winzige Geschöpfe auf einem beliebigen winzigen Planeten, imstande sind,
mit unseren Gedanken zwar nicht das Wesen, aber doch das Vorhandensein und die Größe
der elementaren Bausteine der ganzen großen Welt genau zu erkennen.
Aber das Wunderbare geht noch weiter. Es ist ein unbezweifelbares Ergebnis der
physikalischen Forschung, dass diese elementaren Bausteine des Weltgebäudes
nicht in einzelnen Gruppen ohne einen Zusammenhang nebeneinanderliegen,
sondern dass sie sämtlich nach einem einzigen Plan aneinandergefügt sind, oder,
mit anderen Worten, dass in allen Vorgängen der Natur eine universale, uns bis
zu einem gewissen Grad erkennbare Gesetzlichkeit herrscht.“
(Dürr 32f)
·
„Was wir aber nun als das allergrößte Wunder ansehen
müssen, ist die Tatsache, dass die sachgemäßeste Formulierung dieses Gesetzes
bei jedem Unbefangenen den Eindruck erweckt, als ob die Natur von einem vernünftigen,
zweckbewussten Willen regiert würde.“
(Dürr 34)
·
Gesetzmäßigkeit im gesamten Bereich der Natur, ...
die zweckmäßigem Handeln entspricht, ... stellt eine vernünftige Weltordnung
dar
(Dürr 36)
·
„... Religion
und Naturwissenschaft begegnen sich in der Frage nach der Existenz und nach dem
Wesen einer höchsten über die Welt regierenden Macht ...
Nichts hindert uns also, und unser nach einer einheitlichen Weltanschauung
verlangender Erkenntnistrieb fordert es, die beiden überall wirksamen und doch
geheimnisvollen Mächte, die Weltordnung der Naturwissenschaft und den Gott der
Religionen, miteinander zu identifizieren. Danach ist die Gottheit, die der
religiöse Mensch mit seinen anschaulichen Symbolen sich nahezubringen sucht,
wesensgleich mit der naturgesetzlichen Macht, von der dem forschenden Menschen
die Sinnesempfindungen bis zu einem gewissen Grade Kunde geben. ...
grundsätzlicher Unterschied zu beachten. Für den religiösen Menschen ist Gott
unmittelbar und primär gegeben. ... Im Gegensatz dazu ist für den Naturforscher
das einzig primär Gegebene der Inhalt seiner Sinneswahrnehmungen und der
daraus abgeleiteten Messungen. Von da aus sucht er sich auf dem Wege der
induktiven Forschung Gott und seiner Weltordnung als dem höchsten, ewig
unerreichbaren Ziele nach Möglichkeit anzunähern. Wenn also beide, Religion und
Naturwissenschaft, zu ihrer Betätigung des Glaubens an Gott bedürfen, so steht
Gott für die eine am Anfang, für die andere am Ende allen Denkens. Der einen
bedeutet er das Fundament, der anderen die Krone des Aufbaues jeglicher
weltanschaulicher Betrachtung. ...
Die Naturwissenschaft braucht der Mensch zum Erkennen, die Religion aber
braucht er zum Handeln.“
(Dürr 37f)
·
Heisenberg:
Für Planck sind Religion und Naturwissenschaft deswegen vereinbar, weil sie,
wie er voraussetzt, sich auf ganz verschiedene Bereiche der Wirklichkeit
beziehen. Die Naturwissenschaft handelt von der objektiven materiellen Welt.
Sie stellt uns vor die Aufgabe, richtige Aussagen über diese objektive
Wirklichkeit zu machen und ihre Zusammenhänge zu verstehen. Die Religion aber
handelt von der Welt der Werte. Hier wird von dem gesprochen, was sein soll,
was wir tun sollen, nicht von dem, was ist. ...
Planck hat sich eindeutig für die christliche Tradition entschieden ...
Ich bezweifle, ob menschliche Gemeinschaften auf die Dauer mit dieser scharfen
Spaltung von Wissen und Glauben leben können .
Missverständnis seit dem 18 Jahrhundert: Konflikt entsteht, wenn man die Bilder
und Gleichnisse der Religion als naturwissenschaftliche Behauptungen interpretiert,
was natürlich unsinnig ist.
(Dürr 295)
·
„Es ist der stetig fortgesetzte, nie erlahmende Kampf
gegen Skeptizismus und gegen Dogmatismus, gegen Unglaube und gegen Aberglaube,
den Naturwissenschaft und Religion gemeinsam führen, und das richtungweisende
Losungswort in diesem Kampf lautet von jeher und in alle Zukunft: Hin zu Gott!“
(Dürr 39)
·
Brief nach dem Tod seines Sohnes 1945 (Hinrichtung
durch die Nazis): „... dass ich es als eine Gnade des Himmels betrachte, dass
mir von Kindheit an der feste, durch nichts beirrbare Glaube an den
Allmächtigen und Allgütigen tief im Innern wurzelt.“ (Planck verlor 4 Kinder zu
Lebzeiten)
(Muschalek 63)
·
(217) „Auch für die Physik gilt der Satz, dass man
nicht selig wird ohne Glauben, zumindest den Glauben an eine gewisse Realität
außer uns.“ (1913)
(Ernst Peter Fischer: Leonardo, Heisenberg & Co., Piper TB München 2004)
Albert Einstein (1879-1955)
·
(12) Einstein beruft sich auf „Häretiker“ wie
Demokrit, Franz von Assisi und besonders Spinoza, vertritt eine dogmenfreie
„kosmische Frömmigkeit“
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
Vortrag Gerd Weiberg:
E. glaubt an kosmische Religiosität, die er in der vollkommenen Harmonie des
Kosmos zu erkennen glaubt;
Gott ist diesem Universum immanent;
wunderbare Ordnung der Natur;
Gott als unermesslicher Geist (nicht menschenähnlicher, persönlicher Gott);
E. spricht ständig von GOTT, ohne an ihn zu glauben;
nennt sich einen „tief religiösen Ungläubigen“;
alles im Universum ist vorherbestimmt; Credo für Determinismus, gegen Zufall;
Spinoza: In der Natur gibt es nichts Zufälliges;
E. Ist Jude immer nur unter kulturell-politischen Gesichtspunkten,
Schicksalsgemeinschaft; gibt an „konfessionslos“;
Widerspruch: Determinismus – und trotzdem ethisch verantwortliche Lebensführung
(Willensfreiheit)?;
(Tagung: Naturwissenschaft, Weltbild, Glaube; Halle 15.10.05)
·
all diesen Typen (von Religionen JK) gemeinsam ist
der anthropomorphe Charakter der Gottesidee (Vater, Mutter, Führer, Belohnung
und Bestrafung, Furcht und Moral JK);
Über diese Stufe religiösen Erlebens pflegen sich nur besonders reiche
Individuen und besonders edle Gemeinschaften wesentlich zu erheben. Bei allen
aber gibt es noch eine dritte Stufe religiösen Erlebens, wenn auch nur selten
in reiner Ausprägung; ich will sie als kosmische Religiosität bezeichnen. ...
Ansätze zur kosmischen Religiosität finden sich bereits auf früher
Entwicklungsstufe, z.B. in manchen Psalmen Davids sowie bei einigen Propheten.
Viel stärker ist die Komponente kosmischer Religiosität im Buddhismus ...
Die religiösen Genies aller Zeiten waren durch diese kosmische Religiosität
ausgezeichnet, die keine Dogmen und keinen Gott kennt, der nach dem Bild des
Menschen gedacht wäre. Es kann daher auch keine Kirche geben, deren hauptsächlicher
Lehrinhalt sich auf die kosmische Religiosität gründet. ... gerade unter den
Häretikern aller Zeiten ... Demokrit, Franziskus von Assisi, Spinoza ...
Wer von der kausalen Gesetzmäßigkeit allen Geschehens durchdrungen ist, für den
ist die Idee eines Wesens, welches in den Gang des Weltgeschehens eingreift,
ganz unmöglich ... ein Gott, der belohnt und bestraft, ist für ihn schon darum
undenkbar, weil der Mensch nach äußerer und innerer Notwendigkeit handelt, vom
Standpunkt Gottes aus also nicht verantwortlich wäre ...
Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht
nach dem Begreifen wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt
geoffenbarten Vernunft musste in Kepler und Newton lebendig sein ...
Ein Zeitgenosse hat nicht mit Unrecht gesagt, dass die ernsthaften Forscher in
unserer im allgemeinen materialistisch eingestellten Zeit die einzig tief
religiösen Menschen seien.
(Dürr 67ff)
·
“... wenn die Zahl der mitwirkenden Faktoren bei
einem Komplex von Naturerscheinungen zu groß ist, lässt uns die
wissenschaftliche Methode meist im Stich. Man braucht nur an das Wetter zu
denken, für das eine Voraussage selbst auf wenige Tage schon unmöglich wird.
Und dennoch besteht kein Zweifel, dass wir dabei einem Kausalzusammenhang
gegenüberstehen, dessen einzelne Komponenten uns im wesentlichen bekannt sind.
Ereignisse auf diesem Gebiet entziehen sich unserer exakten Vorhersage nur
wegen der Mannigfaltigkeit der mitwirkenden Faktoren, nicht wegen einer
mangelnden Ordnung in der Natur.“
(Dürr: Physik und Transzendenz, Scherz 1988 S.77)
·
Die Naturwissenschaft kann freilich niemals die Lehre
von einem in die Naturereignisse eingreifenden persönlichen Gott widerlegen,
denn diese Lehre kann stets in jenen Gebieten Zuflucht suchen, in denen
wissenschaftliche Erkenntnis bis jetzt noch nicht Fuß zu fassen vermochte. ...
Aber ich bin überzeugt, dass ein solches Verhalten der Vertreter der Religion
nicht nur unwürdig, sondern auch verhängnisvoll wäre. Denn eine Lehre, die
sich nicht in klaren Licht, sondern nur im Dunkel zu behaupten vermag, wird
zwangsläufig jede Wirkung auf Menschen verlieren ...
In ihrem Kampf um das Gute müssten die Lehrer der Religion die innere Größe
haben und die Lehre von einem persönlichen Gott fahren lassen, das heißt, auf
jene Quelle von Furcht und Hoffnung verzichten. ...
Wer aber je die erfolgreichen Fortschritte auf diesem Gebiet (der
naturwissenschaftlichen Forschung JK) eindringlich erfahren hat, wird tiefe
Ehrfurcht vor der Vernunft empfinden, die sich in der Wirklichkeit offenbart.
Durch die Erkenntnis befreit sich der Mensch weitgehend aus den Fesseln seiner
Hoffnungen und Wünsche und gewinnt dabei jene demütige Geisteshaltung
gegenüber der Erhabenheit der Vernunft, die sich in der Wirklichkeit verkörpert
und ihm in ihren letzten Tiefen unzugänglich ist. Diese Einstellung scheint mir
aber im höchsten Sinne des Wortes religiös zu sein.
(Dürr 76ff)
·
Wolfgang Pauli:
Einsteins Auffassung liegt mir näher ... der liebe Gott, auf den er sich so
gern beruft, hat irgendwie mit den unabänderlichen Naturgesetzen zu tun.
Einstein hat ein Gefühl für die zentrale Ordnung der Dinge. Er spürt diese Ordnung
in der Einfachheit der Naturgesetze. Man kann annehmen, dass er diese
Einfachheit bei der Entdeckung der Relativitätstheorie stark und unmittelbar
erlebt hat. ...
Einstein ist wohl kaum an eine religiöse Tradition gebunden, und ich würde
glauben, dass die Vorstellung eines persönlichen Gottes ihm ganz fremd ist.
Aber es gibt für ihn keine Trennung zwischen Wissenschaft und Religion. Die
zentrale Ordnung gehört für ihn zum subjektiven ebenso wie zum objektiven
Bereich,...
(Dürr 297)
·
Niels Bohr: mir geht es wie Dirac, dass mir die
Vorstellung eines persönlichen Gottes fremd ist
(Dürr 301)
·
das herrlich naive Gottesbild, das jeder sofort
verstand:
Einstein fragte,
„ob der Herrgott nicht (über meine Einfälle) lacht und mich an der Nase
herumführt“, oder
“welche Schräubchen der Alte wohl dreht, um alles das zu bewerkstelligen“,
welche Wahl „der ewige Rätselgeber“ bei der Erschaffung der Welt hatte ...
“Raffiniert ist der Herrgott, aber boshaft ist er nicht“
“Gott würfelt nicht“
E. weicht der Frage nach Gott ununterbrochen durch Witzchen und Albernheiten
aus ...
“bange Frage ... ob Gott wirklich würfelt“ in Brief an Niels Bohr 1949 – Bohrs
Antwort: „dass niemand – und nicht einmal der liebe Gott selber – wissen kann,
was ein Wort wie würfeln in diesem Zusammenhang heißen soll“
E. suchte den Weg zurück in eine deterministische Physik der klassischen Art
...
(Fischer 349)
·
„Das Schönste, was wir erleben können, ist das
Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und
Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr
staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen. Das Erlebnis des
Geheimnisvollen wenn auch mit Furcht gemischt - hat auch die Religionen
gezeugt. Das Wissen um die Existenz des für uns Undurchdringlichen, der
Manifestationen tiefster Vernunft und leuchtendster Schönheit, die unserer Vernunft
nur in den primitivsten Formen zugänglich sind, dies Wissen und Fühlen macht
wahre Religiosität aus; in diesem Sinn und nur in diesem gehöre ich zu den
tief religiösen Menschen. Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt
und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach Art desjenigen, den wir an
uns erleben, kann ich mir nicht einbilden. Auch ein Individuum, das seinen
körperlichen Tod überdauert, mag und kann ich mir nicht denken; mögen schwache
Seelen aus Angst oder lächerlichem Egoismus solche Gedanken nähren. Mir genügt
das Mysterium der Ewigkeit des Lebens und das Bewusstsein und die Ahnung von
dem wunderbaren Bau des Seienden sowie das ergebene Streben nach dem Begreifen
eines noch so winzigen Teiles der in der Natur sich manifestierenden Vernunft.“;
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.10f.)
·
Wer von der kausalen Gesetzmäßigkeit allen Geschehens
durchdrungen ist, für den ist die Idee eines Wesens, welches in den Gang des
Weltgeschehens eingreift, ganz unmöglich – vorausgesetzt allerdings, dass er es
mit der Hypothese der Kausalität wirklich ernst nimmt. Die Furcht-Religion hat
bei ihm keinen Platz, aber ebensowenig die soziale bzw. moralische Religion.
Ein Gott, der belohnt und bestraft, ist für ihn schon darum undenkbar, weil der
Mensch nach äußerer und innerer gesetzlicher Notwendigkeit handelt, vom
Standpunkt Gottes aus also nicht verantwortlich wäre, sowenig wie ein lebloser
Gegenstand für die von ihm ausgeführten Bewegungen. Man hat deshalb schon der
Wissenschaft vorgeworfen, daß sie die Moral untergrabe, jedoch gewiss mit
Unrecht. Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl,
Erziehung und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen
Grundlage. Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht vor Strafe
und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssten. Es ist also
verständlich, daß die Kirchen die Wissenschaft von jeher bekämpft und ihre
Anhänger verfolgt haben. Andererseits aber behaupte ich, daß die kosmische
Religiosität die stärkste und edelste Triebfeder wissenschaftlicher Forschung
ist. Nur wer die ungeheuren Anstrengungen und vor allem die Hingabe ermessen
kann, ohne welche bahnbrechende wissenschaftliche Gedankenschöpfungen nicht
zustandekommen können, vermag die Stärke des Gefühls zu ermessen, aus dem
allein solche dem unmittelbarpraktischen Leben abgewandte Arbeit erwachsen kann.
Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht
nach dem Begreifen wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt
geoffenbarten Vernunft musste in Kepler und Newton lebendig sein, daß sie den
Mechanismus der Himmelsmechanik in der einsamen Arbeit vieler Jahre entwirren
konnten! Wer die wissenschaftliche Forschung in der Hauptsache nur aus ihren praktischen
Auswirkungen kennt, kommt leicht zu einer ganz unzutreffenden Auffassung vom
Geisteszustand der Männer, welche – umgeben von skeptischen Zeitgenossen –
Gleichgesinnten die Wege gewiesen haben, die über die Länder der Erde und über
die Jahrhunderte verstreut waren. Nur wer sein Leben ähnlichen Zielen
hingegeben hat, besitzt eine lebendige Vorstellung davon, was diese Menschen
beseelt und ihnen die Kraft gegeben hat, trotz unzähliger Mißerfolge dem Ziel
treu zu bleiben. Es ist die kosmische Religiosität, die solche Kräfte spendet.
Ein Zeitgenosse hat nicht mit Unrecht gesagt, daß die ernsthaften Forscher in
unserer im allgemeinen materialistisch eingestellten Zeit die einzigen tief
religiösen Menschen seien. …
Sie werden schwerlich einen tiefer schürfenden wissenschaftlichen Geist finden,
dem nicht eine eigentümliche Religiosität eigen ist. Diese Religiosität
unterscheidet sich aber von derjenigen des naiven Menschen. Letzterem ist Gott
ein Wesen, von dessen Sorgfalt man hofft, dessen Strafe man fürchtet –
einsublimiertes Gefühl von der Art der Beziehung des Kindes zum Vater – , ein
Wesen, zu dem man gewissermaßen in einer persönlichen Beziehung steht, so
respektvoll diese auch sein mag. Der Forscher aber ist von der Kausalität allen
Geschehens durchdrungen. Die Zukunft ist ihm nicht minder notwendig und
bestimmt wie die Vergangenheit. Das Moralische ist ihm keine göttliche, sondern
eine rein menschliche Angelegenheit. Seine Religiosität liegt im verzückten
Staunen über die Harmonie der Naturgesetzlichkeit, in der sich eine so
überlegene Vernunft offenbart, daß alles Sinnvolle menschlichen Denkens und
Anordnens dagegen ein gänzlich nichtiger Abglanz ist. Dies Gefühl ist das
Leitmotiv seines Lebens und Strebens, insoweit dieses sich über die Knechtschaft
selbstischen Wünschens erhebenkann. Unzweifelhaft ist dies Gefühl nahe verwandt
demjenigen, das die religiös schöpferischen Naturen aller Zeiten erfüllt hat.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.17f.)
·
Über wissenschaftliche Wahrheit
1. Es ist schon nicht leicht, mit dem Wort »Wissenschaftliche Wahrheit«einen
klaren Sinn zu verbinden. So ist der Sinn des Wortes »Wahrheit« verschieden, je
nachdem es sich um eine Erlebnistatsache, einen mathematischen Satz oder eine
naturwissenschaftliche Theorie handelt. Unter »religiöser Wahrheit«kann ich mir
etwas Klares überhaupt nicht denken.
2. Wissenschaftliche Forschung kann durch Förderung des kausalen Denkens und
Überschauens den Aberglauben vermindern. Es ist gewiss, daß eine mit religiösem
Gefühl verwandte Überzeugung von der Vernunft bzw. Begreiflichkeit der Welt
aller feineren wissenschaftlichen Arbeit zugrunde liegt.
3. Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen
Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen
Gottesbegriff; man kann ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als
»pantheistisch« (Spinoza) bezeichnen.
4. Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch
betrachten; ich habe zu ihnen keine andere Beziehung.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.171)
·
Das Wesen der jüdischen Lebensauffassung scheint mir
zu sein: Bejahung des Lebens aller Geschöpfe. Leben des Individuums hat nur
Sinn im Dienst der Verschönerung und Veredelung des Lebens alles Lebendigen.
Leben ist heilig, d.h. der höchste Wert, von dem alle Wertungen abhängen. Die
Heiligung des überindividuellen Lebens bringt die Verehrung alles Geistigen mit
sich – ein besonders charakteristischer Zug der jüdischen Tradition. Judentum
ist kein Glaube. Der jüdische Gott ist nur eine Verneinung des Aberglaubens,
ein Phantasieersatz für dessen Beseitigung. Es ist auch ein Versuch, das
Moralgesetz auf Furcht zu gründen, ein bedauernswerter unrühmlicher Versuch.
Doch scheint mir, daß die starke moralische Tradition im jüdischen Volke sich
weitgehend von dieser Furcht losgelöst hat. Auch ist deutlich, daß »Gott
dienen« mit »demLebendigen dienen« gleichgesetzt wurde. Dafür haben die Besten
des jüdischen Volkes, im besonderen die Propheten und Jesus, unermüdlich
gekämpft. So ist das Judentum keine transzendente Religion; es hat nur mit dem
von uns erlebten, gewissermaßen greifbaren Leben zu tun und mit nichts anderem.
Es scheint mir daher fraglich, ob es eine »Religion« im geläufigen Sinn des
Wortes genannt werden kann, zumal eben vom Juden kein »Glaube« verlangt wird,
sondern Heiligung des Lebens im überpersönlichen Sinn. Es steckt aber noch
etwas anderes in der jüdischen Tradition, was sich in manchen Psalmen so
herrlich offenbart, nämlich eine Art trunkener Freude und Verwunderung über die
Schönheit und Erhabenheit dieser Welt, von welcher der Mensch eben noch eine
schwache Ahnung erlangen kann. Es ist das Gefühl, aus welchem auch die wahre
Forschung ihre geistige Kraft schöpft, das sich aber auch im Gesang der Vögel
zu äußern scheint. Hier erscheint die Verknüpfung mit der Gottesidee nur wie
kindliche Einfalt.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.89f.)
·
Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die
Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind,
beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.
(Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962, S.119f.)
·
Albert Einstein. Er bekam im April 1921 ein Telegramm
des New Yorker Rabbis Herbert Goldstein: „Glauben sie an Gott? Stop. Bezahlte
Antwort: 50 Worte“. Der sparsame Einstein telegrafierte nur 29 Wörter zurück: „
Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden
offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit dem Schicksal und den Handlungen
der Menschen abgibt“.
Spinoza: „Deus sive natura“ – die Natur mit ihren nach strikten Gesetzen
waltenden Kräften ist Gott.
(Spiegel 52/1998 S.166ff)
·
Der Gott des Spinoza, der nur ein anderes Wort für
die Natur(ordnung) ist, bleibt in der Sichtweise der Physik als der
Grundwissenschaft aller naturwissenschaftlichen Erkenntnis offenbar
unüberschreitbar.
(Drewermann Und es geschah so 769)
·
jüdischer Philosoph Baruch Spinoza (1632-1677): Wenn
Gott sich in der Vernünftigkeit seiner Naturgesetze zeigt, sollte er dann nicht
mit diesen Naturgesetzen identisch sein?;
als die wahren Hüter dieser Religiosität ohne Theologie und dogmatisch
geformten Gottesbegriff schienen Einstein deshalb vor allem „Kunst und
Wissenschaft“ in Frage zu kommen;
“Alles wird bestimmt, der Anfang wie das Ende, durch Kräfte, über die wir keine
Macht haben ... Menschen, Pflanzen oder kosmischer Staub, wir tanzen alle nach
einer bestimmten Melodie, die aus der Ferne von einem unsichtbaren Pfeifer
angestimmt wird“.;
Drewermann:
sein Zeitgenosse und Freund ALBERT SCHWEITZER: Es ist nötig, das kostbarste
menschliche Gefühl: die Liebe, absolut zu setzen und ins Universelle
auszudehnen, um Gott zu finden. Gott, mit anderen Worten, ist nicht als kausaler
Weltengrund zu denken, er lässt sich nur als Grundlage der Menschlichkeit im
Gefühl vergewissern. Von diesem Ansatz her ergibt sich eine geradezu konträre
Einstellung der Natur gegenüber.; eine ethische Überzeugung, zu der nur
Menschen imstande sind, gegen die Natur zu stellen
Das Individuum stellt die wirkliche Herausforderung für Philosophie, Religion
und Wissenschaft dar
(Drewermann Anfang 723ff)
·
Brief an Max Born 1926:
“Die Quantentheorie ist sehr achtungsgebietend. Aber eine innere Stimme sagt
mir, dass das noch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber
dem Geheimnis des Alten bringt sie uns doch nicht näher. Jedenfalls bin ich
überzeugt, dass der nicht würfelt.“
(Drewermann Anfang 748)
·
Einstein konnte den Gedanken nicht ertragen, dass
Gott ein Universum geschaffen habe, in dem man manche Dinge prinzipiell nicht
wissen kann.
Einsteins oft zitierter Satz „Gott würfelt nicht“ lautet in Wirklichkeit: „Es
ist anscheinend schwierig, Gott in die Karten zu sehen. Aber dass er würfelt
und sich „telepathischer“ Methoden bedient ... kann ich keinen Augenblick lang
glauben.“
(Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem, Goldmann München 2004,
S.191)
·
Einstein wörtlich: „Der Alte würfelt nicht.“;
(Dürr HP u.a.: Gott, der Mensch und die Wissenschaft, Augsburg 1997, S.139)
·
Das
Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des
Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst
und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht
wie ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren
ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und
Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist
Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es ist mir genug, diese
Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des
Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen.
(Albert Einsteins gesprochenes Glaubensbekenntnis, wahrscheinlich 1932 auf
Schallplatte gesprochen, Abdruck: Zeitschrift „Die Naturwissenschaften“ 53
(1966) Heft 8, S. 198)
·
“Obwohl die Religion das Ziel bestimmt, hat sie doch
weitgehend von der Wissenschaft gelernt, mit welchen Mitteln sich diese von ihr
gesetzten Ziele erreichen lassen. Die Wissenschaft kann hingegen nur von denen
aufgebaut werden, die durch und durch von dem Streben nach Wahrheit und
Erkenntnis erfüllt sind. Die Quelle dieser Gesinnung entspringt aber wiederum
auf religiösem Gebiet. Hierher gehört auch der Glaube an die Möglichkeit, dass
die Welt der Erscheinungen nach Gesetzen der Vernunft gelenkt wird und dass
diese Welt mit dem Verstand zu erfassen ist ... Naturwissenschaft ohne Religion
ist lahm, Religion ohne Naturwissenschaft ist blind.“
(Einstein, A.: Naturwissenschaft und Religion. In Dürr, H.-P. (Hrsg.): Physik
und Transzendenz, Bern 1988, S.75)
·
„Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine
Hauptsorge sicherlich nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen“
(Einstein an David Bohm, 10.2.1954; in: Ludwig Schultz, Hermann-Friedrich
Wagner (Hrsg.): Die Welt hinter den Dingen, WILEY-VCH Weinheim, 2006)
·
„Es ist natürlich eine Lüge, was Sie über meine
religiöse Überzeugung lesen, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich
glaube nicht an einen persönlichen Gott und habe dies nie verhehlt, sondern
habe es klar zum Ausdruck gebracht. Wenn es etwas in mir gibt, das religiös
genannt werden kann, dann ist es die grenzenlose Bewunderung für die Struktur
der Welt, so weit sie jedenfalls die Wissenschaft erkennen kann.“
(Antwort vom 24. März 1954 auf einen Brief von J. Dispentiere, New Jersey, vom
22. März 1954, Einstein Archives 59-495 und 59-494; in: Albert Einstein, The
Human Side: New Glimpses from His Archives von Albert Einstein, Helen Dukas und
Banesh Hoffmann, Princeton University Press, 1981, S.43)
·
"Es scheint hart, dem Herrgott in die Karten zu
gucken. Aber dass er würfelt und sich telepatischer Mittel bedient (wie es ihm
von der gegenwärtigen Quantentheorie zugemutet wird), kann ich keinen
Augenblick glauben."
(Über die Quantenmechanik in einem Brief an Cornelius Lanczos, 21. März 1942,
Einstein-Archiv 15-294, zitiert nach Einstein, Briefe, Seite 65, zitiert nach
Alice Calaprice (Hrsg.): Einstein sagt, Piper-Verlag, München, Zürich 1996,
ISBN 3-492-03935-9, Seite 146)
Werner Heisenberg (1901-1974)
·
„Die Quantenphysik ist so ein wunderbares Beispiel
dafür, dass man einen Sachverhalt in völliger Klarheit verstanden haben kann,
und doch gleichzeitig weiß, dass man nur in Bildern und Gleichnissen von ihm
reden kann.“
(Dürr 13)
(à ähnlich
Glaubens-Gewissheit)
·
Wenn wir lernen, dass die Erhaltungssätze. etwa für
die Energie oder die Ladung, einen ganz universellen Charakter tragen, dass
sie über alle Gebiete der Physik hinweg gelten und durch Symmetrieeigenschaften
in den Grundgesetzen zustande kommen, so liegt es nahe zu sagen, dass diese
Symmetrien entscheidende Elemente des Planes sind, nach dem die Natur
geschaffen worden ist. Dabei bin ich mir völlig klar darüber, dass die Worte
„Plan“ und „geschaffen“ wieder aus der menschlichen Sphäre genommen sind und
daher bestenfalls als Metaphern gelten können ... dass unsere Sprache uns
keine außermenschlichen Begriffe zur Verfügung stellen kann ...
Die Frage nach den Werten – das ist doch die Frage nach dem, was wir tun, was
wir anstreben, wie wir uns verhalten sollen. ... es ist die Frage nach dem
Kompass, nach dem wir uns richten sollen, wenn wir unseren Weg durchs Leben
suchen. Dieser Kompass hat in den verschiedenen Religionen und Weltanschauungen
sehr verschiedene Namen erhalten: das Glück, der Wille Gottes, der Sinn, um nur
einige zu nennen. Die Verschiedenheit der Namen weist auf sehr tiefgehende
Unterschiede in der Struktur des Bewusstseins der Menschengruppen hin, die
ihren Kompass so genannt haben. Ich will diese Unterschiede sicher nicht
verkleinern. Aber ich habe den Eindruck, dass es sich in allen Formulierungen
um die Beziehungen der Menschen zur zentralen Ordnung der Welt handelt. ...
dass die zentrale Ordnung sich immer wieder durchsetzt : ... die Tatsache, dass nach jedem Winter doch
wieder Blumen auf den Wiesen blühen ... dass also Chaotisches sich immer wieder
in Geordnetes verwandelt ...
Glaubst du an einen persönlichen Gott? – Darf ich die Frage auch anders
formulieren? Dann würde sie lauten: Kannst du oder kann man der zentralen
Ordnung der Dinge oder des Geschehens, an der man ja nicht zweifeln kann, so
unmittelbar gegenübertreten, mit ihr so unmittelbar in Verbindung treten, wie
dies bei der Seele eines anderen Menschen möglich ist? Ich verwende hier
ausdrücklich das so schwer deutbare Wort „Seele“, um nicht missverstanden zu
werden. Wenn du so fragst, würde ich mit Ja antworten. ...
Die Kraft der Seele zum Verwandeln der Welt kann nicht vom menschlichen Willen
gelenkt werden. Auch durch die schärfste Anspannung der Willenskräfte kann
niemand erreichen, dass etwa zwischen ihm und einem anderen Menschen die
Beziehung entsteht, die wir Liebe nennen. ...
die Wirklichkeit verwandelt sich mit unserem Glauben ... wenn „es gibt“ nur auf
den objektivierbaren Teil der Wirklichkeit angewendet wird, so läuft die Welt
auch „wirklich“ nur noch nach Ursache und Wirkung, ohne höheren „Sinn“ ab. So
scheint es schließlich einfach vom Glauben der Menschen abzuhängen, ob ein
gütiger Vater die Geschicke der Welt leitet oder ob das Gesetz von Ursache und
Wirkung mitleidlos über alle
menschlichen Schicksale hinwegschreitet ...
Glaube ist kein Selbstbetrug, sondern nur die bewusste Hinnahme der nie zu
lösenden Spannung in der Wirklichkeit, die sicher unabhängig von uns Menschen
objektiv „ist“ und abläuft und doch auch wieder nur der Inhalt unserer Seele
ist und sich von unserer Seele her verwandelt ...
Doch schon das Bekenntnis zu dem Glauben, dass die objektivierbare Schicht der
Wirklichkeit die „eigentliche“ Wirklichkeit sei, verwandelt oder bestimmt die
Wirklichkeit in ähnlicher Weise wie irgendein anderer Glaube, und damit sind
wir der subjektiven Bedingtheit der Wirklichkeit wieder ebenso ausgeliefert wie
früher. ...
... wir dürfen uns doch voll Vertrauen der höheren Macht in die Hände geben,
die für unser Leben und im Lauf der Jahrhunderte unseren Glauben und damit
unsere Welt und unser Schicksal bestimmt ... Vertrauen ist vielleicht das
Letzte ...
die Frage nach der Existenz Gottes ist ... die Frage nach dem, was wir tun
sollen ... anderen helfen und tüchtig sein ... in der Welt, die zugleich die
„Welt Gottes“ ist, ... das Bewusstsein der Heimat
(Dürr 316ff, 325ff 334ff)
·
„Wenn von einem Naturbild der exakten
Naturwissenschaft in unserer Zeit gesprochen werden kann, so handelt es sich
... eigentlich nicht mehr um ein Bild der Natur, sondern um ein Bild unserer
Beziehungen zur Natur.“
“Das naturwissenschaftliche Weltbild hört damit auf, ein eigentlich
naturwissenschaftliches zu sein“ (bzw. ein WELTbild zu sein, weil immer der
Mensch mit darin steckt JK)
(Aichelin/Liedke 227)
·
Heisenberg: „Wenn jemand aus der unbezweifelbaren
Tatsache, dass die Welt existiert, auf eine Ursache dieser Existenz schließen
will, dann widerspricht diese Annahme unserer wissenschaftlichen Erkenntnis in
keinem einzigen Punkt. Kein Wissenschaftler verfügt auch nur über ein einziges
Argument oder irgendein Faktum, mit denen er einer solchen Annahme
widersprechen könnte.“;
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Naturwissenschaft und Religion, München
2005, S.97)
Pascual Jordan (1902- )
·
vor Darwin und Haeckel hatten oft nachdenkliche
Menschen gesagt: sollten uns einmal religiöse Zweifel kommen, sollten wir in
die Versuchung kommen, in unserem Glauben irre zu werden, dann brauchen wir nur
hineinzusehen in die Erscheinungswelt der organischen Formen. In der Fülle
ihrer zweckmäßigen Gestaltungen und Anpassungen, die uns umso wunderbarer
erscheinen, je mehr wir uns in ihre Feinheiten versenken, zeigen die
biologischen Kreaturen, dass hier ein Kreator am Werke war, dass ein weiser
Schöpfer ihnen diese wunderbar durchdachten Anpassungen mitgegeben hat auf
ihren Lebensweg.
(Dürr 214)
·
die Aufbauelemente des Lebendigen seien „kein plumpes
Menschenwerk“, sondern „das feinste Meisterstück, das jemals nach den
Leitprinzipien von Gottes Quantenmechanik vollendet wurde.“
(Muschalek 66)
Steven Weinberg (1933- )
·
(Nobelpreisträger Physik)
·
Könnte es etwas Interessanteres geben als das Problem
der Genesis?;
Gleichgewicht zwischen Schöpfungs- (1) und Vernichtungsprozessen;
Gravitationsfeld zu schwach ist, um ein in räumlicher Hinsicht endliches
Universum zu schaffen (!);
Letzter Satz:
“Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch ...
Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben ein wenig
über eine Farce hinaus und verleiht ihm einen Hauch von tragischer Würde.“
(Weinberg 9, 15, 57, 162)
·
„Es gibt keinen Beweis für Gott.“ „ich musste
zuschauen, wie meine Mutter unter Schmerzen an Krebs starb, die Persönlichkeit
meines Vaters durch die Alzheimer-Krankheit zerfiel und zahlreiche entferntere
Verwandte im Holocaust ermordet wurden. Die Anzeichen eines gütigen Schöpfers
sind ziemlich versteckt ... dass es keine Anzeichen von Güte gibt, die die
Handschrift eines Schöpfers zeigen ... der Beitrag der Religion in der
Geschichte war, es guten Menschen zu erlauben, Böses zu tun.“
(bdw 12/1999 S. 42ff)
·
(85) Weinberg „bekennender Atheist“
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
·
Einstein fasste seine Einstellung zur Quantenmechanik
in dem Satz zusammen: „Der liebe Gott würfelt nicht.“ Doch alles spricht dafür,
dass Gott ein unverbesserlicher Spieler ist und bei jeder sich bietenden
Gelegenheit würfelt.;
Vielleicht wird sich aus dem Quantenprinzip auch ergeben, dass die Geschichten
nicht zwangsläufig einen Anfang in der Zeit, einen Schöpfungpunkt im Urknall
haben müssen.;
Entscheidend ist die Annahme, dass es ein System von Gesetzen gibt, die die
Evolution des Universums von Anfang an vollständig bestimmen. Diese Gesetze
mögen von Gott vorgegeben sein, aber offenbar lässt er (oder sie) ihnen jetzt
freien Lauf und mischt sich nicht in die Geschicke des Universums ein. Die
Anfangskonfiguration des Universums könnte von Gott frei gewählt worden sein
oder sich selbst aus den Naturgesetzen herleiten.“
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 25, 34, 56, 82)
·
... Gott hätte die Welt in jeder von ihm gewünschten
Weise beginnen lassen können ... Aber anscheinend hat er sich für eine sehr
regelmäßige Entwicklung des Universums, für eine Entwicklung in Übereinstimmung
mit bestimmten Gesetzen entschieden ...;
... Ereignisse vor dem Urknall ... sollten nicht zu Bestandteilen eines
wissenschaftlichen Modells des Universums werden ...Vielen Menschen gefällt die
Vorstellung nicht, dass die Zeit einen Anfang hat, wahrscheinlich weil sie
allzu sehr nach göttlichem Eingriff schmeckt. ...
Die Heisenbergsche Unschärferelation bereitete dem Laplaceschen Traum von einem
absolut deterministischen Modell des Universums ein jähes Ende: Man kann
künftige Ereignisse nicht exakt voraussagen, wenn man noch nicht einmal in der
Lage ist, den gegenwärtigen Zustand des Universums genau zu vermessen!; ...
Die (Natur-)Gesetze mögen ursprünglich von Gott gefügt worden sein, doch
anscheinend hat er ihnen seither die Entwicklung des Universums überlassen und
sich aller Eingriffe enthalten. ...;
(Hawkings theoretischer, spekulativer Vorschlag von einer endlichen Raumzeit:)
... Doch wenn das Universum völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es
wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen
Anfang noch ein Ende: Es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen
Schöpfer? ...;
(bei anderen Weltentstehungsmodellen) ... wäre es immer noch Gottes Aufgabe
gewesen, das Uhrwerk aufzuziehen und zu entscheiden, wie alles beginnen solle
...;
(Suche nach einer vollständigen, vereinheitlichten Theorie der Physik): ...
wenn wir eine vollständige Theorie entdecken ... werden wir uns alle mit der
Frage auseinandersetzen können, warum es uns und das Universum gibt. Wenn wir
die Antwort auf die Frage fänden, wäre das der endgültige Triumph der
menschlichen Vernunft – denn dann würden wir Gottes Plan kennen.
(Hawking: Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit 17, 62, 72, 157, 181, 233)
·
Stephen Hawking: „Auch wenn nur eine einheitliche
Theorie möglich wäre, so wäre sie doch nur ein System von Regeln und
Gleichungen. Wer bläst den Gleichungen Odem ein und erschafft ihnen ein
Universum, das sie beschreiben können?“;
(bdw 12/1999 S. 42ff)
·
Das Modell eines expandierenden Universums schließt
einen Schöpfer nicht aus, grenzt aber den Zeitpunkt ein, da er sein Werk
verrichtet haben könnte!
(Hawking Ist alles vorherbestimmt 24)
·
(Jesuitenpater und Astronom, leitet seit 1978 die
Sternwarte im Vatikan)
·
ein für zufällige Ereignisse offenes Universum;
Gott lädt die Menschen zur Teilnahme an seinem Schöpfungswerk ein
(Drewermann Anfang 890)
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Artikel von George Coyne, Leiter des Observatoriums
im Vatikan:
Brauchen wir Gott, um das Universum zu erklären? Meine persönliche Antwort
lautet: Ganz und gar nicht. Ich brauche Gott nicht. Vielen Dank, aber ich
komme beim Versuch, das Universum zu begreifen, ganz gut zurecht, indem ich
meine Fähigkeit benutze, das Universum in meinen Kopf zu stecken. Ach übrigens,
ich glaube durchaus, dass mir diese Fähigkeit von Gott gegeben wurde.
Wir brauchen Gott nicht, um das Universum zu erklären, so wie wir es heute
sehen... Und wenn Gott uns doch etwas über sich selber sagen will, dann tut er
das durch seine Schöpfung;
Wenn wir die Ergebnisse der modernen Wissenschaft ernst nehmen, fällt es schwer
zu glauben, dass Gott allmächtig und allwissend ist im Sinne der
scholastischen Philosophen. Die Wissenschaft erzählt uns von einem Gott, der
sehr anders sein muss als der Gott, den mittelalterliche Philosophen und
Theologen sahen. Könnte Gott z.B. nach einer Mrd. Jahren ... vorhergesagt
haben, dass menschliches Leben entstehen würde? ... selbst wenn Gott im Besitz
der „Universaltheorie“ wäre, alle Gesetze der Physik, alle Elementarkräfte
kennen würde ... dass es neben deterministischen Vorgängen auch
Zufallsprozesse gibt, .... dann sieht es so aus, als könnte Gott selbst das
Endergebnis nicht mit Sicherheit kennen. Gott kann nicht wissen, was nicht
gewusst werden kann. Das ist keine Einschränkung Gottes. Ganz im Gegenteil. Es
offenbart uns einen Gott, der ein Universum erschaffen hat, dem eine gewissen
Dynamik innewohnt und das somit am Schöpfungsakt Gottes teilnimmt ... müssen
Gläubige Abstand nehmen von der Vorstellung eines diktatorischen Gottes, eines
Newtonschen Gottes, der das Universum als Uhrwerk erschaffen hat, das
regelmäßig weitertickt. Vielleicht sollte man Gott eher als ein Elternteil
sehen. Die Heilige Schrift ist erfüllt von diesem Gedanken. Sie stellt sogar –
vermenschlichend – einen Gott dar, der zornig wird, der maßregelt, einen Gott,
der das Universum hegt und pflegt. Theologen haben den Begriff von Gottes fortwährender
Schöpfung geprägt. ... Gott arbeitet mit dem Universum. Das Universum hat eine
gewisse eigene Vitalität, genauso wie ein Kind. Man erzieht ein Kind, aber
man versucht die eigenständige Persönlichkeit des Kindes zu erhalten und zu
bereichern ... Eltern müssen einem Kind erlauben, erwachsen zu werden, so weit
zu kommen, dass es seine eigenen Entscheidungen trifft, seinen eigenen Weg
ins Leben geht. Das ist die Art und Weise, wie Gott mit dem Universum umgeht.
das sind sehr schwache Bilder, aber wie sollten wir sonst über Gott reden? ...
Für diejenigen, die glauben, sagt uns die moderne Naturwissenschaft etwas über
Gott. Sie ist eine Herausforderung, eine bereichernde Herausforderung, für den
traditionellen Gottesglauben.
(Spiegel 52/2000 S.118ff)
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Die Schöpfungsgeschichte ist kein wissenschaftliches
Lehrbuch. Sie sagt uns nicht, wie der Himmel funktioniert, sondern wie man dort
hin kommt.
(George Coyne, Astronom der päpstlichen Sternwarte, Bild der Wissenschaft 4/1995,
S,68f.)
Jacques Monod (1910-1976)
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(Nobelpreis Medizin; Existenzialismus, im Vorspann
des Buches ein Text von Albert Camus: Der Mythos von Sysiphos)
die großen Schöpfungen der Evolution;
Das Wunder wurde zwar „erklärt“, doch bleibt es für uns immer noch ein Wunder.;
Das Universum trug weder das Leben, noch trug die Biosphäre den Menschen in
sich. Unsere „Losnummer“ kam beim Glücksspiel heraus.;
Wenn er diese Botschaft in ihrer vollen Bedeutung aufnimmt, dann muss der
Mensch endlich aus seinem tausendjährigen Traum erwachen und seine totale
Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Er weiß nun, dass er seinen
Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub
ist und gleichgültig gegen seine Hoffungen, Leiden oder Verbrechen.;
Letzter Satz:
Der Alte Bund ist zerbrochen; der Mensch weiß endlich, dass er in der
teilnahmslosen Unermesslichkeit des Universums allein ist, aus dem er
zufällig heraustrat. Nicht nur sein Los, auch seine Pflicht steht nirgendwo
geschrieben. Es ist an ihm, zwischen dem Reich und der Finsternis zu wählen.
(Monod 17, 116, 124, 129, 151, 157)
Manfred Eigen
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(Evolutionstheoretiker, Nobelpreis Chemie 1975)
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Gegen-These zu Jaques Monod („Zufall und
Notwendigkeit“): „Naturgesetze steuern den Zufall“ (so der Untertitel seines
Buches)
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... dass Ethik und Erkenntnis nicht beziehungslos
nebeneinander stehen dürfen; doch verstehen wir darunter eher einen Auftrag an
die großen Religionen und nicht gleich deren Verdammung. „So wenig die
Naturwissenschaften einen Gottesbeweis hergeben, so wenig postulieren sie
etwa, dass der Mensch eines Gottesglaubens nicht bedarf.“;
Der Göttinger Physiker Pohl pflegte in seinen Vorlesungen nach Klarlegung
eines Sachverhalts zu sagen: „Und darüber kann man sich gar nicht genug
wundern.“ ...;
Der Mensch ist bestrebt, „Wunder“ sogleich einzuordnen. Er versieht sie mit
einem Adjektiv und weist ihnen damit einen Platz in seiner Weltanschauung zu:
unbegreiflich –
Gott – Religion
gesetzmäßig – Materie –
Dialektik
zufällig –
Nichts - Existentialismus.
Diese Kombinationen sind keineswegs fixiert, die Begriffe können ohne weiteres
auch in anderer Weise in Beziehung gebracht werden: (z.B.) Gott und
Naturgesetz: „Ich glaube an den Gott Spinozas, der sich in der Harmonie alles
Seins erweist, nicht an einen Gott, der sich mit den Schicksalen und Handlungen
von Menschen befasst.“ (Einstein);
Das Leben ist weder Schöpfung noch Offenbarung, es ist keines von beiden, weil
es beides zugleich ist.
(Manfred Eigen/Ruthild Winkler: Das Spiel, Piper 1983, S. 13, 190ff)
weitere Splitter:
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(90) Denn auch in der Naturwissenschaft hat die
Stimmung bei manchen umgeschlagen: statt des früheren Fortschrittsenthusiasmus,
der die Religion durch Wissenschaft meinte ersetzen zu können, heute ein oft
eher trostloses Bekenntnis zu Gott- und Sinnlosigkeit von Welt und Mensch
(Hans Küng: Der Anfang aller Dinge, Piper München, 2005)
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Konrad Lorenz: „Wenn ich den Menschen für das
endgültige Ebenbild Gottes halten müsste, würde ich an Gott irre werden. Wenn
ich mir aber vor Augen halte, dass unsere Ahnen in einer erdgeschichtlich
betrachtet erst jüngst vergangenen Zeit ganz ordinäre Affen aus nächster
Verwandtschaft der Schimpansen waren, vermag ich einen Hoffnungsschimmer zu
sehen. Es ist kein allzu großer Optimismus nötig, um anzunehmen, dass aus uns
Menschen noch etwas Besseres und Höheres entstehen kann. Weit davon entfernt,
im Menschen das unwiderruflich unübertreffliche Ebenbild Gottes zu sehen,
behaupte ich bescheidener und. wie ich glaube, in größerer Ehrfurcht vor der
Schöpfung und ihren unerschöpflichen Möglichkeiten: Das langgesuchte
Zwischenglied zwischen dem Tier und dem wahrhaft humanen Menschen sind wir.“
(Ulrich Lüke: Das Säugetier von Gottes Gnaden, Evolution-Bewusstsein-Freiheit,
Herder Freiburg 2006, S.122)
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Offene Naturwissenschaft – gelesen in
Schullehrbüchern:
(a) Wissenschaftstheorie
„Das naturwissenschaftliche Weltbild kann nur ein Teilbild der Welt sein, und
es kann nur ein vorläufiges Bild sein ...Was ist der Sinn und das Ziel dieser
Welt, des menschlichen Daseins? Was steckt hinter dem, was die Naturwissenschaft
als „Zufall“ beschreibt? ... Solche Fragen lassen sich mit den Mitteln der
Naturwissenschaft nicht lösen, Antworten darauf sind dem persönlichen Glauben
überlassen.“
(Linder Biologie; Bayerhuber/Kull: Lehrbuch für die Oberstufe, Stuttgart 1994)
(b) Kosmologie – Urknall
„Was oder wer hat die Ausgangsbedingungen gesetzt? ... physikalische
Letztbegründungen sind nicht möglich ...
Man kann das Auftauchen der Energie als „Schöpfungsakt“ aus dem „Nichts“ im
Sinne der christlichen Religion deuten ...
Das Urknall-Modell schließt einen „Schöpfer“ nicht aus ...
Hat unser Leben in diesem Universum einen Sinn? Eine Antwort kann nicht aus
den physikalischen Erkenntnissen abgeleitet werden.“
(W. Kuhn: Physik, Klasse 12/13 Band 2, Westermann, 1992)
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(71ff) Gottfried Wilhelm Leibniz: „Wenn Gott rechnet
und den Gedanken ausführt, entsteht die Welt.“;
Utopie einer durchgängig rational kontrollierten Welt;
L. war der Meinung, dass wir in der „besten aller möglichen Welten“ leben; Da
Gott nur vollkommen agieren kann, muss die Welt wenigstens die Möglichkeit zur
Vervollkommnung besitzen. Die Idee der besten Welt stellt also die Aufforderung
dar sie so zu machen. Die perfectio kann erreicht werden, weil Gott die
perfectibilitas – die Fähigkeit dazu – vorgegeben hat;
Grundprinzip, dass nichts ohne zureichenden Grund geschieht, womit sowohl
Ursachen (causae) als auch Begründungen (rationes) gemeint sind, in diesen
großen Rahmen muss Gott mit eingeschlossen werden;
in der Natur gibt es keine Lücken; „Die Natur macht keine Sprünge“;
im Zweiersystem gibt es zwei Ziffern: 0 und 1. Von rechts (oder hinten) gelesen
gibt die erste Ziffer die Einser, die zweite Ziffer die Zweier, die dritte
Ziffer die Vierer usw. an. 1000 würde im Zweiersystem 8 lauten, und 111 hieße
7;
Schöpfungsgeschichte nach Leibniz: „Zu Beginn des ersten Tages war die 1, das
heißt Gott. Zu Beginn des zweiten Tages die 2, denn Himmel und Erde wurden
während des ersten Tages geschaffen. Schließlich zu Beginn des siebenten Tages
war schon alles da; deshalb ist der letzte Tag der vollkommenste und der
Sabbat, denn an ihm ist alles geschaffen und erfüllt, und deshalb schreibt
sich die 7 [im dualen System] 111, also ohne Null ... dass seine Charaktere
[111] einen Bezug zur Dreifaltigkeit haben.;
(282) Biologe Jean Piaget: liest 1912 Buch von Henri Bergson „Schöpferische
Entwicklung“, dieser schlägt darin eine besondere Lebenskraft vor (elan vital),
Deutung Bergsons:
“Ich erinnere mich an einen Abend, an dem ich eine tiefe Offenbarung erfuhr:
die Identifikation Gottes mit dem Leben
selbst war ein Gedanke, der mich fast zur Ekstase aufwühlte, weil er es mir
erlaubte, von nun an in der Biologie die Erklärung aller Dinge und des Geistes
selbst zu sehen.“
(Ernst Peter Fischer: Leonardo, Heisenberg & Co., Piper TB München 2004)
Verhältnisbestimmung von Gott und Natur
Theismus |
Glaube an einen persönlichen, von außen auf die Welt (Natur) einwirkenden Schöpfergott |
Panentheismus |
Die Welt ist in Gott eingeschlossen |
Deismus |
Gott hat die Welt zwar geschaffen, übt aber keinen Einfluss (mehr) auf sie aus |
Pantheismus |
Gott ist mit der Welt identisch |
„ ... dann passiert ein Wunder.“
„Ich denke, Sie sollten hier bei
Schritt 2 etwas
präziser sein.“
Literatur: (soweit nicht direkt im Text ausführlich angegeben):
Hans-Peter Dürr (Hrsg.): Physik und Transzendenz, Scherz, Bern 1988
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Ernst Peter Fischer: Aristoteles, Einstein Co., Piper, München 2005
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Hubert Muschalek: Gottbekenntnisse moderner
Naturforscher, Morus, Berlin 1954
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Helmut Aichelin, Gerhard Liedke (Hrsg.):
Naturwissenschaft und Theologie, Neukirchener Verlag, 1974
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Albert Einstein: Mein Weltbild, Ullstein 1962)
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Steven Weinberg: Die ersten drei Minuten, dtv 1982
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Jacques Monod: Zufall und Notwendigkeit, dtv 1982
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Stephen Hawking: Ist alles vorherbestimmt? rororo
1993
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Eugen Drewermann: Im Anfang ..., Walter, Düsseldorf,
2002
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Eugen Drewermann: Der sechste Tag, Walter Düsseldorf
1998
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Eugen Drewermann: ... und es geschah so, Walter,
Düsseldorf 1999
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Stephen Hawking: Die illustrierte kurze Geschichte
der Zeit, Rowohlt 1997
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„theo-ria“ heißt auf griechisch:
Gottes-Anschauung