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eine Sammlung von Zitaten aus wichtigen Quellen:
Darwins
Verhältnis zur Religion, sein Wissenschaftsverständnis,
Schritte auf dem Weg zur Evolutionstheorie,
„Zufall“, „Kampf ums Dasein“ und andere schwierige Begriffe
© Joachim Krause 2010
einzelne Quellen für die Auswahl deutschsprachiger
Zitate in dieser Sammlung hier anklicken:
„Reise eines
Naturforschers um die Welt“ (1839)
„Über die
Entstehung von Arten durch natürliche Zuchtwahl“ (1859) –
(Link zur 1. Ausgabe des englischen Originals unter:
http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F373&viewtype=text&pageseq=1
)
„Die Abstammung
des Menschen“ (1871)
(LINK zur 1. Ausgabe des englischen Originals unter:
Band 1 http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F937.1&viewtype=text&pageseq=1
;
Band 2: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F937.2&viewtype=text&pageseq=1
)
„Mein Leben – eine Autobiographie“ (1876)
(LINK
zur 1958 revidierten Ausgabe des englischen Originals unter:
http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1497&viewtype=text&pageseq=1
)
„Leben und Briefe von Charles Darwin“ (1887)
–
(LINKS
zu den einzelnen Bänden im englischen Original unter:
Band 1: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1452.1&viewtype=text&pageseq=1;
Band 2: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1452.2&viewtype=text&pageseq=1
;
Band 3: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1452.3&viewtype=text&pageseq=1
)
„More letters of Charles Darwin (1903) –
(LINKS
zu den einzelnen Bänden im englischen Original unter:
Band 1: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1548.1&viewtype=text&pageseq=1
;
Band 2: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1548.2&viewtype=text&pageseq=1
)
Charles Darwin wird immer
wieder vorgeworfen, er habe den Gedanken der „Selektion“ in die Welt gebracht (den
dann die Nazis auf grausame Weise an der Rampe von Auschwitz umsetzten). Im
brutalen „Kampf ums Dasein“ setze sich seiner Meinung nach das „Recht des
Stärkeren“ durch, und das gelte nicht nur in der Natur, sondern auch (als
„Sozialdarwinismus“) in der menschlichen Gesellschaft, Darwin sei auch der
Wegbereiter des Rassismus. Und er habe mit seiner Evolutionstheorie den
christlichen Schöpfungsglauben unterminieren und ersetzen wollen und sei damit
zum (ideellen) Totengräber des christlichen Europa geworden.
Stimmt das alles mit Darwins eigenen Aussagen überein?
Anhand ausgewählter Zitate aus drei seiner wichtigsten Bücher zur Begründung
der Evolutionstheorie kann sich der Leser selbst ein Bild machen.
Bei dieser Zusammenstellung ging es darum, vor allem Äußerungen zu den von
Darwin verwendeten (und heute umstrittenen) Begriffen zu erfassen, einige
grundsätzliche Überlegungen und Einsichten aufzunehmen sowie Aussagen zu seinem
Verhältnis zum christlichen Glauben, zum Menschsein und zu seiner Stellung gegenüber
Naturvölkern und zu Schwachen und Kranken zu
erfassen.
Kaum eingegangen
wird auf seine ausführlichen fachlichen Darlegungen, die auch heute noch
spannend zu lesen sind (Auswertung eigener Natur-Beobachtungen, Ergebnisse
seiner Züchtungsversuche, Auseinandersetzung mit Berichten und Erfahrungen
anderer Wissenschaftler).
Die Idee
·
Charles
Darwin hat in einem Buch seines Großvaters Erasmus Darwin (Zooenomia.
Gesetze des organischen Lebens, erschienen 1794 bis 1796) den Satz
angestrichen: „Der Hintergrund der Kämpfe unter den Männchen scheint zu sein,
dass das stärkste und aktivste Tier die Art fortführt und diese dadurch
verbessert wird.“ …
Auf der Kutsche der Darwins war das Familienwappen zu sehen, drei Muscheln am
Band, und Erasmus Darwin schrieb daneben: „E conchis omnia“, aus einfachsten Formen also
(Die Zeit 31.12.08 S.34)
·
(Darwins
Großvater) Erasmus Darwin fragte 1794 in seinem Buch Zooenomia
…
„Denkt man nun ferner über die große Ähnlichkeit im Bau der warmblütigen Tiere
nach, bedenkt man die großen Veränderungen, welchen sie vor oder nach der
Geburt unterliegen, erinnert man sich, in welch kurzen Zeitträumen manche der
oben beschriebenen Veränderungen vor sich gehen; sollte es dann wohl zu kühn
sein, sich vorzustellen, dass in dem großen Zeitraume, seitdem die Erde
existiert, vielleicht Millionen Zeitalter vor dem Anfang der Geschichte des
Menschen, - sollte es da wohl zu kühn sein, sich vorzustellen, dass alle
warmblütigen Tiere aus einem einzigen lebenden Filament hervorgegangen seien,
welches die erste grosse
Ursache mit Leben begabte, mit der Fähigkeit, neue Bestandteile zu
erlangen, begleitet mit neuen Neigungen, geleitet durch Reizungen,
Empfindungen, Willen und Verbindungen, und welches so die Macht besaß, durch
seine ihm innewohnende Leistungsfähigkeit sich zu vervollkommnen, und diese Vervollkommnungen durch Fortpflanzung an seine Nachkommen
weiterzugeben! Eine Welt ohne Ende !“
(Erasmus Darwin und seine Stellung in der Geschichte der Descendenz-Theorie,
von Ernst Krause, mit einem Lebens- und Charakterbilde von Charles Darwin,
Leipzig, Ernst Günther´s Verlag, 1880, S.159;
Quelle: http://darwin-online.org.uk/converted/pdf/1880_ErasmusDarwinGerman_F1323.pdf )
·
Darwin schreibt am 11.1.1844 an J.D.Hooker:
“Ich habe Haufen von Büchern über Agrikultur und Hortikultur (Gartenbau JK)
gelesen und habe nie aufgehört, Tatsachen zu sammeln. Endlich kamen Lichtstrahlen,
und ich bin beinahe überzeugt (der Meinung, mit welcher ich an die Frage
herantrat, völlig entgegengesetzt), dass die Spezies nicht (mir ist, als
gestände ich einen Mord ein) unveränderlich sind. Der Himmel bewahre mich vor LAMARCKschem Unsinn einer „Neigung zum Fortschritt“ oder
„Anpassung infolge des langsam wirkenden Willens der Tiere“ usw.! Aber die
Schlussfolgerungen, auf welche ich geführt worden bin, sind von den seinigen
nicht sehr verschieden, obschon die Abänderungsmittel es gänzlich sind. Ich
glaube, ich habe (hier ist Anmaßung!) die einfachen Mittel gefunden, durch
welche Spezies verschiedenen Zwecken ausgezeichnet angepasst werden.“
(aus Fr. Darwin: Leben und Briefe von Ch. Darwin
übers..: Carus, Band II, S.23; hier zitiert nach: Deutsches Institut für
Fernstudien an der Universität Tübingen; Fernstudium Naturwissenschaften;
Evolution der Pflanzen- und Tierwelt; Band 3: Theoretische Grundlagen der
Evolutionsbiologie, 1986, S.68)
wichtige Fundquellen:
·
Viele Originalwerke von und über Charles Darwin
können im Original eingesehen werden unter:
http://darwin-online.org.uk ;
·
eine umfangreiche Sammlung von Briefen, die er
geschrieben hat oder die an ihn gerichtet wurden, ist zu finden im „Darwin Correspondence Project“:
https://www.darwinproject.ac.uk/
·
Zu Darwins
religiösen Ansichten:
http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Darwin%27s_religious_views
https://www.darwinproject.ac.uk/commentary/religion/what-did-darwin-believe
Inhalt
1. Charles Darwin:
Reise eines Naturforschers um die Welt (1839) …………...............……. 4
2. Charles Darwin:
Über die Entstehung von Arten durch natürliche Zuchtwahl (1859) .… 9
3.
Charles Darwin: Die Abstammung des
Menschen und die Zuchtwahl
in geschlechtlicher
Beziehung, (1871) ………………………………….……. 20
4. Charles
Darwin: Mein Leben, Autobiographie (geschrieben
1876) ……………………….. 29
………………………………………………………………………………………………....
Band
1 S. 33
………………………………………………………………………………………………….
Band
2 S. 36
………………………………………………………………………………………………… Band 3 S. 38
6. More letters of Charles Darwin”, 2 Bände (1903) ……………………………………………... 43
7. weitere Briefe aus dem “Darwin Correspondence
Project” ………………………………… 49
1.
Charles Darwin:
Reise eines Naturforschers um die Welt (1839)
(Zitate nach der
Ausgabe: Charles Darwin: Gesammelte Werke, Melzer Neu Isenburg
/ Zweitausendeins Frankfurt am Main, 2006)
·
(18) (Südamerika)
Wir machten dem schwarzen Priester ein Geschenk von ein paar Schillingen;
der Spanier sagte, ihn auf den Kopf klopfend, mit großer Gemütlichkeit: er glaube,
dass seine Farbe keinen großen Unterschied mache.
·
(28) (Wiedergabe einer Begebenheit) …
entlaufene Sklaven … eine Abteilung Soldaten wurde ihnen nachgeschickt und die
ganze Gesellschaft ergriffen mit Ausnahme einer alten Frau, welche, ehe sie
sich wieder in die Sklaverei bringen ließ, sich vom Gipfel des Berges stürzte.
Bei einer römischen Matrone würde man dies die edle Liebe zur Freiheit genannt
haben, bei einer armen Negerin ist es brutaler Starrsinn!
·
(64) Posthaus
… Der Posten wurde von einem in Afrika geborenen Negerlieutenant
kommandiert … Ich habe nirgends einen höflicheren und verbindlicheren Mann
getroffen als diesen Neger
·
(68) … Fossilien riesenhafter
Landtiere … darunter Mylodon Darwinii …
(76):Straußenart … Struthio
(Rhea) Darwinii
·
(68) das Toxodon … (Verwandtschaft mit
verschiedenen Arten JK) … Wie wunderbar sind die verschiedenen Ordnungen,
welche in der Jetztzeit scharf getrennt sind, in verschiedenen Punktes des
Baues beim Toxodon verschmolzen!
·
(81) … sah ich eine andere Abteilung
dieser banditenartigen Soldaten zu einer Expedition gegen einen Indianerstamm …
aufbrechen … Bericht eines Spaniers vom letzten Gefecht … die Soldaten säbelten
jedermann nieder … auch alle Frauen, die über zwanzig Jahre alt zu sein
schienen …
Als ich ausrief, dass dies doch im Ganzen inhuman schiene, antwortete er: …“Sie
vermehren sich sonst!“. Jedermann ist hier völlig überzeugt, dass dies der
allergerechteste Krieg ist, weil er gegen Barbaren geführt wird. Wer würde
glauben, dass in dieser Zeit solche Scheußlichkeiten in einem christlichen
zivilisierten Land begangen werden könnten?
·
(99) (D. findet einen) Pferdezahn in
demselben schmutzigen und verwitterten Zustand wie Zähne von Toxodon und Mastodon …
Sicherlich ist es eine ganz wunderbare Tatsache in der Geschichte der
Säugetiere, dass in Süd-Amerika ein eingeborenes Pferd gelebt hat und dann
verschwunden ist, um in späteren Jahrhunderten durch die zahllosen Herden
ersetzt zu werden, welche alle die Nachkommen der mit den spanischen Kolonisten
eingeführten Individuen sind
·
(101) Als Amerika, und besonders
Nord-Amerika, seine Elefanten, das Pferd und die hohlhörnigen
Wiederkäuer besaß, war es in seinem zoologischen Charakter den gemäßigten
Teilen von Europa viel näher verwandt, als es dies jetzt ist. Da die Überreste
der nämlichen Gattungen auf beiden Seiten der Behrings-Straße und auf den
Ebenen Sibiriens gefunden werden, so werden wir darauf geführt, die
nordwestliche Seite von Amerika als den früheren Kommunikationspunkt zwischen
der Alten und der sogenannten Neuen Welt zu betrachten … erscheint es in hohem
Grade wahrscheinlich, dass die nordamerikanischen (Arten) über seit jener Zeit
untergesunkenes Land in der Nähe der Behrings-Straße aus Sibirien nach
Nord-Amerika und von dort … nach Südamerika gewandert sind
·
(102) (Berichte über verheerende Dürre
Ende der 1820er Jahre) … Ein Augenzeuge hat mir mitgeteilt, dass sich Rinder in
Herden von Tausenden in den (Fluss) Parana stürzten …
aus Erschöpfung ertranken sie … ohne Zweifel kamen auf diese Weise mehrere
Hunderttausende von Tieren um … sah man sie den Fluss hinabschwimmen, und ohne
Zweifel wurden viele im Aestuarium des Plata
abgelagert … der Dürre folgten große Überschwemmungen … es ist daher beinahe
sicher, dass einige Tausend Skelette von den Ablagerungen schon des nächsten
Jahres begraben wurden. Was würde die Ansicht eines Geologen sein, wenn er eine
solch enorme Ansammlung von Knochen von Tieren aller Arten und jeden Alters in
eine einzige, dicke, erdige Masse eingebettet sähe? Würde er es nicht eher
einer großen, die Oberfläche des Landes überschwemmenden Flut zuschreiben
mögen, als dem gewöhnlichen Hergang der Dinge?
·
(111) (Gespräch mit einem der größten
Grundbesitzer des Landes und einem Kapitän der Armee) In Anbetracht ihrer
gesellschaftlichen Stellung war ihre Unterhaltung ziemlich amüsant. Sie
drückten, wie es gewöhnlich der Fall war, unbegrenztes Erstaunen darüber aus,
dass die Erde rund sei
·
(119) der Fall einer großen
Heuschrecke, welche an Bord geflogen kam, als die „Beagle“ (sein Schiff) windwärts von den Kapverdischen Inseln sich befand, wo der
nächste Punkt des Landes, der nicht direkt dem Passatwinde entgegengesetzt war,
das Kap Blanco an der Küste von Afrika dreihundertsiebzig Meilen entfernt war
·
(127) Patagonien … innerhalb der Periode
der jetzt lebenden Seemuscheln drei- bis vierhundert Fuß emporgehoben wurde …
ausgestorbene tertiäre Muscheln können in keiner größeren Tiefe als von 40 bis
250 Fuß im Wasser gelebt haben; sie sind aber jetzt von Ablagerungen aus dem
Meer von 800 bis 1000 Fuß Dicke bedeckt
·
(128) fossile Ameisenfresser,
Gürteltiere, Tapire, Peccaris, Guanacos,
Opossums, zahlreiche südamerikanische Säugetiere, und Affen und andere Tiere.
Diese wunderbare Verwandtschaft zwischen den ausgestorbenen und den lebenden
Tieren eines und desselben Kontinents wird noch, wie ich nicht zweifle, später
mehr Licht auf das Erscheinen organischer Wesen auf unserer Erde und auf das
Verschwinden von ihr werfen, als irgendeine andere Klasse von Tatsachen.
·
(129) Gewiss ist keine Tatsache in der
langen Geschichte der Erde so verwirrend, wie das ausgedehnte und wiederholt
vorkommende Vertilgen (Aussterben? JK) ihrer Bewohner.
Wenn wir aber den Gegenstand von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten, so
wird er trotzdem weniger verwirrend erscheinen. Wir halten uns nicht
fortwährend vor Augen, wie groß unsere Unwissenheit in Bezug auf die
Existenzbedingungen eines jeden Tieres ist; auch erinnern wir uns nicht immer
daran, dass irgendein Hindernis beständig die rapide Zunahme jedes sich im Naturzustand
selbst überlassenen organischen Wesens aufhält. Die Nahrungszufuhr bleibt im
Mittel konstant; doch besteht bei jedem Tier die Neigung, durch Fortpflanzung
in einem geometrischen Verhältnis zuzunehmen … Im Naturzustand pflanzt sich
jedes Tier fort; doch ist bei einer lange bestehenden Spezies jede bedeutende
Zahlenzunahme offenbar unmöglich und muss durch irgendwelche Mittel gehindert
werden. Doch sind wir selten in der Lage, in Bezug auf irgendeine gegebene
Spezies mit Sicherheit zu sagen, in welche Periode des Lebens oder in welche
Periode des Jahres dieses Hindernis fällt oder ob es nur nach langen
Zwischenräumen eintritt. Ferner können wir auch nicht mit Genauigkeit angeben,
von welcher Beschaffenheit dieses Hindernis ist. Daher rührt es wahrscheinlich,
dass wir so wenig überrascht sind, wenn wir sehen, dass eine von zwei in ihrer
Lebensweise nahe verwandten Spezies selten, und die andere in einem und
demselben Distrikt außerordentlich häufig ist, oder dass die eine in dem einen
Bezirk außerordentlich häufig, und eine andere, die in dem Naturhaushalt
dieselbe Stelle einnimmt, in einem benachbarten in seinen Lebensbedingungen nur
sehr wenig verschiedenen Distrikt selten ist. Wird man gefragt, woher dies
kommt, so antwortet man sofort, dass es durch irgendwelche unbedeutende
Verschiedenheit im Klima, in der Nahrung oder der Zahl der Feinde bestimmt
wird. Wie selten aber, wenn überhaupt jemals, können wir die genaue
Beschaffenheit und Wirkungsweise des Hemmnisses angeben! Wir werden daher zu
der Folgerung getrieben, dass im allgemeinen für uns
völlig unerkennbare Ursachen es bestimmen, ob eine gegebene Spezies häufig oder
selten ist.
In den Fällen, wo wir die Vernichtung einer Tierart durch den Manschen
verfolgen können, und zwar entweder überhaupt oder in einem begrenzten Bezirk,
wissen wir, dass sie zunächst seltener und immer seltenere wird und dann
ausstirbt; es dürfte schwierig sein, irgendeinen scharfen Unterschied zwischen
der Zerstörung einer Spezies durch den Menschen oder durch Zunahme seiner natürlichen
Feinde anzugeben. …
Warum sollten wir ein großes Erstaunen empfinden, wenn die Seltenheit noch
einen Schritt weiter, nämlich zum Aussterben geführt wird? Ein rings um uns her
stattfindender und doch kaum bemerkbarer Vorgang kann sicherlich ein wenig
verstärkt werden, ohne unsere Aufmerksamkeit zu erregen.
·
(157) Die Natur, welche die Gewohnheit
zu einer unwiderstehlichen Macht und ihre Wirkungen erblich gemacht hat, hat
den Feuerländer dem Klima und den Erzeugnissen seines elenden Vaterlandes angepasst.
·
(165) Die vollkommene Gleichheit unter
den die Stämme der Feuerländer bildenden Individuen muss für eine lange Zeit
ihre Zivilisation aufhalten.
·
(180) Die unmittelbare Umgebung von Valparaiso ist für den Naturforscher (! JK) nicht sehr
ergiebig.
·
(183) Wer muss hier nicht die Kraft
bewundern, welche diese Gebirge emporgehoben hat, und noch mehr die unendliche
Zeit, deren es bedurft hat, um ganz große Massen derselben zu durchbrechen, zu
entfernen und einzuebnen.
·
(186) mehrere Senoritas
(bei denen D. eingekehrt war JK) waren entsetzt darüber, dass ich aus bloßer
Neugierde in eine ihrer Kirchen gegangen wäre. Sie fragten mich: „Warum werden
Sie nicht ein Christ – denn unsere Religion ist ganz gewiss und wahr?“ Ich
versicherte ihnen, dass ich eine Art Christ sei; sie wollten aber davon nichts
hören und beriefen sich auf meine eigenen Worte: „Heiraten denn Ihre Padres, ja selbst Ihre Bischöfe nicht?“ Die Ungereimtheit,
dass ein Bischof eine Frau habe, frappierte sie ganz besonders; sie wussten
kaum, ob sie sich über eine solche Ungeheuerlichkeit mehr amüsieren oder
entsetzen sollten.
·
(209) bemerkte ich … dass die
Indianersprache ganz besonders gut dem Wunsche angepasst zu sein scheint, den
allergewöhnlichsten Zügen der Landschaft Namen beizulegen
·
(212) Ein Erdbeben zerstört auf einmal
unsere ältesten Assoziationen; die Erde, das wahre Sinnbild der Festigkeit, hat
sich unter unseren Füßen wie eine dünne Kruste auf einer Flüssigkeit bewegt
·
(220) begegneten wir einer kleinen,
sehr fetten Negerin, die rittlings auf einem Maulesel
saß … hatte einen enormen Kropf … meine beiden Begleiter grüßten sie
augenblicklich … auf die gewöhnliche Weise, indem sie ihren Hut abnahmen. Wo
würde jemand aus den niederen oder höheren Klassen in Europa eine solche
mitempfindende Höflichkeit für ein armes elendes Geschöpf aus einer
herabgekommenen Klasse gezeigt haben?
·
(223) es ist eine alte Geschichte,
aber nicht weniger wunderbar, von Muscheln zu hören, welche einst auf dem
Meeresboden umherkrochen und jetzt nahezu 14.000 Fuß über seinem Spiegel liegen
… Gebirge aus Sandstein- und Gipskonglomeraten
·
(225) (auf dem Gebirgskamm) Ich war
glücklich, mich allein zu fühlen; es war, als beobachte man ein Gewitter, oder
hörte in voller Orchesterbegleitung einen Chor aus dem Messias
·
(227) … ausgesprochen scharfer
Unterschied zwischen der Vegetation auf beiden Seiten der Anden … gilt auch für
Säugetiere … die Anden haben schon seit der Zeit als eine große Scheidewand da
gestanden, wo die jetzigen Arten von Tieren erschienen sind: wenn wir daher
nicht annehmen, dass ein und dieselbe Spezies an zwei verschiedenen Orten
erschaffen worden ist, so dürfen wir keine größere Ähnlichkeit zwischen den
organischen Geschöpfen auf den entgegengesetzten Seiten der Anden erwarten, als
auf den gegenüberliegenden Küsten des Ozeans …
·
(245) (fossile) verkieselte
Baumstämme, welche in einem Konglomerat eingeschlossen waren … Es war amüsant,
die Einwohner die Natur der fossilen Muscheln, welche ich sammelte, beinahe in
ähnlichen Ausdrücken erörtern zu hören, wie sie vor einem Jahrhundert in Europa
gebräuchlich waren, nämlich, ob sie in diesem Zustande „von der Natur geboren“
wären oder nicht …
(Chilenen sind verwundert über Darwins geologische Untersuchungen JK) …
Erdbeben … Vulkane … heiße und kalte Quellen … warum in Chile Berge vorhanden
wären und in La Plata nicht ein Hügel? … Einige von ihnen indessen ( wie einige wenige in England, welche um ein Jahrhundert
zurück sind) glaubten, dass alle derartigen Untersuchungen (Geologie JK) unnütz
und gottlos wären, und dass es vollständig genüge, zu wissen, dass Gott die
Berge so gemacht habe.
·
(255) Ruinen eines Indianerdorfes …
Überreste … müssen jedermann eine hohe Idee von dem Zustand und der Zahl der
alten Bevölkerung geben. Betrachtet man ihr irdenes Geschirr, ihre wollenen
Stoffe, ihre aus den härtesten Steinen geschnittenen Geräte von eleganten
Formen, ihre kupfernen Werkzeuge, Schmuckgegenstände, aus edlen Steinen, ihre
Paläste und hydraulischen Werke, so ist es unmöglich, die beträchtlichen
Fortschritte, die sie in den Künsten und der Kultur gemacht haben, nicht mit
hoher Achtung zu betrachten … (auch) Begräbnishügel … staunenerregend
·
(261) Galapagosinseln
Die Naturgeschichte dieser Inseln ist in hohem Grade merkwürdig und verdient
sehr wohl der Aufmerksamkeit. Die meisten organischen Erzeugnisse sind
eingeborene Schöpfungen, die sich nirgendwo anders finden; es besteht sogar
Verschiedenheit zwischen den Bewohnern der verschiedenen Inseln; doch zeigen
sie alle eine ausgesprochene Verwandtschaft mit denen von Amerika, obschon sie
von diesem Kontinent durch ein Stück offenen Meeres von einer Breite von 500
bis 600 Meilen getrennt sind. Der Archipel ist eine kleine Welt für sich, oder
vielmehr ein Amerika angehängter Satellit; von dort hat er einige wenige verstreute
Kolonisten herbezogen und den allgemeinen Charakter
seiner eingeborenen Erzeugnisse erhalten
… (junge Krater und Lavaströme) … werden wir zu der Annahme geführt,
dass sich innerhalb einer, geologisch genommen, rezenten Periode hier noch der
Ozean ununterbrochen ausbreitete. Wir scheinen daher in beiden Beziehungen,
sowohl im Raum als in der Zeit, jener großen Tatsache, - jenem Geheimnis aller
Geheimnisse -, dem ersten Erscheinen neuer lebender Wesen auf der Erde, näher
gebracht zu werden.
·
(262) eine äußerst eigentümliche
Gruppe von Finken, welche in der Struktur ihrer Schnäbel, den kurzen Schwingen,
der Form des Körpers und dem Gefieder miteinander verwandt sind; es sind
dreizehn Spezies …Alle diese Spezies sind diesem Archipel eigentümlich … wenn
man diese Abstufungen in der Verschiedenartigkeit der Struktur in einer
kleinen, nahe verwandten Gruppe von Vögeln sieht, so kann man sich wirklich
vorstellen, dass infolge einer ursprünglichen Armut an Vögeln auf diesem
Archipel die eine Spezies hergenommen und zu verschiedenen Zwecken modifiziert
worden sei.
·
(263) Kröten und Frösche gibt es keine
dort; ich war hiervon überrascht, wenn ich bedachte, wie passend für diese
Tiere die gemäßigten und feuchten Waldungen auf den Höhen zu sein schienen …
(erinnert sich, dass) kein Glied dieser Familien auf irgendeiner der
vulkanischen Inseln der großen Ozeane gefunden wurde
·
(264) Eidechsen dagegen sind auf den
meisten der kleinsten Inseln in Fülle vorhanden … Dürfte die Ursache in der
größeren Leichtigkeit liegen, mit welcher die von kalkigen Schalen beschützten
Eier der Eidechsen durch das Salzwasser fortgeschafft werden, als es der
schleimige Froschlaich könnte?
·
(271) Es war mir äußerst überraschend,
von neuen Vögeln, neuen Reptilien, neuen Insekten, neuen Pflanzen umgeben zu
sein, und doch in zahllosen unbedeutenden Einzelheiten des Baues, und selbst im
Tone der Stimme und dem Charakter des Gefieders der Vögel die temperierten
Ebenen Patagoniens oder die heißen Wüsten im nördlichen Chile lebhaft vor meine
Augen gebracht zu haben. Warum sind auf diesen kleinen Stückchen Land, welche
noch in einer späten geologischen Periode vom Ozean bedeckt gewesen sein
müssen, welche … in ihrem geologischen Charakter vom amerikanischen Kontinent
verschieden sind und auch ein eigentümliches Klima besitzen, - warum sind hier
die eingeborenen Bewohner … nach amerikanischen Organisationsprinzipien
erschaffen?
Die Kapverdischen Inseln tragen den afrikanischen Charakter, während die des
Galapagos-Archipels den Stempel des amerikanischen Gepräges tragen.
… dass von den verschiedenen Inseln in einem beträchtlichen Verhältnisse jede
von einer verschiedenen Gruppe von Geschöpfen bewohnt wird … liegen nur 50 bis
60 Meilen voneinander entfernt … starke Strömungen
·
(274) ist man über den Beitrag
schöpferischer Kraft, wenn ein derartiger Ausdruck gestattet ist, erstaunt, der
sich auf diesen kleinen, nackten und felsigen Inseln entfaltet hat; und noch
mehr über deren verschiedenartige, aber analoge Wirkung auf so nahe beieinandergelegenen
Punkten
·
(318) Keeling-Insel
(eine Krabbe, die von Kokosnüssen lebt, die sie öffnen kann);
eines der merkwürdigsten Beispiele von … Anpassung des Baues zwischen zwei
anscheinend so weit im Naturhaushalt voneinander stehenden Gegenständen wie
einer Krabbe und einer Kokospalme
·
(319) jedes einzelne Atom (! JK) in
diesem vulkanischen Berg
·
(340) Brasilien
Ich danke Gott, dass ich nie wieder ein Sklavenland zu besuchen haben werde …
(schildert einzelne Grausamkeiten) … diese letzten Grausamkeiten habe ich als
Zeuge in einer spanischen Kolonie miterlebt, in welcher, wie allgemein gesagt
wird, die Sklaven noch besser behandelt werden als von den Portugiesen,
Engländern oder anderen europäischen Nationen … Und diese Handlungen werden von
Leuten ausgeführt und verteidigt, welche bekennen, ihren Nächsten wie sich
selbst zu lieben, welche an Gott glauben und welche beten, dass sein Wille auf
Erden geschehe! Es macht unser Blut aufwallen und doch unser Herz erzittern,
wenn wir bedenken, dass wir Engländer und unsere amerikanischen Nachkommen mit
ihrem übermütigen Geschrei nach Freiheit so schuldbeladen sind und noch sind.
·
(343) die von den Händen des Menschen
noch nicht berührten Wälder … Brasilien … Feuerland … Beide sind Tempel, die
mit den großartigsten Erzeugnissen des Gottes der Natur erfüllt sind.
·
(343) erregt nichts so sicher großes
Erstaunen wie der erste Eindruck eines Barbaren in seinem eingeborenen
Erdwinkel, eines Menschen in seinem niedrigsten und wildesten Zustande. Der
Geist eilt zurück über vergangene Jahrhunderte und fragt dann: Könnten wohl
unsere Vorfahren Menschen gewesen sein wie diese, Menschen, deren Zeichen und
Ausdrücke uns weniger verständlich sind, als die der domestizierten Tiere.
·
(344) Quellen des Entzückens auf einer
langen Seereise … Die Erdkarte hört auf, ein unbeschriebenes Blatt zu sein, sie
wird ein Gemälde voll der verschiedenartigsten und belebtesten Bilder. Jeder
Teil erhält seine richtigen Dimensionen … Afrika oder Nord- und Südamerika sind
wohlklingende und leicht auszusprechende Namen; aber erst, wenn man wochenlang
kleine Strecken ihrer Küsten entlang gesegelt ist, wird man überzeugt, was für
ungeheure Räume auf unserer ungeheuren Erde diese Namen umfassen. …:
mit großen Erwartungen auf den künftigen Fortschritt beinahe einer ganzen
Hemisphäre zu blicken. Der Fortschritt der Veredelung, der eine Folge der
Einführung des Christentums durch den ganzen Stillen Ozean ist …
sind diese Veränderungen jetzt durch den menschenfreundlichen Geist der
britischen Nation bewirkt worden …
·
(345) Da aber der Reisende nur eine
kurze Zeit an jedem Orte verweilt, so müssen seine Beschreibungen meist aus
bloßen Skizzen bestehen, statt ins Einzelne gehende Beobachtungen zu enthalten.
Hieraus entsteht, wie ich zu meinem Nachteil erfahren habe, die beständige
Neigung, die großen Lücken unserer Kenntnis durch ungenaue und oberflächliche
Hypothesen auszufüllen.
·
Wenn das Elend unserer Armen nicht
durch die Gesetze der Natur, sondern durch unsere Gewohnheiten verursacht wird,
ist unsere Sünde groß
(im vorstehend ausgewerteten Buch ist dieses Zitat nicht mit abgedruckt; hier
zitiert nach: Jürgen Neffe: Darwin, Goldmann München 2010, S.58; dort als
Quellenverweis: Charles Darwin: Die Fahrt der Beagle, Deutsch von Eike
Schönfeld, Hamburg 2006, S.651)
2.
Charles Darwin:
Über die Entstehung von Arten durch natürliche Zuchtwahl, (1859)
(Zitate nach der Ausgabe: Reclam
Leipzig 1980;
zum Vergleich wurde auch eine englische Ausgabe benutzt (Collins Clear Type
Press, London & Glasgow, o.J.);
die Fundstellen sind im Folgenden mit der zugehörigen Seitenzahl angegeben;
Zwischen-Überschriften, erläuternde Zwischentexte (kursiv JK) und
Zusammenstellung Joachim Krause)
Allgemeines
zum Werk
·
Titel
des Hauptwerks von Charles Darwin lautet in voller Länge:
On the Origin of Species by Means
of Natural Selection, or the Preservation
of Favoured Races in the Struggle
for Life
(Fischer, E.P.: Die andere Bildung, Ullstein
Taschenbuch, 2003, S.300)
(Über die Entstehung von Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung
begünstigter Rassen im Kampf ums Dasein JK; gemeint ist NICHT der Beginn des
Lebens, sondern Darwin will erklären, wie aus bereits vorhandenen Arten neue
hervorgehen)
Der Titel ist quasi schon eine
Kurzfassung eines noch längeren Vorschlags, den Darwin gemacht hatte, der das
Buch eigentlich nur als Auszug aus einem größeren Werk geplant hatte:
Auszug aus einer Abhandlung über die Entstehung der Species
und Varietäten durch natürliche Zuchtwahl
(Leben und Briefe von Charles Darwin, 1899, Band 2, S.147)
·
Darwin stellt seinem Buch
“Über die Entstehung von Arten …” als Motto folgende Zitate voran:
"But with regard to the material
world, we can at least go so far as this—we can perceive that events are
brought about not by insulated interpositions of Divine power, exerted in each
particular case, but by the establishment of general laws." (WHEWELL: Bridgewater Treatise)
Bei der Betrachtung der materiellen Welt können wir so weit gehen, dass wir
erkennen, dass die Erscheinungen nicht durch unabhängige Eingriffe der Göttlichen
Macht herbeigeführt wurden, ausgeübt in jedem einzelnen Fall, als vielmehr
durch das Aufstellen von allgemeinen Gesetzen. (WHEWELL: Bridgewater Treatise)
"To conclude, therefore, let no man
out of a weak conceit of sobriety, or an ill-applied moderation, think or
maintain, that a man can search too far or be too well studied in the book of
God's word, or in the book of God's works; divinity or philosophy; but rather
let men endeavour an endless progress or proficience
in both.” (BACON: Advancement of Learning)
Schlussfolgernd
also lasse man niemanden aus einer schwachen, eingebildeten Ernsthaftigkeit
heraus oder in einer falsch verstandenen Zurückhaltung denken oder daran
festhalten, dass man das Buch von Gottes Wort oder das Buch von Gottes Werken
jemals zu weit oder zu genau ergründen könne, in der Theologie oder in der
Philosophie (Welt-Anschauung, Naturkunde), sondern es möge sich jedermann
bemühen, unendlichen Fortschritt und Fertigkeiten auf beiden Gebieten zu
erreichen. (BACON: Advancement
of Learning)
"The only distinct meaning of the
word 'natural' is stated, fixed, or settled; since what is
natural as much requires and presupposes an intelligent agent to render it so, i.e. to effect it continually or at stated times, as what is supernatural or
miraculous does to effect it for once." (BUTLER:
Analogy of Revealed Religion)
Die klare Bedeutung des Wortes “natürlich” ist festgelegt, ursprünglich, unveränderlich, und daher verlangt das,
was natürlich ist, nach einer intelligenten Ursache (einem Akteur), die es so
gemacht hat, d.h. indem diese fortlaufend oder zu bestimmten Zeiten einwirkt,
oder aber indem sie auf übernatürliche oder wundersame Weise nur einmal am
Anfang ihren Einfluss ausübt. (BUTLER: Analogy of Revealed
Religion)
(in den deutschen Übersetzungen sind
diese Sätze in der Regel nicht mit abgedruckt, zu finden im engl. Original,
z.B. 2.Auflage: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F376&viewtype=text&pageseq=1
; dort S.II)
·
(15)
Als ich mich als Naturforscher an Bord der „Beagle“ befand, war ich aufs
höchste überrascht durch gewisse Merkwürdigkeiten in der Verbreitung der Tiere
und Pflanzen Südamerikas sowie durch die geologischen Beziehungen der
gegenwärtigen Bewohner dieses Erdteils zu den früheren. Wie aus den späteren
Kapiteln dieses Buches hervorgeht, schienen mir diese Tatsachen Licht zu werfen
auf die Entstehung der Arten, das Geheimnis aller Geheimnisse. …
·
(17)
„... soll der Kampf ums Dasein der organischen Wesen der ganzen Erde betrachtet
werden, der eine unvermeidliche Folge der großen geometrisch fortschreitenden
Vermehrung ist – die Lehre von Malthus auf das gesamte Tier- und Pflanzenreich
angewendet. Da viel mehr Einzelwesen einer Art geboren werden, als leben
können, und da infolgedessen der Kampf ums Dasein dauernd besteht, so muss
jedes Wesen, das irgendwie vorteilhaft von den anderen abweicht, unter
denselben komplizierten und oft sehr wechselnden Lebensbedingungen bessere
Aussicht für das Fortbestehen haben und also von der Natur zur Zucht ausgewählt
werden.“
·
(534) „Wenn die Ansichten, die ich in
dem Werke entwickelte und die von Wallace bestätigt wurden, oder wenn ähnliche
Ansichten über die Entstehung der Arten allgemein zugegeben würden, so muss,
wie wir dunkel voraussehen können, eine große Umwälzung der
Naturwissenschaften die Folge sein.“
Ursachen
und Mechanismen der „natürlichen Zuchtwahl“ (Evolution)
·
(17) Da viel mehr Einzelwesen einer
Art geboren werden, als leben können, und da infolgedessen der Kampf ums Dasein
dauernd besteht, so muss jedes Lebewesen, das irgendwie vorteilhaft von den
anderen abweicht, unter denselben und oft sehr wechselnden Lebensbedingungen
bessere Aussicht für das Fortbestehen haben und also von der Natur zur Zucht
(auf natürliche Weise) ausgewählt werden. Nach dem Prinzip der Vererbung hat
dann jede durch Zuchtwahl entstandene Varietät die Neigung, ihre neue
veränderte Form fortzupflanzen (zu verbreiten).
·
(18) „die auffallendsten und größten
Schwierigkeiten, die sich aus der Annahme dieser Theorie ergeben.
Erstens die Schwierigkeit der Übergänge, d.h. wie ein einfaches Wesen oder
einfaches Organ sich in ein höher entwickeltes Wesen oder besser ausgebildetes
Organ verwandeln oder zu ihm vervollkommnet werden kann.
Zweitens den Instinkt oder die geistigen Fähigkeiten der Tiere.
Drittens die Bastardbildung, die Unfruchtbarkeit gekreuzter Arten und die
Fruchtbarkeit gekreuzter Varietäten.
Viertens die Lückenhaftigkeit der geologischen Urkunden.“
·
(18) „Auf Grund meiner sorgsamen
Studien und des unbefangensten Urteils, dessen ich fähig bin, halte ich trotzdem
die Meinung für irrig, der bis vor kurzem die meisten Naturforscher zuneigten
(wie auch ich selber in früheren Jahren), dass nämlich jede Art selbständig
erschaffen worden sei. Ich bin fest überzeugt, dass die Arten nicht unveränderlich,
sondern dass die zu einer Gattung gehörenden die Nachkommen anderer, meist
schon erloschner Arten und dass die anerkannten
Varietäten einer bestimmten Art Nachkommen dieser sind. Ebenso fest bin ich
überzeugt, dass die natürliche Zuchtwahl das wichtigste, wenn auch nicht das
einzige Mittel der Abänderung war.“
·
(27) „Die Gesetze, denen die Vererbung
unterliegt, sind größtenteils unbekannt.“
·
(28) „... die erste Ursache mag schon
auf den weiblichen oder männlichen Zeugungsstoff eingewirkt haben.“
·
(42) „Eine der merkwürdigsten
Eigentümlichkeiten bei unseren domestizierten Rassen ist ihre Anpassung, nicht
zugunsten ihres eigenen Vorteils, sondern zugunsten des Menschen und der
Liebhaberei.“
·
(42f) (Fülle der Rassen bei der
Züchtung von Haustieren und Nutzpflanzen) „Wir können nicht annehmen, dass alle
diese Rassen plötzlich so vollkommen und zweckentsprechend hervorgebracht
worden sind, wie wir sie vor uns sehen, und wir kennen auch wirklich von
einigen die Geschichte genau genug, um zu wissen, dass es tatsächlich nicht
der Fall war. Der Schlüssel zu all diesem ist das Vermögen des Menschen, immer
wieder Individuen zur Zuchtwahl auszuwählen, kurz: sein akkumulatives
Wahlvermögen. Die Natur schafft allmähliche Veränderungen, und der Mensch gibt
ihnen die für ihn nützliche Richtung. In diesem Sinne kann er von sich sagen,
er schaffe sich selbst seine nützlichen Rassen.“
·
(56) (der Begriff „Art“) – „gewöhnlich
schließt die Bezeichnung das unbekannte Element eines besonderen Schöpfungsaktes
ein.“
·
(63) Die Bezeichnung Art wird dadurch
zu einem schwankenden Begriff, hinter dem man sich einen besonderen
Schöpfungsakt denkt.“
·
(57) „Fast jeder Teil eines jeden
organischen Wesens steht in einem so schönen Verhältnis zu dessen komplizierten
Lebensbedingungen, dass es ebenso unglaublich erscheint, dass irgendein Teil
auf einmal in seiner ganzen Vollkommenheit hervorgebracht worden sei, wie dass
jemand eine komplizierte Maschine gleich in vollkommenem Zustand erfunden
habe.“
·
(68) „Varietäten, oder (wie ich sie
nenne) die „werdenden Arten“ ... müssen Varietäten, um einigermaßen beständig
zu werden, notwendig mit anderen Bewohnern des Gebietes kämpfen .... bei diesen
Bemerkungen über Vorherrschaft ist zu berücksichtigen, dass sie sich nur auf
Formen beziehen, die in Wettbewerb miteinander treten, besonders aber
Mitglieder derselben Gattung oder Klasse, die fast dieselben Lebensgewohnheiten
haben.“
·
(94) „Kann der Mensch bei seinen
Zuchttieren und Zuchtpflanzen durch Häufung individueller Unterschiede in bestimmter
Richtung große Resultate hervorbringen, so kann es die natürliche Zuchtwahl
umso eher, als ihr unvergleichlich mehr Zeit zur Verfügung steht.“
·
(94) „Es gibt kein Land, dessen
sämtliche Bewohner bereits so vollkommen aneinander und an die äußeren Lebensverhältnisse
angepasst sind, dass sie sich nicht noch besser anpassen und zu ihrem Vorteil
verändern könnten.“
·
(94f) „Wenn schon der Mensch durch
seine planmäßige und unbewusste Zuchtwahl große Erfolge erzielt, was muss erst
die natürliche Zuchtwahl erreichen können! Der Mensch kann nur auf äußere
sichtbare Merkmale einwirken; die Natur (wenn ich einmal das Überleben des
Tüchtigsten personifizieren darf) fragt nichts nach dem Aussehen, es sei denn,
dass es irgendeinem Wesen nütze; sie kann auch auf jedes innere Organ wirken,
auf den kleinsten körperlichen Unterschied, auf die ganze Maschinerie des
Lebens. Der Mensch wählt nur zu seinem Vorteil aus, die Natur nur zum Besten
des Geschöpfes selbst.“
·
(99) (in der Natur) „... werden
alljährlich eine große Anzahl von Eiern und Samen (zufällig, ohne Einfluss
der natürlichen Zuchtwahl JK) vernichtet ... Und doch hätten viele dieser
Eier oder Samen, wenn sie nicht zerstört worden wären, vielleicht Individuen
ergeben, die ihren Lebensbedingungen besser angepasst gewesen wären als die
zufällig am Leben gebliebenen. Ferner wird jährlich eine große Zahl reifer
Tiere und Pflanzen, mögen sie ihren Verhältnissen gut oder schlecht angepasst
sein, durch zufällige Ereignisse vernichtet (ohne Rücksicht darauf, was der Art
vielleicht „zum Vorteil gereichen würde“)“
·
(105) „... wird auch gewöhnlich jede
neugebildete Varietät anfangs nur lokalen Charakter haben ... dass sich ähnlich
abgeänderte Individuen bald in kleiner Zahl zusammenfinden und sich zusammen
fortpflanzen ... langsam verbreiten ... mit unveränderten Individuen kämpfen“
·
(108) … so wird die (Vorstellung von der)
natürliche(n) Selektion, wenn sie sich als wahres Prinzip erweist, sowohl den
Glauben an eine fortdauernde Erschaffung von neuen Lebewesen beseitigen wie
auch den an irgendwelche großen (bedeutenden) und plötzlichen Veränderungen in
ihrem Bau (ihrer Konstruktion)
·
(116) „Auch die Isolierung ist wichtig
für die Abänderung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. ... Auch werden Kreuzungen
mit den (unveränderten JK) Bewohnern der benachbarten Bezirke dadurch
verhindert.“
·
(137) „Nach meiner Theorie bietet die
fortdauernde Existenz niederer Wesen keine Schwierigkeiten, denn die natürliche
Zuchtwahl oder das Überleben des Tüchtigsten schließt noch nicht notwendig
einen Fortschritt der Entwicklung ein; sie zieht vielmehr nur aus solchen
Veränderungen Vorteile, die einem Wesen in seinen verwickelten Lebensbeziehungen
nützen.“
·
(142) „... die mit nützlichen
Veränderungen beglückten Individuen werden am ehesten im Kampf um Dasein erhalten
bleiben; nach dem Prinzip der Vererbung werden sie die Neigung haben, ähnlich
charakterisierte Nachkommen hervorzubringen. Dieses Prinzip der Erhaltung oder
des Überlebens des Tüchtigsten nannte ich natürliche Zuchtwahl.“
·
(146) „Ich habe bis jetzt das Wort
„Zufall“ (engl. hier: chance! JK) gebraucht,
wenn von Veränderungen die Rede war. die bei organischen Wesen ... auftreten.
Das Wort „Zufall“ ist natürlich keine richtige Bezeichnung, aber sie lässt
wenigstens unsere Unkenntnis der Ursachen besonderer Veränderungen
durchblicken.“
·
(179ff)
„Schwierigkeiten der Theorie“ (Überschrift für ein gesondertes Kapitel, dem
sich noch weitere zu kritischen Anfragen an die Theorie
anschließen JK)
fehlende Übergangsformen, Entstehen neuer Körperbautypen, Bildung von komplexen
Organen wie dem Auge; Herausbildung der Instinkte, Doppelfunktionen von Organen
à
Funktionswechsel
·
(192ff) „Die Annahme, dass das Auge
mit all seinen unnachahmlichen Einrichtungen – die Linse den verschiedenen
Entfernungen anzupassen, wechselnde Lichtmengen zuzulassen und sphärische wie
chromatische Abweichungen zu verbessern – durch die natürliche Zuchtwahl entstanden
sind, erscheint, wie ich offen bekenne, im höchsten Grade als absurd.“ (Darwin
versucht anschließend dennoch eine ausführliche Erklärung für die Evolution des
Auges zu geben JK)
·
(196f) „Wir sollten vorsichtig sein
mit der Behauptung, ein Organ könne nicht durch irgendwelche allmählichen Veränderungen
entstehen. ... zahlreiche Beispiele, ... dass bei niederen Tieren dasselbe
Organ gleichzeitig grundverschiedene Arbeiten verrichtet ... Darmkanal bei
Libellenlarve und Fisch Cobitis zum Atmen, zum Verdauen
und zu Ausscheidungszwecken ... Magen der Hydra kann, nach außen gekehrt,
Atmung übernehmen ... so könnte die natürliche Zuchtwahl , wenn dadurch
irgendein Vorteil entstände, das ganze Organ oder nur jenen Teil, der bisher 2
Funktionen versah, für die Ausübung nur einer Funktion spezialisieren und so
unmerklich stufenweise die Art des Organs stark verändern. ... Schwimmblase der
Fische ... kann in Atmungsorgan umgewandelt werden ...“
·
(199) „Die elektrischen Organe der
Fische sind ein anderer besonders schwieriger Fall, denn man kann sich unmöglich
die Abstufungen vorstellen, durch die diese wunderbaren Organe hervorgebracht
werden konnten.“
·
(208) „Da die natürliche Zuchtwahl mit
Leben und Tod arbeitet (durch das Überleben des Tüchtigsten und Zerstörung des
minder tüchtigen Individuums) ...“
·
(234) „Warum in anderen Erdteilen
verschiedene zur gleichen Ordnung gehörende Tiere keinen verlängerten Hals oder
keinen Rüssel erwarben, lässt sich nicht sicher sagen; es wäre auch ebenso
unvernünftig, eine bestimmte Antwort auf die Frage zu erwarten wie auf die:
warum ein geschichtliches Ereignis, das sich in einem Lande zutrug, nicht auch
in einem anderen vorgekommen sei.“
·
(250) „Mehrfach hat man gefragt, warum
gewisse Arten, wenn die natürliche Zuchtwahl so mächtig ist, nicht diese oder
jene Eigenschaft erlangten, die offenbar für sie vorteilhaft gewesen wäre ...
Um eine Art neuen Lebensbedingungen anzupassen, müssen viele Abänderungen
zusammenwirken, und es wird häufig vorgekommen sein, dass die erforderlichen
Teile nicht so wie nötig oder nicht in dem gewünschten Maße variierten.“
·
(260) „Heute nehmen fast alle
Naturforscher Entwicklung in irgendeiner Form an.“
·
(365f) Darwin zitiert Schätzungen für
den Zeitraum seit Bildung der Erdrinde zwischen „weniger als 20 ... oder mehr
als 400 Millionen Jahren“ ...
“scheint mir dies (hier Bezug auf 200 Mill. Jahre JK) ... ein zu kurzer
Zeitraum zu sein für die vielen großen Lebensänderungen,
die seit der kambrischen Periode vor sich gingen...“
Darwin
selbst ist kein „richtiger“ Darwinist –
er „glaubt“ an die Vererbung erworbener Eigenschaften
·
(22) „Jede der zahlreichen
Variationen, die wir am Gefieder unseres Geflügels sehen, muss irgendeine
Ursache haben, und wenn es in der Natur dieser Ursache läge, auf gewisse
Einzelwesen während einer langen Generationenfolge
gleichartig zu wirken, so würden jene sich wahrscheinlich in derselben Weise
verändern.“
·
(25) „Änderungen der Gewohnheiten
bringen eine erbliche Wirkung hervor, z.B. bei Pflanzen, wenn sie in der Blütezeit
aus einem Klima in ein anderes versetzt werden. Bei Tieren hat der Gebrauch
oder Nichtgebrauch der Teile (Körperteile, Organe? JK) viel stärkeren
Einfluss.“
·
(148) „dass der Gebrauch gewisse Teile
kräftigt und vergrößert, während der Nichtgebrauch sie schwächt; und es geht
ferner daraus hervor, dass solche Modifikationen erblich sind.“
·
(528) „... dass die Arten in langer
Geschlechterfolge modifiziert worden sind. Dies geschah durch die natürliche
Zuchtwahl ... unterstützt durch die erblichen Wirkungen des Gebrauchs und
Nichtgebrauchs der Teile ...“
·
Darwin: Origin of Species, 1. Auflage S.73,
London Penguin:
“Sämlinge aus derselben Frucht und die Jungen aus demselben Wurf unterscheiden
sich manchmal erheblich voneinander, obwohl, wie Müller bemerkte, sowohl die
Jungen als auch die Eltern offensichtlich denselben Lebensbedingungen
ausgesetzt waren; und dies zeigt, wie unwichtig die direkten Wirkungen der
Lebensbedingungen im Vergleich zu den Gesetzen der Fortpflanzung und des
Wachstums und der Vererbung sind; denn wirkten die Lebensbedingungen direkt und
hätten (sie JK) die Jungen variiert, hätten
wahrscheinlich alle in der gleichen Weise variiert.“
(Thomas P. Weber: Darwin und die neuen Biowissenschaften, DuMont Köln, 2005)
„Kampf
ums Dasein“; Mechanismen der Evolution
·
Den Begriff „struggle for existence“ bzw. “struggle for life“
hatten schon vor Darwin Malthus, Lyell und A.R.Wallace
benutzt (Steinmüller: Charles Darwin, Biographie, Verlag Neues Leben Berlin
1987, S.265, 332)
·
survival
of the fittest. Die Formel gehört zu den
folgenreichsten, die je ein Forscher zu Papier gebracht hat. Sie geht
allerdings nicht auf Darwin zurück, sondern auf den Soziologen Herbert Spencer
– und damit wiederum auf ein Gesellschaftsmodell … Spencer gilt als der Begründer
des Sozialdarwinismus …
er glaubt an die kulturelle Evolution … vom All bis in die Seele, vom Molekül
bis zur Moral. Krankes, Schwaches und Entartetes merzt sich im Daseinskampf
selbst aus, das Bessere ist der Feind des Guten.
In Darwins Entstehung der Arten
von 1859 findet er das gesuchte Stück Biologie für seine Weltanschauung.
Darwin übernimmt die Sprechweise vom survival of the fittest erst ein
paar Jahre später. In seinem Hauptwerk taucht sie erstmals in der fünften
Auflage 1869 auf. …
(Die Zeit 31.12.08 S.29f.)
·
(75) (Kampf ums Dasein) „In diesem
Wettkampfe wird jede Veränderung, wie gering sie auch sein und aus welchen
Ursachen sie auch entstanden sein mag, wenn sie nur irgendwie dem Individuum
vorteilhaft ist, auch zur Erhaltung dieses Individuums beitragen und sich
gewöhnlich auch auf die Nachkommen vererben. Daher werden diese mehr Aussicht
haben, am Leben zu bleiben; denn von den vielen Individuen einer Art, die
geboren werden, lebt nur eine geringe Anzahl fort. Ich habe dieses Prinzip, das
jede geringfügige, wenn nur nützliche Veränderung konserviert, „natürliche
Zuchtwahl“ (natural selection
JK) genannt, um seine Bezeichnung zu der vom Menschen veranlassten
künstlichen Zuchtwahl zu kennzeichnen. Indessen ist der von Herbert Spencer
gebrauchte Ausdruck „Überleben des Tüchtigsten“ (survival
of the fittest JK)
besser und zuweilen bequemer.“
·
(75) „... dass alle organischen Wesen
einem scharfen Wettbewerb ausgesetzt sind. In Bezug auf Pflanzen ...“
·
(76) „Wir sehen das Antlitz der Natur
heiter erstrahlen; wir sehen überall nur Überfluss an Nahrung. Aber wir sehen
nicht oder übersehen, dass die Vögel, die sorglos rings um uns singen, von
Insekten und Samen leben und damit ständig Leben vernichten. Oder wir
vergessen, dass viele dieser Sänger oder ihre Eier und Nestlinge von Raubvögeln
und anderen Feinden vernichtet werden. Wir behalten nicht immer im Auge, dass
zwar heute reichlich Futter vorhanden sein kann, dass das aber noch nicht in
allen Jahreszeiten notwendig der Fall ist.“
·
(76f) Es sei vorausgeschickt, dass ich
die Bezeichnung „Kampf ums Dasein“ (struggle for existence) in einem weiten
metaphorischen Sinne gebrauche. der die Abhängigkeit der Wesen voneinander, und
was noch wichtiger ist: nicht nur das Leben des Individuums, sondern auch seine
Fähigkeit, Nachkommen zu hinterlassen, mit einschließt. Mit Recht kann man
sagen, dass zwei hundeartige Raubtiere in Zeiten des
Mangels um Nahrung und Dasein miteinander kämpfen; man kann aber auch sagen,
eine Pflanze kämpfe am Rande der Wüste mit der Dürre ums Dasein, obwohl man das
ebenso gut so ausdrücken könnte: sie hängt von der Feuchtigkeit ab. Von einer
Pflanze, die jährlich Tausende von Samenkörnern erzeugt, von denen aber im
Durchschnitt nur eines zur Entwicklung kommt, lässt sich mit noch viel größerem
Rechte sagen, sie kämpfe ums Dasein mit jenen Pflanzen ihrer oder anderer Art,
die bereits den Boden bedecken. Die Mistel ist vom Apfelbaum und einigen
anderen Baumarten abhängig, aber es kann von ihr nur in gewissem Sinne gesagt
werden, sie kämpfe mit diesen Bäumen, denn wenn zu viele dieser Schmarotzer auf
demselben Baume wachsen, verdorrt er und geht ein. Wenn aber mehrere
Mistelsämlinge auf demselben Ast beisammen wachsen, so kann man schon mit mehr
Grund sagen: sie kämpfen miteinander. Da der Samen der Mistel durch Vögel
verbreitet wird, so hängt ihr Dasein von diesen ab, und man könnte bildlich
sagen, die Misteln kämpften mit anderen fruchttragenden Pflanzen, um die Vögel
zu verleiten, lieber ihre Samen zu fressen und zu verstreuen. In diesen
verschiedenen Bedeutungen, die ineinander übergehen, gebrauche ich der
Bequemlichkeit halber die allgemeine Bezeichnung „Kampf ums Dasein“.
·
(547f - im Nachwort zu dieser Übersetzung)
Struggle for Life = Kampf
ums Dasein:
Übrigens ist in dem seit Bronns erster deutscher
Übersetzung der Entstehung der Arten
eingebürgerten deutschen Ausdruck „Kampf ums Dasein“ für Darwins „struggle for life“
bzw. „struggle for existence“ das Wort „Kampf“ auch noch eine ungünstige, weil
Fehldeutung herausfordernde Übertragungsvariante von „struggle“.
Ein im Jahre 1849, in zeitlicher Nähe zur Entstehung des Darwinismus,
erschienenes englisch-deutsches Wörterbuch verzeichnet
für das Verb „struggle“: sich abmühen, arbeiten, sich
anstrengen, sich zerarbeiten, streben, sich bemühen,
sich winden, sich sträuben, kämpfen, ringen, mit Widerwärtigkeiten ringen,
streiten, ankämpfen, anstreben. „Aus diesen Bedeutungen geht“, wie Heinrich
Schmidt feststellt, „hervor, dass struggle nicht nur
und nicht einmal in der Hauptsache, einen Gewaltkampf bedeutet, einen Kampf mit
Hörnern und Klauen oder Säbeln und Pistolen, sondern ebenso und noch mehr
irgendein Verhalten oder eine Tätigkeit, sich irgendwelcher Widerwärtigkeiten
zu entziehen oder zu erwehren.“
·
(77) „Da mehr Individuen ins Leben
eintreten als bestehen können, so muss auf jeden Fall ein Kampf ums Dasein
stattfinden, entweder zwischen Individuen derselben Art oder zwischen
Individuen und den äußeren Lebensbedingungen.“
·
(79) „... dass sich alle Pflanzen und
Tiere im geometrischen Verhältnis zu vermehren suchen, dass sie jedes für sie
geeignete Gebiet rasch bevölkern und dass diese Neigung zur geometrischen
Vermehrung in irgendeiner Zeit ihres Lebens durch zerstörende Einflüsse
beschränkt werden muss.“
·
(81f) „Auf den ersten Blick scheint
der Einfluss des Klimas mit dem Kampf ums Dasein gar nichts zu tun zu haben; insofern
aber das Klima auf die Verminderung der Nahrung wirkt, ruft es den heftigsten
Kampf zwischen den Individuen hervor, die von derselben Nahrung leben, seien
sie nun Angehörige einer oder mehrerer Arten. Und wenn das Klima unmittelbar
wirkt, z.B. durch sehr strenge Kälte, so werden die schwächlichen Individuen
oder diejenigen, die mit dem vorschreitenden Winter am wenigsten Futter
bekommen, am meisten leiden. ...
Erreichen wir das arktische Gebiet, schneebedeckte Berggipfel oder vollkommene
Wüsten, so wird der Kampf ums Dasein fast nur gegen die Elemente geführt.“
·
(82) „Kampf ums Dasein zwischen den
Parasiten und ihren Opfern“
·
(87f) „... Lebewesen ... von denen man
buchstäblich sagen kann, sie kämpfen miteinander ums Dasein, z.B. Heuschrecken
und grasfressende Säugetieren. Doch ist solcher Kampf noch viel ausdauernder
und erbitterter zwischen Individuen derselben Art, die dasselbe Gebiet
bewohnen, dasselbe Futter verlangen und denselben Gefahren ausgesetzt sind.“
·
(88) „Der Kampf ums Dasein ist am
heftigsten zwischen Individuen und Varietäten derselben Art.“
·
(93) „Wir werden den wahrscheinlichen
Hergang der natürlichen Zuchtwahl am besten verstehen, wenn wir annehmen, eine
Gegend unterliege irgendeiner physikalischen Veränderung, z.B. im Klima. Das
Zahlenverhältnis ihrer Bewohner wird sich dann sofort verschieben, und einzelne
Arten werden wahrscheinlich aussterben.“
·
(100) „Das Schlussergebnis für den
erfolglosen Mitbewerber (bei der geschlechtlichen Zuchtwahl, z.B. Konkurrenz
um Weibchen JK) ist nicht dessen Tod, sondern eine geringe oder gar keine
Nachkommenschaft.“
·
(167) „... geschlechtliche Zuchtwahl
... die in ihrer Wirkung weniger streng ist als die natürliche Zuchtwahl: Sie
vernichtet nicht die weniger begünstigten Männchen, sondern gibt ihnen nur
eine geringere Nachkommenschaft.“
·
(100f) auch „Verteidigungsmittel“
können im Kampf ums Dasein einen Vorteil darstellen;
“ein Schild kann für den Sieg ebenso wichtig sein wie ein Schwert oder ein
Speer“
·
(101) geschlechtliche Zuchtwahl durch
die Weibchen, Kampf ums Dasein zwischen Vogelmännchen: „locken durch Gesang ...
Prachtgefieder“
·
(516) „Kampf der Männchen um die
Weibchen ... zuweilen wird der Erfolg aber auch davon abhängen, ob die Männchen
besondere Angriffs- oder Verteidigungswaffen besitzen oder mit besonderen
Reizen ausgestattet sind ...“
·
(131) „Denn man darf nicht vergessen,
dass der Wettbewerb in der Regel am heftigsten zwischen jenen Formen stattfindet,
die in Lebensweise, Konstitution und Körperbau am nächsten verwandt sind.“
·
(376) „... dass ich wiederholt ein
Erstaunen darüber hörte, dass Ungeheuer vom Schlage der Mastodonten
oder der noch älteren Dinosaurier aussterben konnten; als ob bloße Körperkraft
schon den Sieg im Kampf ums Dasein verbürgte!“
·
(394) „Der Embryo ist also
gewissermaßen ein von der Natur bewahrtes Abbild des früheren, weniger
abgeänderten Zustandes der Art.“
·
(498) „Die Embryologie gewinnt
bedeutend an Interesse, wenn wir den Embryo als ein mehr oder weniger verblasstes
Bild des gemeinsamen Stammvaters aller Glieder einer und derselben großen
Klasse, sei es in seinem erwachsenen oder in seinem Larvenzustande, ansehen.“ (keine
„biogenetische Grundregel“ oder Gesetz wie später bei E. Haeckel JK)
·
(520) „Da die natürliche Zuchtwahl
durch das Mittel des Wettbewerbs wirkt, so ändert und verbessert sie die Bewohner
eines Gebietes nur in Bezug auf ihre Mitkonkurrenten, so dass wir uns nicht zu
wundern brauchen, wenn die Bewohner eines Landes, obgleich sie nach der
herkömmlichen Schöpfungsansicht besonders dafür erschaffen worden sind, von
den aus einem anderen Lande eingewanderten Tieren und Pflanzen besiegt und verdrängt
werden. Und ebenso wenig darf es uns überraschen, dass nicht alle Einrichtungen
in der Natur ... absolut vollkommen sind ... oder dass manches unseren
Begriffen von Zweckmäßigkeit widerspricht.“
·
(522) „Instinkte ... Wie wunderbar
einzelne immer sein mögen, sie sind nach der Theorie der natürlichen Zuchtwahl
durch allmähliche, kleine, aber nützliche Abänderungen ebenso leicht zu
erklären wie körperliche Eigenschaften.“
·
(533) Ich glaube, dass die Tiere von
höchstens 4 oder 5 Vorfahren abstammen, die Pflanzen von derselben oder einer
noch kleineren Zahl.
Die Analogie würde mich noch einen Schritt weiterführen, nämlich zu der
Annahme, dass alle Tiere und Pflanzen von einer einzigen Urform abstammen. Aber
die Analogie ist als Führerin unzuverlässig. Trotzdem haben alle lebenden Wesen
sehr vieles gemeinsam in ihrer chemischen Zusammensetzung, ihrem Zellenbau,
ihren Wachstumsgesetzen und ihrer Empfindlichkeit gegen schädliche Einflüsse. …
Daher folgere ich durch Vergleich, dass möglicherweise alle Lebewesen, welche
jemals auf dieser Erde lebten, von einer (some one) ursprünglichen Form
abstammen, der zuerst Leben eingehaucht wurde. (Der letzte Satz fehlt in der hier vorliegenden Übersetzung)
·
(535) Unsere Gliederungen werden,
soweit sie dargestellt werden können, Stammbäume sein, und sie werden dann
wahrhaft wiedergeben, was der „Plan der Schöpfung“ (plan of
creation) genannt werden kann.
„Zufall“
·
(146) „Ich habe bis jetzt das Wort
„Zufall“ gebraucht, wenn von Veränderungen die Rede war. die bei organischen
Wesen ... auftreten. Das Wort „Zufall“ ist natürlich keine richtige
Bezeichnung, aber sie lässt wenigstens unsere Unkenntnis der Ursachen
besonderer Veränderungen durchblicken.“
(Übersetzung
von J.K.: „Ich habe bisher manchmal so gesprochen, als ob die Veränderungen
(Abweichungen, Variationen) – die so alltäglich und vielgestaltig in Lebewesen
unter den Bedingungen der Züchtung sind, wie sie auch in geringerem Grade im Naturzustand
auftreten – durch Zufall (chance) bedingt wären. Das
ist jedoch ein gänzlich ungenauer Ausdruck, aber er dient einfach dazu einzuräumen,
wie unwissend wir betreffs der Ursache jeder einzelnen Veränderung sind.“)
Darwin verwendet hier im Englischen das
Wort „chance“, das im Deutschen die Bedeutungen
„Aussicht“, „Chance“, „Gelegenheit“, „Möglichkeit“, „Wahrscheinlichkeit“, und
eben auch „Zufall“ hat (JK)
Darwins
Kampf gegen das „Dogma von den besonderen Schöpfungsakten“
·
(Darwin
wehrt sich gegen die Vorstellung, die Lebewesen (die einzelnen Arten) seien
„unabhängig voneinander geschaffen“ worden; als wörtliches Verständnis des
biblischen Textes in Gen. 1: „jedes nach seiner Art“ – alle Lebewesen sind
getrennt geschaffen und existieren von Anfang an unverändert;
in „On the origin of species“ - 2. englische Auflage
1860 - finden sich folgende Formulierungen:
17x independently created
(unabhängig erschaffen), 4x specially created, 2x separately created (gesondert erschaffen), 2x suddenly
created (augenblicklich erschaffen), 2x simultaneously created
(gleichzeitig erschaffen), in 16 weiteren Fällen werden Formulierungen im
gleichen Sinne verwendet, in denen “creation” (Schöpfung)
als Substantiv steht;
für Darwin sind diese Vorstellungen von einer einmaligen Schöpfung und einer
seither unveränderten Welt der Lebewesen eine konkurrierende naturwissenschaftliche
Theorie (!), die im Gegensatz zu seinen naturwissenschaftlichen Vorstellungen
steht; so schreibt er z.B. auf S.203 in der 2. englischen Auflage seines Buches
von „the theory of independent acts of creation“
(Theorie von unabhängigen Schöpfungsakten), an 10 anderen Stellen kürzer von „theory of creation“,
auf Seite 390 benennt er sie als „die Lehre der getrennten Erschaffung jeder
einzelnen Art“ - the doctrine
of the creation
of each separate species;
seine eigene Theorie bezeichnet er selbst an mehr als 50 Stellen im Buch als „theory of natural
selection“ (Theorie der natürlichen Zuchtwahl) bzw. „theory of descent
with modification“ (Theorie
der Abstammung mit Veränderungen)
(Origin of Species, 2.
engl. Auflage 1860: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F376&viewtype=text&pageseq=1)
·
(144) (Ordnung der Lebewesen nach
Verwandtschaft in Klassen, Unterklassen, Ordnungen, Familien, Unterfamilien,
Gattungen und arten) „Wären die Arten unabhängig
voneinander erschaffen worden, so wäre keine Erklärung für diese Einteilung
möglich; sie erklärt sich jedoch aus der Vererbung und der Wirkung der
natürlichen Zuchtwahl, die Aussterben und Divergenz der Charaktere zur Folge
hat ...“
·
(174ff) (Zebra, Esel, Pferderassen)
„Wer da glaubt, dass alle Pferdearten unabhängig voneinander erschaffen wurden
... Dieser Ansicht huldigen, heißt meines Erachtens eine reale Ursache für eine
unreale oder wenigstens unbekannte zu opfern. Sie würdigt die Werke Gottes zu
Trug und Täuschung herab; ich möchte dann fast ebenso mit den alten unwissenden Kosmogonisten
annehmen, dass die fossilen Muscheln nie Leben bargen, sondern im Stein
erschaffen wurden, um die an der Seeküste lebenden Schaltiere nachzuahmen.“
·
(190f) „Wer an unzählige besondere
Schöpfungsakte glaubt, muss überrascht sein, wenn er Tiere findet, deren Bau
und Lebensgewohnheiten nicht übereinstimmen ... Hochlandgänse mit Schwimmhäuten
... Wer an unzählige besondere Schöpfungsakte glaubt, kann vielleicht sagen,
dass es in diesen Fällen dem Schöpfer beliebt habe, ein bestimmtes Wesen den
Platz eines anderen einnehmen zu lassen ... Wer an den Kampf ums Dasein und an
das Prinzip der natürlichen Zuchtwahl glaubt, wird ... nicht überrascht sein,
dass es Gänse und Fregattvögel gibt, die auf trockenem Lande leben ...“
·
(438)
… werde ich auch einige weitere Tatsachen berücksichtigen, welche die Wahrheit
(einer) der beiden Theorien unterstützen, nämlich der der unabhängigen
Schöpfungsakte oder der der Abstammung mit Abänderung
·
(481)
„Nach der Lehre von der unabhängigen Schöpfung der einzelnen Lebewesen können
wir nur sagen, es habe dem Schöpfer ebenfalls gefallen, Tiere und Pflanzen
derselben großen Klasse nach einem gleichen Plan zu erschaffen, doch ist das
keine wissenschaftliche Erklärung.“
·
(525) „Es wird uns klar, warum Arten
solcher Tiergruppen, die weite Meeresräume unmöglich durchqueren können, z.B.
Frösche oder Landsäugetiere, nie ozeanische Inseln bewohnen, und warum
andererseits ... Fledermäuse, also Tiere, die leicht den Ozean überfliegen
können, so oft auf weit vom Festlande entfernten Inseln vorkommen. Fälle wie
das Vorhandensein besonderer Fledermausarten auf ozeanischen Inseln und das
Fehlen aller anderen Säugetiere sind unter der Annahme unabhängiger
Schöpfungsakte ganz unverständlich.“
·
(529f) „Der Glaube an die
Unveränderlichkeit der Arten war fast unvermeidlich, solange man der Geschichte
der Erde nur eine kurze Dauer zuschrieb.“
·
(531) jene, die an das Auftreten oder
die Schöpfung nur weniger oder gar nur einer Schöpfungsform glauben (Darwin
selbst? s. unten letzter Satz auf Seite 538 JK)
·
(535) Unsere Gliederungen werden,
soweit sie dargestellt werden können, Stammbäume sein, und sie werden dann
wahrhaft wiedergeben, was der „Plan der Schöpfung“ (plan of
creation) genannt werden kann.
·
(537)
Da die Arten durch langsam wirkende, noch fortdauernde Ursachen entstanden und
vergangen sind, nicht aber durch wunderbare Schöpfungsakte und durch
Katastrophen (die letzten drei Worte
fehlen in der hier genutzten Übersetzung)
zur
Stellung des Menschen
(138) Darwin nennt
in einem Beispiel: „... unter den Säugetieren ... der Mensch und Ornithorhynchus ...“
·
(537) „In einer fernen Zukunft sehe
ich ein weites Feld für noch bedeutsamere Forschungen. Die Psychologie wird sicher
auf der von Herbert Spencer geschaffenen Grundlage weiterbauen: dass jedes
geistige Vermögen und jede Fähigkeit nur allmählich und stufenweise erlangt
werden kann. Licht wird auch fallen auf den Menschen und seine Geschichte.“ (nur
eine vorsichtige Andeutung, dass der Mensch für Darwin biologisch in die
Entwicklungsgeschichte des Lebens hineingehört JK)
·
(554 - im Nachwort): „Im Notizbuch M
schrieb Darwin: Plato sagt im Phaedon, dass unsere
„eingebildeten Ideen“ von der Präexistenz unserer Seele herrühren, nicht aus
der Erfahrung hergeleitet werden können – lies Affen für Präexistenz.“
Darwins
Verhältnis zu Glaube und Religion
·
Darwin stellt seinem Buch
“Über die Entstehung von Arten” als Motto folgende Zitate voran:
"But with regard to the material
world, we can at least go so far as this—we can perceive that events are
brought about not by insulated interpositions of Divine power, exerted in each
particular case, but by the establishment of general laws." (WHEWELL: Bridgewater Treatise)
Bei der Betrachtung der materiellen Welt können wir so weit gehen, dass wir
erkennen, dass die Erscheinungen nicht durch unabhängige Eingriffe der
Göttlichen Macht herbeigeführt wurden, ausgeübt in jedem einzelnen Fall, als
vielmehr durch das Aufstellen von allgemeinen Gesetzen. (WHEWELL: Bridgewater Treatise)
"To conclude, therefore, let no man
out of a weak conceit of sobriety, or an ill-applied moderation, think or
maintain, that a man can search too far or be too well studied in the book of
God's word, or in the book of God's works; divinity or philosophy; but rather
let men endeavour an endless progress or proficience
in both.” (BACON: Advancement of Learning)
Schlussfolgernd
also lasse man niemanden aus einer schwachen, eingebildeten Ernsthaftigkeit
heraus oder in einer falsch verstandenen Zurückhaltung denken oder daran
festhalten, dass man das Buch von Gottes Wort oder das Buch von Gottes Werken
jemals zu weit oder zu genau ergründen könne, in der Theologie oder in der
Philosophie (Welt-Anschauung, Naturkunde), sondern es möge sich jedermann
bemühen, unendlichen Fortschritt und Fertigkeiten auf beiden Gebieten zu
erreichen. (BACON: Advancement
of Learning)
"The only distinct meaning of the
word 'natural' is stated, fixed, or settled; since what is
natural as much requires and presupposes an intelligent agent to render it so, i.e. to effect it continually or at stated times, as what is supernatural
or miraculous does to effect it for once." (BUTLER:
Analogy of Revealed Religion)
Die klare Bedeutung des Wortes “natürlich” ist festgelegt, ursprünglich, unveränderlich, und daher verlangt das,
was natürlich ist, nach einer intelligenten Ursache (einem Akteur), die es so
gemacht hat, d.h. indem diese fortlaufend oder zu bestimmten Zeiten einwirkt,
oder aber indem sie auf übernatürliche oder wundersame Weise nur einmal am
Anfang ihren Einfluss ausübt. (BUTLER: Analogy of Revealed
Religion)
(in den deutschen Übersetzungen sind
diese Sätze in der Regel nicht mit abgedruckt, zu finden im engl. Original, z.B.
1.Auflage: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F373&viewtype=text&pageseq=1.
dort S.II)
·
(195)
Man kann kaum umhin, das Auge einem Teleskop zu vergleichen. Wir wissen, dass
dieses Instrument durch lange fortgesetzte Bemühungen der höchsten menschlichen
Intelligenz vervollkommnet wurde, und wir folgern natürlich daraus, dass das
Auge durch einen ähnlichen Vorgang entstanden ist. Sollte aber diese Annahme
nicht voreilig sein? Haben wir ein Recht anzunehmen, dass der Schöpfer mit intellektuellen
Fähigkeiten handelt, wie sie ein Mensch besitzt?
·
(195)
… die natürliche Zuchtwahl liest mit unfehlbarer Geschicklichkeit jede
Verbesserung aus. Wenn man nun diesen Vorgang Millionen von Jahren dauern und
während jedes Jahres an Millionen von Individuen verschiedener Arten sich
fortsetzen lässt - wird man dann nicht glauben, dass ein lebendes optisches
Instrument in demselben Maße vollkommener als ein gläsernes gestaltet werden
kann, wie die Werke des Schöpfers vollkommener sind als die Werke des Menschen?
·
(459)
Die Naturforscher suchen die Arten, Gattungen und Familien nach einem
sogenannten natürlichen System zu ordnen … Das Sinnreiche und Nützliche dieses
Systems liegt auf der Hand. Aber es gibt Naturforscher, die meinen, das
„Natürliche System“ bedeute noch mehr: Sie glauben, dass es einen Plan des
Schöpfers enthülle. Solange jedoch nicht gesagt wird, ob mit diesem Plan des
Schöpfers die Ordnung nach Zeit und Raum oder was sonst damit gemeint sein
soll, erscheint mir, dass dadurch unserem Wissen nichts hinzugefügt wird.
·
(514)
Das sind nun die hauptsächlichsten Einwände und Bedenken, die mit Recht gegen
meine Theorie erhoben worden sind; ich habe in aller Kürze die Antworten
wiederholt, die meines Erachtens darauf gegeben werden können …
Wie schwerwiegend also die Einwände sein mögen, sie sind doch meines Erachtens
nicht ernst genug, um die Theorie der Abstammung mit Modifikationen über den
Haufen werfen zu können)
In der 2. englischen Auflage 1860 verändert Darwin den letzten Satz in
folgender Weise:
“So gewichtig diese Schwierigkeiten sind, in meiner Beurteilung stürzen sie
nicht die Theorie der Abstammung von einigen
wenigen geschaffenen Formen mit anschließender Veränderung.“
(Grave as these several difficulties are, in my judgment they do not overthrow the theory of
descent from a few created forms with subsequent modification.)
(http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F376&viewtype=text&pageseq=1
dort S.466)
Darwin
geht also hier davon aus, dass am Anfang wenige geschaffene Formen (Arten?)
stehen, die dann im Laufe der weiteren Erdgeschichte Veränderungen erfahren
(die nach seiner Abstammungstheorie beschrieben werden können)!
In der 3. englischen Auflage 1861 erfährt der Satz erneut eine Änderung; jetzt
ist nicht mehr von „geschaffenen“, sondern von „ursprünglichen Formen“ die
Rede:
Grave as these several difficulties are, in my judgment
they do not overthrow the theory of
descent from a few primordial
forms with subsequent modification.
(http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F381&viewtype=text&pageseq=1 dort S.499)
·
(529)
„Ich sehe keinen vernünftigen Grund, warum die in
diesem Werke entwickelten Ansichten irgendwie religiöse Gefühle verletzen
sollten. Um zu zeigen, wie vorübergehend solche Befürchtungen sind, brauche ich
wohl nur an die größte Entdeckung zu erinnern, die je einem Menschen gelungen
ist, an Newtons Gravitationsgesetz, das Leibniz angriff, weil es „die
natürliche Religion erschüttere und die geoffenbarte verleugne“. Ein berühmter
geistlicher Schriftsteller schrieb mir, er habe „allmählich einsehen gelernt,
dass es ebenso erhaben sei, von der Gottheit zu glauben, sie habe nur wenige
der Fortentwicklung zu anderen fähige Ursprungstypen erschaffen, als
anzunehmen, sie habe immer neue Schöpfungsakte ins Werk setzen müssen, um die
durch die Wirkung ihrer Gesetze verursachten Lücken auszufüllen.“
·
(530) „Es ist ja leicht, seine
Unwissenheit hinter Ausdrücken wie „Schöpfungsplan“, „Einheit der Absicht“ usw.
zu verbergen und zu behaupten, man gäbe eine Erklärung, während man lediglich
eine Tatsache mit etwas anderen Worten feststellt.“
·
(10) Zitat Owen: „Auch darf man nicht
vergessen, dass der Zoologe durch das Wort Schöpfung nur einen ihm unbekannten
Prozess bezeichnet ... indem er also auf diese Weise seine Unwissenheit zu
erkennen gibt, drückt er zugleich den Glauben aus, dass sowohl der Vogel wie
die Insel ihr Entstehen einer ersten Schöpfungskraft verdanken.“
·
(531) „Anscheinend sind diese Autoren
nicht mehr erstaunt über einen wunderbaren Schöpfungsakt als über eine
gewöhnliche Geburt. Glauben sie denn wirklich, dass in unzähligen Perioden der
Geschichte unserer Erde gewisse elementare Atome gleichsam kommandiert worden
seien, sich plötzlich zu lebenden Geweben zusammenzuschließen? Glauben sie,
dass bei jedem vermeintlichen Schöpfungsakte ein einziges Individuum oder
gleichzeitig sehr viele erschaffen wurden? Wurden alle die zahllosen Tier- und
Pflanzenarten als Eier oder als Samen oder wurden sie gar gleich „erwachsen“ erschaffen?
Und falls das letztere von den Säugetieren angenommen wird, wurden sie dann mit
den unwahren Merkmalen einer einstigen Ernährung im Mutterleibe (Bezug auf
Bauch-Nabel; es ist auch zu denken an frühe Ernährung durch Zitzen JK)
erschaffen? Zweifellos müssen diese Fragen zum Teil auch bei jenen
unbeantwortet bleiben, die an das Auftreten oder die Schöpfung nur weniger oder
gar nur einer Schöpfungsform glauben.“ (Darwin selbst? s.S.
533, 538 JK)
·
(533) Die
Analogie würde mich noch einen Schritt weiterführen, nämlich zu der Annahme,
dass alle Tiere und Pflanzen von einer einzigen Urform abstammen. …
Daher
folgere ich durch Vergleich, dass möglicherweise alle Lebewesen, welche jemals
auf dieser Erde lebten, von einer (some one) ursprünglichen Form abgestammt sind, in welche zuerst
Leben eingehaucht wurde
(http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F373&viewtype=text&pageseq=1
dort S. 484)
In der 2. englischen Auflage 1860 verändert Darwin den letzten Satz in
folgender Weise:
“Daher folgere ich durch Vergleich, dass möglicherweise alle Lebewesen,
welche jemals auf dieser Erde lebten, von einer (some
one) ursprünglichen Form abgestammt sind, in welche
das Leben zuerst vom Schöpfer
eingehaucht wurde.“
(Therefore I should infer from analogy that probably all the organic
beings which have ever lived on this earth have descended from some one primordial form, into which life was first
breathed by the Creator.)
(http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F376&viewtype=text&pageseq=1
dort S.484)
In der 3. englischen Auflage 1861 erfährt der Satz erneut eine Änderung;
jetzt heißt es:
“Wir müssen anerkennen, dass alle
Lebewesen, welche jemals auf dieser Erde lebten, von einer (some
one) ursprünglichen Form abgestammt sein könnten.
(we must admit that all the organic
beings which have ever lived
on this earth may have descended
from some one primordial form.)
(http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F381&viewtype=text&pageseq=1 dort S.519)
·
(535) Unsere Klassifikation wird
soweit wie möglich eine genealogische werden
(Stammbaum JK) und dann in Wahrheit einen wirklichen sogenannten
„Schöpfungsplan“ (plan of creation)
darstellen.
·
(537) (das folgende Zitat fehlt in der hier zitierten deutschen Übersetzung,
steht aber im engl. Originaltext in der 1. und 2. Auflage:)
“Die
ganze Weltgeschichte, soweit wir sie heute kennen, obwohl von für uns
unfassbarer Dauer, wird in Zukunft als ein unscheinbares Stück Zeit verstanden
werden, verglichen mit den Zeitaltern, die vergangen sind, seit das erste
Geschöpf (creature), der Vorfahre ungezählter
ausgestorbener und noch lebender Abkömmlinge, erschaffen wurde (was created)“.
(http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F373&viewtype=text&pageseq=1
dort S.488)
·
(537) „Sehr bedeutende Autoren scheinen von der
Ansicht einer unabhängigen Erschaffung der einzelnen Arten durchaus befriedigt zu sein. Meines
Erachtens stimmt es nach allem, was wir wissen, besser mit den vom Schöpfer der
Materie eingeprägten Gesetzen überein, dass das Entstehen und Vergehen der
früheren und heutigen Erdenbewohner genauso wie Geburt und Tod der Individuen
eine Folge sekundärer Ursachen sind.“
der
letzte Satz im Buch
·
(538) „Aus dem Kampf der Natur, aus
Hunger und Tod geht also unmittelbar das Höchste hervor, das wir uns vorstellen
können: die Erzeugung immer höherer und vollkommenerer Wesen.
Es ist wahrlich etwas Erhabenes um die Auffassung, dass der Schöpfer den Keim
alles Lebens, das uns umgibt, nur wenigen oder gar nur einer einzigen Form
eingehaucht hat und dass, während sich unsere Erde nach den Gesetzen der
Schwerkraft im Kreise bewegt, aus einem so schlichten Anfang eine unendliche Zahl
der schönsten und wunderbarsten Formen entstand und noch weiter entsteht.“
(So steht der Satz in der 1. Auflage des Buches; den Zusatz vom „Schöpfer“ hat
Darwin erst in der 2. Auflage des Buches in den Text eingefügt, er blieb bis
zur 6. und letzten Auflage, die zu Darwins Lebzeiten erschien, erhalten; die
hier zitierte deutsche Übersetzung Reclam 1980 bezieht sich angeblich auf die
6. Auflage – so wird auf Seite 540 mitgeteilt – zitiert aber diesen spannenden
Satz verkürzt nach der 1. Auflage! - JK)
·
(engl. Ausgabe S.507) „There is grandeur in this view of life,
with its several powers, having been originally breathed by the Creator into a
few forms or into one; and that, whilst this planet has gone cycling on
according to the fixed law of gravity, from so simple a beginning endless forms
most beautiful and most wonderful have been, an are
being, evolved.“
Es ist wahrlich
etwas Erhabenes um die Auffassung, dass das Leben mit seinen verschiedenen
Fähigkeiten vom Schöpfer ursprünglich nur wenigen oder gar nur einer einzigen
Form eingehaucht wurde,
und dass, während dieser Planet nach dem ehernen Gravitationsgesetz seine
Kreise zieht,
aus einem so schlichten Anfang unzählige der schönsten und wunderbarsten
Formen entwickelt wurden und immer weiter entwickelt werden. (Übersetzung JK)
3.
Charles Darwin:
Die Abstammung des Menschen
und die Zuchtwahl in geschlechtlicher Beziehung, (1871)
(Zitate nach der Ausgabe: Reclam
Leipzig o.J., 2 Bände;
die Fundstellen sind im Folgenden mit (Band) I und II und der zugehörigen
Seitenzahl angegeben;
Zwischentexte und Zusammenstellung Joachim Krause)
Anliegen
des Buches
·
(Band I Seite 3) „Viele Jahre hindurch
habe ich Notizen gesammelt über den Ursprung oder die Abstammung des Menschen,
ohne Absicht, über diesen Gegenstand etwas zu veröffentlichen; ich wollte dies
entschieden vermeiden, denn ich glaubte, es könnte nur die Vorurteile
vermehren, welche meinen Ansichten entgegengestellt wurden.“
·
(I 4) „Der Zweck dieses Werkes ist, in
Betracht zu ziehen: erstens, ob der Mensch, gleich allen andern Arten, von
einer früher existierenden Form abstamme; zweitens seine Entwicklungsweise, und
drittens den Wert der Unterschiede zwischen den sogenannten Menschenrassen.“
·
(I 38) „Doch die Zeit wird bald
kommen, in der man es sonderbar finden wird, dass Naturforscher, welche die
Struktur und Entwicklung des Menschen und der andern Säugetiere zu vergleichen
imstande waren, glauben konnten, dass jede Art das Werk eines besonderen
Schöpfungsaktes gewesen sei.“
·
(II 409) „Die Hauptschlussfolgerung,
zu der ich gelangt bin und der nun auch von vielen urteilsfähigen
Naturforschern zugestimmt wird, ist, dass der Mensch von irgend
einer minder hoch organisierten Form abstammt.“
·
(II 410) „… zu dem Schlusse führen,
der Mensch nebst anderen Säugetieren sei der Mitabkömmling eines gemeinsamen
Vorfahren.“
Anstößige
Äußerungen zu „Wilden“, „Barbaren“ und „zivilisierten Völkern“ und zu „Idioten“
·
(I 67, I 137) (Darwin schreibt von)
„barbarischen Rassen“;
(I 97) „niedrigsten Barbaren“;
(I 196) „rohesten Wilden“
·
(I 67) im Unterschied zu
„zivilisierten Rassen“,
·
(I 97, I 171) „ ... den Geist eines
der niedrigsten Wilden, der kein Wort besitzt, um eine höhere Zahl als vier
auszudrücken und kaum einen abstrakten Ausdruck für gewöhnliche Dinge oder
Affekte benutzt ... (aber dann weiter JK:) ... Die Feuerländer gehören
zu den niedrigsten Barbaren; aber ich war fortwährend davon überrascht, wie
sehr die drei an Bord der „Beagle“ befindlichen Eingeborenen, die einige Jahre
in England gelebt hatten und ein wenig Englisch sprechen konnten, uns in der
Veranlagung und den meisten geistigen Fähigkeiten sehr ähnlich waren.“
·
(I 192) „... dass seit den fernliegendsten Zeiten erfolgreiche Stämme andere Stämme
verdrängt haben ... Gegenwärtig verdrängen zivilisierte Völker überall die
barbarischen, ausgenommen dort, wo das Klima eine tödliche Schranke
entgegenstellt; und sie sind hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich,
infolge ihrer Kunstfertigkeit, welche das Ergebnis des Intellekts ist,
erfolgreich.“
·
(I 198) „Zu allen Zeiten haben überall
gewisse Stämme andere verdrängt; und da die Moralität ein wichtiges Element
ihres Erfolgs ist, so werden daher der moralische Höhenstand und die Zahl
wohlbegabter Menschen überall die Neigung haben, sich zu heben und zu
vermehren.“
·
(I 234) „dass in einer nicht sehr
fernen Periode, wie sich fast mit Gewissheit voraussagen lässt, die
zivilisierten Rassen die wilden in der ganzen Welt ersetzt und zum Verlöschen
gebracht haben (werden)“.
·
(I 273f) „Von den Ursachen, die den
Sieg der zivilisierten Völker herbeiführen, sind manche klar und einfach, andere
wieder verwickelt und dunkel. Wir begreifen, dass die Kultivierung des Bodens
den Wilden in mancher Beziehung verhängnisvoll wird, denn sie können oder
wollen nicht ihre Gewohnheiten ändern. Neue Krankheiten und Laster haben sich
in manchen Fällen als sehr vernichtend erwiesen; und es scheint, dass eine neue
Krankheit oft viele Todesfälle verursacht, bis diejenigen, die für sie am
empfänglichsten sind, allmählich ausgerottet sind. Anders dürfte es sich auch
nicht mit den bösen Wirkungen geistiger Getränke verhalten, wie auch mit der
unbesiegbaren Neigung der Wilden für sie.“ Er verweist auf Sproat,
der „glaubt, dass die durch die Ankunft der Europäer herbeigeführte veränderte
Lebensweise viele Erkrankungsfälle herbeiführe ... dass die Eingeborenen
verwirrt und missmutig ob des neuen Lebens um sie herum werden; sie verlieren
ihre Motive für die Tätigkeit, ohne andere dafür zu gewinnen.“
·
(I 211) „Die westlichen Völker
Europas, die jetzt ihre einstigen wilden Vorfahren so unermesslich überragen
und auf dem Gipfel der Zivilisation stehen ...“
·
(I 214) „Bei hochzivilisierten Völkern
hängt der dauernde Fortschritt in einem untergeordneten Grade von der natürlichen
Zuchtwahl ab, denn solche Völker verdrängen oder vernichten einander nicht, wie
es wilde Stämme tun.“ (die Geschichte des 20. Jahrhunderts hat das als
Illusion entlarvt JK)
·
(I 175) „Da Barbaren die Meinung ihrer
Weiber nicht beachten, so behandeln sie sie gewöhnlich wie Sklaven.“
(vgl. dazu aber Darwins eigene geringere Bewertung der Frau in der
„zivilisierten“ Betrachtung II 344 und II 345 JK)
·
(I 53) „ ... gehemmte Entwicklung des
Gehirns von mikrozephalen Idioten ... Ihr Schädel ist kleiner und die Gehirnwindungen
sind weniger kompliziert als beim normalen Menschen ... so dass diese Idioten
den niederen menschlichen Typen ziemlich gleichen.“
Auch wir
(Briten, Europäer) waren einst „Wilde“, und wir alle sind Menschen
·
(II 428) „Es kann aber kaum in Zweifel
gezogen werden, dass wir von Wilden abstammen.“
·
(I 272) „In Europa standen alle alten
Rassen „auf einer niedrigeren Stufe als die rohesten der heutigen Wilden“
(Schaffhausen)“
·
(I 215) (Absatz-Überschrift:) „Über
den Beweis, dass alle zivilisierten Völker einst Barbaren waren“
·
(I 182) „... wissen wir nicht, warum
gewisse bewundernswerte Tugenden – wie etwa die Wahrheitsliebe – von einem
Stamm der Wilden höher geschätzt werden als vom anderen, und ferner nicht,
warum ähnliche Unterschiede selbst zwischen hochzivilisierten Völkern
vorhanden sind.“
·
(II 412) „Seitdem er (der Mensch
JK) aber seine Stellung als Mensch erreicht hat, divergierte er in
unterschiedlichen Rassen oder, wie es vielleicht richtiger zu nennen wäre,
Unterarten. Einige derselben, wie Neger oder Europäer, sind so
unterschiedlich, dass, wenn einem Naturforscher Exemplare ohne jede weitere
Erklärung vorlägen, er sie unzweifelhaft als gute und echte Arten betrachten
würde. Nichtsdestoweniger stimmen alle Arten in so vielen geistigen
Eigentümlichkeiten überein, dass diese nur der Vererbung von einem gemeinsamen
Vorfahren zugesprochen werden können; und ein derart charakterisierter Vorfahr
würde wahrscheinlich die Bezeichnung Mensch verdienen.“
·
(I 218) „dass der Mensch (von
Anfang an Mensch JK), wenn auch mit langsamen und unterbrochenen Schritten,
von einem niedrigen Zustande zu dem höchsten von ihm bisher erreichten
Standpunkt in Wissen, Moral und Religion emporgestiegen sei“
·
(I 71) „Der Mensch hat sich weit über
die Erdoberfläche verbreitet ...“
(und dann nennt Darwin (innerhalb der Gattung Mensch) JK):
(I 71) „die Bewohner des Feuerlandes, des Kaps der guten Hoffnung,
Tasmaniens auf der einen Hemisphäre und des arktischen Gebietes auf der anderen
Seite ...“
·
(I 217) (Darwin bescheinigt den)
„eingeborenen Peruanern und Mexikanern ... eine hohe (eigenständige) Kultur“
·
(I 178) „Der Hass gegen die
Schamlosigkeit, der uns so natürlich vorkommt, dass wir ihn für angeboren
halten, ist eine neuere Tugend, die ausschließlich dem zivilisierten Leben
angehört. Dies ist aus den alten religiösen Bräuchen verschiedener Völker zu
erkennen, aus den Wandgemälden zu Pompeji und aus den Verrichtungen mancher
wilder Völker.“ (man beachte die Gleichsetzung der „Wilden“ mit den Römern;
Maßstab: der Zeitgeist des puritanischen England; was würde Darwin heute
meinen zur „freizügigen“ Werbung oder zur Pornografie in der modernen
westlichen „zivilisierten“ Welt? - JK)
·
(I 250) „Selbst die
unterschiedlichsten Menschenrassen sind einander ähnlicher in der Form, als man
auf den ersten Blick hin annehmen möchte.“
·
(I 256) die Eltern von Mulatten können
nicht als grundverschiedene Arten gelten;
·
(I 261) das gewichtigste aller
Argumente gegen die Behandlung der Menschenrassen als unterschiedliche Arten
ist, dass sie allmählich ineinander übergehen;
·
(I 97) „Gering ist sicherlich nicht
die Differenz in der moralischen Veranlagung zwischen einem Barbaren von der
Art, wie ihn der alte Seemann Byron beschreibt – er zerschmetterte sein Kind an
dem Felsen, weil es einen Korb mit Seeigeln fallen ließ – und einem Howard oder
Clarkson; und an Intelligenz zwischen einem Wilden,
der kaum eine abstrakte Bezeichnung gebraucht, und einem Newton oder
Shakespeare. Differenzen solcher Art zwischen den höchststehenden Männern der
höchststehenden Rassen und den niedrigsten Wilden sind durch die feinsten
Abstufungen miteinander verbunden. Daher ist es möglich, dass sie ineinander
übergehen und auseinander sich entwickeln.“
·
(I 264) dass alle Menschenrassen von
einem einzigen ursprünglichen Stamm herkommen
·
(I 267) Urbewohner Amerikas, die
Neger, die Europäer ... wie ähnlich ihre geistige Beschaffenheit der unsrigen
ist;
·
(I 211) „die alten Griechen, die
intellektuell um einige Stufen höher standen als irgend eine je vorhandene Rasse
...“
·
(I 97) „Die Feuerländer gehören zu den
niedrigsten Barbaren; aber ich war fortwährend davon überrascht, wie sehr die
drei an Bord der „Beagle“ befindlichen Eingeborenen, die einige Jahre in
England gelebt hatten und ein wenig Englisch sprechen konnten, uns in der
Veranlagung und den meisten geistigen Fähigkeiten sehr ähnlich waren.“
·
(I 115) (eine Strömung im Wasser
hervorrufen) ... „Der Wilde wird sicherlich weder
wissen noch sich darum bekümmern, durch welches Gesetz die gewünschte Bewegung
hervorgebracht wird; seine Betätigung jedoch wird durch einen rohen Vernunftsprozess ebenso sicher geleitet werden wie durch
eines Denkers längste Kette von Folgerungen.“
·
(I 136) „Der vollkommen regelmäßige
und wundervoll komplizierte Bau der Sprachen mancher roher Völker ...“
·
(I 165) „Sofern erhabene Motive in
Betracht kommen, sind viele Beispiele von Wilden bekannt geworden, die ohne ein
Gefühl allgemeinen Wohlwollens für die Menschheit und von keinem religiösen
Motive veranlasst (weiß Darwin wirklich so genau, dass solche Beweggründe
keine Rolle spielen? JK), lieber freiwillig ihr Leben als Gefangene
opferten, bevor sie ihre Genossen verraten hätten, eine Handlungsweise, die
sicherlich als eine moralische zu betrachten ist.“
·
(I 195) „Wer bereit war, lieber sein
Leben zu opfern, als seine Genossen zu hintergehen, wie es so mancher Wilder
schon war, wird oft keine Nachkommenschaft hinterlassen haben, die seine edle
Natur hätte erben können.“
·
(I 296) „Diese große Variabilität
aller äußerlichen Unterschiede zwischen den Menschenrassen zeigt ..., dass
diese nicht von großer Wichtigkeit sein können ...“
·
(I 72) „Selbst in dem rohesten
Zustand, in welchem der Mensch jetzt vorhanden ist, bleibt er doch das vorherrschendste Tier, das jemals auf Erden erschienen ist.
Er hat sich weiter verbreitet als irgend eine
hochorganisierte Form und alle anderen sind vor ihm zurückgewichen. Offenbar
verdankt er diese immense Überlegenheit seinen geistigen Fähigkeiten, seinen
sozialen Gewohnheiten, die ihn dahin führen, seinen Genossen zu helfen und sie
zu verteidigen, und auch seiner Körperbildung.“
·
(I 139) (Schönheitssinn ... differiert
stark bei verschiedenen Menschenrassen) „Sicherlich wird kein Tier fähig sein,
Szenen wie den nächtlichen Himmel, eine schöne Landschaft oder kunstvolle Musik
zu bewundern. Aber ein so hoher Geschmack wird durch Kultur erworben und hängt
von komplizierten Gedankenverbindungen ab; Barbaren oder unerzogene Leute (man
beachte die Gleichsetzung JK) werden von ihnen nicht erfreut.“
·
(I 163) „Barbaren oder unkultivierte
Menschen“ (man beachte die Gleichsetzung JK)
·
(I 184) „... sind mir verbürgte Fälle
bekannt geworden, wonach die Begierde zu stehlen oder die Neigung zu lügen in
den Familien aus den höheren Ständen immer wieder zur Erscheinung kamen.“
·
(I 206) „Bei dem Menschen können nun
manche der ärgsten Neigungen (vorher genannt: Verbrechen, Geisteskrankheiten,
Rastlosigkeit, Ausschweifung JK), die zuweilen ohne irgend
einen nachweisbaren Grund in Familien hervortreten, die Rückkehr zu
einem wilden Zustand sein, von dem wir uns erst vor nicht sehr vielen Generationen
entfernt haben.“
·
(I 183) „ ... Humanität gegenüber den
niedrigeren Tieren, dürfte eine der spätesten moralischen Erwerbungen sein. Sie
ist den Wilden offenbar fremd, außer ihren Lieblingen gegenüber. Wie wenig die
alten Römer von ihr wussten, zeigen ihre abscheulichen Gladiatorenkämpfe.“
·
(I 73) „Die Entdeckung des Feuers,
nebst der der Sprache wohl die größte, welche je ein Mensch gemacht hat, rührt
noch aus der Dämmerzeit der Geschichte her. Die mannigfaltigen Erfindungen,
durch die der Mensch schon im rohesten Zustand so hervorragend geworden ist,
sind die direkten Ergebnisse der Entwicklung seines Beobachtungsvermögens,
seines Gedächtnisses, seiner Neugierde, Einbildungskraft und seines Verstandes.
Ich verstehe daher nicht, wie es kommt, dass Wallace behauptet, „die natürliche
Zuchtwahl könnte den Wilden nur mit einem Gehirn ausgestattet haben, das nur
ein wenig entwickelter wäre als das eines Affen“.
·
(I 44) „Wenn wir alle Menschenrassen
als eine einzige Art betrachten, so ist deren Ausbreitungsgebiet enorm“
·
(I 175) „Die Sklaverei ... ist ein
großes Verbrechen; dennoch wurde sie bis vor kurzem selbst von den
zivilisierten Völkern nicht dafür gehalten. Dies rührte ganz besonders daher,
dass die Sklaven gewöhnlich einer Rasse angehörten, die ganz verschieden war
von der ihrer Gebieter.“
Darwins
Kampf gegen das „Dogma von den besonderen Schöpfungsakten“
(als wörtliches Verständnis von Bibel Gen. 1: „jedes nach
seiner Art“ – alle Lebewesen sind getrennt geschaffen und existieren von Anfang
an unverändert)
·
(I 91) (Bezug auf sein früheres
Buch: Über die Entstehung von Arten ... JK)
„... dass ich zwei verschiedene Absichten vor Augen hatte: erstens, zu zeigen,
dass die Arten nicht unabhängig voneinander geschaffen worden sind, und
zweitens, dass die natürliche Zuchtwahl die Haupttätigkeit des Wechsels
ausgeübt habe, wobei sie zwar von den vererbten Wirkungen der Gewohnheit stark
unterstützt wurde, und einigermaßen auch von der direkten Tätigkeit der
umgebenden Bedingungen. Ich vermochte jedoch nicht, mich dem Einflusse meines früheren, damals allgemein verbreiteten
Glaubens, wonach jede Art zweckmäßig erschaffen sei, gänzlich zu entziehen,
und dies führte mich zu der unausgesprochenen Meinung, dass jede Einzelheit der
Struktur, Rudimente ausgenommen, einen besonderen, wenn auch unbekannten Dienst
leiste.“
·
(I 92) „... so habe ich doch
wenigstens, ich hoffe es, ein gutes Werk verrichtet, indem ich dazu beigetragen
habe, das Dogma der besonderen Schöpfungsakte zu stürzen.“
·
(I 38) „Doch die Zeit wird bald
kommen, in der man es sonderbar finden wird, dass Naturforscher, welche die
Struktur und Entwicklung des Menschen und der andern Säugetiere zu vergleichen
imstande waren, glauben konnten, dass jede Art das Werk eines besonderen
Schöpfungsaktes gewesen sei.“
·
(II 410) „... kann man unmöglich
länger glauben, dass der Mensch das Werk eines besonderen Schöpfungsaktes sei.“
·
(II 420) „Ich weiß wohl, dass die
Schlussfolgerung, zu der ich in diesem Werk gelangte, von manchen als höchst
irreligiös angeklagt werden wird. Wer da aber zum Ankläger wird, sollte auch
darlegen, warum es irreligiöser sei, den Ursprung des Menschen als besondere
Art durch die Abstammung von irgend einer niedrigeren Form gemäß der Gesetze
der Variation und der natürlichen Zuchtwahl zu erklären, als die Geburt eines
Individuums gemäß dem Gesetze gewöhnlicher Zeugung. Die beiden Geburten der Art
wie des Einzelwesens sind gleiche Teile der großen Folge von Ereignissen, die unser
Geist nicht als das Resultat blinden Zufalls betrachten will. Der Verstand
empört sich gegen eine solche Schlussfolgerung, ob wir nun glauben können oder
nicht, dass jede geringfügige Strukturveränderung, die Verbindung jedes
Ehepaares, das Ausstreuen jedes Saatkorns und andere solche Geschehnisse zu
einem bestimmten Zweck angeordnet wurden.“
Darwins
Verhältnis zu Glaube und Religion
·
(I 139) „Es ist kein Beweis vorhanden,
dass der Mensch ursprünglich schon mit dem veredelnden Glauben an die Existenz
eines allmächtigen Gottes begabt war ... (die höhere Frage) ob ein Schöpfer
oder Weltenlenker existiere; diese ist von vielen der größten Geister, die je
auf Erden waren, zustimmend beantwortet worden.“
·
(I 142) Das Gefühl religiöser
Erhabenheit ist sehr kompliziert; es besteht aus Liebe, vollständiger
Unterwerfung unter ein erhabenes, geheimnisvolles Höheres, aus einem starken
Abhängigkeitsgefühl, Furcht, Verehrung, Dankbarkeit, Hoffnung für die Zukunft
und vielleicht noch anderen Elementen. Kein Wesen kann eine so komplizierte
Gemütsbewegung empfinden, sofern es nicht in seinen intellektuellen und
moralischen Fähigkeiten wenigstens eine mäßige Höhe erreicht hat.“
·
(I 168 Fußnote) „Böses mit Gutem zu
vergelten, den Feind zu lieben, ist ein so hoher sittlicher Standpunkt, dass zu
bezweifeln ist, ob die geselligen Instinkte an und für sich uns
je dahin hätten bringen können. Vereint mit der Sympathie, mussten diese
Instinkte mit Hilfe der Vernunft, der Belehrung und der Liebe oder Furcht vor
Gott hoch kultiviert und erweitert werden, ehe eine so goldene Regel je erdacht
oder befolgt werden konnte.“
·
(I 189) „der veredelnde Glaube an
Gott“
·
(I 206) „Ursachen, die zu einem
Fortschritt in der Moral führen, nämlich: Anerkennung unserer Mitmenschen,
Kräftigung unserer Sympathie durch Gewohnheit, Beispiel und Nachahmung,
Vernunft, Erfahrung und sogar Selbstinteresse, Belehrung der Jugend und
religiöses Gefühl.“
·
(I 216) „Die höchste Form der Religion
– der große Gedanke von einem Gott, der die Sünde hasst und die Rechtschaffenheit
liebt – war in den Urzeiten unbekannt.“
·
(II 418) „Bei den zivilisierten Rassen
hat die Überzeugung vom Dasein eines allwissenden Gottes einen mächtigen
Einfluss auf den Fortschritt der Sittlichkeit gehabt ...
Der Glaube an Gott wurde oft nicht nur als der größte, sondern auch als der
vollkommenste aller Unterschiede zwischen Mensch und niedrigerem Tiere
vorgebracht. ...
Ich weiß wohl, dass der angebliche instinktive (auch: angeborene) Glaube an
Gott von manchen als Argument für dessen Existenz vorgebracht wurde. Dies ist
aber ein zu übereiltes Argument, denn mit dieser Ansicht wären wir auch
genötigt, an die Existenz mancher grausamen und bösen Geister zu glauben ...
denn der Glaube an diese ist noch viel allgemeiner vorhanden, als der an eine
gütige Gottheit. Der Gedanke an einen allmächtigen und gütigen Schöpfer scheint
in dem Menschengeist erst nach einer lange fortgeschrittenen Kultur entstanden
zu sein.“
·
(II 428) „So wichtig auch der Kampf
ums Dasein war und noch ist – soweit der höchste Teil menschlicher Beschaffenheit
in Betracht kommt, gibt es noch andere, viel wichtigere Agentien. Denn die
moralischen Qualitäten sind entweder direkt oder indirekt viel mehr durch die
Wirkungen der Gewohnheit, durch Verstandeskräfte, Unterweisung, Religion usw.
vorgeschritten, als durch die natürliche Zuchtwahl ...“
Der
Mensch kann naturgegebene Grenzen und Regeln überschreiten und wird dadurch zum
Menschen
·
(I 183) „So wie der Mensch in der
Zivilisation vorschreitet und kleine Stämme zu größeren Gemeinschaften sich vereinen,
wird die schlichteste Vernunft jedem Einzelwesen sagen, dass es seine
geselligen Instinkte und Sympathien auf alle Mitglieder des Volkes ausdehnen
müsse, mögen sie ihm auch persönlich unbekannt sein. Ist dieser Punkt einmal
erreicht, so ist es nur noch eine künstliche Schranke, die verhindert, dass er
seine Sympathie auf alle Menschen aller Völker und Rassen erstrecke. Wenn auch
tatsächlich solche Leute von ihm durch bedeutende Unterschiede im Aussehen oder
in der Gewohnheit gesondert sind, so brauchte es leider, wie uns die Erfahrung
lehrt, gar lange Zeit, bis wir sie als Mitmenschen betrachteten. Sympathie über
die Grenzen der Menschheit hinaus, d.h. Humanität gegenüber den niedrigeren
Tieren, dürfte eine der spätesten moralischen Erwerbungen sein. Sie ist den
Wilden offenbar fremd, außer ihren Lieblingen gegenüber. Wie wenig die alten
Römer von ihr wussten, zeigen ihre abscheulichen Gladiatorenkämpfe. Selbst der
einfache Begriff der Humanität war, soweit ich es beobachten konnte, den
meisten Gauchos der Pampas neu. Diese Tugend, eine
der edelsten, mit denen der Mensch begabt ist ... wird zarter, umfassender, bis
sie sich auf alle fühlenden Wesen erstreckt. Sobald diese Tugend erst von
einigen wenigen Menschen geachtet und ausgeübt wird, verbreitet sie sich durch
Lehre und Beispiel auf die Jugend und kann dann in der öffentlichen Meinung
verallgemeinert werden.“
·
(I 186) „In dem Maße jedoch, wie der
Mensch allmählich an intellektueller Kraft fortschritt
und befähigt wurde, die entfernteren Konsequenzen seiner Handlungen zu ziehen;
wie er genügend Kenntnisse erworben hatte, um verderbliche Bräuche und
Aberglauben zu verwerfen; wie er immer mehr nicht nur die Wohlfahrt, sondern
auch das Glück seiner Mitmenschen beachtete; wie seine Sympathien zarter und
verbreiteter wurden, indem er aus Gewohnheit heilsamer Erfahrung, Belehrung
und Beispiel folgte und sie auf Menschen aller Rassen, auf Blödsinnige, Krüppel
und andere unnütze Glieder der Gesellschaft ausdehnte, schließlich auch auf die
niedrigeren Tiere – in dem Maß wird der Höhepunkt seiner Moralität gestiegen
sein.“
·
(I 188) „Wenn ein anthropomorpher Affe
leidenschaftslos seinen eigenen Zustand beurteilen könnte, so würde er zugeben,
dass ... der Gedanke, einen Stein zu einem Werkzeug zu bilden, gänzlich
außerhalb seiner Erkenntnis läge, ... dass er noch weniger metaphysische
Betrachtungen anzustellen vermöge, oder ein mathematisches Problem lösen, über
Gott nachdenken, eine großartige Naturerscheinung bewundern könne. ... dass
eine uneigennützige Liebe zu allen Geschöpfen, das edelste Attribut des
Menschen, ganz außerhalb seines Begriffsvermögens läge.“
·
(I 199f) „... einige Bemerkungen über
die Wirkung der natürlichen Zuchtwahl auf zivilisierte Völker beizufügen ... Bei
Wilden werden die an Körper oder Geist Schwachen bald entfernt sein, und die
Überlebenden weisen gewöhnlich einen kräftigen Gesundheitszustand auf. Wir
zivilisierten Menschen dagegen tun das Möglichste, um diesen Entfernungsprozess
zu hemmen; wir bauen Asyle für Blödsinnige, Krüppel und Kranke; wir erlassen Armengesetze und unsere Ärzte wenden ihre ganze
Geschicklichkeit an, um das Leben jedes Menschen so lang wie nur möglich zu
erhalten. Es lässt sich mit Grund annehmen, dass die Impfung Tausenden das Leben
erhalten habe, die infolge ihrer schwachen Konstitution früher den Pocken
erlegen wären. Dermaßen können die schwachen Mitglieder der zivilisierten
Gesellschaft ihre Art fortpflanzen. Niemand, der die Züchtung von Haustieren
beobachtet hat, wird zweifeln, dass das erwähnte Vorgehen für die menschliche
Rasse höchst schädlich sein muss. Es ist überraschend, wie bald Mangel an
Pflege oder schlecht angewandte Pflege zur Entartung der Hausrassen
führt. Aber den Fall, der den Menschen selbst betrifft, ausgenommen, ist kaum
jemand so unwissend, dass er seine schlechtesten Tiere zur Züchtung verwenden
wollte.
Der Beistand, den wir uns genötigt fühlen, den Hilflosen zu leisten, ist
hauptsächlich ein incendentales Ergebnis des
Instinkts der Sympathie, der ursprünglich als ein Teil der geselligen Instinkte
erworben worden war, in der Folge jedoch,.. zarter und
verbreiteter wurde. Auch können wir unsre Sympathie nicht hemmen, selbst dann
nicht, wenn starke Vernunftgründe dawider sind, ohne
den edelsten Teil unserer Naturheit zu verletzen ...
wollten wir ... die Schwachen und Hilflosen vernachlässigen, so würden wir nur
einen ungewissen Vorteil mit einem überwältigenden gegenwärtigen Übel
erwerben. Wir müssen daher die zweifellos schlechten Folgen ertragen, dass die
Schwachen am Leben bleiben und ihre Art fortpflanzen.“
·
(I 203) „Obgleich nun die Zivilisation
derart die Wirkung der natürlichen Zuchtwahl in mancher Weise hemmt ...“
·
(II 427ff) „ Wie jedes andere Tier ist
auch der Mensch durch den Kampf ums Dasein, der eine Folge seiner rapiden
Vermehrung ist, zu seiner gegenwärtigen hohen Stellung gelangt; und es ist zu
befürchten (! JK), dass er einem noch härteren Kampf ausgesetzt sein
wird, wenn er noch höher hinaufschreitet. Andernfalls würde er in Indolenz versinken
und der begabte Mensch wäre im Kampf ums Dasein nicht erfolgreicher als der
unbegabte. Unser natürliches Vermehrungsverhältnis (Vermehrungsrate? JK)
darf daher nicht durch irgend welche
Mittel bedeutend verringert werden, obgleich es so manche ersichtliche Übel
herbeiführt. Es muss allen Menschen ein freier Wettbewerb möglich sein und die
Tüchtigsten dürfen weder durch Gesetz noch durch Brauch daran verhindert
werden, den besten Erfolg zu erzielen und die größte Zahl von Nachkommen
großzuziehen. So wichtig auch der Kampf ums Dasein war und noch ist – soweit
der höchste Teil menschlicher Beschaffenheit in Betracht kommt, gibt es noch
andere, viel wichtigere Agentien. Denn die moralischen Qualitäten sind entweder
direkt oder indirekt viel mehr durch die Wirkungen der Gewohnheit, durch
Verstandeskräfte, Unterweisung, Religion usw. vorgeschritten, als durch die
natürliche Zuchtwahl ...“
Unsicherheiten
in der Wissenschaft
·
(I 5) „Es wurde oft und zuversichtlich
behauptet, der Ursprung des Menschen könne nicht ergründet werden, und
Unwissenheit findet häufiger Vertrauen als Wissen. Es sind diejenigen, die
wenig wissen und nicht diejenigen, die viel wissen, welche mit einer
Bestimmtheit zu behaupten pflegen, dieses oder jenes Problem werde durch die
Wissenschaft niemals gelöst werden.“
·
(I 42) „Hinsichtlich der Ursachen der
Variabilität sind wir in allen Fällen ohne Kenntnis dessen ...“
·
(II 409) „Manche der vorgebrachten
Ansichten sind höchst spekulativer Art und einige werden sich sicherlich als
irrig erweisen; aber ich habe in allen Fällen die Gründe angeführt, welche mich
mehr zu der einen oder der anderen Ansicht veranlassten. ....
unrichtige Ansichten, die einigermaßen von Beweisen unterstützt werden, können
nur wenig schaden, denn jedermann findet ein heilsames Vergnügen darin, ihre
Unrichtigkeit zu erproben. Und ist dies geschehen, so wird dadurch der Weg zum
Irrtume verlegt und oft auch gleichzeitig ein Weg zur Wahrheit geöffnet.“
·
(II 419) „dass (man) unmöglich genau
bestimmen könnte, in welcher Entwicklungsperiode, von der ersten Spur eines
winzigen Keimbläschens beginnend, der Mensch zu einem unsterblichen Wesen wird“
·
(I 98) „In welcher Weise die geistigen
Kräfte bei den niedrigsten Organismen zuerst entwickelt wurden, ist ebenso
hoffnungslos zu untersuchen, wie in welcher Weise das Leben entstanden sei. Das
sind Probleme für eine ferne Zukunft, sofern sie überhaupt von Menschen gelöst
werden können.“
Darwin
selbst ist kein „richtiger“ Darwinist –
er „glaubt“ an die Vererbung erworbener Eigenschaften
·
(I 45) „Die direkte und definitive
Wirkung veränderter Lebensbedingungen -
Das ist ein sehr verwirrender Gegenstand. Es kann nicht geleugnet werden, dass
veränderte Bedingungen einige, gelegentlich sogar eine beträchtliche Wirkung
aus Organismen aller Art (kind) hervorbringen; und es
dünkt im ersten Augenblick wahrscheinlich, dass es bei genügender Zeit
unabänderlich der Fall wäre. Ich vermochte jedoch nicht einen klaren Beweis für
diese Schlussfolgerung zu erhalten ...“
·
(I 53) „Wir können folglich schließen,
... dass die natürliche Zuchtwahl wahrscheinlich von den ererbten Wirkungen des
vermehrten oder verminderten Gebrauchs der verschiedenen Körperteile stark
unterstützt wurde.“
·
(I 93) „Da alle Tiere einer Vermehrung
über den Stand ihrer Erhaltungsmittel sich zuneigen, so mag dies auch bei den
Vorfahren des Menschen Geltung gehabt haben, und dies müsste unabweichlich zum Kampf ums Dasein und zur natürlichen
Zuchtwahl geführt haben. Der letztere Prozess mag durch die vererbten Wirkungen
des vermehrten Gebrauchs der Teile stark unterstützt worden sein, und diese
zwei Prozesse unaufhörlich aufeinander eingewirkt haben.“
·
(I 49) „Ob die verschiedenen erwähnten
Modifikationen erblich werden würden, wenn dieselbe Lebensweise viele
Generationen hindurch zur Anwendung käme, ist unbekannt, aber es ist
wahrscheinlich.“
·
(II 411) „Wir können versichert sein,
dass die vererbten Wirkungen des lange fortgesetzten Gebrauchs oder Nichtgebrauchs der Teile in derselben Richtung mit der
natürlichen Zuchtwahl viel getan haben.“
zum
Mechanismus der Evolution
·
(I 93) „Eine Gemeinschaft, die eine
große Anzahl gutbegabter Einzelwesen umfasst, vermehrt ihre Zahl und ist siegreich
über minder begünstigte, selbst wenn jedes einzelne Mitglied keinen Vorteil
über die anderen derselben Gemeinschaft aufzuweisen hat“ (Ansatz des
Populationsdenkens JK)
·
(I 95) „... dass ein im Besitz von
Größe, Kraft und Wildheit befindliches Tier, das sich, wie der Gorilla, gegen
jeden Feind verteidigen kann, vielleicht nicht sozial geworden wäre; und dies
hätte am meisten das Erwerben höherer geistiger Qualitäten gehemmt, wie
Sympathie und Liebe für seinen Genossen. Daher könnte es für den Menschen von
gewaltigem Vorteil gewesen sein, von irgend einem
verhältnismäßig schwachen (!! JK) Geschöpf abzustammen ...
seine sozialen Eigenschaften, die ihn dahin führten, seinen Genossen zu helfen
und Hilfe von ihnen zu erhalten.“
·
(I 204) „Was die körperliche Struktur
betrifft, so ist es die Zuchtwahl der etwas besser begabten und die Ausstoßung
der etwas minder begabten Einzelwesen, und nicht die Erhaltung stark
ausgeprägter und seltener Anomalien, die zu einem Fortschritt der Art führt.“
die
biologische Einordnung des Menschen in das Reich des Lebens
·
(I 161) „Der Mensch ist ein geselliges
Tier.“
·
(I 233) „In letzter Zeit sind viele
unserer besten Naturforscher zu der von dem scharfsinnigen Linné
zuerst vorgebrachten Ansicht zurückgekehrt und haben den Menschen mit den Vierhändern in eine Ordnung unter dem Namen Primaten
gebracht....“
·
(I 224) „Wäre der Mensch nicht sein
eigener Klassifikator, so wäre ihm wohl nie
eingefallen, für seinesgleichen eine besondere Ordnung zu bestimmen.“
·
(I 231f) „Zweifellos ist der Mensch im
Vergleich zu den meisten seiner Verwandten einer ungewöhnlichen Summe von
Modifikationen unterzogen worden, hauptsächlich infolge der starken Entwicklung
seines Gehirns und seiner aufrechten Haltung, aber nichtsdestoweniger müssen
wir im Gedanken halten, dass er „nur eine der verschiedenen exzeptionellen
Formen der Primaten ist“ (George Mivart)“. ...
Und da der Mensch vom genealogischen Standpunkt aus zu den Catarhinen
oder dem Stamm der Alten Welt gehört, so müssen wir daraus schließen, - wie
sehr auch dieser Schluss unseren Stolz empören vermag – dass unsere frühesten
Vorfahren berechtigterweise jenen zugezählt werden können. Aber wir dürfen
dabei nicht dem Irrtum verfallen und annehmen, dass der früheste Vorfahr des
ganzen Simiadenstammes, den Menschen mit inbegriffen,
mit einem existierenden Affen identisch oder ihm auch nur sehr ähnlich gewesen
sei.“
(das klingt anders als die weit verbreitete Meinung, Darwin habe gesagt: Der
Mensch stammt vom Affen ab! JK)
·
(I 233) „Es ist daher wahrscheinlich,
dass Afrika einst von nunmehr erloschenen Affen bewohnt war, die mit dem Gorilla
und Schimpansen engverwandt waren; und da diese zwei Arten jetzt des Menschen
nächste Verwandte sind, so ist es wahrscheinlicher, dass unsere frühesten
Vorfahren auf dem afrikanischen Kontinent lebten, als anderwärts.“
·
(I 248) „Somit haben wir dem Menschen
einen Stammbaum von wundervoller Länge gegeben, aber keineswegs, wie gesagt
werden muss, von edler Beschaffenheit. Wie schon wiederholt bemerkt wurde,
scheint es, als wäre die Erde lange Zeit auf die Ankunft des Menschen
vorbereitet worden; und dies ist in gewissem Sinne richtig, denn er verdankt
seine Geburt einer langen Linie von Vorfahren. Wenn auch nur ein einziges Glied
dieser Kette nicht vorhanden gewesen wäre, so hätte der Mensch nie werden
können, was er ist. Sofern wir nicht absichtlich unsere Augen verschließen
wollen, erkennen wir mit unserem heutigen Wissen annähernd unsere Verwandtschaft.
Wir brauchen uns ihrer nicht zu schämen. Der geringste Organismus ist etwas
viel Höheres als der unorganische Staub unter unseren Füßen; und niemand, der
vorurteilsfreien Geistes ist, kann irgend ein lebendes
Wesen studieren, ohne durch dessen wundervolle Struktur und Eigenschaften von
staunender Begeisterung erfüllt zu werden.“
Anstößige
Äußerungen über Frauen
·
(II 334) „Der Mann ist mutiger,
kampfsüchtiger und energischer als das Weib und hat einen erfinderischeren
Geist.“
·
(II 343ff) „“Unterschiede zwischen den
Geisteskräften beider Geschlechter ... Ich weiß wohl, dass einige Fachschriftsteller das Vorhandensein eines solchen
angeborenen Unterschiedes bezweifeln ...
Das Weib scheint sich vom Manne hinsichtlich der geistigen Veranlagungen
hauptsächlich durch größere Zartheit und geringere Selbstsucht zu
unterscheiden, was auch von den Wilden gilt ... Ihrem mütterlichen Instinkt
zufolge entwickelt das Weib diese Eigenschaften ganz besonders seinen Kindern
gegenüber, daher es wahrscheinlich dünkt, dass es dieselben oft auch auf ihre
Mitgeschöpfe ausdehnen will. Der Mann ist der Rivale anderer Männer; er findet
am Wettbewerb Vergnügen, was zu Ehrgeiz führt, der sich leicht in Selbstsucht
verwandelt. Diese letzteren Eigenschaften scheinen sein natürliches und
unglückseliges Geburtsrecht zu sein.
Es wird allgemein zugegeben, dass beim Weibe die Fähigkeit der Intuition, der
raschen Auffassung und vielleicht auch der Nachahmung kräftiger als beim Manne
ausgeprägt sind; und wenigstens die eine oder die andere dieser Fähigkeiten
sind für die niedrigeren Rassen und daher auch für einen früheren und
niedrigeren Zustand der Zivilisation charakteristisch.
Der Hauptunterschied der intellektuellen Eigenschaften beider Geschlechter
zeigt sich darin, dass der Mann in allem, was er unternimmt, eine
vorzüglichere Leistung als das Weib aufzuweisen vermag, ob es nun um tiefes Denken,
Vernunft und Imagination oder bloß den Gebrauch der Sinne und Hände
erfordert...
dass, wenn der Mann in mancher Beziehung eine entschiedene Überlegenheit
besitzt, das Durchschnittsmaß seiner geistigen Befähigung größer sein muss als
das des Weibes.“
·
(I 175) „Da Barbaren die Meinung ihrer
Weiber nicht beachten, so behandeln sie sie gewöhnlich wie Sklaven.“
(und wie betrachten sie die „zivilisierten Völker“?; siehe hier die eben
zitierten Ansichten von Darwin selbst JK)
·
(II
380) „bei den Wilden ... die geringe Achtung, in der die Weiber als bloße
Sklavinnen stehen“
Sonstiges
·
(II 353) „Da weder das Vergnügen an
musikalischen Tönen, noch die Fähigkeit, sie hervorzubringen, dem Menschen bei
seinen täglichen Gewohnheiten auch nur im geringsten von Nutzen sind, so müssen
sie zu den geheimnisvollsten Dingen gerechnet werden, womit er begabt wurde“
·
(II 356) „Wir können ... eine größere
Gefühlsintensität in einer einzigen musikalischen Note verdichten, als in mehreren
Seiten einer Schrift.“
die
letzten Sätze im Buch
·
(II 429) „Wir müssen ... anerkennen,
dass der Mensch mit all seinen edlen Eigenschaften, mit seiner Sympathie, die
er für das Niedrigste fühlt, mit seinem Wohlwollen, das sich nicht nur auf
andere Menschen erstreckt, sondern auch auf das geringste lebende Geschöpf, mit
seinem göttlichen Intellekt, der die Bewegungen und die Beschaffenheit des
Sonnensystems ergründet hat – dass der Mensch mit all diesen erhabenen Kräften
doch noch in seinem Körperbau den unauslöschlichen Stempel seines niedrigen
Ursprungs trägt.“ (= letzter Satz JK)
4. Charles
Darwin: Mein Leben,
Autobiographie, Insel
Taschenbuch 3370, 2008
(Darwin schrieb das Buch 1876, im Alter von 67
Jahren)
Darwins Verhältnis zu Glaube und
Religion
·
S.65
… schlug mein Vater mir vor, Pfarrer zu werden. …
Ich bat um etwas Bedenkzeit, denn nach dem Wenigen, was ich zu diesem Thema
wusste und bedacht hatte, hatte ich doch Bedenken, mich zu allen Lehren der
Anglikanischen Kirche zu bekennen; andererseits aber gefiel mir die
Vorstellung, als Landpfarrer zu leben. Also las ich Pearsons „On the Creed“ (Über das
Glaubensbekenntnis) und ein paar andere theologische Bücher aufmerksam durch;
und da ich damals nicht den mindesten Zweifel daran hatte, dass jedes Wort in
der Bibel im strengen Sinn und buchstäblich wahr sei, konnte ich mich schnell
zu der Überzeugung bringen, dass unser Glaubensbekenntnis uneingeschränkt
akzeptiert werden müsse. Mir fiel es nicht auf, wie unlogisch es war, zu sagen,
ich glaubte an etwas, was ich nicht verstehen konnte, was auch gar nicht zu
verstehen ist. Ich hätte vollkommen der Wahrheit entsprechend sagen können, ich
wolle keinen Glaubenssatz bestreiten; aber so töricht war ich nie, dass ich
gemeint und gesagt hätte: „Credo quia incredibile“ (ich
glaube es, weil es unglaublich/unglaubwürdig ist JK).
·
S.67
Um das BA-Examen (Bachelor of Arts in Cambridge JK) zu bestehen, musste man auch
Paleys Evidences of Christianity und seine Moral Philosophy kennen. Hier leistete
ich gründliche Arbeit, und ich bin überzeugt, dass ich die Evidences vollkommen korrekt und
lückenlos hätte schriftlich wiedergeben können, wenn auch nicht in der klaren
Sprache Paleys. Die Logik dieses Buches, auch der Natural Theology, das möchte ich
hinzufügen, begeisterte mich genauso wie der Euklid …
Ich zerbrach mir damals nicht den Kopf über die Angemessenheit von Paleys
Voraussetzungen; ich nahm sie unbesehen hin und war von seiner langen
Argumentationskette bestrickt und überzeugt.
Zu Charles Darwins Pflichtlektüre (während seines
Theologiestudiums in Cambridge ab 1827) gehören die theologischen Werke des
1805 verstorbenen Archidiakonus William Paley. …
Besonders beeindruckt Charles die „Natürliche Theologie“ von Paley. … eine
Auffassung, die Gottes Wirken überall in der belebten Natur sehen will und
durch die Zweckmäßigkeit der Organismen begründet. Paley benutzt dabei das
althergebrachte Bild von der Uhr und dem Uhrmacher, um die Existenz Gottes zu
beweisen. Angenommen, wir finden eine Uhr auf dem Wege liegen, argumentiert er,
„wenn wir die Uhr aufheben und genau betrachten, bemerken wir …, dass ihre
Teile für einen speziellen Zweck erfunden und zusammengefügt wurden … Der
Mechanismus lässt unausweichlich darauf schließen, dass die Uhr einen
Konstrukteur hat … der sie für diesen Zweck entworfen hat.“
Genauso, lehrt Paley, stehe es mit der belebten Natur. All ihre Teile griffen
ineinander, jedes einzelne sei der Umwelt und den anderen Teilen sinnvoll
angepasst. Allein durch die Weisheit und Güte ihres Schöpfers, sagt Paley,
könne man die Zweckmäßigkeit der Organismen erklären.
(Steinmüller,A., Steinmüller,K.: Charles Darwin – vom Käfersammler zum
Naturforscher, Verlag Neues Leben Berlin, 1985, S.86f.)
·
S.94ff.
In diesen beiden Jahren (Oktober 1836 bis Januar 1839) dachte ich viel über
Religion nach. An Bord der Beagle war ich ganz orthodox, und ich weiß noch, wie etliche
Schiffsoffiziere (auch wenn sie ihrerseits orthodox waren) laut über mich
lachten, weil ich die Bibel als unanfechtbare Autorität in der Frage der Moral
zitierte. Ich nehme an, die Neuheit des Arguments überraschte und amüsierte
sie. Aber zu diesem Zeitpunkt war mir allmählich klar, dass das Alte Testament
wegen seiner offenkundig falschen Weltgeschichte mit dem Turmbau zu Babel, dem
Regenbogen als Zeichen usw. usw., und auch deshalb, weil es Gott die Gefühle
eines rachsüchtigen Tyrannen zuschreibt, um nichts glaubwürdiger ist als die
heiligen Bücher der Hindus oder irgendeine Barbaren-Religion. Daraus ergab sich
für mich immer drängender eine Frage, die mich nicht mehr losließ: Wenn Gott
sich jetzt den Hindus offenbarte, könnte man dann glauben, dass er erlaubte,
diese Offenbarung so mit dem Glauben an Vischnu, Schiwa u.a. zu verbinden, wie das Christentum mit dem Neuen
Testament verbunden ist? Mir schien das vollkommen unglaubwürdig.
Nun überlegte ich weiter: Um einen klardenkenden Menschen zum Glauben an die
Wunder zu bringen, die das Christentum stützten, waren die eindeutigsten
Beweismittel nötig, aber – je mehr wir von den feststehenden Gesetzen der Natur
wissen, umso unglaubhafter werden Wunder – die Menschen waren damals unwissend
und gutgläubig in einem für uns unfasslichen Maß – man kann nicht beweisen,
dass die Evangelien schon zur Zeit der Ereignisse geschrieben wurden – nach
meinem Eindruck widersprechen sie einander in vielen wichtigen Einzelheiten,
und die Abweichungen sind viel zu gewichtig, als dass man sie noch mit den
normalen Ungenauigkeiten von Augenzeugenberichten entschuldigen könnte; -
Reflexionen dieser Art, die ich nicht deswegen wiedergebe, weil ich sie für
besonders neuartig oder wertvoll hielte, sondern nur, weil sie mich
beeinflussten, waren der Grund dafür, dass ich allmählich nicht mehr glauben
konnte, das Christentum sei eine Offenbarung Gottes. Die Tatsache, dass viele
Irrlehren sich wie Lauffeuer über weite Teile der Erde ausgebreitet haben,
hatte dabei einiges Gewicht für mich. So wunderbar die Morallehre des Neuen
Testamentes auch ist, lässt sich doch nicht leugnen, dass ihre Vollkommenheit
zum Teil von der Deutung abhängt, die wir Metaphern und Allegorien jetzt geben.
Ich war aber gar nicht willens, meinen Glauben aufzugeben; dessen bin ich mir
ganz gewiss, denn ich weiß noch gut, dass ich oft Tagträume hatte, von alten
Briefen, die besonders kluge Römer einander geschrieben hätten, von
Manuskripten, die bei Ausgrabungen in Pompeji oder anderswo gefunden werden
könnten – vom Auftauchen schlagender Beweise für die Richtigkeit aller Angaben
der Evangelien. Aber ich fand es zunehmend schwieriger, Beweismittel zu
erfinden, die mich überzeugen würden, auch wenn ich meiner Phantasie
unbegrenzten Spielraum gab. So beschlich mich der Unglaube ganz langsam, am
Ende aber war er unabweisbar und vollständig. Dieser Prozess schritt so
unmerklich voran, dass ich kein ungutes Gefühl dabei hatte und auch keine
Sekunde an der Richtigkeit meiner Schussfolgerung gezweifelt habe. Ich kann nun
wirklich nicht einsehen, warum sich jemand wünschen sollte, das Christentum sei
wahr: wenn es nämlich wahr wäre, dann, das scheint mir die Sprache des Textes
unmissverständlich zu sagen, würden alle Menschen, die nicht glauben, also mein
Vater, mein Bruder und fast alle meine nächsten Freunde, ewig dafür büßen
müssen.
Und das ist eine verdammenswerte Doktrin.
Erst viel später in meinem Leben dachte ich gründlicher über die Existenz eines
persönlichen Gottes nach, trotzdem will ich schon hier die vagen Folgerungen
schildern, zu denen ich mich gedrängt fühlte. Das alte Argument vom Bauplan in
der Natur, das Argument Paleys, das mir früher so schlüssig vorgekommen war,
hat inzwischen, seit das Gesetz der natürlichen Selektion entdeckt ist, seine
Kraft verloren. Wir können nicht mehr so argumentieren, dass zum Beispiel ein
so wundervoller Gegenstand wie eine zweischalige Muschel ebenso von einem
intelligenten Wesen gemacht sein muss wie eine Türangel vom Menschen. In der
Variabilität organischer Wesen und in dem Vorgang natürlicher Selektion scheint
uns nicht mehr Planung zu stecken als in der Richtung, aus der der Wind bläst.
Alles in der Natur ist das Ergebnis feststehender Gesetze. …
Wer absieht von den unendlichen wundervollen Anpassungen, denen wir überall
begegnen, mag sich aber fragen, wie die im allgemeinen mildtätige Ordnung der
Welt sich erklären ließe. Manche Autoren freilich sind von dem Ausmaß des
Leidens auf der Welt so beeindruckt, dass sie ihre Zweifel daran haben, ob es
mehr Elend oder mehr Glück gibt, wenn wir alle fühlenden Wesen mitzählen – ob
die Welt als Ganzes eigentlich gut oder schlecht ist. Meiner Einschätzung nach
überwiegt das Glück eindeutig, beweisen lässt sich das aber wohl schwerlich. …
Dass es auf der Welt viel Leiden gibt, wird niemand bestreiten. Manche Autoren
haben versucht, den Sinn menschlichen Leidens damit zu erklären, dass sie sich
vorstellen, es diene der Verbesserung der Moral. Aber die Zahl der Menschen auf
der Welt ist, verglichen mit anderen fühlenden Wesen, verschwindend gering, und
diese anderen leiden sehr, ohne dass eine Besserung der Moral zustande kommt.
Ein so mächtiges und wissendes Wesen wie ein Gott, der das Universum erschaffen
könnte, ist für unser begrenztes Vorstellungsvermögen allwissend und
allmächtig, und unser Verstand empört sich gegen die Vorstellung, die Güte
dieses Wesens sei nicht grenzenlos; denn welchen Vorteil soll das endlose
Leiden von Millionen niederer Lebewesen haben? Dieses alte Argument, die
Existenz von Leiden sei ein Beweis gegen die Existenz einer intelligenten
ersten Ursache, kommt mir sehr überzeugend vor; jedoch verträgt sich, wie schon
gesagt, das Vorhandensein eines hohen Maßes an Leiden gut mit der Auffassung,
dass alle organischen Wesen sich durch Variation und natürliche Selektion
entwickelt haben.
Heutzutage nimmt man den weitaus üblichsten Beweis für die Existenz eines
intelligenten Gottes aus der tiefen inneren Gewissheit und Empfindung, die die
meisten Menschen an sich erfahren. Ganz unzweifelhaft aber könnten Hindus,
Mohammedaner und andere in derselben Weise und mit derselben Beweiskraft für
die Existenz eines Gottes oder vieler Götter, oder, wie die Buddhisten, keines
Gottes argumentieren. …
Früher ließ ich mich von den eben angesprochenen Gefühlen leiten (wenn ich auch
nicht meine, dass religiöse Empfindungen in mir je besonders ausgeprägt waren),
so dass ich fest überzeugt war, es gebe Gott und die Unsterblichkeit der Seele.
In meinem Reisetagebuch schrieb ich, es sei „unmöglich, auch nur annähernd zu
schildern, welche gehobenen Gefühle des Staunens, der Bewunderung und Andacht,
die den Sinn erheben und erfüllen“, mich ergriffen, als ich inmitten der
Großartigkeit eines brasilianischen Waldes stand. Ich erinnere mich genau an
meine damalige Gewissheit, dass zum Menschen mehr gehört als nur sein atmender
Körper. Aber jetzt würde kein Anblick mehr, und sei er noch so überwältigend,
meinen Sinn zu solchen Gewissheiten und Empfindungen bewegen. Man kann wohl
zutreffend sagen, ich sei wie ein Mensch, der farbenblind geworden ist, da aber
alle Menschen davon überzeugt seien, dass die Farbe Rot existiert, sei mein
gegenwärtiger Verlust des Wahrnehmungsvermögens als Beweismaterial wertlos.
Diese Beweisführung kann man gelten lassen, wenn alle Menschen aller Rassen
dieselbe innere Gewissheit von der Existenz eines Gottes hätten; wir wissen
aber, dass das keineswegs der Fall ist. Deshalb vermag ich nicht zu sehen, dass
solche inneren Gewissheiten und Empfindungen auch nur im mindesten
als Beweis dafür, dass etwas wirklich existiert, ins Gewicht fallen. Der
Gemütszustand, den großartige Landschaften früher in mir hervorriefen – er war
eng mit dem Glauben an Gott verbunden -, war nicht wesentlich verschieden von
dem Gefühl, das man häufig die Empfindung des Erhabenen nennt; und wie
schwierig es auch sein mag, die Entstehung dieser Empfindung zu erklären, als
Beweis für die Existenz Gottes lässt sie sich kaum anführen, genauso wenig wie
die mächtigen, wenn auch unbestimmten vergleichbaren Empfindungen beim Anhören
von Musik.
Was nun die Unsterblichkeit angeht, so zeigt mir nichts deutlicher, wie stark,
beinah instinktiv wir an sie glauben, als das Nachdenken über die Ansicht, die
heute von den meisten Physikern vertreten wird, dass nämlich die Sonne mitsamt
allen Planeten im Lauf der Zeit zu kalt für Leben werden wird, wenn nicht noch
irgendein großer Körper auf die Sonne aufprallt und ihr damit neues Leben gibt.
– Wer wie ich glaubt, dass der Mensch in ferner Zukunft ein viel vollkommeneres
Geschöpf sein wird, als er gegenwärtig ist, der wird den Gedanken unerträglich
finden, dass Menschen und alle anderen fühlenden Wesen nach einem so lang
anhaltenden langsamen Fortschritt zur vollständigen Auslöschung verurteilt sein
sollen. Wer aber uneingeschränkt von der Unsterblichkeit der Menschenseele
überzeugt ist, wird die Zerstörung unserer Welt nicht ganz so fürchterlich
finden.
Ein anderer Grund für den Glauben an die Existenz Gottes, der mit der Vernunft,
nicht mit Gefühlen zusammenhängt, scheint mir mehr ins Gewicht zu fallen.
Dieser Grund ergibt sich aus der extremen Schwierigkeit oder eigentlich
Unmöglichkeit, sich vorzustellen, dieses gewaltige, wunderbare Universum
einschließlich des Menschen mitsamt seiner Fähigkeit, weit zurück in die
Vergangenheit und weit voraus in die Zukunft zu blicken, sei nur das Ergebnis
blinden Zufalls oder blinder Notwendigkeit. Wenn ich darüber nachdenke, sehe
ich mich gezwungen, auf eine Erste Ursache zu zählen, die einen denkenden Geist
hat, gewissermaßen dem menschlichen Verstand analog; und ich sollte mich wohl
einen Theisten nennen.
Wenn ich mich recht erinnere, beherrschte diese Schlussfolgerung mein Denken in
der Zeit, als ich Über die Entstehung von
Arten schrieb; seither schien sie mir ganz allmählich immer weniger
überzeugend; ich schwankte jedoch sehr. Aber dann regt sich der Zweifel: Kann
man dem menschlichen Bewusstsein, das – davon bin ich fest überzeugt – sich aus
einem so niedrigen Bewusstsein
entwickelt hat, wie es das niedrigste Lebewesen besitzt, kann man ihm
trauen, wenn es so anspruchsvolle Schlüsse zieht? Könnten sie nicht das
Ergebnis der Verbindung von Ursache und Wirkung sein, die uns zwar notwendig
vorkommt, aber wahrscheinlich nur auf ererbter Erfahrung beruht? Wir dürfen
auch die Möglichkeit nicht außer acht lassen, dass
das kindliche, noch nicht voll entwickelte Gehirn stark geprägt wird,
vielleicht schließlich eine ererbte Prägung davonträgt, indem Kindern ständig
der Glaube an Gott eingeimpft wird, so dass es für sie ebenso schwer wäre,
diesen Glauben an Gott abzuschütteln, wie für einen Affen, seine instinktive
Angst vor Schlangen und seinen Hass gegen sie abzuschütteln.
Ich kann nicht so tun, als sei es mir möglich, auch nur einen Funken Licht in
so abstruse Probleme zu bringen. Das Mysterium vom Anfang aller Dinge können
wir nicht aufklären; und ich jedenfalls muss mich damit zufrieden geben,
Agnostiker zu bleiben.
Der
Agnostizismus ist eine Weltanschauung, die insbesondere die prinzipielle
Begrenztheit menschlichen Wissens betont. Die Möglichkeit der Existenz
transzendenter Wesen oder Prinzipien wird vom Agnostizismus nicht bestritten.
Agnostizismus ist sowohl mit Theismus als auch mit Atheismus vereinbar, da der
Glaube an Gott möglich ist, selbst wenn man die Möglichkeit der rationalen
Erkenntnis Gottes verneint.
Die Frage „Gibt es einen Gott?“ wird vom Agnostizismus dementsprechend nicht
mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet, sondern mit „Das kann ich nicht genau
wissen“, „Es ist nicht geklärt“, „Es ist nicht beantwortbar“.
Unabhängig davon ist die Frage „Glauben Sie an einen Gott?“. Diese kann auch
von einem Agnostiker mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden.
(Wikipedia
23.2.2009)
·
Ein
Mann ohne ständig gegenwärtigen und unerschütterlichen Glauben an die Existenz
eines persönlichen Gottes oder an ein zukünftiges Dasein mit Vergeltung und
Belohnung kann, soweit ich sehen kann, nur eine Lebensregel haben: Er kann nur
den Impulsen und Instinkten folgen, die am stärksten ausgeprägt sind oder ihm
die besten zu sein scheinen. So handelt ein Hund, aber er tut es blindlings.
Ein Mensch dagegen schaut nach vorn und zurück und stellt Vergleiche zwischen
seinen unterschiedlichen Empfindungen, Wünschen und Erinnerungen an. Sodann
findet er, übereinstimmend mit dem Schiedsspruch aller Weisen, dass die höchste
Befriedigung sich einstellt, wenn man ganz bestimmten Impulsen folgt, nämlich
den sozialen Instinkten. Wenn er zum Besten anderer handelt, wird er die
Anerkennung seiner Mitmenschen erfahren und die Liebe derer gewinnen, mit denen
er zusammenlebt; und dieser zweite Gewinn ist ohne Zweifel die größte Freude
auf dieser Erde. Nach und nach wird es unerträglich für ihn werden, seinen
sinnlichen Leidenschaften mehr zu gehorchen als seinen höheren Trieben, die beinnahe Instinkte heißen könnten, wenn sie zur Gewohnheit
geworden sind. Sein Verstand mag ihm gelegentlich gebieten, gegen die Meinungen
anderer zu handeln; deren Anerkennung wird er dann nicht finden; aber immer
noch wird er die verlässliche Befriedigung haben zu wissen, dass er der Stimme
seines Inneren oder seines Gewissens gefolgt ist. – Was mich angeht, so glaube
ich, dass ich richtig gehandelt habe, als ich mein Leben unbeirrbar der
Wissenschaft widmete. Ich habe keine große Sünde zu bereuen, aber ich habe oft,
sehr oft bedauert, dass ich meinen Mitmenschen nicht mehr unmittelbar Gutes
getan habe …
Nichts ist bemerkenswerter als das Zunehmen der Skepsis oder des Rationalismus
in meiner zweiten Lebenshälfte. …
Charles Darwin zu seiner
wissenschaftlichen Arbeit
·
S.141
Sobald ich die Überzeugung gewonnen hatte – also 1837 oder 1838 -, dass die
Arten veränderlich sind, konnte ich mich auch der Überzeugung nicht mehr
entziehen, dass die Menschen unter dasselbe Gesetz fallen …
Unnütz und für den Erfolg des Buches (Über
die Entstehung von Arten … JK) schädlich wäre es gewesen, wenn ich meine
Ansicht über den Ursprung des Menschen ausposaunt hätte, ohne Beweismaterial zu
liefern.
·
S.153
Soweit ich das selbst beurteilen kann, bin ich kein Mensch, der blind
Vordenkern folgt. Ich habe mich immer strebend bemüht, meinen Geist frei zu
halten, so dass ich jede Hypothese wieder aufgeben kann, auch wenn sie mir noch
so gefällt (und es ist für mich ein unwiderstehlicher Reiz, zu jedem Problem
eine Hypothese aufzustellen), sobald Tatsachen auftauchen, die sie widerlegen.
·
S.157
Deshalb ist mein Erfolg als Wissenschaftler, worauf immer er sich berufen mag,
soweit ich es beurteilen kann, von komplexen, verschiedenartigen Eigenschaften
und Verfassungen meines Geistes bestimmt. Die wichtigsten von ihnen sind die
Liebe zur Wissenschaft, grenzenlose Geduld zu langem Nachdenken über jedes
Thema, Fleiß beim Beobachten und Sammeln von Tatsachen und eine gehörige
Portion Phantasie und gesunder Menschenverstand.
5.1. Leben und Briefe
von Charles Darwin, I. Band
Herausgegeben von
Francis Darwin, übersetzt von Julius Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, I.Band
Auf dem Weg zur Evolutionstheorie -
Befunde, Ideen und Meinungen zu naturwissenschaftlichen Fragen
·
(Seite 21) Ich bin geneigt, mit
Francis Galton darin übereinzustimmen, dass Erziehung und Umgebung nur eine
geringe Wirkung auf den Geist eines Jeden ausüben, und dass die meisten unserer
Eigenschaften angeboren sind.
·
(240) Brief von
Charles Darwin an Miss S. Darwin, 23.4.1835
ich
habe fossile Muscheln erhalten (aus einer Höhe von 12000 Fuß [= 3700 Meter JK])
·
(276) Brief von
Charles Darwin an Fox, Juni 1838
Ich höre mit Entzücken, dass Du ein so guter Mensch bist und meine Fragen über
die Kreuzung der Tiere nicht vergessen hast. Es ist dies mein ganz besonderes
Steckenpferd und ich glaube wirklich, dass ich eines Tages einmal im Stande
sein werde, etwas in dem äußerst verwickelten Gegenstande, Spezies und
Varietäten, zu tun.
Einmaliger Schöpfungsakt, Plan,
Vorsehung, Bestimmung - oder allmähliche natürliche Entwicklung?
·
(213) Brief von
Charles Darwin an John Lubbock 12.11.1859
Ich
wage zu sagen, dass, als Donner und Blitz zum ersten Mal auf sekundäre Ursachen
zurückgeführt werden konnten, es viele bedauerten, sich von der Vorstellung
verabschieden zu müssen, dass jeder Blitz direkt durch die Hand Gottes
verursacht wurde.
·
(290) Brief von
Charles Darwin an Julia Wedgwood, 11.7.1861
Der Geist widersetzt sich dem, dieses Weltall, was es auch sein mag, als ein
nicht planmäßig bestimmtes zu betrachten; und doch, da wo man am meisten
Planmäßigkeit erwarten sollte, nämlich im Bau eines empfindenden Wesens, kann
ich, je mehr ich über den Gegenstand nachdenke, um so
weniger Beweise für Planmäßigkeit sehen. Asa Gray und einige andere betrachten
jede Abänderung, oder wenigstens jede wohltätige Abänderung (welche A. Gray mit
den Regentropfen vergleichen möchte, welche nicht auf das Meer, sondern auf das
Land fallen, um es zu befeuchten) als durch die Vorsehung bestimmt. Und doch
weiß er, wenn ich ihn frage, ob er jede Abänderung in der Felstaube, mittels
welcher der Mensch durch Häufung eine Kropf- oder Pfauentaube hervorgebracht
hat, als durch die Vorsehung zum Amusement des
Menschen bestimmt ansieht, nicht, was er mir antworten soll; und wenn er, oder
irgendein anderer, zugibt, dass diese Abänderungen zufällig sind so weit ein
Zweck in Betracht kommt (natürlich nicht zufällig in Bezug auf eine Ursache
oder Entstehung), dann kann ich keinen Grund sehen, warum er die durch Häufung
entstandenen Abänderungen, durch welche der wunderbar seinen Lebensbedingungen
angepasste Specht gebildet worden ist, als eine durch Vorsehung bestimmte
bezeichnen sollte.
·
(291) Brief von
Charles Darwin an Dr. Gray, Juli 1860
Noch ein Wort über „vorausbestimmte Gesetze“ und „unbestimmte Resultate“. Ich
sehe einen Vogel, den ich zur Nahrung brauche, nehme meine Flinte und töte ihn;
ich tue dies absichtlich. Ein unschuldiger und guter Mensch steht unter einem
Baume und wird durch einen Blitzstrahl erschlagen. Glauben Sie (und ich möchte
dies wirklich erfahren), dass Gott diesen Menschen absichtlich tötete? Viele
oder die meisten Personen glauben dies; ich kann es nicht glauben und glaube es
auch nicht. Wenn Sie es glauben, glauben Sie, dass, wenn eine Schwalbe eine
Mücke schnappt, Gott es beabsichtigt hat, dass diese besondere Schwalbe diese
besondere Mücke in diesem besonderen Augenblicke fing? Ich glaube, dass der
Mensch und die Mücke sich in der gleichen Lage befanden. Wenn der Tod weder des
Menschen noch der Mücke beabsichtigt war, so sehe ich keinen triftigen Grund
für die Annahme, dass ihre erste
Geburt oder Entstehung notwendig vorausbestimmt gewesen ist.
·
(292) Brief von
Charles Darwin an W. Graham, 3.7.1881
… finden sich in Ihrem Buche einige Punkte, welche ich nicht annehmen kann. Der
hauptsächlichste ist der, dass die Existenz sogenannter Naturgesetze einen
Zweck einschließe …
nimmt man aber die Gesetze, wie wir sie jetzt kennen, und betrachten wir den
Mond, wo das Gravitationsgesetz … gilt, so sehe ich nicht ein, dass damit
notwendigerweise irgend ein Zweck verbunden ist. … Würde Zweck vorhanden sein,
wenn allein die niedrigsten Organismen, denen Bewusstsein fehlt, auf dem Monde
existierten? …
Nichtsdestoweniger haben Sie meine innerste Überzeugung … ausgedrückt, dass das
Weltall nicht das Resultat des Zufalls ist. Dann erhebt sich aber immer der
entsetzliche Zweifel bei mir, ob die Überzeugungen im Geiste des Menschen,
welcher sich aus dem der niederen Tiere entwickelt hat, von irgend
welchem Werte oder überhaupt zuverlässig sind.
Darwins Verhältnis zu Glaube und
Religion
·
(Seite 156) (F. Darwin schreibt über Charles Darwins Leben in Cambridge)
Mr. Herberts Skizze zeigt, wie in der Seele meines Vaters Zweifel darüber
entstanden, ob es ihm werde möglich sein, Geistlicher
zu werden. Er schreibt: „Wir hatten ein ernstliches Gespräch über den Plan,
Geistlicher zu werden.; und ich erinnere mich, dass er mich, Bezug nehmend auf
die beim Ordinieren von dem Bischof an den zu Ordinierenden zu richtende Frage:
,Haben Sie das Vertrauen, dass Sie innerlich vom Heiligen Geist getrieben
werden usw.‛ frug, ob ich diese Frage bejahen könnte; und als ich ihm
antwortete, ich könnte es nicht, sagte er ,ich kann es auch nicht, und deshalb
kann ich nicht Geistlicher werden‛ “. Diese Unterredung scheint 1829 statt gefunden zu haben, und wenn dies der Fall ist, so
müssen die hier ausgedrückten Zweifel gestillt worden sein, denn im Mai 1830
spricht er davon, dass er daran denke, mit Henslow
Theologie zu arbeiten.
·
(243) Brief von
Charles Darwin an Henslow, Januar 1836
Übrigens ist es bewundernswert zu beobachten, was die Missionare sowohl hier
(in Australien) als in Neu-Seeland ausgerichtet haben. Ich bin fest der
Überzeugung, dass es gute Leute sind, die zum Besten einer guten Sache
arbeiten. Ich vermute sehr, dass diejenigen, welche die Missionare getadelt
oder sie verhöhnt haben, meistens solche Leute gewesen sind, welche nicht sehr
besorgt darum waren, in den Eingebornen moralische und intelligente Wesen zu
finden.
·
Achtes Kapitel: Religion (Darstellung
und Zusammenstellung durch F. Darwin:)
(281ff.)
Die Schilderung dieses Teils von meines Vaters Leben mag auch eine Erwähnung
seiner religiösen Ansichten enthalten. Denn obgleich er, wie er hervorhebt,
religiösen Fragen kein zusammenhängendes, systematisches Nachdenken widmete, so
wissen wir doch aus seinen eigenen Worten, dass er um diese Zeit (1836 bis
1839) sich viel mit dem Gegenstande beschäftigte.
In seinen veröffentlichten Schriften schwieg er über religiöse Gegenstände, und
was er über diesen Punkt hinterlassen hat, war nicht mit dem Gedanken an eine
Veröffentlichung niedergeschrieben worden.
Ich glaube, sein Schweigen hatte mehrere Gründe. Er war lebhaft von dem Gefühle
durchdrungen, dass die Religion eines Menschen eine wesentlich private
Angelegenheit und eine nur ihn selbst betreffende ist.
·
Dies
geht aus dem folgenden Auszug aus einem Briefe
(von Charles Darwin) von 1879 hervor (an Mr. J. Fordyce
adressiert und von diesem selbst in seinen „Aspects of Scepticism“, 1883,
veröffentlicht):
“Was meine eigenen Ansichten sein mögen, das ist eine Frage, welche für niemand
von irgend einer Bedeutung ist als für mich selbst. Da Sie aber fragen, so darf
ich wohl sagen, dass mein Urteil häufig schwankt … In den äußersten Zuständen
des Schwankens bin ich niemals ein Atheist in dem Sinne gewesen, dass ich die
Existenz eines Gottes (englisch: a God JK) geleugnet hätte. Ich glaube, im Allgemeinen
(und desto mehr und mehr, je älter ich werde), aber nicht immer, dass
Agnostiker die korrekteste Bezeichnung für meinen Seelenzustand sein würde.“
Seiner Natur nach scheute er sich, die Empfindlichkeit anderer in religiösen
Angelegenheiten zu verletzen, und er wurde dabei noch von der Überzeugung
beeinflusst, dass jemand nichts über einen Gegenstand veröffentlichen dürfe,
dem er nicht ein spezielles und fortdauerndes Nachdenken gewidmet habe.
·
Brief von Charles
Darwin an Dr. F. E. Abbott (6.9.1871):
“… Ich bin in ziemlichem Grade abgeneigt, mich öffentlich über religiöse
Gegenstände auszusprechen, da ich nicht glaube tief genug nachgedacht zu haben,
um irgend eine Öffentlichkeit zu rechtfertigen.“
Er (C.D.) ist mehr als einmal gebeten worden, seine Ansichten über Religion
mitzuteilen, und er hatte der Regel nach nichts dagegen, dies in einem
Privatbriefe zu tun.
·
Brief von Charles
Darwin an einen holländischen Studenten (2.4.1873):
„…
Ich will nur sagen, dass die Unmöglichkeit sich vorzustellen, dass dieses
großartige und wunderbare Weltall mit uns bewussten Wesen durch bloßen Zufall
entstanden sei, mir der Hauptgrund für die Annahme der Existenz Gottes zu sein
scheint; ob dies aber ein Beweisgrund von wirklichem Werte ist, bin ich niemals
im Stande gewesen zu entscheiden. Ich weiß sehr wohl, dass, wenn wir eine erste
Ursache annehmen, unser Geist doch noch darüber grübelt zu erfahren, woher sie
kam und wie sie entstand. Dabei kann ich auch die Schwierigkeit nicht
übersehen, welche das ungeheure Maß von Leiden in der ganzen Welt darbietet.
Ich werde auch dazu gedrängt, mich bis zu einem gewissen Grade vor dem Urteil
der vielen vortrefflichen Männer zu beugen, welche völlig an Gott geglaubt
haben; aber ich sehe gleich hier wieder, was dies für ein schwacher Beweisgrund
ist. Der sicherste Schluss scheint mir der zu sein, dass der ganze Gegenstand
jenseits des Auffassungsvermögens des Menschen liegt; der Mensch kann aber
seine Pflicht tun.“
·
Brief von Charles
Darwin an einen deutschen Studenten (= N.A.
Mengden JK) 1879
(geschrieben von einem Familienmitglied = Emma
Darwin JK - http://www.darwinproject.ac.uk/entry-11981 ):
„Er (C.D.) ist der Ansicht, dass die Entwicklungstheorie mit dem Glauben an
einen Gott völlig vereinbar ist; dass Sie aber daran denken müssen, dass
verschiedene Personen verschiedene Definitionen von dem haben, was sie unter
Gott verstehen.“
·
Charles Darwin in
einem weiteren Brief an den gleichen Adressaten (N.A. Mengden JK):
„…
Wissenschaft hat nichts mit Christus zu tun, ausgenommen insofern, als die
Gewöhnung an wissenschaftliche Forschung einen Mann vorsichtig macht, Beweise
anzuerkennen. Was mich selbst betrifft, so glaube ich nicht, dass jemals
irgendeine Offenbarung stattgefunden hat. In Betreff eines zukünftigen Lebens
muss jedermann für sich selbst die Entscheidung zwischen widersprechenden
unbestimmten Wahrscheinlichkeiten treffen.“
·
(284ff) Im Folgenden
teilt F. Darwin „etwas abgekürzte Auszüge aus einem Teil der Autobiographie,
1876 geschrieben“ von Charles Darwin mit;
vergleiche dazu die ausführliche Fassung der Autobiographie von Charles Darwin:
Mein Leben, Insel Taschenbuch 2008, S.94 bis 104, Zitate daraus weiter oben in
dieser Zusammenstellung
·
(294)
Fußnote 7
Dr. Aveling hat die Schilderung
einer Konversation mit meinem Vater (Charles Darwin) veröffentlicht (The Religious
Views of Charles Darwin, 1883)…
Dr. Aveling versuchte zu zeigen, dass die Ausdrücke
„Agnostiker“ und „Atheist“ praktisch gleichbedeutend seien -, dass ein Atheist
jemand ist, welcher, ohne die Existenz Gottes zu leugnen, ohne Gott ist,
insofern er von der Existenz Gottes nicht überzeugt ist. Meines Vaters
Entgegnung drückte aus, dass er die nicht aggressive Stellung eines Agnostikers
vorzöge.
Sonstiges
·
(261) Brief von Charles
Darwin an L. Jenyns, 10.4.1837
dieses
London ist ein gemeiner, rauchiger Ort
·
(268) Brief von
Charles Darwin an Fox
dann geht es … nach London in den Rauch …
·
(277) Brief von
Charles Darwin an Fox, Oktober1839
London … es liegt etwas Großartiges in seinen rauchigen Nebeln …
·
(293) Brief von
Charles Darwin an W. Graham, 3.7.1881
Endlich könnte ich dafür kämpfen, dass natürliche Zuchtwahl mehr für die
Zivilisation getan hat und tut, als Sie zuzugeben geneigt scheinen. Erinnern
Sie sich daran, wie groß vor vielen Jahrhunderten die Gefahr für die
europäischen Nationen war, von den Türken überwältigt zu werden, und wie
lächerlich jetzt eine derartige Idee ist! Die zivilisierten sogenannten
kaukasischen Rassen haben die Türken im Kampfe um´s
Dasein glatt überwunden. Wirft man einen Blick auf die Welt in einer nicht sehr
entfernten Zukunft, welche endlose Zahl der niederen Rassen wird durch die
höheren zivilisierten auf der ganzen Erde beseitigt worden sein.
·
(Seite 350) Brief von
Charles Darwin an Fox, September 1850
Du sprichst über Homöopathie, welches ein Gegenstand ist, der mich noch mehr in
Zorn bringt, als es selbst dies Hellsehen tut. Das Hellsehen geht so weit über
den Glauben hinaus, dass die gewöhnlichen geistigen Fähigkeiten ganz außer
Frage kommen, aber bei der Homöopathie kommen der gewöhnliche Menschenverstand
und gewöhnliche Betrachtung mit ins Spiel, und beide müssen zum Teufel gehen,
wenn die infinitesimalen Dosen irgend welche Wirkung
haben. Wie richtig ist eine Bemerkung … dass nämlich bei Krankheiten niemand
weiß, was das einfache Resultat davon gewesen wäre, dass nichts getan worden
ist, als Maßstab, mit welchem man Homöopathie und alle derartigen Sachen
vergleichen könnte.
·
(226) Brief von
Charles Darwin an Miss C. Darwin, 22.5.1833
Was für ein Stolz wird es für England sein, wenn es die erste europäische
Nation ist, die die Sklaverei gänzlich abschafft. Ehe ich England verließ,
wurde mir gesagt, alle meine Ansichten würden sich ändern, wenn ich in
Sklavenländern gelebt haben würde; die einzige Änderung, deren ich mir bewusst
bin, ist, dass ich den Charakter der Neger viel höher schätzen gelernt habe..
Es ist unmöglich, einen Neger zu sehen und nicht freundlich gegen ihn gesinnt
zu sein: ein so gemütvoller, offener, ehrlicher Ausdruck und so schöne
muskulöse Körper.
5.2. Leben und Briefe
von Charles Darwin, II. Band
Herausgegeben von Francis Darwin, übersetzt von Julius
Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche
Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, II.Band
Auf dem Weg zur Evolutionstheorie -
Befunde, Ideen und Meinungen zu naturwissenschaftlichen Fragen
·
(Seite 5f.) Zusammenstellung von F. Darwin aus Charles Darwins
Notizbuch (Juli 1837 bis Februar 1838)
(6) Der Baum des Lebens sollte vielleicht Korallenstock des Lebens genannt
werden, Basis der Zweige abgestorben, so dass Übergänge nicht zu sehen sind
(6) An einer anderen Stelle von intermediären Formen sprechend sagt er (C.D.):
„Gegner werden sagen: zeige sie mir. Ich werde antworten: ja, wenn ihr mir jede
Übergangsstufe zwischen Bulldog und Windhund zeigen
wollt.“
(8) Mit dem Glauben an Transmutation und geographische Gruppierung werden wir
zu dem Versuche geführt, die Ursache der Veränderung zu entdecken; die Art und
Weise der Anpassung (Wunsch der Eltern??), Instinkt und Bau bietet reiche
Veranlassung zu Spekulation und Beobachtungsrichtungen. Nach der Ansicht, dass
Generation eine Kondensation ist (Fußnote von F. D.:
Ich stelle mir vor, er meint, dass jede Generation auf eine kleine Anzahl der
bestangepassten Individuen „kondensiert“ ist), wird der Prüfstein der höchsten
Organisation verständlich … führte zum Verständnis wahrer Verwandtschaften.
Meine Theorie würde der vergleichenden Anatomie rezenter und fossiler Formen
neuen Reiz geben; sie würde zum Studium der Instinkte, Erblichkeit, geistigen
Vererbung, zum Ganzen der Metaphysik führen. Sie würde zur eingehendsten
Untersuchung der Verbastardisierung und Generation,
der Ursachen der Veränderung führen, damit wir erkennen, von woher wir kommen
und wohin wir streben - welche Umstände die Kreuzung begünstigen und welche sie
verhindern, - … dies und direkte Untersuchung direkter Übergänge der Struktur
in Spezies könnte auf Gesetze der Abänderung führen, welche dann der
hauptsächliche Gegenstand unserer Studien sein würde, um unsere Spekulationen
zu leiten.
(8) Vor der Entdeckung der Anziehung der Schwerkraft hätte man sagen können, es
sei eine ebenso große Schwierigkeit, die Bewegung aller (Planeten) aus einem
Gesetze zu erklären, wie jede einzelne zu erklären; ebenso könnte man sagen, dass,
anzunehmen, alle Säugetiere seien von einer Stammform geboren und seitdem durch
derartige Mittel, wie wir solche erkennen können, verbreitet worden, erkläre
nichts.
(F. Darwin: der Auszug „ist besonders interessant, da er den Keim des
Schlusssatzes des Buches Über die Entstehung von Arten enthält“:
dazu als Fußnote ein Zitat:
Es liegt etwas Großes in dieser Ansicht vom Leben mit seinen verschiedenen
Kräften, ursprünglich in einige wenige Formen oder eine eingehaucht; und dass,
während dieser Planet seine Kreisbahn nach dem feststehenden Gesetz der
Gravitation beschrieb, aus einem so einfachen Anfang endlose, wunderschöne und
äußerst wunderbare Formen sich entwickelt haben und noch entwickeln.
(Entstehung der Arten, 1859, 1. Auflage, S.490)
·
(10;111;121)
Ch. Lyell und J. D. Hooker geben 1858 einen
gemeinsamen Aufsatz heraus: „Messrs CH. DARWIN and A. WALLACE, on the Tendency of Species
to form Varieties“, Journal
of the Linnean
Society, 1858, S.45
”Über die Neigung der Spezies, Varietäten zu bilden, und über die Erhaltung der
Varietäten und Spezies durch natürliche Mittel der Zuchtwahl”
Die Aufsätze von Wallace und Ch. Darwin wurden am 1.
Juli 1858 vor der Linnean Society gelesen
·
(15) Brief von
Charles Darwin an seine Frau Emma Darwin, 5.7.1844
Ich habe soeben meine Skizze meiner Speziestheorie beendet. Wenn, wie ich
glaube, mit der Zeit selbst nur von einem kompetenten Beurteiler angenommen
wird, wird es ein beträchtlicher Fortschritt der Wissenschaft sein …
im Falle meines Todes … 400 Pfund auf ihre Veröffentlichung wenden … als
mögliche Herausgeber schlägt Charles Darwin vor: … Lyell … Henslow
… Hooker
·
(23) Brief von
Charles Darwin an J. D. Hooker, 11.1.1844
Ich habe Haufen von Büchern über Agrikultur und Hortikultur (Gartenbau JK)
gelesen und habe nie aufgehört, Tatsachen zu sammeln. Endlich kamen
Lichtstrahlen, und ich bin beinahe überzeugt (der Meinung, mit welcher ich an
die Frage herantrat, völlig entgegengesetzt), dass die Spezies nicht (mir ist,
als gestände ich einen Mord ein) unveränderlich sind.
·
(32) Brief von
Charles Darwin an L. Jenyns, 12.10.1845
Der allgemeine Schluss, zu welchem ich langsam, von einem direkt
entgegengesetzten Standpunkt getrieben worden bin, ist, dass die Spezies
veränderlich sind und dass verwandte Spezies Condescendenten
(gemeinsame Abkömmlinge JK) von
gemeinsamen Stämmen sind.
·
(50) Brief von
Charles Darwin an Fox, 23.5. 1855
… ich habe zu nichts anderem Zutrauen als zu faktischen Messungen und zur Regel
de Tri (Dreisatz
JK)
·
(92) Brief von
Charles Darwin an A. R. Wallace, 1.5.1857
Aus Ihrem Briefe und noch mehr aus Ihrem Aufsatz (Fußnote von Francis Darwin:
„Über das Gesetz, welches die Einführung neuer Spezies reguliert hat“, Ann. of Nat. Hist. (2.) Vols.
16.Sept.1855, p.184) in den Annals, vor einem Jahre
oder noch länger, kann ich deutlich erkennen, dass unsere Gedanken ziemlich
gleich gewesen sind und wir bis zu einem gewissen Maße auch zu ähnlichen
Schlüssen gekommen sind … Ich bereite jetzt mein Buch zur Herausgabe vor …
·
(106) Brief von
Charles Darwin an A. R. Wallace, 22.12.1857
Sie fragen, ob ich den „Menschen“ mit in die Erörterung ziehe. Ich denke dies
ganze Kapitel zu vermeiden, da es so sehr von Vorurteilen umgeben ist; obgleich
ich vollständig zugebe, dass es das höchste und interessanteste Problem für den
Naturforscher ist.
·
(147) Brief von
Charles Darwin an Ch. Lyell, 28.3.1859
Würden Sie mir raten, Murray (dem Herausgeber seines Buches „Über die Entstehung von Arten“ JK) zu
sagen, dass mein Buch nicht mehr unorthodox ist als der Gegenstand
unvermeidlich mit sich bringt; dass ich den Ursprung des Menschen nicht
erörtere; dass ich keine Auseinandersetzung mit der Schöpfungsgeschichte usw.
usw. bringe …
(Entwurf zum Titel des Buches:)
Auszug aus einer Abhandlung
über die
Entstehung
der
Spezies und Varietäten
durch natürliche Zuchtwahl
von
Charles Darwin, M.A. …
·
(205) Brief von
Charles Darwin an Ch. Lyell, 11.10.1859
Nach der Theorie der natürlichen Zuchtwahl, welche keine notwendige Neigung zum Fortschritt enthält …
ich verwerfe gänzlich, als meiner Beurteilung nach vollständig unnötig … „jedes
Prinzip der Verbesserung“ …
(209 Prophetische Keime anzunehmen ist gleichbedeutend mit einem Verwerfen der
Theorie der natürlichen Zuchtwahl.
·
(244) Brief von
Charles Darwin an Th. H. Huxley, 25.12.1859)
… andere haben mich deshalb angegriffen, dass Analogie zu dem Glauben an eine primordiale erschaffene
Form führe (womit ich nur meine, dass wir bis jetzt noch nichts darüber wissen,
wie das Leben entsteht).
(Fußnote stellt einen Bezug her zum Buch „Über die Entstehung von Arten“, 1.
Ausgabe, [Orig.] S.484:
Ich würde daher nach Analogie schließen, dass alle organischen Wesen, welche
jemals auf dieser Erde gelebt haben, von irgend einer primordialen (ursprünglichen
JK) Form abgestammt sind, in welche zuerst Leben eingehaucht wurde.
·
(279) Brief von
Charles Darwin an Asa Gray, 18.2.1860
Mir scheint, dass eine Hypothese allein dadurch zu einer Theorie entwickelt
wird, dass sie eine große Menge von Tatsachen erklärt.
Einmaliger Schöpfungsakt, Plan,
Vorsehung, Bestimmung - oder allmähliche
natürliche Entwicklung?
·
(9) Zusammenstellung
von F. Darwin aus Charles Darwins Notizbuch (Juli 1837 bis Februar 1838)
Wenn
man die Brustwarze auf der Brust des Mannes sieht, sagt man nicht, von irgend
welchem Nutzen, sondern das Geschlecht war noch nicht bestimmt, - so bei den
nutzlosen Flügeln unter den Flügeldecken der Käfer, - von Käfern mit Flügeln
geboren und modifiziert, - wäre es bloß einfache Schöpfung, wären sie ohne sie
geboren
·
(33) Brief von
Charles Darwin an L. Jenyns, 1845
dass die Frage von der Unveränderlichkeit der Arten zwei Seiten hat, d.h. ob
die Spezies direkt erschaffen worden sind oder durch intermediäre Gesetze (wie
solche mit dem Leben und dem Tode der Individuen bestehen).
·
(76) Brief von Charles Darwin an Asa Gray,
20.7.1856
Entweder die Arten sind unabhängig von einander
erschaffen worden, oder sie sind von anderen Spezies abgestammt, wie Varietäten
von einer Spezies. …
Um kurz zu sein, ich nehme an, dass Spezies wie unsere domestizierten
Varietäten bei gleichzeitigem bedeutendem Aussterben entstehen und prüfe dann
diese Hypothese durch Vergleichung mit so vielen allgemeinen und einigermaßen
sicher ermittelten Sätzen wie ich ausfindig machen kann …
Und mir scheint, dass, angenommen, eine derartige Hypothese erklärte derartige
allgemeine Sätze, wir in Übereinstimmung mit dem in allen Wissenschaften zu
befolgenden Wege sie annehmen müssen, so lange, bis eine bessere Hypothese
gefunden worden ist. Denn meinen Begriffen nach ist es, wenn wir sagen, dass
eine Spezies so und so erschaffen worden sind, keine wissenschaftliche
Erklärung, sondern eine ehrerbietige Form für den Satz, dass es so und so ist.
…
Als ehrlicher Mensch muss ich Ihnen aber sagen, dass ich zu der heterodoxen
Schlussfolgerung gekommen bin, dass es nichts derartiges gibt wie unabhängig
geschaffene Arten …
·
(169) Brief von
Charles Darwin an Ch. Lyell, 20.10.1859
Ich habe ein gut Teil darüber nachgedacht, was Sie über die Notwendigkeit einer
fortdauernden Intervention der schöpferischen Kraft sagen. Ich kann diese
Notwendigkeit nicht einsehen; und die Zulassung derselben würde meiner Meinung
nach die Theorie der natürlichen Zuchtwahl wertlos machen.
·
(205) Brief von
Charles Darwin an Ch. Lyell, 11.10.1859
Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse müssen wir die Erschaffung von
einer oder nur einigen wenigen Formen annehmen, in derselben Weise, wie die
Physiker das Vorhandensein einer Anziehungskraft ohne irgend
eine Erklärung annehmen. …
(206) Ich würde absolut nichts auf die Theorie der natürlichen Zuchtwahl geben,
wenn sie wunderbare Zusätze auf irgend einer
Deszendenzstufe erforderte … so werden Sie es für schwierig halten zu sagen: so weit gilt die Erklärung, aber nicht weiter; hier müssen
wir „den Zusatz neuer schöpferischer Kräfte“ hereinrufen. …
(209 Prophetische Keime anzunehmen ist gleichbedeutend mit einem Verwerfen der
Theorie der natürlichen Zuchtwahl.
·
(257) Brief von
Charles Darwin an (Reverend) L. Jenyns,
7.1.1860
Was den Menschen betrifft, so liegt es mir fern, irgend
jemand meinen Glauben aufdrängen zu wollen; ich hielt es aber für
unehrlich, meine Meinung vollständig zu verbergen. Natürlich steht es jedermann
frei, zu glauben, dass der Mensch durch ein besonderes Wunder erschienen ist,
obgleich ich selbst hierzu weder die Notwendigkeit noch die Wahrscheinlichkeit
einsehe.
·
(344) Brief von
Charles Darwin an Asa Gray, 26.11.1860
Ich bin mir dessen bewusst, dass ich in einem gänzlich hoffnungslosen Schlamm
stecke. Ich kann nicht glauben, dass die Welt, wie wir sie sehen, das Resultat
eines Zufalls ist, und doch kann ich nicht jedes einzelne Ding als das Resultat
einer Beabsichtigung ansehen. Um ein schlagendes Beispiel zu nehmen: Sie
veranlassen mich zu der Folgerung, sie glaubten, „dass die Abänderung gewissen
wohltätigen Richtungen entlang geleitet worden sei.“ Ich kann dies nicht
glauben; und ich meine, Sie würden dann auch zu glauben haben, dass der Schwanz
der Pfauentaube in der Zahl und Richtung seiner Federn abzuändern veranlasst
wurde, damit die Laune des Menschen befriedigt werde. Und doch, wenn die
Pfauentaube ein wilder Vogel gewesen wäre und ihren abnormen Schwanz zu irgend einem speziellen Zwecke gebraucht hätte, wie z.B. vor
dem Winde zu segeln, anders als andere Vögel, so würde jedermann gesagt haben:
„Was für eine wunderschöne und beabsichtigte Anpassung!“
·
(361) Brief von
Charles Darwin an Asa Gray, 11.5.1863
Persönlich liegt mir natürlich sehr viel an der Natürlichen Zuchtwahl; das ist
aber, wie es mir scheint, ganz und gar bedeutungslos verglichen mit der Frage:
Erschaffung oder Modifikation?
·
(Seite 373) Brief von
Charles Darwin an Asa Gray, 11.12.1861
Wenn irgend etwas bestimmt oder beabsichtigt ist, so
muss es ganz sicher der Mensch sein; das „innere Bewusstsein“ (obschon ein
falscher Führer) sagt uns so; und doch kann ich nicht zugeben, dass die
rudimentären Brüste des Mannes … vorausbestimmt sind. Wenn ich sagen sollte,
ich glaubte das, so würde ich es in derselben unglaublichen Art glauben wie ein
Orthodoxer an die Dreieinigkeit in der Einheit glaubt. …
Darwins Verhältnis zu Glaube und
Religion
·
(147) Brief von Charles Darwin an Ch.
Lyell, 28.3.1859
Würden Sie mir raten, Murray (dem
Herausgeber seines Buches „Über die Entstehung von Arten“ JK) zu sagen,
dass mein Buch nicht mehr unorthodox ist als der Gegenstand unvermeidlich mit
sich bringt; dass ich den Ursprung des Menschen nicht erörtere; dass ich keine
Auseinandersetzung mit der Schöpfungsgeschichte usw. usw. bringe …
·
(213) Brief von
Charles Darwin an John Lubbock, 12.11.1859
Ich bin überzeugt, dass, als Donner und Blitz zum ersten Mal auf sekundäre
Ursachen zurückgeführt werden konnten, es viele bedauerten, sich von der
Vorstellung verabschieden zu müssen, dass jeder Blitz direkt durch die Hand
Gottes verursacht wurde.
·
(214) Brief von
Charles Darwin an John Lubbock, 15.11.1859
Ich
glaube nicht, dass ich kaum je ein Buch so bewundert habe wie Paleys „Natural Theology“. Ich konnte es früher beinahe auswendig hersagen.
·
(227) Brief von
Charles Darwin an T. H. Huxley, 25.11.1859
Was
für ein Scherz wird es sein, wenn ich Sie auf den Rücken klopfe, wenn Sie ein
paar nicht zu bewegende Creationisten (engl. hier: creationists
JK) attackieren!
·
(303f.) Brief von Charles Darwin an Asa Gray, 22.5.1860
Was nun die theologische Ansicht der Frage betrifft. Das ist immer peinlich
für mich. Ich bin ganz bestürzt. Ich habe durchaus nicht die Absicht gehabt,
atheistisch zu schreiben. Ich gestehe aber zu, dass ich nicht so deutlich, wie
es andere sehen und wie ich selbst tun zu können wünschte, Beweise von Absicht
und von Wohltätigkeit auf allen Seiten um uns herum erkennen kann. Ich kann
mich nicht dazu überreden, dass ein wohlwollender und allmächtiger Gott mit
vorbedachter Absicht die Ichneumiden oder
Schlupfwespen erschaffen haben würde mit der ausdrücklichen Bestimmung, sich
innerhalb des Körpers lebender Raupen zu ernähren, oder auch, dass eine Katze
mit den Mäusen erst spielen solle. Da ich hieran nicht glauben kann, sehe ich
auch keine Notwendigkeit zu dem Glauben ein, dass das Auge ausdrücklich
beabsichtigt wurde. Auf der anderen Seite kann ich mich doch in keinerlei Weise
damit befriedigt fühlen, dieses wunderbare Universum, und besonders die
menschliche Natur, zu betrachten und zu folgern, dass alles nur das Resultat
von nackter Gewalt ist. Ich bin geneigt, alles als das Resultat vorausbestimmter
Gesetze anzusehen, wobei die Einzelheiten, mögen sie gut oder schlimm sein, der
Wirkung dessen überlassen wird, was man Zufall nennen kann. Nicht, als wenn
dieser Begriff mich durchaus befriedigte. Ich fühle aufs Allertiefste, dass der
ganze Gegenstand zu tief ist für den menschlichen Intellekt. Ein Hund könnte
ebenso gut über den Geist Newtons spekulieren. Lasst einen jeden Menschen
hoffen und glauben, was er kann. Ganz entschieden stimme ich darin mit Ihnen
überein, dass meine Ansichten durchaus nicht notwendig atheistisch sind. Der
Blitz tötet einen Menschen, mag er ein guter oder ein schlechter sein, in Folge
der ganz außerordentlich komplizierten Tätigkeit der Naturgesetze. Ein Kind
(was sich später als Idiot herausstellen kann) wird durch die Tätigkeit selbst
noch komplizierterer Gesetze geboren, und ich kann dafür keinen Grund einsehen,
warum ein Mensch, oder ein anderes Tier, ursprünglich nicht durch andere
Gesetze hervorgebracht worden sein könnte, und dass alle diese Gesetze ausdrücklich
von einem allwissenden Schöpfer vorausbestimmt sein könnten, welcher jedes
künftige Ereignis und deren Folge vorhersah. Je mehr ich aber darüber
nachdenke, desto verwirrter werde ich, wie ich es wahrscheinlich schon genügend
durch diesen Brief gezeigt habe.
(305) … ich frage, ob die Anhänger der Erschaffungstheorie (Creationisten; engl. hier: creationists; JK) wirklich glauben, dass elementare
Atome ins Leben hervorgebrochen sind
·
(311) Brief von
Charles Darwin an Ch. Lyell, 14.6.1860
Lowells
Besprechung ist angenehm geschrieben; es ist aber sehr klar zu sehen, dass er
kein Naturalist (naturalist) ist
·
(322) Brief von
Charles Darwin an Th. H. Huxley, 8.8.1860
…
mein guter und liebenswürdiger Agent zur Verbreitung des Evangeliums – d.h. des
Teufels Evangeliums.
Die Frage nach der Abstammung des
Menschen
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(106) Brief von
Charles Darwin an A. R. Wallace, 22.12.1857
Sie
fragen, ob ich den „Menschen“ mit in die Erörterung ziehe. Ich denke dies ganze
Kapitel zu vermeiden, da es so sehr von Vorurteilen umgeben ist; obgleich ich
vollständig zugebe, dass es das höchste und interessanteste Problem für den
Naturforscher ist.
·
(147) Brief von
Charles Darwin an Ch. Lyell, 28.3.1859
Würden
Sie mir raten, Murray (dem Herausgeber
seines Buches „Über die Entstehung von Arten“ JK) zu sagen, dass mein Buch
nicht mehr unorthodox ist als der Gegenstand unvermeidlich mit sich bringt;
dass ich den Ursprung des Menschen nicht erörtere; dass ich keine
Auseinandersetzung mit der Schöpfungsgeschichte usw. usw. bringe …
·
(257) Brief von
Charles Darwin an (Reverend) L. Jenyns,
7.1.1860
Was
den Menschen betrifft, so liegt es mir fern, irgend jemand
meinen Glauben aufdrängen zu wollen; ich hielt es aber für unehrlich, meine
Meinung vollständig zu verbergen. Natürlich steht es jedermann frei, zu
glauben, dass der Mensch durch ein besonderes Wunder erschienen ist, obgleich
ich selbst hierzu weder die Notwendigkeit noch die Wahrscheinlichkeit einsehe.
Abgrenzung gegen Vereinnahmung
(Ausweitung) seiner Ideen bzw. deren „kämpferische“ Verbreitung
·
(137) Brief von
Charles Darwin an Herbert Spencer, 25.11.1858
Ihre
Bemerkungen über die allgemeine Beweisführung der sogenannten
Entwicklungstheorie scheint mir bewundernswert zu sein. Ich bin gegenwärtig
damit beschäftigt, aus einem größeren Werke über die Veränderung der Arten
einen Auszug abzufassen; ich behandle den Gegenstand aber einfach als
Naturforscher und nicht von einem allgemeineren Gesichtspunkt aus
(Reaktion auf das Buch von Herbert Spencer: Essays, Scientific, Political, and Speculative, 1858)
·
(255) Brief von Charles
Darwin an Ch. Lyell, 4.5.1860)
Ich
habe in einer Zeitung in Manchester einen ziemlich guten Hieb bekommen, dass
ich bewiesen habe, „Macht geht vor Recht“, und dass daher Napoleon Recht hat
und jeder übervorteilende Kaufmann gleichfalls Recht hat.
Sonstiges
·
(174ff.) Fünftes
Kapitel: Über die Aufnahme des Buches „Über die Entstehung von Arten“ - von
Professor Huxley
(176) Selbst die Theologen haben beinahe aufgehört, die einfache klare
Bedeutung der Genesis gegen die nicht weniger deutliche Meinung der Natur ins
Feld zu führen. Ihre aufrichtigeren oder vorsichtigeren Vertreter haben es
aufgegeben, die Entwicklungslehre so zu behandeln, als wäre sie eine
verdammenswerte Ketzerei, und sie haben ihre Zuflucht zu einem oder zu zwei
Wegen genommen. Entweder sie leugnen, dass die Genesis die Bedeutung hatte,
wissenschaftliche Wahrheit zu lehren, und retten auf diese Weise die
Wahrhaftigkeit des Berichts auf Kosten seiner Autorität; oder sie verwenden
ihre Kraft auf die Arbeit des grausamen Scharfsinns des Versöhners und martern
die Texte in der vergeblichen Hoffnung, sie das Glaubensbekenntnis der
Wissenschaft aussprechen zu lassen. … Die Genesis ist ehrlich bis ins Mark und
bekennt, nicht mehr zu sein als sie ist, der Bewahrer ehrwürdiger
Überlieferungen unbekannten Ursprungs, keinerlei wissenschaftliche Autorität
beanspruchend und keine besitzend.
Indem ich diese Sätze niederschreibe, kann mich der Gedanke nur erheitern, was
für fürchterlicher Lärm über annähernd ähnliche Ausdrücke
der Ansichten vor einem Vierteljahrhundert entstanden sein würde (und in
Wahrheit entstanden ist). In der Tat, der Kontrast zwischen dem gegenwärtigen
Stande der öffentlichen Meinung über die Darwin´sche Frage, zwischen der
Wertschätzung, in welcher Darwins Ansichten gegenwärtig in der
wissenschaftlichen Welt stehen, und zwischen der Beruhigung, oder wenigstens
der Ruhe der Theologen der sich selbst achtenden Klasse heutigen Tages,
einerseits, und dem Ausbruche des Antagonismus von allen Seiten im Jahre 1858
zu 59, wo die neue Theorie in Bezug auf die Entstehung der Arten zuerst der
älteren Generation, zu welcher ich gehöre, bekannt wurde, andererseits, ist so
wunderbar überraschend, dass ich, gäbe es nicht urkundliche Beweise, zuweilen
geneigt sein würde zu meinen, dass meine Erinnerung träume …
(181) Im Ganzen waren denn die Schildhalter der Ansichten Mr. Darwins im Jahre
1860 der Zahl nach äußerst unbedeutend. Daran kann nicht der geringste Zweifel
gehegt werden, dass wir, wenn in jener Zeit ein allgemeines Konzil der
wissenschaftlichen Hierarchie abgehalten worden wäre, mit einer überwältigenden
Mehrheit verurteilt worden wären.
(185) … kann ich nur glauben, dass Lyell (mit
seinem Buch „Priciples of Geologgy“ JK) für andere, wie auch für mich selbst, derjenige
war, welcher hauptsächlich dahin gewirkt hat, Darwin den Weg zu ebnen. Denn ein
konsequenter Uniformitarianismus verlangt Entwicklung
ebenso sehr in der organischen wie in der unorganischen Welt. Die Entstehung
einer neuen Spezies durch andere als die gewöhnlichen Kräfte würde eine
ungeheuer viel größere „Katastrophe“ sein als irgend eine von denjenigen,
welche Lyell so erfolgreich aus der nüchternen geologischen Spekulation
verbannt hat.
(186) Lyell in einem Brief an John Herschel 1836:
Was die Entstehung neuer Arten betrifft, so freue ich mich, dass Sie es für
wahrscheinlich halten, sie könnte wohl durch das Dazwischentreten vermittelnder
Ursachen ausgeführt werden. Ich überließ dies dem eigenen Schließen, da ich es
nicht für der Mühe wert hielt, eine gewisse Klasse von Personen durch
ausdrückliche Verkörperung in Worten dessen zu beleidigen, was doch nur eine
Spekulation sein würde.
(Fußnote dazu: Brief von Lyell an Whewell 7.3.1853
Was diesen letzten Gegenstand betrifft [die Veränderungen von einer Gruppe von
Tieren und Pflanzen in eine andere] … so erinnern Sie sich, was Herschel in
seinem Brief an mich sagte. Wenn ich so deutlich, wie er es getan hat, die
Möglichkeit der Einführung oder der Entstehung neuer Spezies als eines
natürlichen Vorgangs, im Gegensatz zu einem wunderbaren, ausgesprochen hätte,
so würde ich eine Masse von Vorurteilen gegen mich wachgerufen haben, welche
sich unglücklicherweise jedem Schritte eines jeden Philosophen entgegenstellen,
welcher es unternimmt, sich über diese mysteriösen Gegenstände an das Publikum
zu wenden.
(187) Brief von Lyell an Charles Darwin 3.10.1859
Ich habe schon lange äußerst deutlich gesehen, dass, wenn eine Konzession
gemacht wird, alles, was Sie auf Ihren Schlussseiten beanspruchen, folgen wird.
Es ist dies, was mich so lange zaudern ließ, dass ich immer fühlte, der Fall
des Menschen und seiner Rasse und der anderer Tiere und der der Pflanzen ist
einer und derselbe, und dass, wenn eine vera causa auch
nur einen Augenblick angenommen wird, anstatt einer rein unbekannten und
imaginären, wie z.B. das Wort Erschaffung, alle Konsequenzen folgen müssen.
(191) … so denke ich, dass die meisten von denjenigen meiner Zeitgenossen,
welche ernsthaft über den Gegenstand nachdachten, sich annähernd in demselben
geistigen Zustande wir ich befunden haben. – sehr geneigt, allen beiden, den
Mosaisten und den Evolutionisten zuzurufen „die Pest über eure beiden Häuser!“
und bereit, sich von einer endlosen und dem Anscheine nach fruchtlosen
Diskussion abzuwenden und sich der Arbeit auf den fruchtbaren Gefilden zu
ermittelnder Tatsachen hinzugeben.
(192) Aber bei allem und jedem kritischen Zweifel, welchen mein skeptischer
Scharfsinn nur aufstellen könnte, blieb die Darwin´sche Hypothese
unvergleichlich wahrscheinlicher als die Schöpfungshypothese.
(193) Der einzig vernünftige Weg für diejenigen, welche keinen anderen Zweck
verfolgen als zu Wahrheit zu dringen, war, den „Darwinismus“ als eine
befruchtende Hypothese anzunehmen und zu sehen, was mit ihrer Hilfe zu
erreichen war.
(194) Es wird gesagt, (Darwin) nehme an, die Varietäten entstünden „durch
Zufall“ … und es werde daher der „Zufall“ an die Stelle einer providentiellen Beabsichtigung gesetzt … dass eine
Beschuldigung wie diese gegen einen Schriftsteller erhoben wird, welcher immer
wieder von Neuem seine Leser daran erinnert hat, dass, wenn er das Wort
„spontan“ gebraucht, er damit nur sagen will, dass er in Betreff der Ursache
dessen, was so genannt ist, unwissend ist, und dessen ganze Theorie in Stücke
zerbröckelt, wenn die Gleichförmigkeit und Regelmäßigkeit des natürlichen
Kausalzusammenhangs für unbegrenzte vergangene Zeiten geleugnet wird.
Wahrscheinlich die beste Antwort für diejenigen, welche davon schwatzen, der
Darwinismus bedeute die Herrschaft des „Zufalls“, ist aber die, sie zu fragen,
was sie selbst unter „Zufall“ verstehen. Glauben sie, dass irgend etwas in diesem Universum ohne Grund oder gar
ohne eine Ursache geschieht? Stellen sie sich wirklich vor, dass irgend ein Ereignis keine Ursache habe und nicht von irgend jemand, welcher eine genügende Einsicht in die
Ordnung der Natur besitzt, vorhergesagt werden könne? …
Die einzige Glaubenshandlung bei dem zur Wissenschaft Bekehrten ist das
Bekenntnis der Universalität der Ordnung und der absoluten, zu allen Zeiten und
unter allen Umständen gleichen Gültigkeit des Gesetzes des ursächlichen
Zusammenhangs. Dieses Bekenntnis ist eine Handlung des Glaubens, weil der Natur
des Falles entsprechend die Wahrheit derartiger Sätze keinem Beweise
unterworfen werden kann.
(195) Der Mann der Wissenschaft weiß aber, dass hier wie überall vollkommene
Ordnung sich offenbart, dass es keine Krümmung der Wellen, keinen Ton in dem
heulenden Chore, keinen Regenbogenglanz auf einem Tröpfchen gibt, welcher etwas
anderes als eine notwendige Folge der sicher ermittelten Gesetze der Natur
wäre, und dass bei genügender Kenntnis der Bedingungen kompetente physiko-mathematische Geschicklichkeit jedes einzelne
dieser „zufälligen“ Ereignisse würde erklären und sogar voraussagen können.
(195) Ein zweiter sehr gewöhnlicher Einwand gegen Mr. Darwins Ansichten war
(und ist), dass sie die Teleologie beseitigen und die Beabsichtigung aus der
Beweisführung entfernen … Die Teleologie, welche annimmt, dass das Auge, so wie
wir es beim Menschen oder einem der höheren Wirbeltiere sehen, genau mit dem
Bau, den es darbietet, zu dem Zwecke gemacht worden sei, das Tier, welches es
besitzt, zum Sehen zu befähigen, hat zweifellos den Todesstoß erhalten.
Nichtsdestoweniger ist es aber notwendig, daran zu erinnern, dass es noch eine
umfassendere Teleologie gibt, welche von der Entwicklungslehre nicht berührt
wird, sondern faktisch auf dem fundamentalen Satze der Entwicklung basiert.
Dieser Satz ist, dass die ganze Welt, die lebende und die nicht lebende, das
Resultat der nach bestimmten Gesetzen vor sich gehenden Wechselwirkung der
Kräfte (Fähigkeiten) ist, welche die Moleküle besitzen, aus denen der
ursprüngliche Nebelzustand des Universums zusammengesetzt war. Wenn dies
richtig ist, so ist es nicht weniger gewiss, dass die jetzt existierende Welt
potenziell in dem kosmischen Dampfe enthalten war und dass eine hinreichend
große Intelligenz aus der Kenntnis der Eigenschaften der Moleküle jenes Dampfes
beispielsweise den Zustand der Fauna von Großbritannien im Jahre 1869 mit
ebensolcher Sicherheit hätte voraussagen können …
(197) … ratsam zu bemerken, dass die Entwicklungslehre weder antitheistisch
noch theistisch ist. Sie hat einfach mit Theismus nicht mehr zu tun als das
erste Buch Euclids (griechischer
Mathematiker aus der Antike JK). …
Die Entwicklungslehre kommt daher nicht einmal in Berührung mit Theismus, als
eine philosophische Lehre betrachtet. Das, womit sie in Widerspruch gerät und
was mit ihr absolut unverträglich ist, ist die Vorstellung einer Schöpfung, welche
spekulierende Theologen auf die im Eingange des Buches
Genesis erzählte Geschichte begründet haben.
(198) Das Gekannte ist endlich, das Ungekannte unendlich; dem Verständnis nach
stehen wir auf einer kleinen Insel mitten in einem unbegrenzten Ozean von
Unerklärlichkeit.
·
(243) Brief von A. Sedgwick Charles Darwin, 24.12.1859
Wir alle geben Entwicklung zu als eine Tatsache der Geschichte, aber wie ist
sie zu Stande gekommen? …
Es gibt einen moralischen oder metaphysischen Teil der Natur ebenso wie einen physischen.
Ein Mensch, welcher das leugnet, steckt tief im Schlamme der Torheit. Das ist
die Krone und der Ruhm der organischen Wissenschaft, dass sie durch Endursachen
das Materielle mit dem Moralischen wirklich verknüpft und uns doch nicht
gestattet, sie in unserer ersten Erfassung der Gesetze und unserer
Klassifikation solcher Gesetze zu vermengen, mögen wir die eine Seite der Natur
betrachten oder die andere. Sie haben diese Verknüpfung ignoriert; und wenn ich
Ihre Ansicht nicht falsch verstehe, haben Sie in einem oder zwei prägnanten
Fällen Ihr Möglichstes getan, sie zu durchbrechen. Wäre es möglich (was es,
Gott sei Dank, nicht ist), sie zu lösen, so würde meinen Gedanken nach die
Menschheit einen Schaden erleiden, der sie brutalisieren und das menschliche
Geschlecht auf eine tiefere Stufe der Degradation herabdrücken dürfte als
irgend eine, auf welche sie gefallen ist seitdem schriftliche Berichte uns von
ihrer Geschichte erzählen … Stellen in Ihrem Buche … haben meinen moralischen
Geschmack bedeutend verletzt.
·
(280) Brief von Ch. Kingsley an Charles Darwin, 18.11.1859
(K. war ein berühmter Schriftsteller und Theologe)
1. Ich habe schon seit langer Zeit nach Beobachtung der Kreuzungen
domestizierter Tiere und Pflanzen gelernt, an das Dogma der Beständigkeit der
Arten nicht zu glauben.
2. Ich habe allmählich einsehen gelernt, dass es eine genauso erhabene
Auffassung der Gottheit ist zu glauben, dass ER ursprüngliche Formen erschaffen
hat, welche fähig sind, sich in alle pro tempore und pro loco (für die gegebene Zeit und den gegebenen Ort
JK) notwendige Formen selbständig zu entwickeln, wie zu glauben, dass ER
einer frischen Intervention bedürfe, um die Lücken zu füllen, welche er selbst
gemacht hat. Ich frage mich, ob die erste Auffassung nicht der höhere Gedanke
ist.
·
(281) Reverend J. Brodie Innes, Pfarrer in Darwins Wohnort Down, schrieb:
Wir haben einander niemals angegriffen. Ehe ich Mr. Darwin kennen lernte, hatte
ich schon als Prinzip angenommen und mich auch öffentlich dahin ausgesprochen,
dass das Studium der Naturgeschichte, Geologie und der Wissenschaft im
allgemeinen ohne Beziehung auf die Bibel verfolgt werden sollte; dass das Buch
der Natur wie das der Schrift aus einer und derselben göttlichen Quelle
herrühre, in parallelen Zügen laufe, und dass sich beide, wenn ordentlich
verstanden, niemals kreuzen …
·
(364) Brief von
Charles Darwin an Asa Gray, 5.6.1861
Einige wenige, und ich bin einer von diesen, wünschen selbst zu Gott, selbst
mit Verlust von Millionen von Leben, dass der Norden (die Nordstaaten der späteren USA JK) einen Kreuzzug gegen die
Sklaverei proklamieren möchte. Im Laufe der Zeit würde eine Million
fürchterlicher Todesfälle zu Gunsten der Humanität reichlich vergolten werden.
In welch wunderbarer Zeit leben wir! … Großer Gott, wie würde ich mich freuen,
den größten Fluch auf Erden, - Sklaverei – beseitigt zu sehen!
5.3. Leben und Briefe
von Charles Darwin, III. Band
Herausgegeben von Francis Darwin, übersetzt von Julius
Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche
Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, III.Band
Auf dem Weg zur Evolutionstheorie -
Befunde, Ideen und Meinungen zu naturwissenschaftlichen Fragen
·
(17) Brief von
Charles Darwin, 1871
Man hat oft gesagt, dass alle Bedingungen für die erste
Entstehung eines lebenden Organismus jetzt vorhanden sind, welche nur jemals
haben vorhanden sein können. Aber wenn (und o! was für ein großes „Wenn“) wir
in irgend einem kleinen warmen Tümpel, bei Gegenwart aller Arten von Ammoniak,
phosphorsauren Salzen, Licht, Wärme, Elektrizität usw. wahrnehmen könnten, dass
sich eine Proteinverbindung chemisch bildete, bereit, noch kompliziertere
Verwandlungen einzugehen, so würde heutigen Tages eine solche
Substanz augenblicklich verschlungen oder absorbiert werden, was vor der
Bildung lebender Geschöpfe nicht der Fall gewesen wäre.
(eine andere Fassung:
Darwin in einem Brief an Hooker:
„Aber wenn (oh welch ein großes Wenn) wir es zu Stande brächten, dass in einem
kleinen, warmen Teich, in welchem alle Sorten von Ammonium- und Phosphorsalzen,
Licht, Wärme, Elektrizität, etc vorhanden sind, auf
chemischem Wege eine Proteinverbindung entsteht, die dann noch kompliziertere
Veränderungen durchlaufen könnte, dann würde eine solche Substanz heute sofort
gefressen oder absorbiert werden, das wäre aber vor der Entstehung der
Lebewesen nicht geschehen.“;
(Hansjürg Geiger: Auf der Suche nach Leben im Weltall, Wie Leben entsteht und
wo man es finden kann, Franckh-Kosmos Verlag Stuttgart 2005, S.206;
engl. DIFF Tübingen, Lehrbrief Evolution Heft 4, S.119)
·
(44) Brief von
Charles Darwin an A. R. Wallace, 5.7.1866
Ich stimme vollständig mit dem überein, was Sie von den Vorzügen des H. Spencer´schen ausgezeichneten Ausdruckes „Überleben des
Passendsten“ (the survival of the fittest) sagen
·
(60) Brief von
Charles Darwin an J.D. Hooker, 8.2.1867
(Darwin hat in einem Interview gelesen) … eine neue Erklärung für rudimentäre
Organe, nämlich, dass Sparsamkeit (economy) in Bezug
auf den Einsatz von Arbeit und Material ein großes Leitprinzip beim Handeln
Gottes war (dabei ignoriert man die Verschwendung von Pflanzen-Samen und von
missgebildeten Jungtieren usw.) und dass das Entwerfen von neuen
Konstruktionsplänen für Tiere Denken bedeutete, und Denken war Arbeit, und
daher hielt Gott an einem einheitlichen Plan fest, und ließ Rudimente bestehen.
Das ist keine Übertreibung. Kurzum, Gott ist ein Mensch, nur etwas klüger als
wir …
·
(63) Brief von
Charles Darwin an Mrs. Boole, 14.12.1866
Ich
kann nicht erkennen, wie die Vorstellung, dass alle Lebewesen, einschließlich
des Menschen, sich genetisch (genetically, in der
Abstammung) von einem einfachen Wesen (some simple being) herleiten, statt dass sie einzeln erschaffen wurden,
zu Ihren Schwierigkeiten in Beziehung steht. Diese – so scheint es mir – können
allein beantwortet werden durch eine von der wissenschaftlichen völlig
unterschiedene Beweisführung, oder durch die sogenannte „innere Bewusstheit“.
Meine Ansicht ist dabei nicht mehr wert als die jedes anderen Mannes, der über
solche Dinge nachgedacht hat, und es wäre töricht von mir, sie hier
wiederzugeben. Ich möchte dennoch anmerken, dass es mir immer als mehr
befriedigend erschienen ist, das ungeheure Ausmaß von Leid und Schmerz in
dieser Welt als das unvermeidliche
Ergebnis des Ablaufens von natürlichen Prozessen zu verstehen, z.B. allgemeiner
(Natur-)Gesetze, als dass es sich dabei um das direkte Eingreifen Gottes
handeln würde, aber ich weiß, dass das in Bezug auf einen allwissenden Gott
nicht logisch ist. …
Es bekümmert mich, dass meine Ansichten unglücklicherweise Ihnen Seelenqualen
bereitet haben könnten, aber ich danke Ihnen für Ihr Urteil, und ich erkenne
an, dass Theologie und Wissenschaft ihren je eigenen Weg gehen sollten, und in
diesem Falle bin ich nicht dafür verantwortlich, wenn sie sich erst an einem
weit entfernten Punkt treffen (begegnen) sollten.
·
(64) Brief von
Charles Darwin an Ch. Lyell, 1.6.1867
Noch merkwürdiger ist, wie es mir scheint, alles, was er über Schönheit sagt,
welche ich für etwas Nicht-Bestehendes, ausgenommen in dem Geiste irgend eines
empfindenden Wesens, gehalten haben würde.
·
(155) Brief von
Charles Darwin an Moritz Wagner, 13.10.1876
Meiner Meinung nach ist der größte Irrtum, den ich begangen habe, der, dass ich
der direktiven Wirkung der Umgebung, d.h. der Nahrung, des Klima usw., unabhängig
von der natürlichen Zuchtwahl nicht hinreichendes Gewicht beigelegt habe. …
(JK: Charles Darwin verwendet hier den
Begriff) Naturwissenschaft (natural science)
·
(158) Brief von
Charles Darwin an Marquis de Saporta, 8.4.1872
Dass der Mensch mit den höheren Simiae (Affen, dazu gehören alle Primaten mit
Ausnahme der Halbaffen JK) nahe verwandt ist, wird auch durch die
Klassifikation Linnés erhärtet, welcher ein so guter
Beurteiler der Verwandtschaft ist.
Einmaliger Schöpfungsakt, Plan,
Vorsehung, Bestimmung - oder allmähliche natürliche Entwicklung?
·
(Seite 17) Brief von
Charles Darwin an J. D. Hooker, 29.3.1863
Ich habe es aber schon lange bedauert, dass ich dem Publikum nachgegeben und
die Form des Pentateuchs (die „Fünf
Bücher Mose“ der Bibel JK) „Erschaffung“ (creation)
gebraucht habe, womit ich wirklich nur „erschienen“ in Folge irgend eines
gänzlich unbekannten Prozesses gemeint habe. Es ist einfach Unsinn, gegenwärtig
an den Ursprung des Lebens zu denken; man könnte ebenso gut an den Ursprung der
Materie denken.
·
(63) Brief von
Charles Darwin an Mrs. Boole, 14.12.1866
… dass es mir immer mehr befriedigend erschienen ist, den ungeheuren Betrag von
Schmerz und Leiden in dieser Welt als das unvermeidliche Resultat der
natürlichen Aufeinanderfolge von Begebenheiten, d.h. allgemeiner Gesetze,
anzusehen, als von dem direkten Eingreifen Gottes ausgehend, obschon ich weiß,
dass dies im Hinblick auf eine allwissende Gottheit nicht logisch ist.
·
(113) Brief von
Charles Darwin an A. R. Wallace, 14.4.1869
Ich kann keine Notwendigkeit einsehen, in Bezug auf den Menschen eine weitere
nächste Ursache heranzuziehen
(Wallace hatte geschrieben: „… wir müssen daher die Möglichkeit zugeben, dass
in der Entwicklung der Menschenrassen eine höhere Intelligenz dieselben Gesetze
zu edleren Zwecken geleitet hat.“)
Darwins Verhältnis zu Glaube und
Religion
·
(63) Brief von
Charles Darwin an Mrs. Boole, 14.12.1866
… dass es mir immer mehr befriedigend erschienen ist, den ungeheuren Betrag von
Schmerz und Leiden in dieser Welt als das unvermeidliche Resultat der
natürlichen Aufeinanderfolge von Begebenheiten, d.h. allgemeiner Gesetze,
anzusehen, als von dem direkten Eingreifen Gottes ausgehend, obschon ich weiß,
dass dies im Hinblick auf eine allwissende Gottheit nicht logisch ist.
·
(Seite 227) Brief von
Charles Darwin an Ch. Ridley, 28.11.1878
… dass vor vielen Jahren, als ich Tatsachen für das Buch „Über die Entstehung
von Arten“ sammelte, mein Glaube an das, was ein persönlicher Gott genannt
wird, ebenso fest war wie der des Dr. Pusey (eines
theologischen Kritikers von Charles Darwin JK)
Abgrenzung gegen Vereinnahmung
(Ausweitung) seiner Ideen bzw. deren „kämpferische“ Verbreitung
·
(67) Brief von
Charles Darwin an E. Haeckel, 21.5.1867
(F.D.: In dem folgenden Briefe bezieht sich mein Vater auf die einigermaßen
ungestüme Art und Weise, in welcher Professor Haeckel den Kampf für den
„Darwinismus“ kämpfte …)
Alles, was ich meine, ist, dass Sie Ärger erregen werden, und Ärger verblendet
jedermann so, dass Ihre Argumente keine Aussicht haben dürften, diejenigen zu
beeinflussen, welche bereits gegen unsere Ansichten eingenommen sind. Überdies
sehe ich es durchaus nicht gern, dass Sie, gegen den ich so viel Freundschaft
empfinde, sich unnötigerweise Feinde machen sollten, und es ist Schmerz und
Ärger genug in der Welt, um nicht noch mehr zu veranlassen.
·
(102) Brief von
Charles Darwin an E. Haeckel, 19.11.1868
Indessen
macht mich Ihre Kühnheit manchmal zittern; wie aber Huxley bemerkte, irgend jemand muss eben kühn genug
sein und Stammtafeln entwerfen.
6. Darwin, Francis & Seward, A. C. eds. 1903.
More letters of
Charles Darwin.
A record of his work in a series of hitherto unpublished letters.
London: John Murray. Volume 1. Volume 2
(Band
1: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1548.1&viewtype=text&pageseq=1
Band
2: http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1548.2&viewtype=text&pageseq=1
)
Auf dem Weg zur Evolutionstheorie –
Befunde, Ideen und Meinungen zu naturwissenschaftlichen Fragen
·
(Bd.1, S.76) Letter
35. Charles Darwin an J. D. Hooker, 1854
In Bezug auf “höher” und “niedriger” sind meine Vorstellungen nur
bruchstückhaft und nicht sehr klar. Es scheint mir so, als ob ein
unvermeidlicher Wunsch, alle Tiere mit dem Menschen zu vergleichen als dem am
höchsten stehenden (Lebewesen), einige Verwirrung verursacht, und ich denke,
dass nichts außer einem solch undeutlichen Vergleich beabsichtigt oder
vielleicht auch nur möglich ist, wenn es um die Frage ginge, ob unter zwei
Tierreichen das der Gliedertiere oder das Weichtiere das höchststehende sei.
Innerhalb des gleichen Reiches (der Lebewesen JK) neige ich dazu, dass unter
„am höchsten stehend“ (highest) gemeinhin die Form
verstanden wird, bei der die größte „morphologische Differenzierung“
stattgefunden hat gegenüber dem gemeinsamen Embryo oder dem Ur-Typ der Klasse …
·
(Bd.1, S.324ff.) Letter 241. Charles
Darwin an John Morley, 24.3.1871
Ich habe versucht, mit großem Nachdruck zu sagen, dass ein großer Philosoph,
Gesetzgeber usw. durch seine Schriften und durch sein Beispiel weit mehr für
den Fortschritt der Menschheit getan hat als durch das Hinterlassen einer
zahlreichen Nachkommenschaft. Ich habe zu zeigen versucht, wie der Kampf ums
Dasein (struggle for existence) zwischen einem Stamm und einem anderen abhängig
ist von einem Fortschritt in der Moral und von den intellektuellen Qualitäten
der Mitglieder, und nicht nur von ihrer Leistungsfähigkeit bei der
Nahrungsbeschaffung. Wenn ich von der Notwendigkeit des Kampfes ums Dasein
spreche, damit sich die Menschheit noch höher entwickeln möge, beziehe ich mich
nicht auf die begabtesten, sondern
auf die begabteren Menschen, die in
der Schlacht ums Überleben (battle for life) am erfolgreichsten sind
…
·
(Bd.1, S.388) Letter
301. Charles Darwin an den Herausgeber der Zeitschrift NATURE, 5.11.1880
(W.
Thomson schrieb:) „Die Eigenart der der Tiefsee-Fauna liefert nicht den
geringsten Rückhalt für die Theorie einer Entwicklung der Arten durch extreme
Variation, geleitet allein durch Natürliche Zuchtwahl.“
Das ist ein Grundmodell der Kritik, das nicht selten von Theologen und
Metaphysikern aufgegriffen wird, wenn sie sich zu wissenschaftlichen Dingen
äußern, aber es ist neu, das es durch einen Naturforscher vorgetragen wird. …
Kann Sir Wywille Thomson irgendjemanden benennen, der
gesagt hat, dass die Entwicklung der Arten allein von der Natürlichen Zuchtwahl
abhängt? Soweit es mich betrifft, meine ich, dass niemand so viele
Beobachtungen eingebracht hat über die Wirkung des Gebrauchs und
Nicht-Gebrauchs von Organen, wie ich das in meinem Buch „Variation of Animals and Plants …“ getan habe, und diese Beobachtungen waren nur zu
diesem speziellen Thema eingebracht. Ich habe beispielsweise eine
bemerkenswerte Fülle von Tatsachen angeführt, die das direkte Einwirken äußerer
Bedingungen auf Organismen zeigen …
Wenn Sir Wywille Thomson den Hof eines Züchters
besuchen würde, und sähe all seine nahezu völlig reinrassigen Rinder oder
Schafe, dann wäre es naheliegend, wenn er ausriefe: „Sir, ich kann hier weder
außergewöhnliche Variationen erkennen noch finde ich unterstützende Hinweise
darauf, dass Sie bei der Zucht ihrer Tiere dem Grundsatz der Selektion gefolgt
sind.“ …. die Züchter würden lächeln und nichts sagen … und sie würden wohl
respektlos über Naturforscher reden …
Einmaliger Schöpfungsakt, Plan
Vorsehung, Bestimmung – oder allmähliche natürliche Entwicklung
·
(Bd.1, S.172) Letter
115. Charles Darwin an H. G. Bronn, 5.10.1860
Ich stimme völlig zu, dass es genauso gut hunderttausend Schöpfungsakte wie
acht oder zehn oder auch nur einen gegeben haben könnte. Aber für den Fall von
8 oder 10 Schöpfungen (das entspricht etwa der Anzahl der klar zu
unterscheidenden Struktur-Typen bei Lebewesen) können wir meiner Meinung nach
die Ähnlichkeit im Körperbau und bei Organen oder bei den Embryonalstadien
aller Organismen des gleichen Bauplan-Typs verstehen, und fast allein schon aus
diesem einen Grund glaube ich nicht an unzählige Schöpfungsakte.
·
(Bd.1, S.190) Letter
130. Charles Darwin an C. Lyell, 2.8.1861
Es gibt noch einen Punkt, zu dem ich gelegentlich ein paar Worte anmerken
möchte. Ich glaube, dass Sie - wie Asa Gray auch - meinen, dass ich nicht
genügend zugelassen habe, dass der Strom der Veränderungen von einer höheren
Macht gelenkt worden ist. Ich hatte letzthin einigen Briefwechsel in dieser
Angelegenheit. Herschel macht in seinem Buch “Physical
Geography” eine Anmerkung, die sich auf (mein Buch
vom) „Ursprung der Arten“ bezieht, zu der Folgerung, dass ein höheres Gesetz
einer „Günstigen (glücklichen) Führung“ stets angenommen werden sollte.
Aber Astronomen meinen nicht, dass Gott den Kurs jedes einzelnen Kometen oder
Planeten dirigiert. Die Vorstellung, dass jede Veränderung glücklich arrangiert
worden ist, macht meiner Ansicht nach die „Natürliche Zuchtwahl“ völlig
überflüssig und stellt letztlich die ganze Frage nach dem Auftreten neuer Arten
außerhalb der Grenzen der Naturwissenschaftlichen Forschung. Aber was mich Asa
Grays Ansicht am meisten ablehnen lässt, ist die Untersuchung der extremen
Variabilität bei Haustieren. Wer nicht annimmt, dass jede Veränderung bei Tauben
durch Ansammlung von Variationen günstig gezielt herbeigeführt wurde, (woraus
der Mensch eine „Trompete“ gemacht hat), kann nicht logisch belegen, dass der
Schwanz des Spechtes durch gutgemeint-vorherbestimmte Variationen geformt
wurde. Für mich stellt es sich so dar, dass die Variationen bei gezüchteten und
wilden Arten auf unbekannte Ursachen zurückgehen, und dass sie keinem Zweck
dienen und dass sie insofern zufällig sind, und dass sie sich nur dann als
zweckmäßig erweisen, wenn sie vom Menschen für sein Vergnügen ausgewählt
werden, oder durch den Vorgang, den wir Natürliche Zuchtwahl im Kampf ums
Dasein nennen, unter sich ständig verändernden Bedingungen.
Ich möchte nicht sagen, dass Gott nicht alles vorhersah, was sich daraus
ergeben würde; aber das führt zu einer ähnlich erbärmlichen Verwirrung wie etwa
das Verhältnis von freiem Willen und vorherbestimmter Notwendigkeit. …
·
(Bd.1, S.193) Letter
132. Charles Darwin an C. Lyell, 21.8.1861
In
der Tat habe ich immer und immer wieder gesagt (in meinem Buch „Über die
Entstehung von Arten”), dass die Natürliche Zuchtwahl (Selektion) nicht tut
ohne Variabilität, ich habe den Gesetzen ein ganzes Kapitel gewidmet, und ich
habe in deutlichen Worten gesagt, wie unwissend wir sind, was die dabei
wirkenden Gesetzmäßigkeiten anlangt. Aber ich stimme zu, dass ich irgendwie
nicht die große und offenkundige Bedeutung vorgängiger Variabilität genügend
klargemacht habe. Züchter sprechen stets von der Selektion als dem großen
Mittel der Verbesserung, aber natürlich setzen sie (das Vorhandensein von)
individuelle(n) Unterschiede(n) voraus, und ich hätte denken sollen, dass dies
für alle im Zusammenhang mit Natürlicher Zuchtwahl hätte offenkundig sein
sollen, aber es ist nicht so gewesen.
Ich habe lediglich gesagt, dass ich nicht mit der Aussage übereinstimmen kann,
dass “die Variationen das Ergebnis des Wirkens eines unbekannten Gesetzes sind,
ohne Zweifel festgelegt und ausgeführt durch eine intelligente Ursache nach
einem vorgefassten und klaren Plan.“ Sagen Sie mir doch bitte, ob Sie
tatsächlich glauben, dass die Form meiner Nase “geplant und ausgeführt wurde
von einer intelligenten Ursache“? …
Wenn Sie sagen, dass Gott festgelegt hat, dass zu einer bestimmten Zeit an
einem bestimmten Ort ein Dutzend leichte Variationen auftreten sollten, und
dass dann nur eine von ihnen im Kampf ums Dasein erhalten bleibt, die anderen
elf aber in den ersten Generationen umkommen, dann klingt das für mich eher wie
eine Floskel. Das klingt lediglich so, als wenn man sagt, dass alles, was existiert,
auch gewollt ist.
Noch etwas sei angemerkt. Warum sollten Sie oder ich davon sprechen, dass
Variation sich vorherbestimmt und gelenkt ereigne, anders als ein Astronom, der
den Fall eines steinernen Meteoriten behandelt? Er würde einfach sagen, dass
der Meteorit von unserer Erde wegen der Schwerkraftwirkung angezogen wurde,
indem er in seiner Bahn durch das Wirken unbekannter Kräfte (Gesetze; laws) abgelenkt wurde. Würden Sie ihm sagen wollen, das
sein Herabstürzen an einem bestimmten Platz zu einer bestimmten Zeit
„vorherbestimmt und zielgerichtet stattfand, zweifellos verursacht von einer
intelligenten Ursache aufgrund eines vorbedachten und festgelegten Plans“?
Würden Sie das nicht eine theologische Pedanterie (übertriebene Genauigkeit)
und Auslegung nennen? Ich denke, dass es sich im Fall der Arten nicht um
Pedanterie handelt, einfach deswegen, weil ihre Entstehung bisher betrachtet
worden ist, als stehe sie außerhalb der Naturgesetze; tatsächlich steht dieses
Teilgebiet der Naturwissenschaften für die meisten Menschen noch in einem
Stadium theologischer Zuordnung. Wenn ich über solche Fragen nachdenke, komme
ich immer wieder zu der Schlussfolgerung,, dass sie jenseits des menschlichen
Verstandes stehen, und je weniger man darüber nachdenkt, desto besser
Darwins Verhältnis zu Glaube und
Religion
·
(Bd.2, S.171) Letter
516. Charles Darwin an D. Mackintosh, 28.2.1882
Ob die Existenz eines (conscious = eigenständigen,
bewussten) Gottes aus der Existenz von sogenannten Naturgesetzen erwiesen
werden kann (das heißt, aus einer festgelegten Folge von Ereignissen), ist eine
verwirrende Angelegenheit, über die ich oft nachgedacht habe, in der ich aber
keinen klaren Weg für mich sehe.
·
(Bd.1, S.154) Letter
105. Charles Darwin an C. Lyell, 17.6.1860
Noch ein Wort zur “Vergötterung” der Natürlichen Auslese: Auch wenn man ihr so
viel Bedeutung geben sollte, würde das doch nicht die Geltung allgemeinerer
Gesetze ausschließen, z.B. die vorausgehende Ordnung (Bestimmung) des gesamten
Universums. Ich habe gesagt, dass die Natürliche Selektion so im Verhältnis
steht zur Konstruktion (zum Körperbau) von Organismen wie ein menschlicher
Architekt im Vergleich zu seinem Gebäude. Die bloße Existenz des menschlichen
Architekten verweist auf (das Wirken) die Existenz von viel allgemeineren
Gesetzlichkeiten, aber niemand, der einem menschlichen Architekten einen
Bau-Auftrag erteilt, hält es für notwendig, zu berücksichtigen, aufgrund
welcher Gesetzmäßigkeiten der Mensch erschienen ist. …
Kein Astronom, der zeigt, wie die Bewegungen von Planeten auf die Schwerkraft
zurückzuführen sind, hält es für notwendig mitzuteilen, dass das
Gravitationsgesetz dafür entworfen (designed) wurde,
damit die Planeten den Bahnen folgen, auf denen sie laufen. Ich kann nicht
glauben, dass der Schöpfer in die Konstruktion einer biologischen Art stärker
eingreift als in den Lauf der Planeten. Ich denke, dass es nur Paley und Co. zu
verdanken ist, zu meinen, dass eine ganz besondere Einflussnahme notwendig ist,
wenn es um Lebewesen geht. …
·
(Bd.1, S.190) Letter
130. Charles Darwin an C. Lyell, 2.8.1861
Das erinnert mich an einen Spanier, dem ich erzählte, dass ich herausfinden
wolle, wie die Kordilleren geformt wurden, und er mir antwortete, dass das
nutzlos sei, weil “Gott sie gemacht” habe.
·
(Bd.1, S.321) Letter
236. Charles Darwin an J. D. Hooker, 12.7.1870
Ihr Schluss, dass alle Spekulation über Vorherbestimmung nur Zeitvergeudung
sei, ist der einzig vernünftige; aber wie schwer ist es, nicht zu spekulieren!
Meine Theologie ist ein einziges Durcheinander: ich kann das Universum nicht
als ein Resultat blinder Zufälligkeit sehen, aber ich kann auch kein Zeichen
für das Walten einer gütigen Absicht oder überhaupt einer wie auch immer
gearteten Absicht in den Einzelheiten erkennen. Dass jede Variation, die jemals
aufgetreten ist, zu einem speziellen Zweck vorherbestimmt worden ist, kann ich
genauso wenig glauben wie dass der Ort, auf den jeder Regentropfen fällt,
besonders vorherbestimmt ist. Spontane Entstehung (Erschaffung) erscheint mehr
wie ein großer Haufen Puzzlesteine denn als vorherbestimmt.
Sonstiges
·
(Bd1, S.267) Letter
190. von A.R. Wallace an Charles Darwin, 2.7.1866
(Wallace weist auf einen Artikel hin, der als
Anschuldigung)
“so etwas wie Blindheit feststellt” “indem Sie (Charles Darwin) nicht sehen, dass Natürliche Zuchtwahl die ständige
Überwachung durch einen intelligenten “Auswähler” erfordert, so wie die
menschliche Zuchtwahl, mit der Sie jene oft vergleichen.
(Ein anderer Artikel meint) “dass der
Schwachpunkt darin bestehe, dass Sie nicht erkennen, dass eine denkerische
Vor-Überlegung und Zielbestimmung notwendig sind für das Wirken der Natürlichen
Zuchtwahl.”…
Ich denke, das rührt daher, dass Sie den Begriff “Natürliche Zuchtwahl” gewählt
haben und diese ständig mit der Zuchtwahl durch den Menschen vergleichen, und
dass Sie häufig die Natur personifizieren, als die, welche “auswählt”, die
“bevorzugt”, die „nur das Gute für die Arten sucht usw. usw.“ Für einige wenige
ist das klar wie das Licht des Tages, und wunderschön anregend, aber für viele
(Leser) ist das erwiesenermaßen ein Stolperstein. Ich möchte Ihnen deshalb die
Möglichkeit vorschlagen, die Quelle dieser falschen Vorstellungen zu Ihrem
großartigen Werk völlig zu vermeiden, auch in allen künftigen Ausgaben des
Buches (Von der Entstehung der Arten), und ich meine, dass das ohne
Schwierigkeiten und sehr effektiv geschehen könnte durch die Aufnahme von
Spencers Begriff (den er generell dem Begriff „Natürliche Zuchtwahl“ vorzieht)
– „Überleben des am besten Angepassten“.
Dieser Begriff drückt den Tatbestand klar aus, Natürliche Zuchtwahl ist ein
bildhafter Ausdruck dafür, und zu einem gewissen Grade indirekt und ungenau,
da, wenn schon die Natur personifiziert wird, sie gar nicht so sehr besondere
(vorteilhafte) Varianten auswählt als vielmehr die am wenigsten geeigneten
ausschließt. Wenn man die gewaltige Vermehrungskraft aller Lebewesen
zusammenbringt mit dem “Kampf ums Dasein“, der zu einer beständigen Vernichtung
größten Ausmaßes führt – Tatsachen, die keiner Ihrer Gegner, soweit ich sehe,
geleugnet oder missverstanden hat – „das Überleben des am besten Angepassten“,
bevorzugt vor denen, die weniger angepasst sind, könnte keinesfalls bestritten
oder missverstanden werden.
Es wäre nicht mehr möglich zu sagen, dass, um das “Überleben des an besten
Angepassten” zu sichern, irgendein intelligenter Auswählender notwendig wäre …
Ich meine, dass Sie den Begriff „Natürliche Zuchtwahl“ in einem doppelten Sinne
verwenden: (1) für die einfache Erhaltung von vorteilhaften Varianten und das
Zurückdrängen nicht begünstigter Varianten, was in diesem Falle gleichbedeutend
mit „Überleben des am besten Angepassten“ wäre, und (2) für das Ergebnis oder
die Veränderung, die dadurch eintritt …
Es gibt noch einen weiteren Einwand von Janet …
Es geht darum, dass die günstigen Zufälle geradezu unwesentlich sind gemessen
an der besonderen Art der Veränderungen, die zusammentreffen müssten bei jedem
Wandel in den äußeren Bedingungen, um ein Tier zu befähigen verändert zu werden
durch die Natürliche Auslese …
(Wenn Sie z.B.) am Anfang von Kapitel IV fragen, ob es “unwahrscheinlich ist,
dass nützliche Veränderungen wenigstens manchmal im Verlauf von Tausenden von
Generationen erscheinen”, und etwas später sagen Sie, dass, “ohne dass günstige
Varianten erscheinen, die Natürliche Zuchtwahl nichts ausrichten kann.“ Nun
haben solche Ausführungen Ihren Gegnern den Vorteil verschafft festzustellen,
dass vorteilhafte Veränderungen seltene Zufälle sind oder dass sie auch in
langen Zeiträumen überhaupt nicht auftreten …
Ich meine, dass es besser wäre, alle solchen einschränkenden Ausdrücke zu
streichen und durchweg festzustellen (was, wie ich ganz sicher glaube, eine
Tatsache ist), dass Veränderungen aller Art jederzeit in jedem einzelnen Teil
des Organismus bei jeder Art von Lebewesen auftreten, und dass deshalb
vorteilhafte Veränderungen immer (schon) zur Verfügung stehen, wenn sie
benötigt werden
Ich würde meinen Gegnern die Beweislast zuweisen, nämlich ihrerseits zu zeigen,
dass irgendein Organ, der Bauplan eines Lebewesens oder seine Fähigkeiten NICHT
veränderlich sind, auch nicht in einer ganzen Generation (d.h. während der gesamten Lebensdauer eines Lebewesens JK), unter
allen Individuen einer Art; und sie sollten auch aufzeigen, dass ein solches
Organ usw. sich auf keinem Wege und auf keine Weise verändern kann. Ich würde
sie fragen, welchen Grund es für die Überzeugung geben sollte, dass jedes Organ
usw. immer absolut gleich bleibt für alle Zeit und alle Individuen einer Art. …
7. Weitere Briefe aus
dem „Darwin Correspondence Project“ (http://www.darwinproject.ac.uk/home )
Auf dem Weg zur Evolutionstheorie –
Befunde, Ideen und Meinungen zu naturwissenschaftlichen Fragen
·
Letter 782 — Charles
Darwin an Leonard Jenyns, 12.10.1844
Ich
habe stetig gelesen und Fakten gesammelt über die Veränderungen von Haustieren
und Nutzpflanzen und zu der Frage,
was eigentlich Arten sind; ich besitze nun einen großen Fundus von Fakten und
ich meine, dass ich daraus einige solide Schussfolgerungen ziehen kann. Die
allgemeine Schlussfolgerung, zu der ich langsam, von der genau
entgegengesetzten Überzeugung her kommend, geleitet worden bin, ist die, dass
Arten veränderlich sind und dass verwandte Arten Abkömmlinge sind, welche vom gleichen
Ursprung herstammen. Ich weiß wohl, wie sehr ich damit Vorwürfe auf mich ziehe,
mit einer solchen Schlussfolgerung, aber letztlich bin ich in ehrlichem Bemühen
und ganz bewusst dahin gelangt.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-782)
Einmaliger Schöpfungsakt, Plan
Vorsehung, Bestimmung – oder allmähliche natürliche Entwicklung
·
Letter 2713 — Charles
Darwin an Asa Gray, 24.2.1860
Mich haben Ihre theologischen Anmerkungen … interessiert, aber ich muss sie
noch überdenken. Es ist mir immer so erschienen, dass es für einen allmächtigen
und allwissenden Schöpfer das gleiche ist, vorherzusehen und vorherzubestimmen,
aber wenn ich dann darüber nachdenke, gerate ich in ein ungemütliches Bilderrätsel,
das irgendwie verwandt ist mit den komplexen Fragen „Notwendigkeit und Freier Wille“ oder „Ursprung des Bösen“, oder anderen
solchen Fragen, die jenseits der Möglichkeiten des menschlichen Verstandes
liegen. Es war interessant für mich in dem Buch „Life of
Newton“ von Brewster zu lesen, dass Leibniz das Gravitationsgesetz angriff als
„umstürzlerisch für alle Natürliche Religion“. Er griff Newton weiterhin an,
weil er mit der Schwerkraft eine „okkulte (verborgene) Eigenschaft“ eingeführt
habe, um die Bewegung der Planeten zu erklären.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-2713)
Darwins Verhältnis zu Glaube und
Religion
·
Letter 7924 — Charles
Darwin an F. E. Abbot, 6.9.1871
Meine Ansichten (über Religion) sind weit davon entfernt, eindeutig (clear) zu sein …
Ich kann mich nicht dazu durchringen, inwieweit eine innere Überzeugung
, dass es da einen Schöpfer oder eine Erste Ursache geben muss, wirklich
einen zuverlässigen Beweis darstellt. … ich fühle mich derzeit (wegen
Krankheit) einer tiefen Reflexion über das Tiefste, was eines Menschen Geist
erfüllen kann, nicht gewachsen …
Ich glaube und hoffe vollständig, dass ich nie ein Wort geschrieben habe, dass
ich in diesem Moment nicht auch gedacht (für richtig gehalten) habe …
Zu einem gewissen Grade bin ich nicht willens, mich öffentlich zu religiösen
Fragen zu äußern, zumal ich nicht meine, tief genug nachgedacht zu haben, als
dass das eine öffentliche Äußerung rechtfertigen würde
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-7924)
·
Letter 8828 - Nicolaas
Dirk Doedes an Charles Darwin, 27.3.1873
Ich
möchte Sie etwas fragen. Ich hoffe, dass Sie das nicht indiskret finden, falls
das so ist, bitte ich Sie, mir einfach nicht zu antworten.
Ich weiß aus der Lektüre Ihrer Bücher, dass Sie an die Existenz von Gott
glauben. Über die Unsterblichkeit (Unvergänglichkeit) des Menschen sprechen Sie
nirgendwo, wenn ich richtig liege.
Nun würde ich aber so gern wissen, mit
welcher Begründung Sie an Gott glauben. Wenn Sie vielleicht mit einigen
wenigen Worten andeuten könnten, wie Sie über seine Beziehung (sein Verhältnis)
gegenüber der (zur) Natur denken, so würde mich das sehr interessieren. Ich
nehme an, dass Sie Deist sind (darunter verstehe ich den Glauben an einen Gott,
der das Universum mit unveränderlichen Gesetzen geschaffen hat und der ihm
danach keinerlei Beachtung mehr schenkt), andererseits kann ich nicht
verstehen, wie Sie Ihren Glauben mit Ihrem Wissen zusammenbringen. Ist der
Hauptgrund für Ihren Glauben an Gott vielleicht der, dass Sie an eine
Erste Ursache denken, einen Schöpfer, den das Universum benötigt.
Ich denke, dass ich Ihnen gestehen muss, wenn ich einige Antworten auf meine
Frage erhalten sollte, dass ich für meinen Teil nicht mehr an die Existenz von
Gott glauben kann. Das ist der Grund dafür gewesen, dass ich mein
Theologie-Studium aufgegeben habe.
Es ist nicht eine arge Neugier, die mich fragen lässt, sondern aufrichtiges
Interesse an Ihrer Meinung dazu. Noch sollten Sie meinerseits eine
Auseinandersetzung befürchten, wenn Sie das nicht mögen.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-8828)
Letter 8837 - Charles Darwin an Nicolaas
Dirk Doedes 2.4.1873
Es ist nicht möglich, Ihre Frage knapp zu beantworten, und ich bin auch
nicht sicher, dass ich das tun könnte, auch wenn ich ausführlicher dazu
schreiben würde. Aber ich kann sagen, dass die Unmöglichkeit aus unserem
bewussten Selbst heraus zu verstehen, dass dieses großartige und wundersame
Universum durch Zufall (chance) entstanden ist, (das)
scheint mir das Hauptargument für die Existenz Gottes zu sein, aber ob das ein
Argument von wirklichem Wert ist, habe ich nie entscheiden können. Ich bin mir
bewusst, dass, wenn wir eine erste Ursache zugestehen, unser Geist (Denken)
doch immer zu wissen begehrt, woher dann diese kam und wie sie entstanden ist.
Ich übersehe auch nicht die Problematik, die mit der unermesslichen Menge an
Leiden überall in der Welt zusammenhängt. Ferner sehe ich mich veranlasst, mich
zu einem gewissen Maß dem Urteil so vieler kompetenter Männer zu unterwerfen,
die völlig an Gott glaubten, aber auch hier sehe ich wieder, welch ein
schwaches Argument das ist. Die sicherste Schlussfolgerung scheint zu sein,
dass der ganze Gesprächsgegenstand außerhalb der Möglichkeiten des menschlichen
Verstandes liegt, dass dennoch aber der Mensch seine Pflicht tun kann.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-8837)
Letter 8841 - Nicolaas Dirk Doedes an Charles Darwin
4.4.1873
Ihr Hauptargument für die Existenz Gottes ist, wie Sie schreiben, „die
Unmöglichkeit aus unserem bewussten Selbst heraus zu verstehen, dass dieses
großartige und wundersame Universum durch Zufall (chance)
entstanden ist“. Um sicher zu gehen, es ist
ganz wundersam und groß („groß, wie Unermesslichkeit, tief, wie Ewigkeit“, so
der Ausdruck von Mr. Carlyle). Aber wie, wenn es nicht „aufgetaucht“ (erschienen) wäre, im Sinne eines Anfangs? Wenn
es schon immer dagewesen wäre? Dann
wäre es mit Sicherheit nicht „durch
Zufall“ erschienen. Ich sage „erschienen“ im Sinne eines Anfangs, weil ich
mir nicht vorstellen kann, dass Sie das Wort im Sinne von (allmählicher)
Entwicklung gebraucht haben, weil ich weiß, dass Sie an erster Stelle derjenige waren, der deutlich gemacht hat,
dass die Entwicklung einer so komplexen Angelegenheit, deren Ergebnis die
organische Welt gewesen ist, sich nicht der Führung durch Vorsehung verdankt,
sondern natürlichen Ursachen, die durchaus in gewisser Weise als „Zufall“
bezeichnet werden können, und welcher dadurch, dass er das aufgezeigt hat, der
Teleologie (Vorstellung des Ablaufens der Entwicklung nach einem vorgegebenen
Plan, auf ein vorherbestimmtes Ziel hin; JK) einen heftigen Hieb versetzt hat.
Daher scheint mir, dass die Unmöglichkeit, das Erscheinen des Universums als
zufallsbedingt zu verstehen, mich nicht dazu drängt, an Gott zu glauben, weil
es doch möglich wäre, dass die „Materie“ (materia) schon
immer existiert hat.
Aber wenn, wie Sie schreiben, die Schlussfolgerung, „dass der ganze
Gesprächsgegenstand außerhalb der Möglichkeiten des menschlichen Verstandes
liegt“, die „sicherste“ ist, wie können Sie dann am Schluss (Ihres Buches)
Ihrer „Entstehung von Arten“ von einem Schöpfer sprechen, und ähnlich auch im
zweiten Kapitel (Ihres Buches) Ihrer „Abstammung des Menschen“, als ob Sie
dächten, dass der Glaube an ihn tatsächlich nötig wäre?
Ich merke das an, weil ich weiß, dass es einige (Zeitgenossen) gibt, welche
diese Textstellen aus Ihren Büchern als Autorität für ihren eigenen Glauben an
Gott in Anspruch nehmen; es gibt andere, die das als Ihren Schwachpunkt
ansehen, oder als ein Zugeständnis. …
Was die vielen “kompetenten Fachleute” betrifft, deren Urteil Sie, wie Sie
sagen, sich in gewissem Maße beugen, gibt es aber nicht genau so viele (nicht
nur in England, aber auf der ganzen Welt), die auf der entgegengesetzten Seite
stehen, ebenso fachkundige und aufrichtige Männer?
Aber was kann Autorität hier
bewirken (bedeuten), wo doch niemand als Beobachter dabeigewesen
ist und jedermann die Argumente beurteilen kann? Ich denke: Nichts.
Andererseits würde gerade Ihre Autorität für mich von hohem Wert sein.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-8841
)
·
Letter 12845 — F.A. McDermott an Charles Darwin, 23.11.1880
…
ich bin ein beschäftigter Mann und überhaupt kein kluger Mann und wenn ich das
Vergnügen haben würde, Ihre Bücher zu lesen, fühle ich, dass ich letzten Endes
meinen Glauben an das Neue Testament doch nicht verloren haben werde. Der
Grund, aus dem ich Ihnen schreibe, ist die Frage, auf die ich Sie bitte mit JA
oder NEIN zu antworten. Glauben Sie an das Neue Testament? … wenn ich sagen könnte,
dass der Verfasser dieser Lehre wie ich daran glaubt, dass Christus der Sohn
Gottes war …
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-12845)
·
Die
Antwort Darwins auf die im vorstehenden Brief gestellte Frage:
Letter 12851 — Charles Darwin an F. A. McDermott, 24.11.1880
Es tut mir leid, dass ich Ihnen mitteilen muss, dass ich die Bibel nicht für
eine göttliche Offenbarung halte, und dass ich daher nicht an Jesus als den
Sohn Gottes glaube.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-12851
)
·
Letter 11763 — Charles
Darwin an J. B. Innes, 27.11.1878
Herzlichen Dank für die Übersendung der Predigt von Dr. Pusey … Ich kann
schwerlich einsehen, wie Glaube (Religion) und Wissenschaft so deutlich
getrennt werden können, wie er das verlangt, wenn doch die Geologie sich mit
der Geschichte der Erde zu befassen hat und die Biologie mit der Geschichte des
Menschen. – Ich stimme aber zutiefst mit Ihnen überein, dass es keinen Grund
dafür gibt, warum die Jünger der jeweiligen Sichtweisen einander verbittert
bekämpfen sollten, solange sie strikt ihre Grundüberzeugungen beachten. …
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals ein einziges Wort veröffentlicht
habe, dass sich direkt gegen Religion oder die Geistlichkeit gerichtet hätte. …
Verachtung gegenüber mir und allen Darwinisten (Darwinians)
http://www.darwinproject.ac.uk/entry-11763
·
Brief von Charles
Darwin an George John Romanes, 5.12.1878
Der Biologe George John Romanes, mit dem Charles
Darwin befreundet war, hatte 1878 ein Buch veröffentlicht, in dem er den
Theismus widerlegen wollte (A Candid Examination of „Theism“ by „Physicus“).
Wenige Wochen später schrieb Darwin einen Brief an Romanes.
Er hatte das Buch „mit sehr großem Interesse gelesen“, war aber von der
Argumentation nicht überzeugt. Er trug kritische Einwände eines - gedachten -
Theologen vor:
„… Ich gestehe durchaus zu, dass die Wirkung der Schwerkraft, die Erhaltung der
Energie und die Einheit der Materie große Attraktivität besitzen …
aber ich behaupte, dass Gott der Energie solcherart Eigenschaften verliehen
haben muss – unabhängig von ihrer grundsätzlichen Erhaltung – dass sie sich
unter gewissen Bedingungen entwickelt (develops) oder
verändert: zu Licht, Wärme, elektrischem Strom, elektrischen Reizen in
Muskelzellen, vielleicht sogar zu Leben. …
Erneut behaupte ich, dass die Materie, obgleich sie in der Zukunft ewig sein
mag, von Gott erschaffen wurde mit den wunderbarsten Verwandtschaften, welche
zu komplizierten, jedoch genau festgelegten chemischen Verbindungen führen, und
mit elektrischen Ladungen, die schöne Kristalle hervorbringen usw. usw. Sie
können nicht beweisen, dass die Materie diese Eigenschaften notwendigerweise
besitzen muss. Daher haben Sie nicht das Recht zu sagen, Sie hätten „bewiesen“,
dass alle Naturgesetze sich zwangsläufig aus der Gravitation, der Erhaltung der
Energie und aus der Existenz der Materie ergeben.
Bitte beachten Sie, dass nicht ich es bin, sondern ein Theologe, der Ihnen das
gesagt hat, aber ich könnte ihm nicht antworten. …“
(The life and letters of George John Romanes …, written and edited by his wife; Longmans, Green,
and Co., London, New York and Bombay, 1898, S. 87ff., http://www.archive.org/stream/cu31924024734711#page/n105/mode/2up )
·
Letter 12041 — Charles
Darwin an John Fordyce, 7.5.1879
Es
scheint mir absurd zu sein zu bezweifeln, dass jemand sowohl ein
leidenschaftlicher Theist wie auch ein Evolutionist sein kann. - Sie haben recht, wenn Sie an Kingsley denken, Asa Gray, der bedeutende
Botaniker, ist ein anderes Beispiel dafür. – Was meine eigenen Ansichten
betrifft, so ist das eine Frage, die keinerlei Konsequenzen für andere hat,
sondern allein mich betrifft. – Aber wenn Sie mich fragen, muss ich
feststellen, dass mein Urteil häufig schwankt. Umsomehr
deswegen, weil es davon abhängt, wie man den Begriff definiert, ob man jemanden
einen Theisten nennen sollte: das ist ein zu gewaltiger Gegenstand, als dass
man ihn in einer kurzen Bemerkung abhandeln könnte. In den äußersten Zuständen
meines Schwankens bin ich niemals ein Atheist in dem Sinne gewesen, dass ich
die Existenz eines Gottes geleugnet hätte. Ich glaube, im Allgemeinen (und
desto mehr und mehr, je älter ich werde), aber nicht immer, dass Agnostiker die
genaueste Bezeichnung für meinen Seelenzustand sein würde.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-12041)
·
Letter 12757 — Charles
Darwin an E. B. Aveling, 13.10.1880
… Jede
Art der Veröffentlichung Ihrer Bemerkungen zu meinen Schriften bedarf wirklich
keiner Zustimmung von meiner Seite, und es käme mir lächerlich vor, meine
Zustimmung zu etwas zu erteilen, wo das nicht erforderlich ist. Ich würde es
vorziehen, wenn der Band Ihres Buches mir nicht gewidmet werden würde (dennoch
danke ich Ihnen für die angezeigte Ehre), weil das zu einem gewissen Grade
bedeuten würde, dass ich meine Zustimmung für die gesamte Veröffentlichung
gebe, obwohl ich darüber nichts weiß. Außerdem bin ich immer ein strenger
Verfechter des freien Denkens über jeden Gegenstand gewesen, aber jetzt
erscheint es mir so (ob zu recht oder zu unrecht), dass direkt gegen
das Christentum und den Theismus gerichtete Argumente kaum eine Wirkung beim
Publikum erzielen, und dass die Gedankenfreiheit am besten vorangebracht wird,
indem der menschliche Geist allmählich erhellt wird, was sich aus dem
Fortschreiten der Wissenschaft ergibt.
Es ist immer mein Anliegen gewesen zu vermeiden, über Religion zu schreiben,
und ich habe mich auf die Wissenschaft beschränkt. Ich könnte jedoch übermäßig
von dem Schmerz beeinflusst gewesen sein, den es einigen Mitgliedern meiner
Familie bereitet hätte, wenn ich in irgendeiner Weise gezielt Angriffe auf die
Religion unterstützt hätte.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-12757)
Sonstiges
·
Letter 11768 — J. B Innes an Charles Darwin, 1.12.1878
Ich
habe die Ehre, mit einem der besten Naturforscher Europas in enger Freundschaft
verbunden zu sein. Er ist ein äußerst genauer Beobachter, und er gibt niemals
etwas als Tatsache aus, das er nicht selbst sehr sorgfältig geprüft hat. Er ist
ein Mann von höchst vollendeten Charaktereigenschaften, und seine gewissenhafte
Beachtung der strengsten Wahrheit liegt weit über der der meisten anderen
Menschen, die ich kenne. Ich bin vollständig davon überzeugt, dass er, wenn er
eines Tages mit einem Fakt konfrontiert würde, der einer seiner
Lieblingstheorien eindeutig widerspäche, er die Sonne
nicht untergehen ließe, ehe er das allen bekannt gemacht hätte. Ich habe nie
auch nur ein einziges Wort in seinen Schriften entdeckt, das einen Angriff auf
die Religion beinhaltet hätte. Er geht seinen Weg als Naturforscher, und
überlässt es Moses, für sich selbst zu sorgen.
(John Brody Innes war
Pfarrer in Darwins Wohnort Down)
http://www.darwinproject.ac.uk/entry-11768
einige Daten aus dem Leben von Charles
Darwin
12.2.1809 |
Geburt
in Shrewsbury, 5. Kind von Dr. Robert Darwin und
Susannah geb. Wedgwood |
1817 |
Charles
Mutter stirbt |
1817
bis 1825 |
Schulbesuch
in Shrewsbury |
1825
bis 1827 |
Medizinstudium
an der Universität Edinburgh |
1828
bis 1831 |
Studium
in Cambridge, (eigentlich) mit dem
Ziel, anschließend die Laufbahn eines Geistlichen in der Anglikanischen
Kirche anzutreten; Abschluss: Bachelor of
Arts |
1831
bis 1836 |
Weltreise
auf der H.M.S. BEAGLE (Südamerika, Galapagos-Inseln, Südsee, Neuseeland,
Australien, Südafrika, Südamerika) |
1839 |
Heirat
mit Emma geb. Wedgwood (10 Kinder, 3 sterben früh) |
1842
bis 1882 |
Wohn-
und Arbeitsort Down House |
1851 |
Tod
von Darwins Lieblingstochter Annie (10 Jahre alt) |
1858 |
Gemeinsam
mit Alfred Russel Wallace: Vorstellung der Evolutionstheorie |
1859 |
Buch:
Über die Entstehung von Arten … |
1871 |
Buch:
Die Abstammung des Menschen … |
19.4.1882 |
Darwin
stirbt, Beisetzung in Westminster Abbey in London |
Darwin und die Kirche von England
·
In
einem Brief vom 28.5.1873 beantwortete Darwin einen Fragebogen, den ihm Galton
geschickt hatte. Darin gab er auf die Frage nach „Religion?“ an: „Nominell der
englischen Kirche zugehörig“ (Church of England)
(Leben und Briefe von Charles Darwin, Herausgegeben von Francis Darwin,
übersetzt von Julius Victor Carus, Stuttgart, E. Schweizerbart´sche
Verlagshandlung, 2. Auflage, 1899, III.Band, S.174)
·
Charles
Darwin wurde am 26.4.1882 in London in der Westminster Abbey beigesetzt (einer
der größten Kathedralen in London)
Darwins religiöser Hintergrund
Charles
Darwin wurde während der Napoleonischen Kriege geboren und wuchs in der Zeit
ihrer Nachwehen auf, einer konservativ geprägten Epoche, in der die von den
Konservativen (Torys) dominierte Regierung in engem Bündnis mit der
Anglikanischen Kirche von England radikale Bewegungen unterdrückte. Die
familiäre Erinnerung entsinnt sich an das 18. Jahrhundert als Zeit der
Aufklärung und eine Vielzahl von unangepassten kirchlichen Strömungen boten
unterschiedliche Interpretationen des christlichen Glaubens an. Die Familien
Darwin und Wedgwood waren strenggläubige Unitarier, obwohl einer von Charles
Darwins Großvätern, Erasmus Darwin, ein Freidenker war, auch sein Vater war
stillschweigend ein Freidenker, aber als Arzt vermied er es, in
gesellschaftliche Konflikte mit irgendeinem der wohlhabenden anglikanischen
Gönner zu geraten. Während Darwins Eltern offen genug waren, um sich mit
gesellschaftlichen Zwängen zu arrangieren und Darwin in der Kirche von England
taufen ließen, schickte seine fromme Mutter die Kinder in die Kapelle der
Unitarier. Nach ihrem Tod, als Darwin erst acht Jahre alt war, wurde er in das
Internat der Shrewsbury School, einer öffentlichen
anglikanischen Schule, aufgenommen.
(http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Darwin%27s_religious_views
)
Unitarismus (Unitarianismus):
wichtige Grundüberzeugungen
(http://en.wikipedia.org/wiki/Unitarianism 10.3.2010)
(Die Familie von Charles Darwin, vor allem seine Frau Emma, stand dem Unitarismus
nahe.)
Um
den Unitarismus (Unitarianismus) sachgerecht einzuordnen
(in der toleranten Spielart), werden üblicherweise einige Merkmale zusätzlich
zur Ablehnung des Dogmas von der Dreieinigkeit benannt. Obwohl durch keine
Autorität festgeschrieben, werden im allgemeinen die
folgenden akzeptiert:
·
der
Glaube an EINEN Gott und an die Einheit und Einzigartigkeit Gottes
·
dass
der Lebensweg und die Lehren von Jesus Christus das Vorbild dafür darstellen,
wie jedermann sein eigenes Leben gestalten sollte
·
dass
der Verstand, vernünftiges Denken, Wissenschaft und Weltanschauung in
Koexistenz stehen mit dem Glauben an Gott
·
dass
Menschen die Fähigkeit besitzen, ihren freien Willen verantwortlich, gestaltend
und in Bezug auf moralisches Verhalten auszuüben, und das mit Unterstützung
durch den Glauben
·
die
Überzeugung, dass das Wesen (die Natur) des Menschen unter den gegenwärtigen
Bedingungen nicht etwa von Grund auf verdorben ist, sondern fähig dazu, sowohl
das Gute als auch das Böse zu tun, weil Gott das so wollte
·
die
Überzeugung, dass keine Religion den Anspruch erheben kann, allein im Besitz
des Heiligen Geistes oder der theologischen Wahrheit zu sein
·
die
Überzeugung, dass die Autoren der biblischen Texte, obwohl sie von Gott
inspiriert waren, Menschen sind und daher menschlichen Irrtümern augesetzt sind
·
die
Ablehnung der überlieferten Lehre, wonach daran geglaubt wird, dass das Wesen
Gottes unheilvolle Züge beinhaltet, oder dass das wahre Wesen (Natur) und die
Aufgabe von Jesus Christus durch die Glaubenssätze von der Vorherbestimmung,
der ewigen Verdammnis, vom stellvertretenden Opfertod (Rechtfertigungslehre,
Sühneopfer) verschleiert werden
·
Unitarier
fassen ihren Glauben zusammen als “die Religion, die Jesus vertrat, aber nicht
eine Religion, die etwas über Jesus aussagt” ("the
religion of Jesus,
not a religion about
Jesus.")
·
Unitarier
glauben generell nicht daran, dass Jesus im Leib einer Jungfrau empfangen wurde
oder dass beispielsweise Wunder in dem Ausmaß vollbracht wurden, wie das die
Evangelien darstellen
Nach
Darwins Hochzeit mit Emma im Januar 1839 führten sie beide über mehrere Jahre
Diskussionen über den christlichen Glauben. In der Bibel von Emma Darwin aus
dieser Zeit gibt es handschriftliche Eintragungen von beiden. Der Unitarismus
betonte das innere Gefühl (Empfinden), das Vorrang hatte vor der Autorität
religiöser Texte oder Dogmen (Lehren), und ihr (Emma Darwins) Glaube war das
Ergebnis intensiven Bemühens und Fragens. Sie hatten gesellschaftlichen Umgang
mit verschiedenen unitarischen Geistlichen und lasen deren Werke wie auch die anderer Unitarier und von liberalen anglikanischen
Autoren. In Down besuchte Emma die Anglikanische Dorf-Kirche, aber als
Unitarier musste sich die ganze Familie stumm abwenden, wenn das trinitarische
Nicänische Glaubensbekenntnis gesprochen wurde. …
Während des Gottesdienstes blickte Emma starr weiter nach vorn, während die
Gemeinde sich dem Altar zuwandte, um das Bekenntnis zu sprechen, und so hielt
sie an ihrer unitarischen Glaubensweise fest.
(http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Darwin%27s_religious_views)
Was Darwin geglaubt hat …
(einige
Zitate von der Internetseite http://www.darwinproject.ac.uk/what-did-darwin-believe-article
- 4.6.2010)
·
In
einem Brief stellt Darwin klar, dass er sich nie als Atheist verstanden/gesehen
hat. Glaubt er an einen Schöpfer? Ist
er Theist? Solche Begriffe, meint er, sind
so unscharf und vielgestaltig,
dass sie fast alles bedeuten können. Ist
er also ein Agnostiker? Ja,
aber nicht die ganze Zeit über.
Seine Bewertung, sagt er, schwankt häufig.
Was verstand Darwin unter dem Begriff „Agnostiker“?
Das Wort bedeutet nicht Unglaube, sondern vielmehr eine grundsätzliche Unsicherheit angesichts der Frage nach der Existenz oder
der Natur Gottes. Für Darwin beinhaltet
das auch die Erkenntnis, dass es Grenzen für das naturwissenschaftliche Wissen
gibt, dass bestimmte Fragen von der Naturwissenschaft beantwortet werden
können, und dass es andere Fragen gibt, bei denen das nicht möglich ist.
·
Einige private Schriftstücke,
die erst kürzlich im Zusammenhang mit dem Darwin Correspondence Project durch
Familienmitglieder zur Verfügung gestellt wurden, eröffnen einen tieferen Einblick in Emma Darwins religiösen Glauben. Diese Dokumente
belegen die Bedeutung des Unitarismus, der seinen Schwerpunkt stärker auf das
innerliche Gefühl legt als auf die Autorität der Heiligen Schrift oder von
Autoritäten. …
·
Neben der Respektierung
des Anglikanischen Glaubens
stellte der Unitarismus
eine weitere wichtige religiöse Tradition in den Familien
Darwin und Wedgwood dar. …
Zu den
gesellschaftlichen Kreisen, in denen Charles und Emma Darwin in London
verkehrten, gehörten verschiedene führende unitarische Geistliche …
·
Emmas
Exemplar des Neuen Testaments, das in den ersten Jahren ihrer Ehe mit
ausführlichen Erläuterungen versehen wurde, enthält Notizen zu Passagen, die
nach der Beurteilung verschiedener Fachtheologen als nicht authentisch oder als
von späteren Autoren eingefügt beurteilt wurden.
·
Emmas Bibel enthält auch einige
Anmerkungen von Charles Darwin. Diese
weisen auf eine kritische Lektüre der Heiligen Schrift hin, beeinflusst
durch neues historisches Herangehen an den
Text. Sie
zeigen, dass Darwin die Bibel als eine Orientierungshilfe für moralisches
Handeln verstand, wie z.B. in seiner Anmerkung zum Brief des Paulus an die
Galater, Kapitel 6: „ „Lies (die Verse) 4,5,6, ganz praktisch“.
·
Darwins
Briefwechsel zeigt, dass sich seine religiösen Überzeugungen im Laufe seines Lebens
erheblich veränderten, und dass sie nie zu einer festen Meinung geführt haben. Sein Agnostizismus sollte
verstanden werden als ein Zustand
wirklicher Unsicherheit im Hinblick auf das Vorhandensein und das Wesen Gottes.
Darwins Großvater Erasmus Darwin
1. Erasmus Darwin: The Temple of Nature, 1803
(http://www.rc.umd.edu/editions/darwin_temple/canto4/canto4.html
- 4.6.2010)
·
Einleitung
Canto I:
Durch feste unveränderliche Gesetze,
welche der Natur durch die ERSTE GROSSE URSACHE eingeprägt wurden,
sag, MUSE, wie aus dem Wettstreit der Elemente
organische Formen wuchsen und das Leben entfachten …
·
(Fußnote
S.54)
Vielleicht befinden sich alle Hervorbringungen der Natur in ständigem
Fortschreiten hin zu größerer Vollkommenheit! - eine Vorstellung, die durch
moderne Entdeckungen und Ableitungen unterstützt wird und welche die
fortschreitende Entwicklung der festen Bestandteile des Globus betrifft und
sich in Übereinstimmung befindet mit der Würde des Schöpfers aller Dinge.
·
(Fußnote S.141)
Hatten jene Philosophen des Altertums, die dafür eintraten, dass die Welt aus
Atomen gebildet wurde, ihre Überlegungen darauf zurückgeführt, dass sie von der
Hand des Schöpfers bestimmte unveränderliche Eigenschaften empfangen hat, wie
die allgemeine Wirkung der Schwerkraft, chemische Anziehungskräfte oder die
Triebe der Tiere, statt sie zurückzuführen auf blinden Zufall; die Lehre von
den Atomen, nach welcher der Aufbau und die Zusammensetzung der materiellen
Welt durch Unterschiede in ihrem Zusammenspiel bestimmt wird, weit entfernt
davon, den Geist zum Atheismus zu führen, würde das die Beweisführung bestärken
für das Vorhandensein einer göttlichen Macht als der Ersten Ursache von Allem,
weil die Analogie, die sich aus unserer immerwährenden Erfahrung von Ursache
und Wirkung ableitet, sich so als allgemeines Naturgesetz bestätigte.
2. Erasmus Darwin und
seine Stellung in der Geschichte der Descendenz-Theorie,
von Ernst Krause, mit einem Lebens- und Charakterbilde von Charles Darwin,
Leipzig, Ernst Günther´s Verlag, 1880;
(Quelle: http://darwin-online.org.uk/pdf/1880_ErasmusDarwinGerman_F1323.pdf)
In
diesem Buch schreibt Charles Darwin über seinen Großvater:
·
(Seite
25f.)
Dr. Darwin
ist häufig ein Atheist genannt worden, während in jedem seiner Werke deutliche
Aussprüche gefunden werden, die zeigen, dass er durchaus an Gott als den
Schöpfer des Weltalls glaubte. Zum Beispiel schreibt er in dem posthum
veröffentlichten „Tempel der Natur"*): „Vielleicht sind alle Erzeugnisse
der Natur in ihrem Fortschritt zu größerer Vervollkommnung begriffen (!), eine
Idee, die durch die neueren Entdeckungen und Schlussfolgerungen in Betreff der
fortschreitenden Bildung der festen Teile der Erdkugel unterstützt wird und im
Einklang mit der Würde des Schöpfers aller Dinge steht.“ Ein Kapitel der „Zoonomia« schließt er mit den Worten des Psalmisten: „Die
Himmel rühmen die Ehre Gottes und die Feste verkündet seiner Hände Werk.“
Er veröffentlichte eine Ode über die Torheit des Atheismus mit dem Motto: „Ich
bin furchtbar und wunderbar gemacht“, von welcher der erste Vers lautet wie
folgt:
„Atome, die zum Schwindeltanz
sich regellos gesellt
- die bauten, atheist´scher
Tor
Das Wunderwerk der Welt?“
Mit Beziehung auf die Moral sagt er: „Der berühmte Ausspruch des Sokrates:
„Erkenne dich selbst“ … so weise er sein mag, scheint doch von selbstischer
Natur zu sein. Die geheiligten Grundsätze des Stifters des Christentums
dagegen: „Tut wie ihr wünscht, dass euch getan werde“ und „Liebe Deinen
Nächsten wie dich selbst" schließen alle unsere Pflichten der
Nächstenliebe und der Moral in sich, und wenn sie von allen Nationen ernstlich
befolgt würden, würde das gegenwärtige Glück der Menschheit um ein
Vieltausendfaches vermehrt sein.
Obgleich Dr. Darwin gewiss ein Theist in der allgemein angenommenen Bedeutung
des Wortes war, so bezweifelte er doch jede Offenbarung. Auch empfand er wenig
Achtung vor der Lehre der Unitarier, denn er pflegte zu sagen, „dass der Unitarianismus ein Federbett sei, um einen fallenden
Christen aufzufangen".
·
(S.64f.)
Die „Phytologia" wurde im Jahre 1800
veröffentlicht. …
Die folgenden Aussprüche sind insofern interessant, als sie den Fortschritt der
modernen Auffassung schon damals im Voraus entwerfen. In einer Diskussion über
„die Glückseligkeit des organischen Lebens" (S. 556) sagt er, nachdem er
darauf hingewiesen, dass Tiere Pflanzen fressen: „Die stärkeren, schnellen Tiere
verschlingen die schwächeren ohne Gnade und Barmherzigkeit. Solcherart ist die
Lage der organischen Natur, deren erstes Gesetz in den Worten ausgedrückt
werden könnte: „Friss oder werde gefressen“, wodurch sie einem großen Schlachthause
oder einem ungeheuern, alles umfassenden Schauplatz
von Gefräßigkeit und Ungerechtigkeit ähnlich erscheint.“ Er fährt sodann weiter
fort: „Wo finden wir eine wohlwollende Idee, die uns inmitten so vieles
anscheinenden Elendes trösten könnte?“ Er argumentiert darauf so: „Raubtiere
überfallen und fangen weit leichter die Alten und Schwachen, die Jungen werden
durch ihre Eltern verteidigt … durch diese Einrichtung wächst das Lustgefühl in
der Welt.... alte Organisationen werden in junge umgewandelt ... der Tod kann
nicht so eigentlich ein Übel genannt werden, als das Aufhören des Guten.“ Es
finden sich noch weit mehr derartige und kaum weniger wichtige Stellen in
diesem Werke. Er macht nun einen großen Sprung in seiner Darstellung und
schließt, dass „alle Schichten der Erde Denkmale des früheren Glückes der
organischen Natur und infolge dessen der göttlichen Güte sind.“
„Kreationisten“
und „Evolutionisten“
·
Darwin
verwendet in etwa 10 seiner Briefe den Begriff „creationists“,
um damit Menschen zu charakterisieren, die im wörtlichen Verständnis biblischer
Texte daran glauben, dass alle Arten von Lebewesen in einem einmaligen
Schöpfungsakt erschaffen wurden und sich seitdem nicht mehr verändert haben. Im
Gegensatz dazu vertreten „evolutionists“ (auch etwa
10x erwähnt) die Ansicht, dass die ursprünglichen Arten sich in der
Erdgeschichte an sich verändernde Umweltbedingungen angepasst und allmählich
verändert haben.
Gebrauch von Metaphern
·
...
auch Darwins Origin of Species
waren nicht nur an eine kleine Gruppe professioneller Wissenschaftler
gerichtet, sondern vor allem an eine lesefreudige Öffentlichkeit. Darwin und
seine schreibenden Zeitgenossen waren außergewöhnlich besorgt um ihren Gebrauch
von Metaphern und Analogien. ... Darwin benutzte die Metapher der „Auslese“
(Selektion JK), die beinhaltete, dass „jemand“ eine Wahl trifft, ganz bewusst,
doch konnte auch er nicht kontrollieren, wie Leser diese Metapher auffassten.
(Thomas P. Weber: Darwin und die neuen Biowissenschaften, DuMont Köln, 2005,
S.105)
Ernst Haeckel
·
Der
Biologe Ernst Haeckel verbreitet Darwins Lehre noch zu dessen Lebzeiten wie
kaum ein anderer, vor allem in Deutschland.
Haeckel macht die natürliche Auslese zum Teil einer »universellen
Entwicklungstheorie, die in ihrer enormen Spannweite das ganze Gebiet des
menschlichen Wissens umfasst«. Er stellt biologischen Darwinismus in den Dienst
politischer Ideologie, erklärt Selektion und Konkurrenz zur Grundlage
gesellschaftlichen Fortschritts und versteht den deutschen Nationalstaat als
darwinistisches Projekt. Und wie kein anderer verschafft er dem Rassismus ein
wissenschaftliches Fundament.
“Diese Naturmenschen“, schreibt er in seinen Lebenswundern, „stehen in
psychologischer Hinsicht näher den Säugethieren
(Affen, Hunden), als dem hochcivilisirten Europäer;
daher ist auch ihr individueller Lebenswerth ganz
verschieden zu beurteilen.“
Wenn es heißt, der Nationalsozialismus und andere Tyrannenregime beriefen sich
auf Darwin, dann ist damit eigentlich Haeckel gemeint.
(Die Zeit 31.12.08 S.29f.)
Anmerkungen zu
einigen „Legenden“ um Charles Darwin:
1. „Darwin hat Karl Marx einen Korb
gegeben“
(Zum Verhältnis von Darwin zu Marx und Engels)
·
„Friedrich
Engels las Darwins Buch von der „Entstehung der Arten“ drei Wochen nach
Erscheinen, Karl Marx erst ein Jahr später. Marx schrieb an Engels: „... dies
ist das Buch, das die naturhistorische Grundlage für unsere Absicht enthält“,
und äußerte Lasalle gegenüber: „Sehr bedeutend ist
Darwins Schrift und passt mir als naturwissenschaftliche Unterlage des
geschichtlichen Klassenkampfes.“
(nach: Charles Darwin: Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl,
Reclam Leipzig 1980, Anhang Seite 539f.)
Diese Äußerungen von Marx und Engels sind
vielfach auch anderswo belegt.
·
Die folgende
Geschichte wird gern erzählt (mit der Pointe, dass Darwin den Umarmungsversuch
seitens Karl Marx tapfer abgewehrt hat):
„Karl Marx selbst übersandte Darwin im Juni 1873 die zweite Auflage der
deutschen Ausgabe des „Kapitals“ mit einer Widmung, in der er sich als „sincere admirer“ [aufrichtiger
Bewunderer JK] Darwins bezeichnete. Doch Darwin las weder dieses Buch – die
Seiten des Widmungsexemplars wurden nicht
aufgeschnitten – noch gab er seine Zustimmung, als Marx 1880 um die Erlaubnis
anfragte, ihm die englische Ausgabe des ‚Kapitals‘ widmen zu dürfen. Dennoch
und auch nicht zufällig wählte Friedrich Engels am Grabe von Marx folgenden
Vergleich: „Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so
entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der Geschichte.“
(Mozetic, G.: Die Gesellschaftstheorie des
Austromarxismus. Geistesgeschichtliche Voraussetzungen, Methodologie und
soziologisches Programm. Darmstadt 1987, S. 117 f.;
zitiert nach http://www.tu-braunschweig.de/Medien-DB/hispaed/erziehung.pdf
Seite 27)
In der Ausstellung in Darwins Wohnhaus in
Down ist das gewidmete Buch zusammen mit folgender Erläuterung ausgestellt:
“10. Das Kapital
Der erste Band von Karl Marx´ berühmtem Werk “Das Kapital” wurde von Karl
Marx persönlich an Darwin übersandt mit einer im Inneren befindlichen Widmung
„von seinem aufrichtigen Bewunderer Karl Marx, 16. Juni 1873“. Darwin schrieb
am 1. Oktober 1873 an Karl Marx, um ihm zu danken. Er beschloss seinen Brief
mit den Worten: „Obwohl unsere Untersuchungen so verschiedener Art sind, glaube
ich doch, dass wir beide ernsthaft die Ausweitung der Erkenntnis wünschen und
dass diese auf lange Sicht sicher zum Glück der Menschheit beitragen wird.“
(keine Bitte um Zustimmung, deshalb auch
keine Ablehnung, Ende der Episode)
·
Es gibt einen
weiteren Brief aus dem Jahre 1880. Den hat aber nicht Karl Marx, sondern dessen
Schwiegersohn E.B. Aveling an Darwin geschrieben.
Darin bittet er Darwin, dass dieser explizit seine Zustimmung erteilen möge,
dass A. ihm ein neues Werk widmen darf. Darwin schreibt am nächsten Tag
ablehnend zurück:
Letter 12757 — Charles Darwin an E.B. Aveling, 13.10.1880
… Jede Art der Veröffentlichung Ihrer Bemerkungen zu meinen Schriften bedarf
wirklich keiner Zustimmung von meiner Seite, und es käme mir lächerlich vor,
meine Zustimmung zu etwas zu erteilen, wo das nicht erforderlich ist. Ich würde
es vorziehen, wenn der Band Ihres Buches mir nicht gewidmet werden würde
(dennoch danke ich Ihnen für die angezeigte Ehre), weil das zu einem gewissen
Grade bedeuten würde, dass ich meine Zustimmung für die gesamte
Veröffentlichung gebe, obwohl ich darüber nichts weiß. Außerdem bin ich immer
ein strenger Verfechter des freien Denkens über jeden Gegenstand gewesen, aber
jetzt erscheint es mir so (ob zu recht oder zu unrecht), dass direkt gegen
das Christentum und den Theismus gerichtete Argumente kaum eine Wirkung beim
Publikum erzielen, und dass die Gedankenfreiheit am besten vorangebracht wird,
indem der menschliche Geist allmählich erhellt wird, was sich aus dem
Fortschreiten der Wissenschaft ergibt.
Es ist immer mein Anliegen gewesen zu vermeiden, über Religion zu schreiben,
und ich habe mich auf die Wissenschaft beschränkt. Ich könnte jedoch übermäßig
von dem Schmerz beeinflusst gewesen sein, den es einigen Mitgliedern meiner
Familie bereitet hätte, wenn ich in irgendeiner Weise gezielt Angriffe auf die
Religion unterstützt hätte.
(http://www.darwinproject.ac.uk/entry-12757)
(da sind offensichtlich zwei Geschichten
ineinander geraten!)
2. „Darwin hat sich auf dem Sterbebett
von seiner Evolutionstheorie losgesagt“
·
„Darwin
starb in seinem Haus in Downe, Kent, am 26. April
1882. Es gab kein Gespräch am Sterbebett oder ein Abrücken (eine Zurücknahme)
von seiner Theorie, wie oft behauptet wird“.
(John van Wyhe: Darwin in
Cambridge, Christ´s College Cambridge, 2009, S.56)
3. „Darwin hat in Cambridge das
gleiche Zimmer bewohnt wie vor ihm William Paley”
·
„Es
gibt die Überlieferung, dass diese Räume einst von dem berühmten Naturtheologen
William Paley bewohnt wurden. Im Christ´s College
konnten keine Beweise dafür gefunden werden, dass diese Geschichte stimmt.“
(Paley hatte gemeint, jeder perfekt
funktionierende Teil der Schöpfung lasse zwingend auf einen intelligenten
Konstrukteur = Gott schließen)
(John van Wyhe: Darwin in Cambridge, Christ´s College Cambridge, 2009, S.30)