Die
„Himmelsscheibe von Nebra“
Anfang des Jahres 2024 fragte mich Manuel Schmid, Sänger der Ostrock-Band „Stern-Combo Meißen“, ob ich mir vorstellen könnte, einen Text für ein 10-Minuten-Opus der Band für eine neue CD zum 60-jährigen Jubiläum der Band zu schreiben … zum Thema „Die Himmelsscheibe von Nebra“.
STERN MEISSEN
besteht bereits seit 1964. Diese Gruppe hat im Laufe ihrer Band-Geschichte
schon mehrmals kulturhistorische Themen musikalisch gestaltet, z.B. in dem
Titel „Weißes Gold“ die Geschichte des Meißner Porzellans oder in „Der Kampf um
den Südpol“ die Geschichte des Wettlaufs zum Erreichen des Südpols.
Ich habe dann erst einmal einiges gelesen zu diesem bedeutenden Fundstück zur Menschheitskultur:
„Die Himmelsscheibe von Nebra ist eine kreisförmige Bronzeplatte mit Verzierungen aus Gold, die als die weltweit älteste bisher bekannte konkrete Himmelsdarstellung gilt. Ihr Alter wird auf 3700 bis 4100 Jahre geschätzt. Das von Menschen hergestellte Kunstobjekt aus einer Kultur der frühen Bronzezeit in Mitteleuropa zeigt astronomische Phänomene – Sonne, Mond, Sterne – und religiöse Symbole.
Gefunden wurde die Scheibe am 4. Juli 1999 von Raubgräbern auf dem Mittelberg in der damaligen Gemeinde Ziegelroda nahe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt. Seit 2002 gehört sie zum Bestand des Landesmuseums für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt in Halle.“
(Hintergrund zur Himmelsscheibe von Nebra:
· Landesmuseum für Vorgeschichte Halle:
https://www.landesmuseum-vorgeschichte.de/himmelsscheibe-von-nebra
· Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Himmelsscheibe_von_Nebra )
Ich bin nach Nebra gefahren in das tolle futuristisch anmutende Museum und zum Fundort der Scheibe, um mich weiter zu informieren und ein Gefühl für den Ort zu bekommen.
Dann habe ich mir die musikalische Vorgabe von Manuel für das Lied angehört, immer wieder, mit Worten gespielt, um einen Zugang zu finden … Langsam nahm der Versuch Gestalt an, um die faszinierende(n) Geschichte(n) rund um die Entstehung dieses kulturhistorisch bedeutsamen Zeugnisses der Menschheitsgeschichte zu fassen. Ein Prolog (nach einer Idee von knubru) wurde vorgeschaltet – ihn spricht der Gründer der Band, Martin Schreier (76), der noch immer singt und am Schlagzeug sitzt. Und dann wurde der Titel in der aktuellen Bandbesetzung produziert und erschien zusammen mit vier weiteren Stücken auf einer klassischen Vinylscheibe (in einer limitierten Auflage) und parallel als CD.
Zum Reinhören: https://www.youtube.com/watch?v=aXdXVpCuVF8
Die Himmelsscheibe von
Nebra
Prolog (gesprochen)
Vor jeder Zeit war
eine Zeit.
Und es kommt eine
Zeit,
die Erklärungen
sucht für ihr Entstehen,
um zu wissen und
nicht nur dem Glauben ausgeliefert zu sein,
die
Gutes als gut erkennt und
Böses auch böse nennt,
die durch das
Geschenk der Vernunft das Scheinheilige entlarvt.
Unstillbare Neugier
sprengt die Horizonte.
Und aus dem Staub
der Erde wird ein Bild des Himmels gebaut,
Ahnung vom Ganzen
der Welt –
die zu besserem
Verstehen führt, zum gemeinsamen Handeln,
oder zum Untergang.
Der geschmiedete Himmel
War die Mühsal
vieler Jahre,
war der Kampf um unser täglich Brot.
Dennoch ---
Ohohoho – ging unser Blick hinauf:
Geheimnisvoll ist
der Sterne Glanz
Ohohoho – den Himmel auch zu verstehn
… ist so viel … ist
so groß … ist so weit …
Wir wolln verstehn, wir wolln verstehn!
Jeden Tag kreist die Sonne,
folgt der Mond, bleicher Bruder in der Nacht,
treibt die Sterne durch das All.
Zeit der Saat, Zeit der Ernte
sind bestimmt vom Weg der Himmelslichter –
ewge Ordnung überall …
War am Anfang so
viel ZAGEN,
führt ein langer Weg
zum Licht,
und wir STAUNEN,
BETEN, FRAGEN, …
AHNEN nur, doch noch
VERSTEHN wir nicht …
Und wir holten den Himmel
auf die Erde, gruben Erz aus ihrem Schoß,
das schon ewig hier geruht
und wir zähmten die Flamme,
ihre Kraft ließ Metalle werden,
glänzend in des Feuers Glut.
Ohohoho – ging unser Blick hinauf:
Geheimnisvoll ist
der Sterne Glanz
Ohohoho – den Himmel auch zu verstehn
… ist so viel … ist
so groß … ist so weit …
Wir wolln verstehn, wir wolln verstehn!
Hammers Schlag treibt die Bronze,
formt ein Rund als ein neues Bild der Welt –
diese Scheibe wiegt so schwer!
Blendend Gold – für die Sonne,
für den Mond und alle Sternenkinder –
brachten Händler von weit her.
Fährt ein Schiff, trägt die Sonne
in der Nacht, bringt zum Morgen sie zurück,
denn das Leben ist ein Kreis.
Und am Rand glänzt ein Bogen,
der uns zeigt, wenn der Sonne Lauf sich kehrt,
der die Sonnenwenden weiß.
(Epilog)
Wer die Scheibe geschmiedet,
wer es war, der sie am Berg begraben hat –
all das liegt in dunkler Zeit …
Doch ihr Mut und ihr Wissen
sind der Grund, auf dem wir weitergehen,
unsre Wege sind noch weit …
Komposition:
Manuel Schmid
Text: Joachim Krause
Aufnahme: Stern-Combo Meißen 2024