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Erinnerung
zum Schriftverständnis
Was wir
eigentlich schon 1965 gewusst und verstanden haben ….
Synode der
Evangelischen Kirche in Deutschland Frankfurt/Main und Magdeburg 1965:
Das Wort Gottes und die Heilige Schrift,
Luther-Verlag, Witten, 1965
(S.3) … das Hauptthema der Synode: „Wort Gottes und Heilige
Schrift“. Mit dieser Thematik griff die Synode das brennende Problem auf, das gegenwärtig in unserer Kirche zur
Diskussion steht. Untergräbt nicht die moderne Theologie das Zutrauen zur
Heilige Schrift? Unterwirft sie die Schrift nicht Maßstäben der Vernunft und
der Philosophie, nach denen Gottes Wort nun einmal nicht gemessen werden kann?
Inwieweit ist die Bibel Gottes Wort, nachdem feststeht, dass ihre Worte von
Menschen verfasst sind und bestimmte politische und gesellschaftliche
Verhältnisse zur Voraussetzung haben? …
(21) Manfred Hausmann …
Der Mensch … hört nach Menschenweise … Er hört daran vorbei, wenn er die Bibel
als eine Volksdichtung versteht, was sie in ihrer sprachlichen Urgewalt,
Märchenhaftigkeit und Zartheit auch ist, oder als eine Wesensschau des
Menschen, was sie auch ist, wie es denn in der Weltliteratur kein zweites Werk
gibt, das ein in seiner Nüchternheit so zutreffendes und in seiner
Abgründigkeit so erschreckendes Menschenbild entwirft wie sie, oder als
säkulare Geschichtsdarstellung, was sie auch ist, als ein volkskundliches
Quellenwerk, als einen Leitfaden für menschliches Verhalten, als eine bis in
die höchsten Höhen sich erhebende religiöse Ethik, als eine vielschichtige
Zusammenfassung von frühzeitlichen, mittleren und späten Mythen, was alles sie
auch ist. …
(26) Der Vorgang, durch den alte Wörter ganz neue Dimensionen erhalten, wenn
sie biblische Inhalte aufnehmen, wiederholt sich in ähnlicher Weise bei der
Übergabe alttestamentlicher Begriffe an die griechische Sprache. Das heißt an
eine Sprache, die ihrem rationalen Wesen nach die hintergründigen hebräischen
Wörter nicht verarbeiten kann. Deshalb ist die Überantwortung der
alttestamentlichen Theologie an die griechische Umgangssprache ein Widerspruch
in sich. Sie ist ebenso unmöglich uns widersinnig wie die Menschwerdung Gottes.
Und doch geschieht die eine wie die andere.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten, die in jedem biblischen Wort den Atem Gottes
spüren wollten, glauben wir heute zu wissen, dass die Bibel von irrenden und
sündigen Menschen für sündige und irrende Menschen geschrieben ist. …
Sie ist uns bleibt Gottes Wort. Sie ist es und sie bleibt es auch dann, wenn
wir nicht mehr jeden einzelnen Satz wortwörtlich gelten lassen. …
(29) Wenn Gott redet, dann redet er nicht im leeren Raum. Seine Rede ist keine
abstrakte Rede, sondern Anrede. Er verkündigt keine beziehungslosen Weisheiten,
keine Weisheiten als solche, sondern er sendet sein Wort in ganz bestimmter
Absicht in eine ganz bestimmte konkrete geschichtliche Situation hinein. …
Paulus verfasste keine theologischen Traktate, sondern redete zu bestimmten
Zeiten bestimmte Gemeinden an, weil bestimmte Schwierigkeiten, Gefahren und
Probleme aufgetaucht waren … Er diskutierte mit ihnen nicht über irgendwelche
interessanten Themen, sondern er sprach über das, was ihnen auf den Nägeln
brannte …
(31) „Israel“ heißt „Kämpfer gegen Gott“ …
(39) Werner Krusche …
… wird der Pfarrer entweder resignieren und der notwendigen Auseinandersetzung
ausweichen, oder er wird zu einer Doppelexistenz verführt – dass er für sich
behält, was er weiß, und predigt, wie man es erwartet -, da er ja dauernd
befürchten muss, als „ungläubig“, als ein Mann mit einem „gebrochenen
Verhältnis zur Bibel“ … diskreditiert zu werden. …
(42f) Der Streit um die Bibel in der Kirche ist nun aber ebenfalls
angelegt im Wesen der Bibel selbst, nämlich insofern wir es in ihr mit Gottes
Wort zu tun haben, das als Zeugnis geschichtsgebundener Menschen von Gottes in
der Geschichte geschehendem Heilshandeln an Menschen in bestimmten
Geschichtssituationen ergangen ist und weiterbezeugt werden will an Menschen in
wieder neuen Geschichtssituationen. Die damit gegebene Problematik konnte
solange nicht in den Blick kommen, als man in den biblischen Zeugen Menschen
sah, die im Akt ihres Zeugnisses durch Inspiration aus ihrer
Geschichtsgebundenheit befreit und über sie erhöht und zu Empfängern göttlichen
Wissens wurde, als man das Geschichtshandeln Gottes im Sinne einer historica
sacra, einer von der profanen Geschichte ontologisch unterschiedenen Geschichte
ansah, und als man die Situation des Empfängers des Zeugnisses als eine im
wesentlichen gleiche verstand, als die immer gleiche Situation des sich gegen
Gott empörenden Menschen, des Sünders. In dem Augenblick aber, in dem durch das
erwachende, die Neuzeit signalisierende Geschichtsbewusstsein das Bewusstsein
der historischen Distanz und des geschichtlichen Wandels aufbrach, mussten auch
diese drei Voraussetzungen – Inspiration der Zeugen als Entrückung von ihrem
geschichtlichen Ort, Heilsgeschichte als ontologisch andere, dem
Geschichtszusammenhang entnommene Geschichte, grundsätzlich gleiche Situation
des Menschen zu allen Zeiten als Sünder – problematisch werden. Das erwachende
geschichtliche Bewusstsein wurde der – immer schon vorhandenen und nur nicht erkennbaren – Geschichtsgebundenheit der
Bibel inne – der Zeugen, des Bezeugten und der Empfänger des Zeugnisses und
damit des Zeugnisses überhaupt. Und damit wurde die Bibel zu einem in der Kirche umstrittenen Buch. Sie
wurde umstritten zwischen denen, die in der Behauptung des Geschichtscharakters
der Bibel ihre Auslieferung an die Relativität des Geschichtlichen und damit
die Aufhebung ihrer Singularität als Gottes unwandelbares Wort sahen, und
denen, die gerade in der Geschichtlichkeit der Bibel den dem Menschen lebendig
begegnenden Gott wirksam sehen …
Ich habe Angst, einen an der Bibel irre zu machen, und ich habe Angst, jemand
den Zugang zur Bibel zu versperren …
(46f) Die Zeugen (des Zeugnisses der Bibel) sind Menschen in einem Zeitraum von
tausend Jahren …
Sie sind Zeugen als geschichtliche Wesen
und also in der damit gegebenen Begrenztheit ihres Weltwissens, ihrer
Vorstellungswelt, ihrer Denkstruktur. …
Sie gaben ihr Zeugnis im Umkreis ihrer geschichtlichen, biographischen und
psychologischen Möglichkeiten. Und gerade so und nur so sind sie Zeugen …
Es wäre eine Aufhebung des Zeugnischarakters der Bibel, würde man behaupten,
sie sei irrtumslos und unfehlbar in allem, was sie sagt, auch in ihren
weltbildlichen Aussagen. Vielmehr hat das biblische Zeugnis teil an der
anthropologischen Begrenztheit seiner Zeugen …
Karl Barth: … „Wir
können es nicht übersehen, nicht leugnen und nicht ändern: Wir stoßen in der
Bibel hinsichtlich alles dessen, was ihr Welt- und Menschenbild betrifft,
beständig auf Voraussetzungen, die nicht die unseren sind, und auf
Feststellungen und Urteile, die wir uns nicht zu eigen machen können.“.
An einem Punkte haben das allmählich die meisten begriffen. Es bestreiten heute
nur noch wenige Fundamentalisten, dass das biblische Zeugnis vom ersten bis zum
letzten Buch der Bibel das alte geozentrische Weltbild voraussetzt (noch der
Schreiber der Offenbarung rechnet selbstverständlich damit, dass die Erde so
groß ist, dass ein Drittel der Sterne auf ihr Platz hat – Offb. 12,4). Wir
haben unter schweren Kämpfen gelernt, dass die Bibel uns die Geschichte von
Gottes Heilshandeln bezeugen und uns nicht nebenbei auch noch über alle
möglichen biologischen und astronomischen Sachverhalte belehren will und dass
die Wahrheit des Zeugnisses nicht auf Gedeih und Verderb verbunden ist mit den
Vorstellungen, in denen es ergeht und die wir uns – nicht aus Unglauben,
sondern zufolge besserer biologischer und astronomischer Kenntnisse – nicht
mehr zu eigen machen vermögen und nicht mehr zu eigen machen brauchen …
Wir haben damit eine unerhört weittragende Unterscheidung zu machen gelernt:
die Unterscheidung zwischen Gemeintem und Gesagtem, zwischen der Botschaft und
den Vorstellungen, in denen sie ausgesprochen ist. Wir müssen uns freilich klar
machen, dass das unsere
Unterscheidung ist. Die biblischen Zeugen selbst haben diese Unterscheidung
nicht gemacht und nicht machen können; sie waren von ihrer damaligen
Naturerkenntnis aus selbstverständlich der Meinung, dass ihr Zeugnis nicht nur
hinsichtlich des WAS, sondern auch hinsichtlich des WIE, dass nicht nur die
Botschaft, sondern auch ihre naturwissenschaftlichen Angaben richtig waren …
(49f) Die biblischen Zeugen hatten ein völlig anderes Verhältnis zur Historie
als wir … Sie konnten ganz sorglos das Geschehen mit einer Deutung zusammen
darstellen – und verstanden das Ganze dennoch als Darstellung. …
Sie waren ja Zeugen und nicht neutrale Berichterstatter …
Dabei führt nicht die Historie zum Bekenntnis, sondern das Bekenntnis deutet
und gestaltet die Historie. …
Bericht von den Worten und Taten des irdischen Jesus und Bekenntnis zu dem
erhöhten Herrn sind in ihrem Zeugnis unauflöslich amalgamiert, wobei der Anteil
der Historie und des Bekenntnisses jeweils sehr unterschiedlich ist …
dass manches, was wie Historie klingt, eine Bekenntnisaussage in der Form der
Historie ist.
(52f) Aber wir haben auch in der Überlieferung der Verkündigung Jesu mit der Tatsache zu rechnen, dass Worte, die als
Worte des irdischen Jesus berichtet werden, so nicht von ihm gesprochen worden
sind.
Die biblischen Zeugen haben nicht an Unbekannt … geschrieben, sondern sie haben
Menschen in einer ganz bestimmten geschichtlichen Situation vor Augen, die sie
nicht ignorieren, von der sie nicht absehen können …
Paulus hätte den Brief an die Galater nicht nach Thessalonich schicken können
(54) Die Unterschiedlichkeit der Evangelien lässt sich also nicht so simpel
erklären, wie das oft versucht wird, indem man sagt: wenn vier Zeugen des
gleichen Geschehens – z.B. eines Verkehrsunfalls – den Vorfall berichten, so
ist klar, dass ihre Berichte voneinander abweiche.. Das stimmt, wenn die vier
Zeugen gleichzeitig und unabhängig voneinander berichten. Aber ebendies trifft
für die Evangelien nicht zu; ganz abgesehen davon, dass die Evangelisten nicht
selbst Augen- und Ohrenzeugen waren, haben sie nicht gleichzeitig und
unabhängig voneinander berichtet, sondern zumindest zwei von ihnen – Matthäus und
Lukas – haben das Zeugnis des ersten – Markus – gekannt. Wenn ihr Zeugnis
anders lautet als seins, so ist das also nicht selbstverständlich (wie bei den
vier Verkehrsunfalls-Zeugen), sondern dann haben sie sein Zeugnis bewusst und
mit Absicht korrigiert. Und zwar nicht nur im Sinne der Komplettierung, weil
sie sein Zeugnis für unvollständig gehalten
hätten, so dass es von ihnen noch um einiges zu ergänzen gewesen wäre. Freilich
auch nicht in dem Sinne, dass sie sein Zeugnis als unzutreffend beurteilt hätten, so dass es von ihnen
richtigzustellen gewesen wäre. Sondern sein Zeugnis war unzureichend für die neue Situation, in die hinein sie ihr Zeugnis
zu geben hatten …
nach Markus 9,1 sagt Jesus: „Unter denen, die hier stehen, sind einige, die den
Tod nicht schmecken werden, bis sie gesehen haben, dass das Reich Gottes mit Macht
gekommen ist.“ Dies ist ein Hinweis auf die Nähe der Parusie (erwartete Wiederkunft Christi JK) : einige
der Zeitgenossen werden sie erleben. Sie werden das Reich Gottes kommen sehen. Lukas bezeugt dieses Wort
Jesu neu für seine Hörer, die mit der sich dehnenden Zeit rechnen lernen
müssen, indem er das Wort „kommen“ streicht. Jesus sagt dann (Lukas 9,27): „Es
sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden,
bis sie das Reich Gottes gesehen haben.“ …
(57) Dass die biblischen Zeugnisse nicht historische Tatsachenberichte sein können, zeigt die jedem aufmerksamen
Bibelleser auffallende Tatsache, dass die historischen Angaben sich nicht zur Deckung bringen lassen und
gelegentlich sich widersprechen.
(59) … hat uns die historisch-kritische Forschung die Augen geöffnet. Sie hat
uns damit einen großen Reichtum erschlossen, aber zugleich auch vor schwere
Probleme gestellt. Diese Probleme hat sie nicht künstlich erzeugt, sondern nur
sichtbargemacht. Sie hängen mit der aufgezeigten Geschichtsgebundenheit des
biblischen Zeugnisses zusammen. Weil die Bibel das Zeugnis geschichtsgebundener
Menschen an geschichtsgebundene Menschen von Gottes geschichtlichem Handeln
ist, darum ist historisch-kritische Bibelforschung nicht nur erlaubt, sondern
notwendig.
(60) … die historisch-kritische Forschung … verkündigt nicht, sondern erklärt
(64) Wenn R. Bultmann davon spricht, dass die biblischen Schriftsteller im
mythischen Denken gelebt und mythologisch geredet haben, - weil sie als Kinder
ihrer Zeit gar nicht anders reden konnten -, dann meint er damit nicht etwa
nur, dass die biblischen Zeugen hier und da mythologische Vorstellungen ihrer
religiösen Umwelt (wie etwa die Vorstellung von der übernatürlichen Geburt
eines göttlichen Kindes oder von einem Weltgericht, von Dämonen und Engeln) aufgegriffen
und zur Bezeugung der in Jesus Christus zentrierten Geschichte Gottes benutzt
haben, so dass wir vor der Aufgabe stünden, diese gelegentlich anzutreffenden
mythologischen Vorstellungen zu entmythologisieren und also zu erklären, was
mit ihnen gemeint ist. Bultmanns Behauptung von der mythologischen Redeweise
der biblischen Zeugen ist ungleich radikaler und umfassender: die biblischen
Zeugen benutzen nicht gelegentlich mythologische Vorstellungen, das biblische
Zeugnis hat nicht nur ein paar mythologische Züge, sondern das ganze biblische
Zeugnis ist von vorn bis hinten mythologisch. Mythologisch reden heißt nach
Bultmann nämlich: objektivierend, gegenständlich von Gott und Gottes Handeln
reden. Und da die Bibel von der ersten bis zur letzten Seite gegenständlich von
Gott und der Geschichte seines Handelns redet, ist ihre Rede von der ersten bis
zur letzten Seite mythologische Rede …
unangemessene Fragstellung … neutestamentliche Botschaft … verkürzt
(69) H. Braun … Aus dem richtigen Satz, dass man von Gott nicht sprechen könne,
ohne vom Menschen zu sprechen, wird bei ihm der falsche Satz, dass man von Gott
nur reden könne, wenn man vom Menschen redet ... Gott ist ein Geschehen, das
sich zwischen Mensch und Gott vollzieht … Das Heil Gottes ist „in rechter Mitmenschlichkeit
… zu finden“ …;
(73) Mir erscheint die Theologie wie eine Wissenschaft, die mit den
Schwierigkeiten fertigzuwerden versucht, die sie selber künstlich erzeugt hat.
(79ff) “Wort an die Pfarrer“ (in
Magdeburg beschlossen)
… In dem Bemühen um sachgemäßes Verhalten und Auslegen der Bibel ist es
unausbleiblich, dass der Pfarrer der Geschichtsgebundenheit der biblischen
Schriften ansichtig wird. Er erkennt sie als Zeugnis von Menschen, die Gottes
Geist in Dienst genommen hat, um Gottes Heilstaten an seinem Volk zu bezeugen. Aber
wie dieses Volk selbst in ganz verschiedenen Geschichtssituationen existiert,
benutzt Gott auch das, von uns aus gesehen, begrenzte Weltwissen, die, an
unserem Maßstab gemessen, unzureichenden und unzutreffenden geographischen,
historischen, astronomischen, biologischen Vorstellungen dieser Zeugen und ihr
so ganz von dem unseren verschiedenes Verhältnis zu historischen Fakten…
(Der Pfarrer) möchte sich keinesfalls in den scheinbar unangreifbaren Bereich
der „Bibelgläubigkeit“ zurückziehen, welche die unbedingte Autorität der
Heiligen Schrift nur dann gewahrt sieht, wenn der Charakter der Bibel als Geschichtsbuch
unbezweifelbar ist, die absolute Richtigkeit aller ihrer Aussagen feststeht und
„alles geglaubt“ wird. …
Der Heilige Geist ist nicht der Feind, sondern der Freund sachgerechter, sich
ihrer Grenzen bewusster historischer Verstehendmethoden, so wahr er die
biblischen Zeugen nicht ohne, sondern mit ihrem Weltwissen und ihrer
Denkstruktur, d.h. in ihrer Geschichtsgebundenheit zum Zeugnis ermächtigt und
in ihrem Zeugnis geleitet hat. …
(86ff.) „Wort Gottes und Heilige Schrift“
… Die Kirche hat die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments als Kanon, d.h. als Anweisung, als
Normierung und als Maßstab für ihren Dienst erkannt und anerkannt. …
Darum dürfen wir die Gabe der wissenschaftlichen Methode nicht ablehnen und sie
in Gegensatz zu einem „Glauben an die Bibel“ ersetzen…
… haben wir erkannt, dass die Verfasser der biblischen Schriften ein anders
Verhältnis zu den historischen Fakten gehabt haben als wir modernen Menschen. Es
ging ihnen nicht um historisch exakte Wiedergabe von Vorgängen und Aussprüchen.
Sie haben bei ihrer Überlieferung und Neuerzählung einzelner Begebnisse nur das
eine Ziel, das wirkliche Geschehen der Offenbarung Gottes hier auf Erden für ihre
jeweilige Gegenwart zu bezeugen. Wir alle sollten diesen Unterschied der
Einstellung zu geschichtlichen Ereignissen zwischen damals und heute beachten
und verstehen, damit wir nicht erschrecken oder uns entrüsten, wenn heutige
Exegeten manche biblischen Berichte in
ihrer Fachsprache Sage oder Legende nennen. Die Unterscheidung zwischen der
Frage nach der Verkündigungswahrheit eines einzelnen biblischen Berichtes und
der Frage nach der historischen Wahrheit kann uns helfen zu der Erkenntnis,
dass die Wahrheit der biblischen Botschaft nicht mit der historischen Wahrheit
einzelner biblischer Berichte steht und fällt. Die Heilige Schrift ist eine
Sammlung von menschlichen Worten und Schriften, die in bestimmter
geschichtlicher Lage gesprochen und geschrieben worden sind. …
Das Urteil der Kirche, die den Kanon zusammengestellt und aus den damals in der
frühen christlichen Gemeinde gelesenen Schriften ausgewählt hat, ist nicht
unfehlbar …