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Kernenergie

Ende aller Sorgen oder Sorgen ohne Ende ?

 

In unserem Thema geht es um ENERGIE, um unseren Umgang mit Energie heute und um die Frage, wie die Energieversorgung in Zukunft aussehen könnte.
Meine Betrachtungen werden sich dabei auf eine Möglichkeit der Energiebereitstellung beschränken: auf die Nutzung von Kernenergie.
Der Untertitel deutet schon auf Streit und Polarisierung hin. Bedeutet die Nutzung von Kernenergie nun das „Ende aller (Energie-)Sorgen“ – so jubeln die einen – oder schaffen wir uns damit „Sorgen ohne Ende“ – wie die anderen befürchten?

Ich möchte Sie zu einem Spaziergang einladen durch ein halbes Jahrhundert Technikgeschichte. Eingestreut sind ganz persönliche Anmerkungen zu einem Thema, dem ich in meinem Leben immer wieder begegnet bin – ein paar anekdotenhafte Geschichten, in denen auch etwas zur Geschichte und zu aktuellen Fragen der Nut­zung der Atomenergie deutlich wird.

 

 

1. Vor 70 Jahren - Die Entdeckung der Kernspaltung

 

Das „Atomzeitalter“ nahm seinen Anfang vor 70 Jahren.

An einem einfachen hölzernen Labortisch, der heute in Deutschen Museum in München steht, erlebten Wissen­schaftler im Dezember 1938 eine Überraschung. Zwei Chemiker – Otto Hahn und Fritz Strassmann – beschos­sen schwere Atomkerne (Uran-Isotop 235) mit Neutronen in der Hoffnung, dass die Geschosse im Kern stecken bleiben und ein neuer, noch schwererer Atomkern entstehen würde, ein neues chemisches Element.

Sie analysierten die Produkte ihres Experiments, fanden aber – da waren sie sich als Chemiker sicher – das Element Barium, das hier aber einfach nicht entstehen konnte. Oder? Lise Meitner, eine jüdische Kollegin der beiden, die schon seit einigen Monaten in Schweden im Exil war, erkannte, was sich wirklich ereignet hatte und konnte die merkwürdigen Ergebnisse richtig deuten. Es war etwas geschehen, was bis dahin niemand vermutet hatte. Beim Beschuss der Urankerne waren die Neutronen zwar in den Atomkern eingedrungen, aber der so erzeugte schwerere Atomkern war nicht stabil und zerfiel in zwei kleinere Bruchstücke. Dabei konnten unter an­derem auch Barium-Atome entstehen. Und bei diesem erzwungenen Zerfallsprozess (= Spaltung) wurden zu­sätzlich einige Neutronen als Strahlung freigesetzt.
Der Vorgang der „Kernspaltung“ ist in der folgenden Abbildung skizziert:

 

Mit einem Neutron wird ein Atomkern des Uran-Isotops U-235 „beschossen“. Das Neutron dringt in den Kern ein, dieser ist jetzt um ein Kernteilchen schwerer – als Zwischenstadium ist das Uran-Isotop U-236 entstanden. Dieser Atomkern ist nicht stabil, beginnt zu schwingen und zerplatzt im Bruchteil einer Sekunde in zwei große Fragmente. Die Bruchstücke sind unterschiedlich groß, und der Zerfall kann den Kern jedes Mal an anderer Stelle spalten und unterschiedliche Fragmente liefern. In der folgenden Abbildung sind beispielhaft zwei mögliche Ergebnisse der Spaltung eines Uran-235-Atomkerns dargestellt.

 

Die entstehenden Bruchstücke wie Cäsium-140, Rubidium-94, Barium-145 oder Krypton-88 sind „richtige“ Atome bekannter chemischer Elemente. Durch ihre Herkunft sind sie jedoch alle physikalisch nicht stabil. Sie enthalten einen Überschuss von Neutronen in ihrem Atomkern, deshalb sind sie „radioaktiv“ und geben in einer Kaskade von sich anschließenden Zerfallsprozessen Strahlung ab, bis sie ein stabiles Stadium erricht haben.

Bei der Spaltung eines Atomkerns werden neben den beiden großen Trümmerstücken zusätzlich zwei bis vier Neutronen freigesetzt. Diese fliegen davon, können in einen benachbarten Uran-235-Atomkern eindringen und dort ebenfalls eine Kernspaltung bewirken. Da sich die Zahl der Neutronen vermehrt, kann so eine Kettenreaktion entstehen, in deren Verlauf die Zahl der Kernspaltungen lawinenartig anwächst (ungesteuert geschieht das z.B. in einer Atombombe).

Bei der Spaltung von Atomkernen des Uran-Isotops U-235 wird Energie freigesetzt (Kernspaltungsenergie). Im Verlauf der Kernspaltung tritt ein „Massenschwund“ ein: Die Summe der Teilchenmassen im Uranatom U-235 vor der Kernspaltung beträgt 236,05, nach der Kernspaltung summieren sich die Massen der Bruchstücke und der Neutronen  zu 235,83. Das entspricht einem Defizit von 0,22 Teilchenmassen; etwa 0,1% der Ausgangsmasse sind „verschwunden“. Sie tauchen in der Bilanz nun Form von Energie auf. Nach der Einsteinschen Gleichung E = m x c2 entspricht das Massendefizit für einen gespaltenen Atomkern einer Energie von 205 MeV. Diese Energie wird als Bewegungsenergie der weggeschleuderten Kerntrümmer freigesetzt:

 

E = m x c2

 

Die großen Spaltprodukte werden auf ihrem Weg durch die normale Materie schnell abgebremst und ihre („Brems“-)Energie wird als Wärmeenergie wirksam. Neutronen und Gammastrahlung breiten sich wesentlich weiter aus und werden von uns als unterschiedliche Arten von „Strahlung“ registriert.

Welch gewaltige Energiemengen hier entstehen, lässt sich vielleicht daran ermessen, dass bei der Explosion der Hiroshima-Atom-Bombe lediglich 0,6 Gramm Masse in Energie umgewandelt wurden!

 

Spontane Kernspaltung
Kernspaltung ist übrigens – das wurde erst Jahrzehnte später entdeckt – ein Vorgang, der auch spontan in der Natur stattfindet (als Kernzerfall). Die spontane Kernspaltung erfolgt beim Uran-Isotop U-235 mit einer Halbwertszeit von etwa 1017 Jahren. Damit zerfällt zwar ein Atomkern nur extrem selten von allein, aber wegen der großen Zahl von Atomkernen findet in 1 Kilogramm Uran-235 dennoch aller 2 Sekunden 1 Atomkernzerfall statt.

 

In der Atombombe (Kernspaltungs-Bombe) läuft der Kernspaltungsprozess als ungesteuerte Kettenreaktion ab.

Bei der Nutzung der Kernspaltung in Atomkraftwerken soll der Prozess ja aber kontrolliert und effektiv stattfinden. Damit das möglich ist, muss der Fluss der Neutronen gesteuert werden. Um das Aufschaukeln zu einer Kettenreaktion zu verhindern, muss zum einen die Anzahl der Neutronen kontrolliert werden. Das geschieht durch das Einbringen von Stoffen wie Cadmium und Bor, die als massive Stäbe zwischen das Uranmaterial eingeschoben werden, aber auch in Form von gelösten Salzen ins  Kühlwasser gegeben werden. Diese Substanzen können durch ihre physikalischen Eigenschaften Neutronen „einfangen“, absorbieren.

Noch ein zweiter Regelmechanismus ist für eine effektive Kernspaltung nötig. Die bei der Kernspaltung freiwerdenden Neutronen haben eine zu hohe Geschwindigkeit, um weitere Atomkerne zu spalten (so genannte „schnelle Neutronen“: Geschwindigkeit etwa 20.000 km pro Sekunde). Ihnen wird deshalb ein Medium in den Weg gestellt, in dem die Neutronen auf Teilchen vergleichbarer Größe prallen und abgebremst werden. In der Praxis verwendet man z.B. Graphit, eine besondere Art von Kohlenstoff, oder einfaches Wasser – das dann gleichzeitig auch als Kühlmittel dient und die entstehende Wärme abführt. Die nun abgebremsten so genannten „thermischen Neutronen“ haben eine Geschwindigkeit von etwa 2 km pro Sekunde.

 

Durch die Entdeckung der künstlichen Kernspaltung in Deutschland war nicht nur ein jahrtausendealtes Denkmodell der Naturwissenschaften „zerbrochen“: Das ATOM, d.h. im Griechischen wörtlich „das Unteilbare“, ließ sich spalten!
Schon wenige Monate später berechneten Fermi und andere Physiker in den USA, dass die bei der Kernspaltung freigesetzten Neutronen in weitere Atomkerne eindringen und eine „Kettenreaktion“ in Gang setzen könnten.
Würde sich diese Kraft, die in der Materie der Atomkerne schlummerte, dort gewissermaßen „eingefroren“ war, über die nun gelungene Spaltung einzelner Atomkerne hinaus aber auch im technischen Maßstab nutzen las­sen?

1939 begann der Zweite Weltkrieg, und vor allem von Physikern in den USA wurde befürchtet, dass die deut­schen Forscher in der Lage sein könnten, eine Kernspaltungsbombe mit verheerender Wirkung zu entwickeln. Sie wiesen die US-Regierung auf diese Gefahr hin und forderten sie zum Handeln auf. Ein fieberhafter Wettlauf mit der Zeit begann. In den USA wurde mit dem „Manhattan Project“ ein Forschungs- und Entwicklungspro­gramm gestartet, um selbst schnell eine solche Bombe zu bauen.

In zwei grellen Blitzen zeigten sich im August 1945 die entfesselten Naturgewalten. Das atomare Feuer aus „Atom-Bomben“ zerstörte kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges die japanischen Großstädte Hiroshima und Nagasaki. Die neue Technik hatte perfekt funktioniert – und sich als Gewalttat entladen. Hunderttausende Men­schen fielen der Macht-Demonstration zum Opfer.

Der Schock prägte die weltpolitische Entwicklung nächsten Jahrzehnte. Das atomare Wettrüsten setzte ein. Die neuen Waffen wurden perfektioniert.
Noch heute leben wir mit der Bedrohung, die in den Atomwaffenarsenalen lauert.
Der Schock hat auch Spuren in meiner Kinderseele hinterlassen. Der früheste Traum, an den ich mich vom Anfang der 1950er Jahre erinnern kann, lässt meine kleine Welt in einer Atombombenexplosion verdampfen.

In West und Ost setzte nun aber auch das (ehrliche oder vorgebliche) Bemühen ein, „atoms for peace“ zu nut­zen, die Kernspaltung unter kontrollierten Bedingungen „friedlich“ zur Energiebereitstellung verfügbar zu ma­chen, eine neue Energiequelle für den Wettlauf der politischen Systeme, der in eine leuchtende Zukunft führen sollte.
Bereits 1954 gingen in der Sowjetunion, und wenig später in England die ersten Atom-Kraftwerke in Betrieb, die elektrischen Strom erzeugten.

 

 

2. Aufbruch ins Atomzeitalter

 

Das alles passte in die Aufbruchstimmung der 1950er Jahre, die auch mich als Kind angesteckt hat.

Als ich 13 Jahre alt war, habe ich mir ein Buch schenken lassen, das einiges von der Stimmung jener Zeit deut­lich werden lässt:

 

Böhm/Dörge:
Unsere Welt von morgen, Volksausgabe, Verlag Neues Leben, Berlin, 1959

 

Die Wirtschaftsstrategien der sozialistischen DDR-Gesellschaft orientierten sich an einem Satz von W.I.Lenin:

 

„Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes!“

 

Energie war die Triebkraft für den Kampf der Gesellschaftssysteme, und rauchende Schornsteine galten (nicht nur im Osten) als Beleg für wirtschaftlichen Aufschwung.
Und wir – in der DDR - konnten stolz sein:

„Der Pro-Kopf-Verbrauch an Elektroenergie liegt in unserer Republik bereits über dem Westdeutschlands, das Entwicklungstempo unserer Energieversorgung ist wesentlich höher als das in der kapitalistischen Welt…“ (Böhm/Dörge S.71)

 

In diesem Denken lag auch die Ursache für eine Ideologie, die einen ständig steigenden Energieverbrauch in den nächsten 40 Jahren für unerlässlich erklärte und der DDR in den 1980er Jahren den ersten Platz beim Pro-Kopf-Verbrauch an Energie in Europa bescherte. Natürlich war diese „stolze“ Spitzenposition auch Ergebnis der Notsituation, in der die DDR „autark“ sein wollte und musste, und der einzige einheimische Energieträger die nur mit großen Verlusten nutzbare Braunkohle war.

Aber woher sollte in der Perspektive der 1950er Jahre die notwendige Energie für den Aufschwung kommen?

 

„Strahlende“ Energiezukunft – aus dem Blickwinkel der 1950er Jahre (1) (Böhm/Dörge S.124):

Ungleiche Konkurrenten: Wärmeenergie im Werte von 23.000.000 kWh lässt sich gewinnen aus

Steinkohle

(2.700 Tonnen)
2.700.000.000 Gramm

125 Waggons;
Verbrennung

Uran 235

1.000 Gramm

Kernspaltung

Deuterium

110 Gramm

Kernfusion

 

Einzig die Kernenergie konnte und musste und sollte die Energiequelle der Zukunft sein!
Mit der Spaltung von nur einem einzigen Kilogramm Uran konnte eine Kleinstadt ein ganzes Jahr lang versorgt werden. Die Vorteile waren überzeugend: Hier stand eine unerschöpfliche, billige und saubere Energiequelle zur Verfügung.

„Strahlende“ Energiezukunft – aus dem Blickwinkel der 1950er Jahre (2) (Böhm/Dörge S.115,127):

·       „Wenn die Menschheit keinen Missbrauch mit den märchenhaften Schätzen der Kernenergie treibt, wird die Welt von morgen Energie im Überfluss haben.“

·       „Unsere junge Republik ist in der glücklichen Lage, von diesem Uranreichtum, den die Natur für den Men­schen bereithält, einen recht ansehnlichen Anteil ihr eigen nennen zu können. … verfügt unsere Republik über die größten Uranerzlager Europas.“

·       „Der hochradiaktive Atommüll … behält seine bedrohlichen Eigenschaften für Jahrhunderte … Als sicher gelten kann, dass die friedliche Nutzung der Kernkraft nicht an der Klippe der – freilich schwierigen – „Müllabfuhr“ stranden wird.“

 

Interessanterweise wurde das Uranerz in der DDR danach noch 1959 als einheimischer Rohstoff betrachtet. Und auch die Erwähnung möglicher Probleme mit dem strahlenden „Atommüll“ ist zu diesem frühen Zeitpunkt bemerkenswert.

Die Atom-Euphorie war übrigens systemübergreifend: In Frankreich beispielsweise wurde der staunenden Öffentlichkeit im Jahre 1958 das atom-getriebene Auto „Fulgur“ für den Hausgebrauch angekündigt.

 

 

3. Der Ausbau der Atomenergie in der DDR

 

In der DDR wurden inzwischen auch die ersten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Prognosen für den Aus­bau der Kernenergie erstellt. So veröffentlichte der Nestor der DDR-Energieforschung, H.-J. Hildebrand, im Jahre 1957 grundsätzliche Überlegungen: „Die Kernenergie im System der Elektrizitätsversorgung der Deut­schen Demokratischen Republik“ (Energietechnik 7 (1957) S.146ff.). Er teilte mit, dass damit „die volkswirt­schaftliche Notwendigkeit der schnellen Inangriffnahme des Baus von Atomkraftwerken nachgewiesen wird“ und veröffentliche folgende Erwartungen zum Ausbau der Kernenergie bis zum Jahre 2000:


 

Jahr

Kapazität Kernkraftwerke
Prognose für die DDR

(Leistung in GWe)

1970

4

1980

13

1990

42

2000

110

Drei Anmerkungen zur vorstehenden Tabelle:
a) 1 GWe = 1 Gigawatt elektrische Leistung = 1000 Megawatt; das entspricht etwa einem Kraftwerksblock der
    heute üblichen Größenordnung
b) Die DDR erreichte tatsächlich Ende der 1980er Jahre eine Kernkraftwerksleistung von etwa 2 GW

c) Die in der Tabelle für das Jahr 2000 erwartete Kern-Kraftwerkskapazität entspricht in der Größenordnung
    etwa dem derzeitigen gesamten Kraftwerkspark der Bundesrepublik Deutschland (2008: Summe
    Kernenergie, Kohle, Öl und Gas)

 

Auch anderswo herrschten – aus heutiger Sicht völlig übertriebene - Erwartungen. Die Internationale Atomener­giebehörde (IAEA) errechnete in ihren Prognosen zum weltweiten Ausbau der Kernenergie für das Jahr 2000 aus der Perspektive des Jahres 1974 eine Kraftwerkskapazität von 4400 GWe. In den Folgejahren gingen die Prognosezahlen ständig zurück; 1980 wurden für das Jahr 2000 nur noch 900 GW erwartet. Der tatsächliche Ausbau erreichte 1995 mit 380 GW etwa den heutigen Stand (Zur Lage der Welt 1987/88; Fischer Ffm. 1987 S.97).

 

Der tatsächliche Einstieg in die energetische Nutzung der Kernenergie entwickelte sich in der DDR wie folgt:

 

Entwicklung der Kernenergie-Nutzung in der DDR

Zeitpunkt

Ereignis

1.1.1956

Gründung des Zentralinstituts für Kernphysik (Rossendorf bei Dresden)

16.12.1957

Forschungsreaktor Rossendorf

9.5.1966

KKW Rheinsberg (70 MWe)

1973

KKW Lubmin bei Greifswald 1.Reaktor (440 MW)

1974

KKW Lubmin bei Greifswald 2.Reaktor (440 MW)

1978

KKW Lubmin bei Greifswald 3.Reaktor (440 MW)

1979

KKW Lubmin bei Greifswald 4.Reaktor (440 MW)

1989

KKW Lubmin bei Greifswald 5.Reaktor (440 MW)

Bei den Standorten für die Kraftwerke ist anzumerken, dass sie wegen der Kühlwasserversorgung grundsätzlich immer in der Nähe von Seen (Binnensee: Rheinsberg; Ostsee: Lubmin) oder Flüssen errichtet werden müssen. Die in der DDR zunächst favorisierte Kühlung durch Ostseewasser führte zu massiven Korrosionsproblemen durch den Salzgehalt, sodass für die Folgezeit bevorzugt Standorte an der Elbe ausgewählt wurden. Ende der 1980er Jahre war ein KKW in Stendal im Bau (das nie in Betrieb ging), weitere Planungen gab es z.B. für den „Standort IV“, der am „Schwarzen Kater“ bei Börln (zwischen Oschatz und Wurzen) lag und aus der für diesen Zweck extra aufzustauenden Elbe mit Kühlwasser versorgt werden sollte.
Im Zusammenhang mit der Kernenergienutzung in der DDR soll an dieser Stelle nur darauf hingewiesen wer­den, dass seit Ende der 1940er Jahre in Sachsen und Thüringen unter Kontrolle der Sowjetunion in der SDAG „WISMUT“ („Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft“) ein exzessiver Abbau von Uranerz stattfand, mit dessen Hilfe zu einem wesentlichen Teil das Atomwaffen-Programm der Sowjetunion realisiert wurde. In den späteren Jahren wurde Uran aus der DDR zunehmend auch in Atomkraftwerken eingesetzt. Dem Uranbergbau fielen weit mehr als 10.000 Bergleute zum Opfer (Strahlenkrebs, Staublunge). Ganze Regionen wurden verwüstet, und der Bergbau und die chemische Aufbereitung der Erze führten zu erheblichen Umweltbelastungen.

 

Ich hatte schon in den 1970er Jahren begonnen, mich mit Umweltproblemen – besonders auch mit denen in der DDR – zu beschäftigen. Und eine Erkenntnis, die sich schnell aufdrängte, war: Die meisten der Umweltpro­bleme, die zunehmend deutlicher zutage traten (Waldsterben, Versauerung, Tankerunfälle, Klimawandel) hatten ihre eigentliche Ursache in unserem Umgang mit ENERGIE. In diesem Zusammenhang geriet auch die Kern­energie zunehmend in die Kritik: mit ihren spezifischen Risiken und Folgewirkungen, aber immer auch untrenn­bar mit ihren engen Verflechtungen zum militärischen Bereich.

Die Beschäftigung mit solchen Fragen blieb nicht unbemerkt, und das hatte Folgen. Im Jahre 1981 richtete die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit Dresden unter der Nummer XII 3122/81 eine „Operative Personen­kontrolle“ zu meiner Beobachtung ein mit dem Kennwort OPK „Atom“.

Ich ahnte davon nichts und sammelte weiter Informationen. Dabei geriet mir z.B. 1981 auf der Leipziger Messe ein Prospekt in die Hand: Knapp auf 4 DIN-A-4-Seiten wurde dort ein sowjetisches Kernkraftwerk vom Typ RBMK beschrieben und zum Verkauf angeboten (das ist der Reaktortyp, der in der Sowjetunion bei weitem am häufigsten im Einsatz war, und der beispielsweise auch in Tschernobyl oder bei Leningrad stand).

Die DDR setzte weiter voll auf Kernenergie. In wissenschaftlichen Zeitschriften wurde perspektivisch schon über neue erweiterte Einsatzmöglichkeiten nachgedacht.
In der aktuellen Energie-Diskussion des Jahres 2008 spielt der Begriff der „Kraftwärmekopplung“ eine wichtige Rolle: In Kraftwerken zur Stromerzeugung werden in der Regel nur 30 bis 45 Prozent der ursprünglich erzeugten Wärmeenergie in Strom umgewandelt, der größere Teil wird über Kühlwasser oder Kühltürme in die Umwelt abgeführt, geht aber so verloren und wird für energetische Zwecke nicht genutzt.
Die DDR plante – rechnerisch durchaus nahe liegend zur besseren Nutzung von Energieträgern – auch Kern­kraftwerke in Kraftwärmekopplung besser zu nutzen. Kernkraftwerke sollten zunehmend in der Nähe von Bal­lungsgebieten entstehen („Kernheizwerke“), und die überschüssige Wärme würde über meterdicke Rohr­leitungsnetze in Nah- und Fernwärmesysteme eingespeist werden. So sollten im Jahre 2010 bereits 10.000 MW Wärme aus „nuklearen Wärmebereitstellungsanlagen“ zur Verfügung stehen (Munser, Oehme, Reetz, Schmidt: „Kernenergieanlagen zur Wärmeversorgung in der DDR – energiewirtschaftliche, ökologische und soziale Not­wendigkeit“, Energietechnik 35 (1985) S.98ff.). In diesem Zusammenhang gab es schon recht konkrete Planun­gen für Kernheizwerke für Thüringer Städte wie Erfurt oder Jena in der Nähe der Stadtzentren (Langner: „Stu­dien zum Einsatz der Fernwärmeversorgung mit Kernheizwerken im Siedlungsnetz der DDR“, Energietechnik 36 (1986) S.344ff.).

 

 

4. Ein Tag im April 1986

 

Ein Datum hat sich mir und vielen meiner Zeitgenossen unauslöschlich eingebrannt:

26. April 1986

Dazu gehört ein Ortsname:

Tschernobyl

In einem sowjetischen Kernkraftwerk in der Ukraine war das geschehen, was nie geschehen durfte!
Infolge menschlicher Bedienungsfehler und unzureichender technischer Sicherheitsvorkehrungen war der Reaktorblock Nr.4 außer Kontrolle geraten und explodiert, und ein glühendes Höllenfeuer aus Graphit und Strahlenasche schickte wochenlang Wolken mit hochradioaktivem Staub rund um den Globus.

Schlagartig wurde deutlich: Die schon länger diskutierten Risiken beim Betrieb von Kernkraftwerken waren eben nicht nur theoretische Rechenspielereien – ein solcher Reaktor konnte wirklich völlig außer Kontrolle geraten. Und obwohl das Tausende Kilometer entfernt passiert war, waren wir plötzlich direkt mit betroffen: Bei strahlen­dem Wetter wehte der Ostwind den radioaktiven Staub über einige tausend Kilometer bis in die Idylle deutscher Kleingärten.

Erschrecken machte sich breit, Nachdenklichkeit, Ratlosigkeit. Auch die Menschen in der DDR stellten Fragen, erwarteten Antworten, wollten Informationen.
Der Staat DDR war auf ein solches Geschehen ausgerechnet im sozialistischen System überhaupt nicht vorbe­reitet und versteckte sich (zunächst) hinter Schweigen, wenig später folgten Beschwichtigungen und Verharm­losungen.

 

Beschwichtigen und Verharmlosen

 

Erst mehr als eine Woche nach dem Unfall druckte das Zentralorgan der Sozialistischen Einheits-Partei, das „Neue Deutschland“ (ND), am 5.5.1986 eine knappe Tabelle ab, in der – höchst erstaunlich bei der sonst übli­chen Geheimhaltung von Umweltdaten – exakte Messwerte für die Radioaktivität der Luft in Berlin mitgeteilt wurden. Der erste und höchste Wert betrug 460 mBq/m3 (Milli-Becquerel pro Kubikmeter Luft), der letzte und niedrigste Wert in der Tabelle wurde mit 96 mBq/m3 angegeben. Das Fazit lautete beruhigend: „Damit ist eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau eingetreten.“
Leider gaben die Messwerte nur einen Teil der Wahrheit wieder.

Die DDR war nach internationalem Recht dazu verpflichtet, ihre Messungen zur radioaktiven Belastung nach dem Unfall in Tschernobyl der Internationalen Atomenergiebehörde zu melden. Das geschah einige Wochen nach dem Unfall in einem Bericht des Staatlichen Amtes für Atomsicherheit und Strahlenschutz. Eine Kurzfas­sung des Berichts wurde (erst) 1987 als SAAS-Report 349 „Result of radiation monitoring in the German Democratic Republic after Chernobyl“ gedruckt. Aber diese Publikation erfolgte nur in englischer Sprache und war nicht für die DDR-Öffentlichkeit bestimmt, und auch eine deutsche Fassung in der Zeitschrift „Kernenergie“ Heft 9/1987 S.343ff. war nur einem Fachpublikum zugänglich. Erst drei Jahre nach dem Unfall gab es eine Dar­stellung zu Ablauf und Folgen des Unfalls in einer allgemein zugänglichen populärwissenschaftlichen Zeitschrift (wissenschaft und fortschritt Heft 4/1989 S.93ff.).

In diesen späteren ausführlichen Publikationen wurden die ersten verharmlosenden Darstellungen „entzaubert“.

Die „Informationen“ im ND von Anfang Mai zeigten lediglich einen kleinen und gezielt ausgewählten Ausschnitt der Messergebnisse. Im folgenden Bild, das alle Messwerte von Ende April bis Ende Juni 1986 aufführt, sind die Werte aus der Tabelle des ND grob als dicker Balken eingetragen. Es zeigt sich, dass wenige Stunden zu­vor die gemessenen Werte bei mehr als dem Hundertfachen (!) gelegen hatten (die Angaben auf der linken Skala folgen einem logarithmischen Maßstab!). Und nach in den ersten Maitagen stiegen die Messwerte auch in Berlin noch einmal deutlich an (das war zum Druckdatum des ND am 5.Mai natürlich bekannt) – der bren­nende Reaktor in Tschernobyl war da noch längst nicht unter Kontrolle, und es bestand noch eine weitere Woche lang die Gefahr eines zweiten verheerenden Ausbruchs.

 

Beschreibung: strahlung tschernobyl berlin 2

Eine solch selektive „Informationspolitik“ machte viele Beobachter misstrauisch. Umso genauer wollten nun viele Bürger endlich wissen, welche Gefahren mit der Nutzung der Kernenergie – auch unter sozialistischen Bedingungen – verbunden waren. Auch in der DDR begann eine kritische Diskussion.

 

 

5. Kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Kernenergie
    in den letzten Jahren der DDR

 

Die Evangelische Kirche nahm das Thema sehr ernst und brachte es zur Sprache. Die Kirchenleitung forderte ein Gespräch ein, das im September mit staatlichen Stellen geführt wurde. Professor Klaus Fuchs („Atomspion“, der den Bau der ersten sowjetischen Atombombe mit möglich gemacht hatte), war für die Fachinformationen zuständig, das Staatssekretariat für Kirchenfragen und Mitarbeiter des ZK der SED waren an der Diskussion beteiligt.

Das durchaus interessante Protokoll dieses „Gespräches über die verantwortliche Nutzung der Atomener­gie nach der Havarie von Tschernobyl am 5. September 1986“ blieb allerdings auch auf kirchlicher Seite unter Verschluss. Dass ich es wenig später doch lesen konnte, lag an einer Indiskretion: Auf meiner Fotokopie sind auf einigen Seiten Ahornblätter und Grashalme mit fotografiert worden – irgendein netter Mensch hat das Protokoll offenbar heimlich schnell im Gebüsch vor die Linse seines Fotoapparates gehalten …

 

Ich arbeitete damals schon an einer ausführlicheren Informationsschrift, die – aus drucktechnischen Gründen – aber erst Anfang des Jahres 1987 erschien. Darin hatte ich versucht, grundlegende Informationen zur Arbeits­weise von Kernkraftwerken (besonders auch den sowjetischen), zur Einbindung in die Brennstoffkette vom Uranbergbau über Spaltstoff-Anreicherung, den Kraftwerksbetrieb über Wiederaufarbeitung bis zur Endlagerung des Atommülls zusammenzustellen. Bei der Erarbeitung standen mir atomenergie-kritische Freunde aus der kirchlichen Umweltbewegung, aber auch Mitarbeiter aus staatlichen Einrichtungen zur Seite, die meine Ent­würfe kritisch gegenlasen und mir wichtige Informationen zugänglich machten.

Das Heft erschien mit einer Auflage von etwa tausend Exemplaren im kirchlichen (Halb-)Untergrund. Der einge­druckte Hinweis: „Für innerkirchlichen Gebrauch!“ beinhaltete aus unserer Sicht natürlich ein sehr weitherziges Verständnis von „Kirche“. Und der zweite Hinweis „Nicht zur Veröffentlichung!“ war auf der einen Seite nicht sehr ernst gemeint – wir hofften ja so gerade eine breite Öffentlichkeit zu erreichen; er richtete sich (verdeckt) vor allem an die West-Medien: sie sollten den Text möglichst nicht aufgreifen, da diese Art der Aufmerksamkeit unser Wirken in der DDR eher behinderte.

 

Joachim Krause

… nicht das letzte Wort

Kernenergie in der Diskussion

Kirchliches Forschungsheim Wittenberg 1987

Für innerkirchlichen Gebrauch! Nicht zur Veröffentlichung!

 

Den Text dieses Heftes finden Sie als Reprint HIER:
http://www.krause-schoenberg.de/umw_KE-Heft_KFH1986.htm

 

Beschreibung: Foto (137)Der Titel des Heftes ging auf ein Zitat von Erich Honecker zurück. Der oberste Repräsentant von Partei und Staat in der DDR hatte in einem Interview mit einer schwedischen Zeitschrift nach dem Unfall in Tschernobyl ausweichend geantwortet, dass „die Kernkraft nicht das letzte Wort ist“ (ND 25.6.86).

Der Herausgeber schickte ein Exemplar der Broschüre per Post an Erich H. – das war ein „Versuchsballon“, was nun ge­schehen würde, war nicht abzusehen.
Erst nach der Wende haben wir erfahren, dass Erich Honecker den Brief und das beiliegende Heft eine Woche später tat­sächlich in den Händen hielt. Er wies mit einer Notiz seine Mitarbeiter an, Vorgang und Inhalt zu prüfen. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass wir
„oppositionelle, staatsfeindliche Positionen“ verträten und dass die „Publikation ohne die erfor­derliche staatliche Druckgenehmigung hergestellt“ sei. Aber die Empfehlung lautete nicht, den Vorgang der Stasi zu übergeben, sondern ein Fach-Gespräch der Herausge­ber mit dem Staatlichen Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz herbeizuführen, zu dem wir dann tatsächlich auch eingeladen wurden.

 

Noch ein weiteres Beispiel sei stellvertretend als Beleg für die intensive kritische Diskussion des Themas „Kernenergie“ in jenen Jahren benannt. Die Geschäftsstelle der Evangelischen Studentengemeinden in der DDR „veröffentlichte“ Ende 1987 ein Sonderheft mit Beiträgen verschiedener Autoren Pro und Contra Kern­energie:

 

kontakt

Kontroversen um die Kernenergie

Sept./Okt. 1987

Evangelische Studentengemeinden in der DDR

Nur zum innerkirchlichen Gebrauch!

 

In diesem Heft wurden z.B. auch die oben bereits erwähnten Falschmeldungen zur radioaktiven Belastung in der DDR nach dem Unfall in Tschernobyl dargestellt und kritisch diskutiert. Es ist erwähnenswert, dass auf die Argumentation mit Zahlen und Fakten, die in der DDR publiziert worden waren, hier (und nach meiner Beob­achtung auch in anderen Fällen) staatlicherseits NICHT reagiert wurde – die Peinlichkeit, beim Schwindeln ertappt worden zu sein, endete einfach in Schweigen.

 

In den Jahren 1987/88 kursierten weitere Papiere, Tagungen fanden statt. Mir sind nur (kritische) Studien und Stellungnahmen aus dem Bereich der kirchlichen Umweltarbeit bekannt geworden.

Inzwischen war vielen kritischen Beobachtern der Kernenergie deutlich: Es ging nicht nur um das Unfallrisiko von Kraftwerken, das Gefahren barg. Beim Abwägen der Argumente Pro und Contra war immer die gesamte Brennkette zu betrachten, die spezifischen Risiken vom Uranerzbergbau bis zur Endlagerung des hochaktiven atomaren Mülls. Dazu kamen die Gefährdungen durch Transporte strahlenden Materials zwischen den einzel­nen Prozess-Stufen.

Und immer wieder wurde die enge Verflechtung zwischen der zivilen (friedlichen) und der militärischen Nutzung der Kernspaltung deutlich, die wie siamesische Zwillinge untrennbar miteinander verbunden bleiben. Wer zivile Kerntechnik nutzt, hat damit immer zugleich Zugriff auf spaltbares Material, das auch in Atomwaffen eingesetzt werden kann (Material aus Anreicherung und Wiederaufarbeitung, spezieller Betrieb von Kernreaktoren mit dem Ziel der Gewinnung von Plutonium für Atomwaffen).

 

 

 

 

 

Uranerz-Bergbau

 

Brennstoff-Anreicherung

 

Kern-Kraftwerk

              

     Hochradioaktive Abfälle

                               

Wiederaufarbeitung   

                                

                  Endlagerung

 

 

Michael Beleites machte in einer Publikation im Jahre 1988 auf eine dieser Fragen aufmerksam, die in der DDR besonders brisant waren. Der Uranerzbergbau im Süden der DDR hatte in 40 Jahren verheerende Verwüstun­gen an Menschen, Natur und Landschaft hinterlassen. Dieses Heft wurde gezielt in den betroffenen Regionen verteilt. Und mit einem von Freunden aus dem „Westen“ eingeschmuggelten Geigerzähler begannen wir, uns einen Überblick über die strahlenden Hinterlassenschaften zu verschaffen.

 

Michael Beleites

Pechblende -

Der Uranbergbau in der DDR
und seine Folgen

Kirchliches Forschungsheim Wittenberg

Und „Ärzte für den Frieden – Berlin“

KFH 1-1988 Nur für innerkirchlichen Dienstgerbrauch!

 

Ende der 1980er Jahre begann es in der DDR spürbar zu „brodeln“. Zu viele Fragen hatten sich angestaut. Im „real existierenden Sozialismus“ gab es viele Probleme in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und im Umwelt­bereich, die einfach tabu blieben, aber vielen Menschen unter den Nägeln brannten.

Die christlichen Kirchen versuchten, sich stellvertretend diesen Fragen zu stellen und eine Diskussionsplattform zu bieten. Etwa 12.000 Menschen schickten im Vorfeld der geplanten Versammlung Postkarten und Briefe an die Veranstalter, in denen sie die Probleme benannten, die aus ihrer Sicht als besonders dringlich behandelt werden sollten.

In den Jahren 1988 und 1989 fand dann die „Ökumenische Versammlung“ statt, an der sich alle christlichen Kirchen und Gemeinschaften in der DDR beteiligten.

Die erste Tagung in Dresden begann mit „Zeugnissen der Betroffenheit“ – eines davon gab Michael Beleites zum Uranbergbau in der DDR und dessen Folgen.


 

Ökumenische Versammlung

für Gerechtigkeit, Frieden

und Bewahrung der Schöpfung

Dresden – Magdeburg – Dresden

1988-1989

 

Die Versammlung berief 13 thematische Arbeitsgruppen. Eine davon arbeitete ein Jahr lang zum Thema „Ener­gie für die Zukunft“. Im Ergebnistext dieser Arbeitsgruppe, der 1989 von der Versammlung verabschiedet wurde, lautete der zentrale Satz zur Nutzung der Kernenergie:

 

„Kernenergie darf nicht Grundlage

unserer zukünftigen Energieversorgung sein.“

 

Das Wörtchen „darf“ machte deutlich, dass es hierbei vor allem um eine ethische Bewertung ging.

Als sachliche Gründe für die kritische Einschätzung wurden besonders benannt:
+ Freisetzung von Radioaktivität auf allen Prozess-Stufen;
+ Unfall-Risiko Kernkraftwerke;
+ ungelöste Endlagerung;
+ mangelnder Schutz der Anlagen gegen Terrorismus und Krieg.


Die Ergebnistexte der Ökumenischen Versammlung stellten eine brisante Bestandsaufnahme der Situation der DDR-Gesellschaft dar, und es gab (vorsichtig formulierte) Vorschläge, wie die Probleme – in gemeinsamer Ver­antwortung und bei demokratischer Teilhabe der Bevölkerung – anzugehen wären.
Viele Ideen fanden sich wenige Monate später in den Gründungspapieren des „Neuen Forums“, von „Demokra­tie Jetzt“, beim „Demokratischen Aufbruch“ usw. wieder.

In den folgenden Monaten überschlugen sich die Ereignisse.

Im Ergebnis war die DDR wenige Monate später kernenergie-frei! Einer der Mitarbeiter in der Energie-Arbeits­gruppe der Ökumenischen Versammlung, Sebastian Pflugbeil, war für das „Neue Forum“ Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett Modrow geworden und sorgte Kraft seines Amtes für die abrupte Abschaltung der Reaktoren in Lubmin.

 

 


6. Die Rolle der Kernenergie in der Gegenwart

 

Wie sieht die Bestandsaufnahme zur Nutzung der Kernenergie Anfang des 21. Jahrhunderts aus?

Weltweit hatte die Kernenergie im Jahre 2008 einen Anteil von 6 Prozent an allen Energieträgern. Deutlich wird an der folgenden Grafik außerdem, dass wir noch total im Zeitalter der Nutzung fossiler Brennstoffe stecken, die mehr als drei Viertel aller heute genutzten Energieträger ausmachen – angesichts der grundsätzlichen Begrenztheit dieser Rohstoffe und der mit ihrer Verbrennung verbundenen globalen Probleme (Klimawandel) keine beruhigende Situation. Und wenn die erneuerbaren Energien in der Energieträgerbilanz erstaunliche 13 Prozent ausmachen, dann ist die knappe Hälfte davon Wasserkraft, und der „Rest“ zeugt vor allem davon, dass Milliar­den von Menschen auch heute noch als einzige Energiequellen Holz und getrockneten Dung („nachwachsende Rohstoffe“) zur Verfügung haben.

 

 

 

 

In Deutschland stellt sich die Bilanz für 2010 wie folgt – und im Grundsatz sehr ähnlich wie weltweit - dar:

 

 

 

Deutschland ist zu drei Vierteln seines Energieverbrauchs von Importen abhängig.
Die erneuerbaren Energien, die noch vor wenigen Jahren in der Bilanz fast keine Rolle spielten (praktisch nur Wasserkraft), haben ihren Anteil in den letzten Jahren rasch und steig erhöhen können. Inzwischen belegt Deutschland mit Abstand Platz 1 in der Welt bei der Nutzung der Windenergie, aber auch der Ausbau der Nutzung von Sonnenenergie (Wärmekollektoren, Stromerzeugung), Biomasse und Erdwärme erfolgt zügig.

Möglich geworden sind diese Steigerungsraten zum einen durch technologischen Fortschritt, vor allem aber sind sie Ergebnis eines politischen Willens, der die Rahmenbedingungen entsprechend ausgestaltet hat (garan­tierte Einspeisevergütungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG, Ökosteuer, Zwangsbeimischung von Bio­sprit in Treibstoffen, Förderprogramme usw.).

 

Aktueller Stand der Nutzung der Kernenergie in Deutschland
und kritische Anmerkungen zu einem möglichen Ausbau

 

In Deutschland waren Ende 2010 17 Kernkraftwerke in Betrieb und lieferten etwa ein Viertel des verbrauchten Stroms.

In den „Atomkonsens“-Gesprächen zwischen Bundesregierung und Energiewirtschaft wurde am 14.6.2000 die „geordnete Beendigung der Nutzung der Kernenergie in Deutschland“ vereinbart. Die Energie-Versorgungs-Unternehmen respektieren damit die Entscheidung der Bundesregierung, die Stromerzeugung aus Kernenergie geordnet beenden zu wollen. Die künftige Nutzung der vorhandenen Kernkraftwerke wird befristet (Regellaufzeit 32 Jahre). Es muss aber betont werden, dass es sich hierbei um einen grundsätzlich „umkehrbaren Ausstieg“ handelt; jede neue Bundesregierung könnte mit der Wirtschaft andere Vereinbarungen treffen.

Ein bisher nicht gelöstes Problem der Kernenergienutzung stellt - auch in Deutschland - die Endlagerung des hochradioaktiven Atommülls dar. Die Suche nach einem inländischen Endlager hat bisher nicht zu einem fachlichen Ergebnis geführt, folglich gibt es auch noch keine politische Entscheidung zu einem Endlagerstand­ort. Und vor Ort – in den in Frage kommenden Regionen - regiert in der Regel „Sankt Florian“: Zwar halten alle ein Endlager in Deutschland für wichtig – aber es möge doch bitte irgendwo sein, nicht aber hinter dem eigenen Gartenzaun …

Befürworter – vor allem die interessierte Industrie (Energieversorgungs-Unternehmen als Betreiber; aber auch Kraftwerksbauer) – bringen in letzter Zeit die Atomenergie wieder neu ins Gespräch: mit dem Argument der notwendigen Schonung fossiler Energieträger und der Präsentation der Kernenergie als kohlendioxidfreier „Klimaretter“. In den konkreten Forderungen geht es um eine Laufzeitverlängerung für die bestehenden Kraft­werke (das wäre besonders gewinnbringend, da die alten Kraftwerke abgeschrieben sind und hohe Renditen abwerfen), aber perspektivisch auch um den Neubau von Kraftwerken.

Wenn man die letztere Option ernst nimmt und aus Kernkraftwerken zukünftig ein deutlich höherer Anteil der erzeugten Energie kommen soll, sollen einige grobe Abschätzungen vorgestellt werden:

 

Wenn wir die Hälfte der Energie in 50 Jahren aus Kernspaltung gewinnen wollen,
wären Kernkraftwerke in folgenden Größenordnungen zu errichten:

a) WELT:                   Neubau von 5000 Reaktoren mit einer Leistung von je 1000 MW;
                                  d.h. in jeder Woche müssten in den nächsten Jahrzehnten
                                  zwei neue Kernkraftwerke in Betrieb genommen werden

b) DEUTSCHLAND: Neubau von 60 – 80 Reaktoren,
                                  davon würden wahrscheinlich drei in Sachsen errichtet werden

 

Eine Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur zukünftigen Energiepolitik in Deutschland hat schon vor einigen Jahren auch ein solches Szenario „durchgespielt“ und mögliche Standorte ins Gespräch ge­bracht. Aus der folgenden Auflistung fallen z.B. für Sachsen die Standorte Pirna, Frankenberg und Glauchau in den Blick:

Enquete-Szenario Fossil-nuklearer Energiemix

n  Zubau von 60 - 80 neuen, kommerziellen Kernkraftwerken in Deutschland ab ca. 2010 bis 2050

n  Kernenergieanteil steigt auf 67% bis 82% des Stromverbrauchs in 2050

n  Mögliche Standorte (Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien / EWO Energietechnologie 2002):

01796 Pirna                         03058 Gallinchen                              06217 Merseburg/Saale   06842 Dessau   
07336 Hohenwarte            07751 Rothenstein            08371 Glauchau                 09669 Frankenberg
12107 Berlin                        14772 Brandenburg          15328 Reitwein                  15517 Fürstenwalde        
16381 Rheinsberg             17199 Demmin                  17389 Anklam                     17491 Greifswald              
18005 Rostock                   21335 Lüneburg                 21354 Bleckede                 22113 Hamburg-Tiefstack
26826 Weener                    26892 Dörpen                     26954 Esenshamm          27283 Verden
31171 Nordstemmen        31391 Binnen                     31860 Grohnde II                               33100 Paderborn
34346 Hann.Münden         36272 Solms                      37688 Würgassen             39576 Stendal
45711 Datteln                     45896 Gelsenkirchen        46459 Rees                        48499 Salzbergen
51373 Leverkusen             55218 Ingelheim                                56862 Pünderich                               59071 Hamm-Uentrop
63538 Großkrotzenburg    66440 Webenheim            67022 Ludwigshafen        76199 Karlsruhe
77974 Meißenheim           79423 Heitersheim            79739 Schwörstadt            82057 Icking       
83135 Marienberg              84051 Ohu/Isar III               86633 Neuburg                  86647 Pfaffenhofen
87748 Fellheim                  89340 Leipheim                 91126 Schwabach             93049 Regensburg          
94474 Pleinting                  96191 Viereth                      97250 Erlabrunn                99834 Sallmanshausen  

(Dr. Wolfgang Irrek, Wuppertal-Institut, 11.10.2005)

 

Grundsätzlich hat sich an den Fragen zur Verantwortbarkeit der Kernenergienutzung in den letzten 20 Jahren nichts geändert.

 

Spezifische Probleme bei der energetischen Nutzung der Kernspaltung

 

Friedenspolitische Risiken
+
Gefährdung der Anlagen durch Krieg und Terrorismus
+ Weiterverbreitung des Zugangs zu Atomwaffen durch Material aus zivilen kerntechnische Anlagen

 

Ökologische Risiken
+ Strahlenbelastung auf allen Prozess-Stufen und bei Transporten
+ Endlagerung hochaktiver Abfälle (sicher über Zeiträume von Zehntausenden Jahren!)

 

Technische Risiken
+
Versagen von Mensch und Technik ist nie vollständig auszuschließen
+ Auswirkungen von Unfällen (Unfallrisiko gering, aber Schadensausmaß verheerend)

 

Begrenzte Vorräte an spaltbarem Uran-235

 

Erst in den letzten Jahren ist die Einsicht gewachsen, dass auch Uran - in der Form, in der es heute in der Kernspaltung technisch ausschließlich genutzt wird (Spaltung von U-235 in thermischen Reaktoren) - ein endli­cher Rohstoff ist. Die wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte reichen für Jahrzehnte, nicht aber für Tausende von Jahren.

 

Energiereserven weltweit
(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, ÖkoTest 3/07 S.131;
Angaben in Millionen Tonnen Öleinheiten)

Energie
träger

Förderung 2005

Reserven

Reichweite Jahre

Ressourcen

Erdöl

3.896

161.000

41

82.000

Ölsand

135

66.000

489

250.000

Erdgas

2151

136.000

63

157.000

Steinkohle

2930

438.000

149

2.499.000

Braunkohle

220

49.000

223

243.000

Uran

404

19.000

47

126.000

 

 

 

 

7. Energie für die Zukunft ?!

 

Welche Wege zeichnen sich ab, um den Energiebedarf auch in Zukunft befriedigen zu können?

Anhand der folgenden Abbildung sollen einige Gedanken skizziert werden.

 

Entspricht jeder Verbrauch an Energieträgern tatsächlich auch einem wirklichen Bedarf an Energie?

Es wird in Zukunft darauf ankommen, durch die Nutzung besserer Technik – von der Energie-Bereitstellung über Umwandlungsprozesse, Transport und Speicherung bis zur Nutzung vor Ort – intelligenter und effektiver mit Energieträgern hauszuhalten. Hieraus ergeben sich anspruchsvolle Aufgaben für Wissenschaft und Wirt­schaft. Die Politik steht vor der Aufgabe, durch das Setzen politischer Rahmenbedingungen die weitere Ent­wicklung zu „steuern“, Energieverschwendung zu „bestrafen“ und die Nutzung sparsamer Techniken und weni­ger problematischer Energieträger zu „befördern“. Und darüber hinaus wird es wichtig sein, im Umgang mit Energie auch im persönlichen Lebensstil Sparsamkeit zu einer Tugend zu machen. So könnte es gelingen, die Energie-Menge, die tatsächlich benötigt wird und bereitgestellt werden muss, deutlich zu verringern (das sollen die Klammern von beiden Seiten andeuten).


Fossile Energieträger

 

Kohle

Erdöl

Erdgas

(Ölschiefer?)

 

Nukleare Energien


Uran (Kernspaltung)

Plutonium
(Schneller Brüter)

Thorium (HTR)

Lithium, Deuterium (Kernfusion)

 

Erneuerbare Energien

 

Wasserkraft, Biomasse, Sonne (Wärme, Strom), Wind, Erdwärme, Gezeiten-Energie

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Unter dem zu befriedigenden Energiebedarf stehen in der Abbildung drei mögliche Säulen der Energieversor­gung (sind weitere denkbar?).
Auf fossile Energieträger werden wir in Zukunft immer weniger bauen können.
Zum einen sind die Vorräte, zumindest bei Erdöl und Ergas, begrenzt (die bekannten Vorräte reichen beim heu­tigen Verbrauchsniveau weniger als hundert Jahre). Zudem stellen sie wichtige Rohstoffe für die chemische Industrie dar, die schwer zu ersetzen sind und für kommende Generationen geschont werden sollten. Vor allem aber dürfen wir wahrscheinlich gar nicht alle erreichbaren fossilen Energieträger verbrennen, wenn wir den menschlichen Einfluss auf Klimaveränderungen auf ein verantwortbares Maß begrenzen wollen.

Nukleare Energien weisen ganz eigene spezifische Probleme auf (siehe ergänzend dazu auch die Ausführun­gen im Anhang).

Erneuerbare (auch: regenerative) Energien haben grundsätzlich das Potenzial, sich immer wieder zu erneu­ern und über lange Zeit­räume in gleicher Menge und Qualität zur Verfügung zu stehen.

Beschreibung: karikatur labyrinthViele erneuerbare Energien sind direkte oder indirekte Wirkungen der Sonnenenergie: Die Strahlung der Sonne kann direkt genutzt werden zur Gewinnung von Wärme und Strom. Aber die Sonnenstrahlung ist auch die Ursache dafür, dass Wasser verdampft und anderswo abregnet und in Flüssen abfließt (dabei kann Wasserkraft genutzt werden). Die Sonne ist weiter für das Wettergeschehen in der Atmosphäre verantwortlich; Druckunter­schiede führen zu Wind-Energie. Und im Licht der Sonne bilden grüne Pflanzen Biomasse.
Zwei von der Sonne unabhängige erneuerbare Energiequellen sind die Erdwärme (hervorgerufen vor allem durch radioaktiven Zerfall von Atomen im Erdinnern) und Gezeitenenergie (die außer von der Sonne auch vom Mond bewirkt wird).
Die Potenziale regenerativer Energien sind sehr groß (die natürli­chen Energieströme entsprechen etwa dem 3000-fachen des der­zeitigen jährlichen Welt-Energieverbrauchs), allerdings können diese z.T. nur mit sehr ho­hem Aufwand erschlossen werden. Probleme bereiten vor allem die bei manchen Energieträgern geringe Ener­gie­dichte, das tageszeitlich und jahreszeitlich schwankende Angebot sowie unzulängliche Möglichkeiten der Lage­rung bzw. Speicherung.


Interessant ist es vielleicht noch die Anmerkung, dass wir in Form der Sonnenenergie und all ihrer Abkömm­linge letztlich Kernenergie nutzen, die Energie einer balancierten Kernfusionsreaktion, wobei der natürliche „Fusionsreaktor“ Sonne beruhigende 150 Millionen Kilometer von uns entfernt ist und stabil schon seit Milliarden von Jahren „arbeitet“.

 

Der Weg in die Energie-Zukunft wird wohl kaum mit einseitigen Strategien zu finden und zu verwirklichen sein.
Wir haben weiter erhebliche Sorgen – und nicht nur im Umgang mit der Kernenergie.

 


Anhang

 

Möglichkeiten zur energetischen Nutzung der Kernenergie
(nukleare Energien)

 

A) Kernspaltung (Leichtwasserreaktoren)

 

Die derzeit weltweit in Betrieb befindlichen reichlich 400 Kernreaktoren beruhen im wesentlichen auf dem glei­chen Prinzip. Sie spalten Kerne des Uran-Isotops U-235. Die beim Spaltprozess freiwerdende Energie wird ge­nutzt, um Wasser zu verdampfen und elektrischen Strom zu erzeu­gen.

 

 

Spaltung von Uran-235 (ein möglicher Reaktionsverlauf):

 

                 1               235                  145                   88                      1                      U

                  n       +       U                    Ba       +       Kr       +       3  n                  U

                 0                92                    56                  36                       0                        U

              Neutron     Uran-235     Barium-145  Krypton-88    Neutronen      Kettenreaktion

              (thermisch)                                                                                     (Spaltung weiterer Urankerne)

 

 

Kernreaktoren dienen bisher ausschließlich der Stromerzeugung. Der in unserer Gesellschaft – im Vergleich zu Strom - wesentlich höhere Bedarf an Wärme (für Raumheizung und industrielle Prozesse) und an Transport­leistungen (flüssige und gasförmige Treibstoffe) kann durch die Inbetriebnahme von zusätzlichen herkömmli­chen Kernkraftwerken nicht einfach befriedigt werden (z.B. sind Kernheizwerke mit Abwärmenutzung zwar denkbar, müssten aber sinnvollerweise vorwiegend in Ballungszentren errichtet werden).
Das spaltbare Uran-235 ist im natürlich vorkommenden Uran nur mit einem Anteil von 0,7% enthalten. Unter diesen Bedingungen reichen die bekannten Uran-Vorräte nur für wenige Jahrzehnte.

Insgesamt zeigen die oben dargestellten Überlegungen, dass die intensive Nutzung der Atomenergie eine enorme technische, sicherheitstechnische, wirtschaftliche und soziale Herausforderung darstellen würde.

Um Kernkraftwerke noch sicherer zu machen, wird in Frankreich unter Beteiligung des deutschen Kraftwerks­bauers SIEMENS am Reaktortyp EPR (European Pressurized Reactor) gearbeitet. Er soll zusätzliche Sicher­heitssysteme besitzen, die sowohl Wasserstoffexplosionen unmöglich machen als auch – durch Installation ei­nes Hitzeschildes unter dem Reaktor – ein Durchschmelzen des Reaktorkerns verhindern.

Auch der in Deutschland (Hamm-Uentrop) entwickelte, aber nie eingesetzte Hochtemperaturreaktor kann vom Konstruktionsprinzip her nicht „durchbrennen“. Hier sind Uranoxid-Teilchen in Graphitkugeln eingeschlossen, der Kernspaltungsprozess läuft bei 900 Grad ab, die Kühlung und der Wärmetransport zur Energieerzeugung erfolgt mit dem Gas Helium, und der Reaktor kann sich nicht über 1600 Grad aufheizen.

Es gibt auch – noch theoretische – Konzepte, um langlebige radioaktive Abfälle besser beherrschbar zu ma­chen: durch Bestrahlungsprozesse („Transmutation“: z.B. Beschuss mit schnellen Neutronen aus Teilchen­be­schleunigern) sollen sie in nicht mehr strahlende Isotope umgewandelt werden.

Dennoch bleibt ein Grundproblem: die Nutzung der Uranvorräte mit der heute angewendeten Kernspaltungs-Technologie würde das „Atomzeitalter“ wegen Erschöpfung der wirtschaftlich gewinnbaren Ressourcen an spaltbarem Uran-235 auf wenige Jahrzehnte begrenzen.

Um dieses Problem zu umgehen, müssten andere Konzepte der Nukleartechnik zum Einsatz kommen.

 

B) Brutreaktoren

 

Für den Kernspaltungsprozess nutzbar ist bei Verwendung von Uran lediglich das Isotop Uran-235. Dieses kommt im in der Natur gefundenen Uran aber lediglich mit einem Anteil von 0,7% vor. In herkömmlichen Leichtwasserreaktoren werden Urankerne des Isotops Uran-235 durch Beschuss mit thermischen (relativ lang­samen) Neutronen gespalten. Beim Spaltprozess werden neue Neutronen freigesetzt, die weitere Uran-235-Kerne spalten können (Kettenreaktion). Allerdings bewegen sich diese Neutronen zu schnell für einen effektiven Spaltprozess. Um sie auf die geeignete Geschwindigkeit abzubremsen, werden „Moderatoren“ eingesetzt. Da­bei handelt es sich um Wasser oder Graphit (Kohlenstoff), Substanzen, deren Atomkerne beim Zusammenstoß die Ge­schwindigkeit der Neutronen verlangsamen.

Es gibt die Möglichkeit, den Kern-Reaktor so zu betreiben, dass aus dem bisher nicht nutzbaren Uran weiteres spaltbares Material „erbrütet“ wird. Das geschieht in so genannten „Schnellen Brutreaktoren“ (SBR; in Deutschland wurde der Schnelle Brüter in Kalkar nie in Betrieb genommen, aber z.B. in Frankreich, Japan und in der Sowjetunion haben solche Anlagen gearbeitet).

Das im Natururan mit 99,3% Anteil enthaltene Uran-Isotop mit der Massezahl 238 ist nicht durch langsame Neu­tronen spaltbar. Man kann aber durch Kernumwandlung daraus spaltbare Atome erzeugen. Wenn die bei der Spaltung von Uran-235-Kernen entstandenen Neutronen nicht abgebremst werden, können diese in Atom­kerne des Uran-238 eindringen. Anschließend kommt es zu mehreren Kernumwandlungen, bis schließlich als relativ stabiles Produkt Plutonium-239 entsteht. Dieses Isotop ist wieder (wie Uran-235) in ganz „normalen“ Atomkraftwerken als spaltbares Material einsetzbar.

 

Damit könnte theoretisch der Vorrat an spaltbarem Material aus Uran erheblich gesteigert werden, weil nun auch das häufigere Uran-Isotop U-238 genutzt werden kann.

Der schnelle Brutreaktor ist wegen spezifischer Probleme umstritten. Als Kühlmittel wird in schnellen Brutreak­to­ren z.B. flüssiges Natrium eingesetzt (intensive chemische Reaktionen bei Kontakt mit Wasser). Damit das Konzept des Brutreaktors funktioniert, ist eine Wiederaufarbeitung der abgebrannten Brennstoffe (Abtrennung des begehrten Plutoniums von nicht mehr nutzbaren radioaktiven Abprodukten) unverzichtbar. Plutonium ist aber eine schon chemisch hochgefährliche Substanz und zudem ein starker Alphastrahler. Plutonium eignet sich zudem „gut“ zum Bau von Atombomben.

Auch aus dem in der Natur vorkommenden Element Thorium (Isotop Thorium-232) könnte in einem Brutprozess spaltbares Material (Uran-233) gewonnen werden.

 

 

C) Kernfusion

 

Schon seit Jahrzehnten sind Wissenschaftler von dem Traum fasziniert, den Prozess technisch auf der Erde zu verwirklichen, mit dem die Sonne ihre Energie produziert. Es geht um den Vorgang der Kernfusion. Im Inne­ren der Sonne verschmelzen bei Temperaturen von vielen Millionen Grad Kerne von Wasserstoffatomen zu schwe­reren Atomkernen (in der ersten Stufe zu Helium).

In Südfrankreich wird jetzt der Prototyp eines Reaktors errichtet, in dem ein solcher Prozess technisch kontrol­liert stattfinden soll (ITER = Internationaler Thermonuklearer Experimental-Reaktor).

Die Reaktorkammer hat die Gestalt eines riesigen liegenden Lastwagenreifens. Gewaltige Magnete halten ein erhitztes ionisiertes Gasgemisch (Plasma) in der Schwebe. Es enthält die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium (es werden nicht „normale“ Wasserstoffatome verwendet, sondern schwere Wasserstoff-Isotope, die zu­sätzlich zu dem normalen 1 Proton im Atom-Kern noch 1 bzw. 2 Neutronen enthalten). Dabei befindet sich nur jeweils eine Materialmenge von wenigen Gramm Brennstoff im Reaktor. Bei Temperaturen von 150 Millionen Grad erfolgt die Verschmelzung zu Heliumkernen. Dabei werden Neutronen freigesetzt, deren Bewegungsener­gie (Wärme!) auf ein Kühlmittel übertragen und zur Stromerzeugung genutzt wird. Gleichzeitig beschießt man mit den Neutronen in der Reaktorhülle ein „Blanket“ (einen Materialmantel), das aus Lithium besteht – dabei wird neues Tritium für den Prozess erbrütet (der zweite notwendige Brennstoff Deuterium kann aus normalem Wasser gewonnen werden).

 

ITER soll 10 mal so viel Energie erzeugen, wie zum Inganghalten des Prozesses benötigt wird.

Enorme technische Probleme sind noch ungelöst. Die Temperaturen im Plasma und der ständige Neutronen­be­schuss stellen extreme Anforderungen an das Material der Reaktorwände (Keramik, Grafit?; häufiger Aus­tausch der Wände?). Auch in einem Fusionsreaktor entstehen radioaktive Abprodukte (durch die Bestrahlung aktivier­tes Wandmaterial, entweichendes gasförmiges Tritium), wenn auch in geringeren Mengen als bei Kernspal­tungs­reaktoren.
Wenn der Prozess überhaupt jemals kontrolliert gelingen sollte, ist mit einem kommerziellen Fusionsreaktor frü­hestens in 50 Jahren zu rechnen. Auch dann wäre der erzeugte Strom wahrscheinlich 3 x teurer als heute bei der Herstellung aus Kohle oder Öl.

 

Wie Kernkraftwerke arbeiten
(Dieser Textabschnitt wurde nahezu wörtlich entnommen aus:
Joachim Krause: „ … nicht das letzte Wort“, Kernenergie in der Diskussion, Kirchliches Forschungsheim Wittenberg/DDR, 1987, S.22ff.)

 

a) Bausteine für einen Kernreaktor

Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die wichtigsten Bestandteile eines Kernreaktors.

 

 

·         Der Brennstoff
Uran (chem. U) ist das schwerste natürlich vorkommende Element. Es ist in Form von chemischen Verbindungen in Gesteinen (z.B. Granit) enthalten. Natur-Uran ist ein Gemisch dreier Isotope: 99,28% U-238, 0,71% U-235 und Spuren von U-234.
Für die Kernspaltung in den heute betriebenen Reaktoren ist nur der relativ geringe Anteil an U-235 verwendbar.

Durch Erzaufbereitung gewinnt man das Uran-Isotopengemisch aus dem Gestein. Danach müssen in sehr aufwendigen physikalischen Trennverfahren (z.B. über Zentrifugen) die Isotope voneinander getrennt werden. Mit einem üblicherweise auf 2 bis 5 Prozent erhöhten Anteil von U-235 („Anreicherung“) können die Reaktoren betrieben werden (spezielle Reaktoren können auch mit Natururan arbeiten). Das Uran wird – als Metall oder häufiger in Form seines Dioxids UO2 – in Tablettenform gepresst. Damit werden die sogenannten Brennstäbe gefüllt, dünne Rohre aus widerstandsfähigen Metallen, z.B. Zirkonium-Legierungen.
Von diesen Brennstäben werden  nun Tausende (in Kassetten zusammengefasst) im Reaktor nebeneinander gehängt (etwa ein Drittel wird jährlich ausgewechselt). Damit die davonfliegenden Neutronen aus einem Kernzerfall wieder einen Uran-Kern „treffen“ und nicht vorher den Reaktor verlassen, muss eine Mindestmenge spaltbaren Urans zusammengepackt werden, die sogenannte „kritische Anordnung“. Dann erst hält sich der Spaltprozess selbst in Gang: Die beim spontanen Zerfall eines Uranatoms freiwerdenden zwei bis drei Neutronen spalten zwei bis drei weitere Kerne, in der nächsten „Generation“ sind es schon vier bis neun Neutronen und ebenso viele durch sie bewirkte Kernspaltungen. Die Zahl wächst in Sekundenbruchteilen lawinenartig an, eine Kettenreaktion setzt ein, die es zu steuern gilt. …

·         Kontrollierte Kettenreaktion

Um die Zahl der Neutronen im Reaktor zu kontrollieren, d.h. auf dem gewünschten Niveau konstant zu halten, werden an verschiedenen Stellen zwischen die Brennstabkassetten sogenannte Regelstäbe (Kontrollstäbe) geschoben. Sie enthalten Substanzen (z.B. Cadmium, Bor), die Neutronen absorbieren, „einfangen“. Je nachdem, wie weit solche Kontrollstäbe in den Reaktor hineinragen, kann der Neutronenfluss verstärkt oder auch so weit vermindert werden, dass die Kettenreaktion zum Erliegen kommt. Das ist wichtig für den Fall einer Havarie: Hier werden die Regelstäbe regelrecht in den Reaktor „hineingeschossen“, um die Kettenreaktion augenblicklich zu beenden (= Schnellabschaltung).

·         Der Moderator als „Neutronenbremse“

Die Neutronen, die bei der Uranspaltung frei werden, sind sehr energiereich, d.h. sie bewegen sich sehr schnell (etwa mit 20.000 Kilometern pro Sekunde). Für die Spaltung von U-235-Atomen ist es aber günstiger, wenn sich die Spaltneutronen relativ langsam bewegen – dann bringen sie den Atomkern mit größerer Wahrscheinlichkeit zum „Platzen“. Man lässt daher die „schnellen“ Neutronen auf ihrem Weg von einem Brennstab zu einem benachbarten durch eine Substanz fliegen, in der sie abgebremst werden (die langsamen „thermischen“ Neutronen haben nur noch eine Geschwindigkeit von etwa 2 km/s). Diese Bremssubstanzen heißen Moderatoren. Das sind Stoffe, mit deren Atomkernen die Neutronen unter Energieverlust zusammenprallen, ohne dabei aber absorbiert zu werden. Als Moderatoren eignen sich (und werden eingesetzt): normales Wasser H2O, („Leichtwasser-Reaktoren“), Kohlenstoff in Graphitform (z.B. verwendet im Tschernobyl-Reaktor) und sogenanntes „schweres Wasser“ D2O (D = Deuterium ist das Wasserstoffisotop mit der Massenzahl 2; Einsatz in „Schwerwasser-Reaktoren“).

·         Das Kühlmittel

In den Brennstäben findet nun eine kontrollierte Kettenreaktion statt, bei der im Wesentlichen Wärmeenergie freigesetzt wird. Der Brennstab heizt sich auf und würde nach kurzer Zeit Schmelztemperatur erreichen. Er muss also gekühlt werden (das Schmelzen des Reaktorkerns, die sogenannte „Kernschmelze“, ist einer der schwersten vorstellbaren Unfälle in Kernkraftwerken). Aber nicht nur wegen dieser Gefahr – nein, die Gewinnung der Wärmeenergie ist ja der eigentlich Grund, warum dieser komplizierte Prozess betrieben wird!
Das Kühlmittel, das mit hoher Geschwindigkeit die Brennstäbe umströmt und dabei erhitz wird, ist in der Regel Wasser. In speziellen Reaktoren wird auch mit Gasen (z.B. Helium, Kohlendioxid) bzw. mit flüssigem Natrium-Metall gekühlt

 


zwei wichtige Reaktortypen

Beim Druckwasser-Reaktor wird das Kühlwasser im ersten Kreislauf (Primärkreislauf) geschlossen geführt. Große Umwälzpumpen drücken das Wasser in den Reaktordruckbehälter, in dem es an den heißen Brennstäben vorbeiströmt und sich dabei aufheizt. Das erhitzte Wasser steht unter hohem Druck (über 100 atm) und bleibt deshalb trotz Temperaturen von weit über 100 Grad Celsius (z.B. 270 Grad) im Primärkreislauf flüssig. Über einen Wärmetauscher (Dampferzeuger) gibt es seine Wärmeenergie an einen zweiten Wasserkreislauf ab. Hier erst kommt das Wasser zum Sieden. Der entstehende Dampf wird auf Turbinen geleitet und erzeugt im Generator Strom. Hinter der Turbine wird der Dampf mit Hilfe eines äußeren Kühlkreislaufs (aus einem See oder Fluss oder in Kühltürmen) kondensiert. Ein Kraftwerk mit 1000 Megawatt elektrischer Leistung benötigt hierfür bei einer zugelassenen Kühlwassererwärmung um 10 Grad etwa die gesamte Wasserführung der Elbe bei Magdeburg.

 

 

In Siedewasserreaktoren wird das Kühlwasser bereits im ersten Kreislauf in Dampf umgewandelt und dieser direkt auf die Turbine geleitet. So wird ein Kühlmittelkreislauf eingespart … Allerdings kommt bei dieser Bauart der Turbinenteil des Kernkraftwerks direkt in Kontakt mit dem radioaktiv belasteten Wasser des Primärkreislaufs und muss entsprechend zusätzlich mit gegen die äußere Umgebung abgeschirmt werden.

 


 

Wichtige Arten ionisierender Strahlung

 

Art der Strahlung

Kennzeichnung

Reichweite im Gewebe

Relative biologische Wirkung

Alpha-Strahlung

Teilchen; Atomkerne des Elements Helium
(2 Protonen, 2 Neutronen, 2-fach positive Ladung)

bis 0,1 Millimeter

20
(etwa tausend Wechselwirkungen pro Zelle)

Beta-Strahlung

Teilchen, Elektronen, (einfach negativ geladen)

einige Millimeter

1
(etwa 1 Wechselwirkung pro Zelle

Gamma-Strahlung

elektromagnetische Strahlung (ähnlich Röntgenstrahlung)

energieabhängig; einige Zentimeter

1

Röntgen-
Strahlung

elektromagnetische Strahlung

energieabhängig; einige Zentimeter

1

Neutronen-Strahlung

Teilchen, ungeladen

einige Zentimeter

5 bis 20
(je nach Energie)

 

 

 

 

Begriffe zur Sicherheit und zu Störfällen und Unfällen bei Atomkraftwerken

Der so genannte GAU ist der „größte anzunehmende Unfall“, für den in einem AKW Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden: Dem Konzept nach ist der GAU durch automatisch arbeitende Sicherheitssysteme beherrschbar und eine radioaktive Belastung über die zulässigen Grenzwerte hinaus vermeidbar.
Für einen Leichtwasserreaktor ist der GAU der Bruch der Hauptkühlleitung; um ein Schmelzen der Brennstäbe zu verhindern, wird eine Schnellabschal-tung eingeleitet, mehrfach ausgelegte Notkühlsysteme sichern die Wärme-abfuhr …

Der denkbar größte, nicht mehr beherrschbare Störfall, bei dem es zum Schmelzen des Reaktorkerns kommt, ist der SUPER-GAU. Der Reaktor-kern kann innerhalb von Minuten Temperaturen von über tausend Grad erreichen und schließlich bei 3000 Grad schmelzen. Nach einer Stunde hat der einige hundert Tonnen schwere geschmolzene Kern alle Schutzeinrich-tungen durchdrungen und dringt in Boden und Grundwasser vor
(Auslösen eines Supergau ist möglich durch Erdbeben, Bersten des Sicherheitsbehälters, Flugzeugabstürze, Krieg, Sabotage)

 

 

 

 

Bestimmung der Belastung durch ionisierende Strahlung

 

Bestimmte Größe

Angabe

Maßeinheit

Radioaktivität

Anzahl der radioaktiven Zerfälle pro Masseneinheit, pro Flächeneinheit

1 Becquerel (Bq) =
1 Zerfall pro Sekunde

Energiedosis

Angabe der Energiemenge, die ein bestrahlter Körper aufnimmt

1 Gray (Gy) =
1 Joule pro kg

Äquivalentdosis

Berechnung der biol. Gefährdung aus der Energiedosis und der Strahlenart

1 Sievert (Sv) =
1 Gray  x Faktor (Rel. Biol. Wirkung)
(1 SV = 100 Rem)

 


 

Strahlenbelastungen, Gefährdungen und Grenzwerte

 

Belastungswert

Beschreibung

2 bis 4 mSv pro Jahr

Normale Strahlenbelastung in Deutschland aus natürlichen und zivilisatorischen Quellen

1 mSv / a

Zulässige zusätzliche Belastung Deutschland

2,3 mSv

1 Jahr Arbeit als Stewardess

0,7 mSv

1 Mammogramm

1,4 mSv

1 Schachtel Zigaretten ohne Filter rauchen

20 mSv / a

Zulässige berufliche Belastung in Deutschland

400 mSv

Zulässiger Lebensgrenzwert

50 mSv / a

Zulässige berufliche Belastung in den USA

Ab 500 mSv

Innerhalb weniger Tage gesundheitliche Schäden möglich

1 bis 6 Sv

Übelkeit, Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung

15 Sv

Kaum Überlebenschancen

 

 

Kernkraftwerke in verschiedenen Regionen (Stand Anfang des Jahres 2011)

 

Region / Land

Kernreaktoren
in Betrieb

Kernreaktoren
im Bau

Welt

443
in 30 Ländern

65

USA

104

 

Frankreich

58

 

Japan

55

 

Deutschland

17 (- 8)

 

EU

In 10 von 27 Mitgliedsländern

 

 

 

Nachtrag:
Die Auswirkungen des Unfalls im Kernkraftwerk Fukushima in Japan im März 2011 wurden im vorstehenden Text noch nicht berücksichtigt.