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Joachim Krause:
Texte zu Lebensstil und Umweltverantwortung -
eine Bilanz von 1974 bis 2010

(eine Zusammenstellung, die viele der folgenden Texte enthält, erschien in den „Briefen zur Orientierung im Konflikt Mensch-Erde“, Wittenberg, Heft 96, Herbst 2010)

 

ACHTUNG! Eine überarbeitete und erweiterte Fassung des folgenden Textes erschien 2014 als Buch:
Joachim Krause: „Die Verschiebung des Horizonts – eine Spurensuche im Terminkalender“, Wartburg Verlag Weimar, 2014

 

Joachim Krause – einige Lebensdaten

geboren 1946 in Ehrenhain, Thüringen, aufgewachsen in der Familie eines Pfarrers in Südwestsachsen, 1965 Abitur, Studium an der TU Dresden, 1970 Abschluss als Diplomchemiker, 1970 bis 1982 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der „Zentralstelle für Korrosionsschutz“ Dresden, Texter für die Rockgruppen LIFT, Panta Rhei, Horst Krüger, Klaus Lenz u.a., ab 1978 aktiv in der kirchlichen Umweltarbeit der DDR, 1979 bis 1982 Fernstudium der Theologie, von 1982 bis 2010 „Beauftragter für Glaube, Naturwissenschaft und Umwelt“ in der Ev. Luth. Landeskirche in Sachsen, verheiratet, vier Kinder

 

Kontakt:

Joachim Krause, Hauptstr. 46, 08393 Schönberg, Tel. 03764-3140, mailto: krause.schoenberg@t-online.de, Internet: www.krause-schoenberg.de

 

 

zum Klicken:

1. Die Nachdenklichkeit eines Einzelkämpfers

1974 (Club of Rome)

1980

2. Kirchlicher Umweltbeauftragter

1982

1983 (Waldsterben)

1985

1986 (Tschernobyl und die Folgen)

1987

1988 (Ökumenische Versammlung der DDR-Kirchen)

1989 (Lügen und Ökosprüche)

3. Wendezeit – vieles wird anders

1990 (Greenpeace, Wismut, Energiesparlampen)

1991

1992 (Alles vergessen?)

1993 (Al Gore und Franz Alt; „Aufschwung Ost“?)

1994

1995 (Europäisches Naturschutzjahr)

1996

1997 (Windenergie)

1998

4. „Schönberger Blätter“ und Internet

2003

2005 (Mobilfunk)

2008 (Mit Weizenheizen?)

5. Das Bemühen um Klarheit und Eindeutigkeit

2010 (Kohrener Erklärung zum Erhalt des Bodens)

 

 

 

 

1. Die Nachdenklichkeit eines Einzelkämpfers

 

1974

 

1974 bekam ich ein dünnes Büchlein in die Hand, das mein Weltbild und meinen weiteren Lebensweg nachdrücklich verändert hat. Der „Club of Rome“ beschäftigte sich schon länger mit Krisensignalen in der Welt wie Bevölkerungswachstum, Rohstoffverbrauch und Umwelt­belas­tung, und er hatte einen Bericht dazu erstellen lassen, der die „Gren­zen des Wachstums“ ansagte. Das war in einer Welt, die in Ost und West auf „schneller-höher-weiter“ orientiert war, in der Fort­schritt gleichgesetzt wurde mit Expansion und Wachstum, unzeitgemäß und ein Schock. Mein Fortschrittsoptimismus jedenfalls kriegte einen deutlichen Knacks und wich der Nachdenklichkeit. Ich habe sofort das ganze Buch mit Hilfe unse­res freundlichen Institutsfotografen als Fotokopie vervielfältigt und in Um­lauf gebracht. Ich habe Dias von Grafiken angefertigt und begonnen, im kleinen Kreis meiner Freunde Vorträge zu halten. Ich habe mich mit dem Autor des Buches in den USA in Verbindung gesetzt, und er schickte mir sein einziges deutschsprachiges Belegexemplar – aber auch den ausführ­lichen wissenschaftlichen Bericht. Dass ich den besaß und bereit war, ihn zur Auswertung zur Verfügung zu stellen, habe ich damals der Strategie­abteilung beim ZK der SED mitgeteilt, die sich zwar mit einem freundlichen Brief bedankte, aber das Buch (offiziell) nicht lesen wollte – oder nicht lesen durfte.
(aus: Joachim Krause: „Am Abend mancher Tage“, Wartburg-Verlag Eisenach, 2008)

 

Wir machten uns damals in Dresden in der „Offenen Jugendarbeit“ der Weinbergskirche Gedanken über bedrängende Fragen der DDR-Gesellschaft, wollten entdecken und ausprobieren, wie ein gutes, gelungenes Leben aussehen könnte. Und so hielt ich vor Freunden schon 1974 die ersten Vorträge über die „Grenzen des Wachstums“. Zur gleichen Zeit fertigte der Fotograf in meiner Arbeitsstelle Fotokopien des gesamten Buches an, die dann im Kollegenkreis – in einem staatlichen Institut ! - von Hand zu Hand weitergegeben wurden.

 

Erholungsgebiet mit „Industrieklima II“

In dem Institut, in dem ich arbeitete, befassten wir uns mit Korrosions­schutz. Im engeren Sinne ging es dabei darum, das Rosten von Eisen­werkstoffen zu verhindern. Aber auch alle möglichen anderen Metalle galt es zu schützen. In einem Sondereinsatz entwickelten Kollegen von mir sogar mal ein Verfahren, mit dem ein berühmter Sandsteinfelsen in der Sächsischen Schweiz, die „Bar­barine“, vor dem Zerbröseln gerettet wurde; durch Imprägnieren mit irgendwelchen Silikonwerk­stoffen wurde der Fels zusammengeklebt. Korrosion hat viel mit Luftschadstoffen zu tun. Und da­von gab es in der DDR mancherlei. Vor allem die hohen Schwefeldioxid-Konzentrationen, verur­sacht durch die allgegenwärtige Verbrennung der schwefelhaltigen Braunkohle, machten Eisen- und Stahlkonstruktionen schwer zu schaffen. Wir versuchten, Anstrichstoffe zu finden, die das Ei­sen wenigstens ein paar Jahre schützten. Aber an manchen Industrie­standorten war die Luft der­art aggressiv, dass unsere besten und dick aufgetragenen Lackschichten schon nach einem hal­ben Jahr die ersten Rostflecke zeigten. Im Erzgebirge war die Stahlkonstruktion von Gitter­masten für Fernsehumsetzer, die eigentlich 50 oder 80 Jahre halten soll­ten, schon nach 8 Jahren „hin“. Ehe ich das Wort Waldsterben gehört hatte, wusste ich, dass in unseren Belastungskarten man­che Erholungs­orte des Erzgebirges unter „Industrieklima II“ eingeordnet waren.

Wir testeten Anstrichstoffe unter den konkreten Belastungssituationen an verschiedenen Industrie­standorten. Dienstreisen dorthin verschafften mir einen Einblick, was sich hinter „Leuna I“ oder „Leuna II“, verbarg, was „Buna“ in Schkopau bedeutete oder wie Industriegiganten wie „Bitterfeld“, „Wolfen“, „Piesteritz“, „Coswig“, „Schwarze Pumpe“ usw. aussahen. Der „Blick von hinten“ in die DDR-Kombinate war sehr lehrreich. Diese Vorzeigebetriebe waren groß­zügig, manchmal auch großkotzig errichtet worden, aber im Laufe der Jahre war der Glanz verblichen. In Leuna forderte mich z.B. ein Begleiter auf, den sowieso vorgeschriebenen Schutz-Helm doch wirklich aufzuset­zen, man wisse nie, was da von oben aus den Rohrbrücken herunter­tropfe; „wenn hinten aus einer Leitung nichts mehr raus­kommt, legen wir lieber gleich eine neue Leitung“. In Bitterfeld stiegen wir auf ein Dach hoch, auf dem unsere Testplatten gelagert waren. Schon im Treppenhaus hatte ich mich gewundert, warum da überall Glasvitrinen standen, in de­nen Gasmasken für unterschiedliche giftige Gase gelagert waren. Oben auf dem Dach hatte ich das Pech, in die dicke Abgasfahne aus einer be­nachbarten Produktionsanlage zu geraten, hochkonzentrierter Ammoniak setzte mich schlagartig außer Ge­fecht; zum Glück gelang es meinen Be­gleitern, mich schnell wieder wach zu klopfen.
(aus: Joachim Krause: „Am Abend mancher Tage“, Wartburg-Verlag Eisenach, 2008)

 

1980

 

Ende der 1970er Jahre fand ich den Weg zu anderen umweltbewegten Menschen, in Wittenberg am Kirchlichen Forschungsheim, aber auch in Dresden, und bald gründeten wir den „Ökologischen Arbeitskreis der Dresdner Kirchenbezirke“.

In der Dresdner Öko­gruppe hatten wir diskutiert, ob das Thema Um­welt nicht zu wichtig sei, um es nur so nach Feier­abend nebenbei zu be­arbeiten. Wir hatten erwogen, dass ein Freundeskreis von Spendern in ei­nem gesicherten Arbeitsverhältnis durch verbindliche monatliche Zahlun­gen eine Stelle finanzieren könnte. Wir schrieben auch Appelle an kirch­liche Dienststellen, für diesen Themenbereich haupt­amtliche Stellen zu schaffen. Dann stellte sich heraus, dass bei der Sächsischen Evangeli­schen Kirche gerade eine Stelle frei geworden war, deren Inhaber sich damit beschäftigt hatte, wie christlicher Glaube aussehen und gelebt wer­den kann in einer Welt, die von Naturwissenschaft und Technik nachhaltig geprägt ist, welche weltanschaulichen und ethischen Fragen sich daraus ergeben. Die Stelle war da und sollte auch wieder besetzt werden, unser Antrag auf Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle mit Schwerpunkt Um­welt lag auf dem Tisch, ich führte einige Gesprä­che im Landeskirchenamt – und dann wurde ich gefragt, ob ich das nicht machen wolle. Ich ent­schied mich für den Berufswechsel, und fortan war ich auch Umwelt­beauftragter meiner Kirche.

(aus: Joachim Krause: „Am Abend mancher Tage“, Wartburg-Verlag Eisenach, 2008)

 

 

2. Kirchlicher Umweltbeauftragter in der DDR

 

1982

 

Die Einrichtung der Stelle eines besonderen Beauftragten für Grenzfragen zwischen Naturwissenschaft und Technik, Weltanschauung und Ethik war etwas Einzigartiges in den Kirchen der DDR, und dass die Stelle mit einem Naturwissenschaftler besetzt wurde, auch.

 

Konzeption der Arbeit des Landesbeauftragten für „Glaube und Naturwissenschaft“ der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens
(lt. Beschluss des Kollegiums des LKA´s vom 12.1.1982)

 

Der Landesbeauftragte befasst sich in besonderer Weise mit Fragen im Problembereich „Christlicher Glaube und Naturwissenschaft“. Die Arbeit vollzieht sich in Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Herausforderungen. Sie orientiert sich an Sachproblemen und ist auf die Erfordernisse der kirchlichen Praxis ausgerichtet. Zugleich fördert sie das interdisziplinäre Gespräch.

1.            Inhaltliche Schwerpunkte
Im Rahmen der Gesamtaufgabenstellung konzentriert und beschränkt sich die Arbeit des Landesbeauftragten entsprechend der gegenwärtigen Bedeutung der Sachgebiete und der begrenzten personellen Kapazität auf folgende Bereiche:

1.1.       Ökologie
(Verhältnis von Mensch und Natur; die ökologische Krise im Horizont der theologischen Fragen nach der Schöpfung und der menschlichen Verantwortung)

1.2.       Evolution und Menschenbild
(Grundfragen der Evolution, Entstehung und Entwicklung des Lebens; Sonderstellung des Menschen; genetische und medizinische Manipulation im Horizont theologischer Schöpfungsaussagen, Anthropologie und Ethik)

1.3.       Zuordnung von Naturwissenschaft und christlichem Glauben
(Ausarbeiten von theologischen Fragestellungen, die sich aus der naturwissenschaftlichen Forschung ergeben; Bedeutung des christlichen Glaubens für das Gespräch mit der Naturwissenschaft; apologetische Funktion; Auseinandersetzung mit einseitigen Interpretationen)

 

2.            Aufgabenstellung

2.1.        Information über diejenigen naturwissenschaftlich-technischen und theologischen Forschungsergebnisse und Entwicklungen, die die unter Pkt 1. genannten Schwer­punkte betreffen

2.2.        Reflexion dieser Thematik im interdisziplinären Gespräch

2.3.        Hilfe zur Entscheidungsfindung für verantwortliches Leben in einer von Wissenschaft und Technik geprägten Welt

 

3.            Aktivitäten

Die Aktivitäten des Landesbeauftragten haben ihren Schwerpunkt in der
- Aus- und Weiterbildung kirchlicher Mitarbeiter
- unmittelbaren Arbeit mit gemeindlichen Interessengruppen
- Erarbeitung und Bereitstellung von Material für kirchl. Praxis

3.1.        Durchführung von jährlich einer Ausbildungswoche an den kirchlichen Ausbildungsstätten z.B.
Moritzburg
Radebeul

3.2.        Weiterbildung kirchlicher Mitarbeiter, z.B.
Pastoralkollegs
Mitarbeiterkonvente
Mitarbeiterrüsten

3.3.        Längerfristige und schwerpunktorientierte Zusammenarbeit, z.B.
Gemeindeseminare
Wochenendrüsten

3.4.        Förderung des Gesprächs zwischen Theologen und Naturwissenschaftlern und Technikern, z.B.
Arbeitskreise
Fachkonsultationen

3.5.        Koordinierung kirchlicher Aktivitäten
Erfassung von Aktivitäten besonders an der Gemeindebasis; Aufarbeiten von Erfahrungen; Vermittlung von Partnern; Fachberatung)

3.6.        Bereitstellung von Material
Sammeln und Aufbereiten von Material zur Verwendung in der kirchlichen Praxis

 

4.     Zusammenarbeit mit kirchlichen Institutionen und Fachleuten

4.1.        Im Rahmen seiner Aufgabenstellung arbeitet der Landesbeauftragte mit Institutionen ähnlicher Zielstellung (Kirchliches Forschungsheim Wittenberg, kirchliche Weiterbildungsstätten, Theologische Studienabteilung Berlin) zusammen. Dazu gehört beispielsweise
- gegenseitige Information und fachliche Beratung
- Materialaustausch
- Abstimmung von Arbeitsaufgaben
- Planung und Durchführung gemeinsamer Arbeitsvorhaben

4.2.        Um den didaktischen und methodischen Anforderungen gerecht zu werden, wird der Landesbeauftragte durch entsprechende Fachleute bzw. Arbeitsgruppen unterstützt

4.3.        Die Arbeit des Landesbeauftragten wird durch einen Beirat beim Landeskirchenamt begleitet, der in der Regel zweimal jährlich zusammenkommt.

 

5.     Die vorliegende Konzeption soll nach 6 Jahren auf Grund der gemachten Erfahrungen und hinsichtlich der dann zu erkennenden Schwerpunkte überprüft werden.

 

Diese Arbeitsbeschreibung war bewusst offen und weitherzig formuliert worden, und das ermöglichte es mir in den Folgejahren (inklusive Wende!), immer darauf reagieren zu können, wo die Menschen an der Basis in den Ortsgemeinden gerade jetzt Gesprächsbedarf hatten, und mich auch auf ganz neue Arbeitsgebiete einlassen zu können.

Mein Einstieg war die Beschäftigung mit Umweltproblemen, einem Themen-Bereich, der in der DDR weitgehend tabu war.

Schon in meinem ersten Arbeitsjahr 1982 fand in Dresden das erste von mir gestaltete Umweltseminar statt. In fünf Veranstaltungen ging es 1. um grundsätzliche Begriffsklärungen rund um „Ökologie“, 2. um die Darstellung weltweiter Probleme (Bevölkerungswachstum, Rohstofflage, Ausbreitung von Schadstoffen), 3. um die Situation in der Landwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Umwelt, 4. um Luftschadstoffe, deren Erfassung und Auswirkungen auf Mensch und Natur (z.B. Waldsterben) und 5. um das Lebenselement Wasser, Fragen rund um die Energieerzeugung, und es wurden einige spezifische Umweltprobleme an sächsischen Brennpunkten dargestellt. Ich verteilte Informations- und Merkblätter. Sie wurden von ORMIG-Matrizen gezogen. Der mit abgedruckte Vermerk „Nur f. kirchl. Dienstgebr. 3358/70/10.82“ stellte das Ganze unter den Schutzschirm kirchlichen Tuns. Und die „70“ ist eine Angabe zur Teilnehmerzahl - wir hatten also immerhin fast 70 Umwelt-Interessierte erreicht!

Auf einem der Merkblätter wurden knappe Daten zu drei Umweltskandalen in der südlichen DDR öffentlich gemacht, die Stichworte hießen: Fluorwerk Dohna, Hüttenindustrie Freiberg und Waldsterben im Erzgebirge.

Zu den jeweils im Merkblatt aufgeführten Umweltdaten werden – trotz Platzknappheit – stets exakte Quellenangaben mitgeliefert. Diese Genauigkeit bei der Wiedergabe von Fakten gehörte zu unseren Grundprinzipien: Wir wollten selbst genau wissen und verstehen, was da konkret los war, und wir brauchten die Quellen, um gegen bösartige Rückfragen staatlicher „Kontrollettis“ gerüstet zu sein!

 

Die Zähne der Kinder von Dohna

Mein erster Fall hieß „Dohna“. Dohna ist ein Städtchen in der Nähe von Dresden. Ein Freund von mir war dort Zahnarzt und erzählte mir von be­drückenden Beobachtungen. Praktisch alle Kinder und Jugendlichen aus dem Ort, die er behandelte, hatten typische Zahnschäden. Die zweiten, bleibenden Zähne, die nach dem Milchgebiss durchbrachen, waren oft gelblich bis schwarz ver­färbt, waren spröde, schnell brachen also Teile ab. Ein Blick in viele Münder zeigte ein Ruinen­feld. Grund für diese Schäden war der Ausstoß von Schadstoffen aus einem im Ort ansässigen Betrieb, dem „Fluorwerk“. Das Werk arbeitete mit Flusssäure und ihren Salzen. Schon im Routine­betrieb wurden schädliche Gase freigesetzt, manchmal gab es aber auch Havarien, und dann wehten giftige Nebel durch den ganzen Ort. Das Trinkwasser war belastet, die Früchte, die in den Gärten geerntet wurden, enthielten hohe Fluorkonzentrationen. Nun wird ja manchmal Fluor Zahnpasten zugesetzt oder in Tablettenform empfohlen, um die Mineralisation der Zahnsubstanz zu verbessern. Aber in Dohna erhielten alle Einwohner zwangsweise und tagein tagaus eine ex­treme Überdosis. Dadurch wurden die Zähne zu hart und spröde.
Das Problem war bekannt - und ein Fall für die Wissenschaft. Die betrof­fenen Bewohner blieben im Unklaren. Ich erfuhr durch eine Indiskretion davon, dass drei Zahnärztinnen an dem Problem geforscht hatten und nun ihre gemeinsame Doktorarbeit verteidigen würden. Verteidigungen wa­ren eine öffentliche Angelegenheit, mein Freund lieh mir einen weißen Arzt-Kittel - woraufhin ich prompt mit „Herr Kollege“ angesprochen wurde -, und dann saß ich im Hörsaal und hörte das, was ich nie hätte hören dürfen – die Fakten zum Schicksal der Kinder von Dohna.
Inzwischen hatte ich auch selbst recherchiert und in medizinischen Fach­zeitschriften der DDR einiges zu dem Fall gefunden. Einen der Autoren, Mediziner in Dohna, suchte ich auf, um von ihm noch einiges über die Hintergründe zu erfahren. Denkste. Vielleicht hatte er ja einfach Angst, weil er mich gar nicht kannte und weil er wusste, in welch gefährlichem Terrain wir uns bewegten. Beunruhigt hat mich aber doch - ganz grund­sätzlich - seine Reaktion. Ich erzählte ihm, was ich aus den Facharti­keln an Informationen entnommen hatte, worauf er trocken meinte: „Da habe ich etwas falsch ge­macht. Das, was ich da aufgeschrieben habe, war nur für Fachkollegen gedacht. Sie hätten das nicht verstehen dürfen.“

(aus: Joachim Krause: „Am Abend mancher Tage“, Wartburg-Verlag Eisenach, 1988)

 

1983

 

Im Sommer 1982 hatte ich endlich Gelegenheit, mich systematischer mit dem Phänomen des „Waldsterbens“ im Erzgebirge zu befassen. Über kirchliche Kanäle wurde mir ein Kontakt zu einem hochrangigen wissenschaftlichen Mitarbeiter der Forsthochschule in Tharandt vermittelt. Wenig später saß ich heimlich bei ihm zu Hause im Wohnzimmer, er gab mir eine profunde Einführung in die Geschichte der „Rauchschäden“ in der Region, und wir blätterten gemeinsam in Datenblättern zur aktuellen Situation (und „übersahen“ die Geheimhaltungsstempel). Meine Einsichten stellte ich anschließend als Hintergrundinformation für das Landeskirchenamt in einer Übersicht zusammen. Wenig später gingen wir auch in die („innerkirchliche“) Öffentlichkeit:

Ursula Salzmann / Joachim Krause

Stirbt der Wald im Erzgebirge?

Das Fichtenrauchschadengebiet im Erzgebirge ist der krasseste Fall seiner Art in Europa. Auf der böhmischen Seite ist der gesamte Bestand geschädigt (ca. 150.000 Hektar). In der DDR erfolgte in den letzten Jahrzehnten die Ausweitung des Schadgebietes vom Forstrevier Königstein nach Westen. Heute umfasst die Schadzone I (in der die Hauptbaumart Fichte nicht mehr angebaut werden kann) schon einige tausend Hektar. Die nördliche Grenze des geschädigten Waldes folgt etwa der Linie Plauen – Zwickau – Karl-Marx-Stadt – nördl. Freiberg – Dresdner Heide – Kamenz (Berg-Kuppen) – Löbau/Zittau. Hauptsächlicher Verursacher ist eine Kette von Emittenten im nordböhmischen Industriegebiet (Großkraftwerke und Industriebetriebe). Die Thermik des Beckens treibt die Abgase ständig in die Höhe und Winde aus Südost bis Südwest transportieren sie über den Erzgebirgskamm – hier sind die Sattellagen besonders gefährdet.

Einige Angaben zum Schwefeldioxidgehalt in der Luft (in mg SO2/m³ Luft ) und zu seinen Wirkungen:
+ maximal zulässige Immissionskonzentration (MIK) Kurzzeitwert             0,50

                                                                                              Dauerwert     0,15

+ maximale Werte am Erzgebirgskamm                                                2,5 bis 3,0

+ sichtbare Schäden bei Fichten ab                                                      0,6 bis 0,8

Die hygienischen MIK-Grenzwerte sind auf die SO2-Verträglichkeit des Menschen bezogen – Pflanzen sind gegen Luftverunreinigungen ungleich empfindlicher. Selbst leicht geschädigte Bäume zeigen Holzmindererträge. Buchen in belasteten Gebieten werfen 2 bis 3 Wochen früher ihr Laub ab. Wegen der Langsamkeit biologischer Prozesse werden sogar akute und tödliche Schädigungen erst nach Ablauf von Tagen oder Wochen sichtbar. Die Symptome sind selten spezifisch für eine Ursache. Die immissionsbedingten Waldschäden werden wesentlich verstärkt durch das raue Erzgebirgsklima und die im Gebirge häufig extremen Standortbedingungen (nährstoffarme Böden, gering wasserversorgte Gebiete). Das Baumsterben beeinträchtigt auch den Wasserhaushalt des Gebirges (stärkerer Wasserablauf, Boden-Abtrag bei Starkregen, Austrocknung durch Windzutritt).

Von den Immissionen sind auch Tier und Mensch betroffen. Kühe z.B. zeigen bei SO2 – Gehalten der Luft über 0,15 mg/m³ Rückgang in der Körpermasse bei Mast-Rindern um 26 bis 37%, der Milchleistung um 9% und eine um 10% höhere Fehlgeburtenrate. Menschen in belasteten Gebieten, besonders Kinder, erkranken häufiger (obere Atemwege, Kreislauf). Bei Männern im Böhmischen Kreis liegt die durchschnittliche Lebenserwartung um 4 Jahre (!) unter dem Normalwert.

Trotz alledem werden positive Prognosen gegeben: Das Erzgebirge wird nicht sterben!

Überall bestehen Auflagen, leere Flächen dringend neu zu bepflanzen. Die wichtigsten Therapiemaßnahmen der Forstwirtschaft sind dabei:

·         Düngung (Stickstoff, auch in Kombination mit Phosphor und Kali – Kali z.B. erhöht die Frosthärte um 2 bis 4 Grad)

·         Umbau (Übergang zu einem völlig neuem Waldtyp: Mischwald, geprägt von Blaufichte und Eberesche)

·         Stehenlassen der Dürr-Ränder (Schutz vor Wind und Sonne)

·         Anlegen grüner Schutz-Gürtel an der Südseite (Eberesche)

·         Züchtung rauchharter Fichten (vegetative und Samenvermehrung von Bäumen, die Resistenz gezeigt haben).

20 Jahre vor der Erschöpfung der Braunkohlevorräte in der CSSR ist die Wiederaufforstung mit Fichten geplant (2000 bis 2020). Anpassungsversuche durch die Forstwirtschaft lösen das Problem jedoch nicht. So kam es am 10.11.1981 endlich zwischen DDR und CSSR zu einem Regierungsabkommen über eine Zusammenarbeit bei der Emissionsverminderung. Kurze Zeit später wurde dazu ein Ministerratsbeschluss gefasst. In Nordböhmen sollen keine weiteren Kohlekraftwerke gebaut werden. Besonders gefährdete Gebiete erhalten schwefelarme Kohle (DDR: Lausitzer Kohle für Bezirke Karl-Marx-Stadt und Dresden). In den Kraftwerken sollen die SO2–Emissionen durch schrittweise Einführung des in der DDR entwickelten Kalkstein-Additiv-Verfahrens herabgesetzt werden (durch Zugabe von Kalk bei der Kohleverbrennung erfolgt die Bindung des SO2 als Gips). Der Wirkungsgrad beträgt 85%, außerdem werden 6-8% Energie gespart. Erste Investitionen im Bezirk Karl-Marx-Stadt sollen ab 1985 wirksam werden. An noch effektiveren Verfahren (Wirbelschichtverbrennung) wird gearbeitet.
Zum Schluss ein Wunsch: Möge dieses Programm mit der nötigen Dringlichkeit und Konsequenz verfolgt werden. Und eine Frage: Warum gibt es zu wichtigen Umweltproblemen in der DDR wie diesem kaum öffentliche Informationen zur Diskussion?

Zur Ergänzung:

Schon 1969 gefährdete oder schädigte Luftverschmutzung (besonders SO2 10 % (=  300 000 ha ) des Waldbestandes unserer Republik. Schädigungen des Waldes durch Luftverschmutzung gibt es außer im Erzgebirge z.B. auch in den Gebieten um Dessau – Bitterfeld – Leipzig (Schwerpunkt Dübener Heide ); Magdeburg, Thale, Lübbenau – Vetschau – Cottbus – Lauchhammer – Spremberg.

1977 wurden allein im Erz- und Elbsandsteingebirge Schäden auf einer Fläche von

97 000 ha registriert, davon gehörten 11042 zur Schadzone I (d.h. der Bestand ist zu mehr als 50 % geschädigt).

(U. Salzmann, J. Krause in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.7, 1983, S.5)

 

1982 druckten wir einen knappen Literaturtipp in den Wittenberger BRIEFEN ab:

„Über Umweltbelastung des Menschen durch Spurenelemente wurde im Oktober 1981 auf einer Arbeitstagung in Görlitz berichtet. Das Zentralblatt für Pharmazie, Pharmakotherapie und Laboratoriumsdiagnostik (Heft 6 von 1992) gibt die dort gehaltenen Vorträge wieder. Sie enthalten unter anderem Angaben über die übermäßige Cadmiumbelastung im Raum Freiberg und über gesundheitliche Belastungen der Werktätigen einer Nickelhütte in Aue.“

(Joachim Krause, Information für: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch- Erde, Nr.6, 1982, S.9 oben)

Dieser Hinweis brachte eine ganze von Umweltverschmutzung besonderer Art betroffene Region dazu, in einer Apotheker-Zeitschrift zu lesen, die sonst wahrscheinlich in Bibliotheken verstaubt wäre. Das öffentliche Erschrecken hatte brisante Folgen. Staatliche Stellen waren entsetzt, da hier in nüchternen Fachartikeln, die durch das dichte Netz der verordneten Geheimhaltung geschlüpft waren, ein handfester Umweltskandal ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurde: das gravierende Ausmaß der Vergiftung des Gebietes um die Stadt Freiberg durch Blei und Cadmium aus der örtlichen Hüttenindustrie. Das "böse" Heft wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus Bibliotheken und von Abonnenten zurückgeholt. Aber längst kursierten Abschriften der Artikel, kirchlich organisierte Informations-Veranstaltungen fanden statt, Arbeitsgruppen nahmen das Thema auf - die Diskussion war nicht mehr zu stoppen. Letztlich aber gab das Informations-Leck, das sich hier gezeigt hatte, den endgültigen Anlass zum umgehend erlassenen Verbot der Veröffentlichung jeglicher Art von Umweltdaten durch die DDR-Obrigkeit.

 

Bereits 1981 war im Auftrag des damaligen US-Präsidenten Carter eine 1700 Seiten starke Studie erstellt worden. Ich hatte auf Schmuggelwegen aus dem „Westen“ ein Exemplar von

Kaiser, R. (Hrsg.): „Global 2000. Der Bericht an den Präsidenten“(A) einschl. Zusatzband „Es ist Zeit zu handeln“(B), Zweitausendeins Verlag Frankfurt/Main, 42. Auflage, 1982

erhalten. Im Auftrag des Präsidenten meines Landeskirchenamtes erstellte ich daraus eine Zusammenfassung auf fünf eng beschriebenen Schreibmaschinenseiten. Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass mein Landesbischof diese Blätter bei internationalen Konferenzen als nützliche Hintergrundinformationen im Gepäck hatte.

 

1985

 

Immer war es mir wichtig, nicht nur Umweltprobleme zu entdecken, die Zusammenhänge zu verstehen und andere darüber aufzuklären, sondern uns auch die eigene Verstrickung deutlich zu machen – und nach Lösungen und Handlungsmöglichkeiten im eigenen Lebensalltag zu suchen. Folgerichtig erschien 1985 im KFH Wittenberg die kleine 60 Seiten dicke Broschüre:

FANG AN
Tips für umweltgerechtes Verhalten im Alltag

von Joachim Krause, Gestaltung: M Sandner; DIN-A5 60 Seiten

(KFH 5 – 1985 – Für den innerkirchlichen Gebrauch)

Manche der locker formulierten Hinweise kamen missverständlich ´rüber: Meine alte Tante, der ich stolz mein Werk geschenkt hatte, las unter dem Stichwort „Wasser“ unter anderem den Tipp: „Wenn schon baden, dann zu zweit“, verstand ihn wörtlich und meinte, das sei wohl doch etwas übertrieben und unhygienisch … Ich hatte eher daran gedacht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.

 

1986

 

Tschernobyl und die Folgen

An einem strahlenden Apriltag des Jahres 1986 explodierte der Atom­reaktor in Tschernobyl. Bis dahin hatte es eine breitere oder gar öffentli­che Debatte über Pro und Kontra der Kernenergie in der DDR nicht gege­ben. Der Informations­bedarf war riesig. Wie arbeitet eigentlich so ein Atomkraft­werk, was kann bei einem Unfall passieren, welche Gefahren bestehen für die Bevölke­rung, ist die Kernenergie unver­zichtbar oder gibt es Alternativen? Ich schrieb in den Folge­monaten den Text für eine Bro­schüre, die interessierten Mitmenschen helfen sollte, sich in der Debatte zu­rechtzufin­den und selbst eine Meinung zu bilden. Vervielfältigt – mit 1000 Exemplaren, das war für DDR-Verhältnisse eine hohe Auf­lage - wurde das Heft im „Kirchlichen Forschungsheim“ in Wittenberg, einer Schaltstelle für die systemkritische Um­weltarbeit in der DDR. Wir gaben dem Heft etwas schlitz­ohrig den Titel „... Nicht das letzte Wort“ (Kernener­gie in der Diskussion). Das war ein Hone­cker-Zitat, mit dem er in ei­nem Interview nach den Ereignissen von Tschernobyl einer endgültigen Be­wertung ausgewichen war. Und da unser Heft ohnehin illegal erschien - natürlich stand wie im­mer darauf „Nur für den innerkirchlichen Dienst­gebrauch!“ - und wir grund­sätzlich mit offenen Karten spielen wollten, und natürlich auch weil wir gespannt waren, was passieren würde, war es nur folge­richtig, dass ein Exemplar direkt per Post an Erich Honecker ging.

Beschreibung: Foto (137)

Interessant war der weitere Vorgang - das haben wir aber erst nach der Wende aus staatlichen Ar­chiven erfahren. Hone­cker hat unser Begleit­schreiben tatsächlich in die Hand be­kommen und persönlich abgezeich­net. Und er hat die Ange­legenheit nicht etwa an die Stasi weitergeleitet, son­dern um Prüfung durch Fachleute gebeten. Wenige Tage später lag eine Expertise über Heraus­geber und Verfasser vor, wir bekamen das amtliche Etikett „oppositionell und staatsfeindlich“. Wenige Wochen später waren wir aber nicht etwa im Knast, sondern erhielten eine Einladung in das zuständige „Staatliche Amt für Atom­sicherheit und Strahlenschutz“ zu einem Fachgespräch über den Inhalt des Heftes.

So etwas machte durchaus Mut, weitere „staatsfeindliche Aktionen“ dieser Art ins Auge zu fassen.
(aus: Joachim Krause „Am Abend mancher Tage“, Wartburg-Verlag Eisenach, 2008)

 

1987

 

Der Unfall in Tschernobyl und seine Auswirkungen setzten auch in der DDR (vor allem in kirchlichen Kreisen) eine Diskussion Pro und Contra Kernenergie in Gang. Meine vom KFH Wittenberg herausgegebene Broschüre mit Informationen war schnell vergriffen, konnte jedoch beim Herausgeber ausgeliehen (!) werden.

Joachim Krause: „… nicht das letzte Wort – Kernenergie in der Diskussion“, Hrsg. Kirchliches Forschungsheim Wittenberg, 1987, DIN-A4, 64 Seiten

 

Die Evangelischen Studentengemeinden der DDR widmeten der Debatte ein ganzes Sonderheft ihrer Zeitschriftenreihe „Kontakt“.

Im Folgenden sind einige Aussagen zusammengestellt, die

·         die Gefahren zusammenfassen, welche sich aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie ergeben (mehr als 30 Jahre später hat sich daran praktisch nichts geändert)

·         Halbwahrheiten und Lügen der DDR-Informationspolitik offen legen (auf diese konkreten Darlegungen gab es nie eine Reaktion staatlicher „Organe“ …)

·         versuchen, Energieperspektiven für die die DDR zur Diskussion zu stellen (manches davon mag heute blauäugig klingen, anderes wirkt fast prophetisch):

(KONTAKT; Zeitschrift der Evangelischen Studentengemeinden in der DDR, Heft Sept./Okt. 1987, „Kontroversen um die Kernenergie“)

 

Beitrag S.2ff.:

Kontroverse Stimmen zum Thema – Beginn eines notwendigen Dialogs

 

Frage 1:
Welche Übereinstimmungen gibt es bei Kernenergiegegnern und -befürwortern hinsichtlich der Einschätzung der Gefahren bei der Kernenergienutzung?
Joachim Krause

a)    Kernanlagen können im Kriegsfall oder gegen Sabotage (Angriffe durch Terroristen) nicht zuverlässig geschützt werden. Bei auch nur teilweiser Zerstörung solcher Anlagen würde jedoch ein gigantisches Schadenspotential freigesetzt – die langfristigen Strahlenwirkungen würden denen einer Atombombenexplosion entsprechen.

b)    Die Weiterverbreitung von Kernanlagen (z.B. Kernforschungsanlagen, Kernkraftwerke, Anreicherungsanlagen, Wiederaufarbeitungsanlagen) ermöglicht bzw. erleichtert dem Nutzer den Zugang zu spaltbarem Material, das zur Herstellung von Kernwaffen verwendet werden kann (u.a. Plutonium). Der Kernwaffensperrvertrag bildet keine unüberwindliche Hürde, er kann jederzeit unterlaufen werden (die Einhaltung des von einem Staat erklärten Verzichts auf Kernwaffen ist nicht durchzusetzen).

c)    Strahlenbelastung bedeutet ein Risiko für Leben und Gesundheit für Mensch und andere Lebewesen. Die natürliche Strahlenbelastung ist unvermeidbar, mit ihr müssen wir leben. Jeder zusätzliche (zivilisationsbedingte) Beitrag sollte aber so gering wie möglich gehalten werden.

d)    Große Unfälle in Kernanlagen lassen sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen (technisches und menschliches Versagen, bewusst inszenierte Störfälle). Wegen des riesigen zu erwartenden Schadensausmaßes (bis 11.000 Soforttote, 50.000 spätere Todesfälle, zehntausende Quadratkilometer radioaktiv verseuchten Landes) ist diese Forderung aber zu stellen.

e)    Höchste Sicherheitsanforderungen müssen von jedem einzelnen Glied der nuklearen Brennstoffkette erfüllt werden (Uranerzbergbau bis Endlagerung hochaktiver Abfälle einschließlich aller notwendigen Transporte). …

 

Frage 3:
Ist die Information der DDR-Öffentlichkeit über die Gefahren der KKW´s zureichend?

Joachim Krause

b) Ein zweites Beispiel für wenig hilfreiche und verharmlosende Informationspolitik: Im ND („Neues Deutschland“, Tageszeitung, herausgegeben von der Staatspartei SED - JK) vom 3./4.5.1986 wurde (wenige Tage nach dem Unfall im sowjetischen KKW Tschernobyl am 26.4.1986 - JK) eine Tabelle für die Konzentration radioaktiver Stoffe in der Luft für Berlin veröffentlicht. Man konnte entnehmen, dass die Werte im zeitlichen Verlauf abnahmen. Der erste (und höchste) Messwert stammt vom 30.4., 22.30 Uhr und betrug 460 mBq/m³ (siehe Fußnote 1).

Die Tabelle endete mit dem niedrigsten Messwert von 96 mBq/m³ (2.5., 14.00 Uhr).

Das Fazit im ND: „Damit ist eine Stabilisierung auf einem niedrigen Niveau eingetreten.“

Das war aber leider nur die halbe Wahrheit.

In einem offiziellen Bericht des Staatlichen Amtes für Atomsicherheit und Strahlenschutz der DDR an die IAEA vom Oktober 1986 (SAAS-Report 349) ist eine komplette Darstellung über die Konzentration radioaktiver Stoffe in der Berliner Luft im Zeitraum vom 28.4. bis Ende Juni 1986 enthalten. Dort kommen die vom ND veröffentlichten Werte wieder vor – mit Ausnahme vom letzten, niedrigsten: er ist jetzt mit knapp 500mBq/m³ angegeben.

Wichtiger aber ist, was man noch entdeckt: die maximale Belastung wurde einige Stunden vor dem Beginn der ND-Tabelle mit 117 Bq/m³ ermittelt, lag also 250mal höher als der mir in meiner Zeitung mitgeteilte „Höchstwert“. Und eine „Stabilisierung auf einem niedrigen Niveau“ war auch nicht gegeben – sie trat erst nach dem 7.5. ein. Zwischen dem 2.5. und 7.5. stieg die Belastung noch einmal an und schwankte zwischen einigen hundert mBq/m³und reichlich 20 Bq/m³.

Ich hätte mir hier eine klare Richtigstellung auch für die Leser des ND, nicht nur für die Fachleute gewünscht. Mit der veröffentlichten Tabelle (Angaben in Bq) war ohnehin nicht viel anzufangen. Um die durch die gemessene Radioaktivität bedingte biologische Gefährdung abschätzen zu können, hätte es (auch für den Fachmann) ergänzender Angaben (Art und Eigenschaften der verursachenden Radionuklide, ihr Anteil an der Gesamtbelastung, Art der abgegebenen Strahlung, Aufnahmeweg in den Organismus usw.) und ziemlich komplizierter Berechnungen bedurft. …

 

Fußnote 1) 1 Bq = 1 Becquerel bedeutet, dass in 1 Sekunde 1 radioaktiver Atomkern zerfällt bzw. Strahlung abgibt; 1mBq/m3 = Milli-Becquerel = 1 Tausendstel Becquerel pro Kubikmeter Luft …

 

Frage 4:
Welche Alternativen (Energieeinsparung, natürliche Energiegewinnung aus Wind o.ä.) sind zur Kernenergie denkbar und technisch möglich?

Joachim Krause

Eine „alternative“ Energiezukunft für die DDR exakt vorzurechnen, steht noch aus. Ich kann nur grob denkbare Ansatzpunkte für diesen Weg skizzieren:

a)    Voraussetzung: keine weitere Steigerung des Primärenergieverbrauchs in der DDR,

b)    Energieeinsparung / rationelle Energieanwendung
(ausgehend vom hohen Energieverbrauchsniveau der DDR)

·         mittelfristiger Strukturwandel in der Volkswirtschaft (weg von energie- und rohstoffintensiver Industrie),

·         Modernisierung technischer Prozesse und Analysen bei der Energie-Umwandlung und -Anwendung (vom Großkraftwerk bis zur Glühlampe),

·         effektive  Raumwärmenutzung (z.B. Wärmedämmung),

·         Stromerzeugung,
- Erhöhung des Wirkungsgrades der Kraftwerke (alte Braunkohlekraftwerke
  schaffen heute 20%, moderne Anlagen können 38% erreichen),
- Verminderung der Leitungsverluste,
- Kraft-Wärme-Kopplung (gleichzeitige Nutzung von Fernheizwerken und
  Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung; Einsatz von Blockheizkraft-
  werken für kleinere Einheiten),

·         + Stromanwendung,
- nur dort, wo durch andere Energieträger die benötigte Energiequalität nicht
  bereitgestellt werden kann, (Stromerzeugung erfordert besonderes hohen
  Primärenergieaufwand),
- verlustarme Anwendung (z.B. elektrische Antriebe, Beleuchtung),

·         Materialökonomie (sparsamer Umgang mit der in Werkstoffen enthaltenen vergegenständlichten Energie).

c)    schnelle und umfassende Erforschung und Praxisentwicklung aller geeigneten regenerativen Energiequellen in der DDR (Schätzungen aus den 70er Jahren, dass bis zum Jahr 2000 regenerative Quellen nur 1% am Primärenergieaufkommen der DDR erreichen können, erscheinen zu pessimistisch – gemäßigte Erwartungen für die BRD rechnen zum gleichen Zeitpunkt mit 5 bis 10% - langfristig ist noch deutlich mehr zu erwarten – vieles ist technisch und ökonomisch schon heute möglich – bei gezielter Forschung und Massenproduktion sind neue Anwendungsmöglichkeiten und abnehmende Kosten zu erwarten – wir haben auf dem Gebiet Nachholbedarf.

·         Ausnutzung aller örtlichen Reserven; dezentrale Systeme; Eigenversorgung

·         Erdwärme (nördlich Berlin – Raumheizung)

·         Wind (Küste, windreiche Gegenden - Betrieb von Pumpen, Elektroenergie)

·         Biomasse (Abfälle, Kläranlagen, Güllevergasung – Biogas als Treib- und Brennstoff, auch für Elektroenergie oder zum Betrieb von Wärmepumpen)

·         Wasserkraft (neben größeren Kraftwerken Betrieb von Mikrokraftwerken im Kilowatt-Bereich für örtliche Versorgung, Betrieb von Mühlen, Sägewerken)

·         Sonne
- Sonnenwärmekollektoren (Dächer von Häusern – Brauchwassererwärmung, evtl. auch Heizung)
- Solarzellen (Stromerzeugung – nach 2020 wahrscheinlich konkurrenzfähig Atomstrom)
- langfristig: Aufbau von großen Sonnenenergie-Systemen, z.B. in Wüstengegenden der Erde – Verwendung des Stroms zur Wasserstofferzeugung – Transport wie Erdgas zum Verbraucher (Pipeline, Tanker) – Aufbau in internationaler Zusammenarbeit (unser Beitrag: technisches Wissen und Errichtung von Anlagen; ärmere Länder übernehmen die Energiebereitstellung; daraus resultiert für uns Abhängigkeit, aber eine vollständige Selbstversorgung aus eigenen Energieressourcen ist für uns in jedem Falle eine Illusion!) …

 

1988

 

Auf die Halbwahrheiten bei der Mitteilung von Umweltdaten nach dem Unfall in Tschernobyl wiesen wir auch in einem Beitrag in den Wittenberger BRIEFEN hin – auch hier gab es keine Reaktion staatlicher Stellen:

(Joachim Krause in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.17, 1988, S.15)

 

Meine Beschäftigung mit Fragen der Energiepolitik brachte mir bei der „Ökumeni­schen Versammlung“ (ÖV) der DDR-Kirchen die Berufung als Fach-Berater in die Arbeitsgruppe ein, die über „Energie für die Zukunft“ nachdenken sollte. Die ÖV machte sich unsere Thesen zu eigen (hier Sätze aus einem ersten Entwurf, der in die öffentliche (!) Diskussion gegeben wurde):

(Mitteilung zu den Ergebnissen der 2. Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in Magdeburg, Textentwürfe für die öffentliche Diskussion:)
„Wir haben die Vision einer Zukunft, die sich im Wesentlichen auf regenerative Energiequellen  stützt. Erste gute Erfahrungen z.B. bei der Nutzung von Erdwärme, Biogas, Sonnenenergie und Windkraft sowie darauf aufbauende Prognosen ermutigen uns. Wir sind überzeugt, dass durch gezielte Anstrengungen in Forschung und Entwicklung rasch Fortschritte erzielt werden können. …

Kernenergie  darf nicht Grundlage unserer zukünftigen Energieversorgung sein. Wegen ihrer sozialen, technischen, ökologischen und militärischen Risiken ist der Ausstieg aus dieser Technik unumgänglich. Wir sind und bewusst, dass eine solche Forderung erhebliche Bedenken und Widerstände hervorruft. Wir können diesen Verzicht nur glaubhaft fordern, wenn wir auch bereit sind, Konsequenzen mitzutragen.“

(aus dem Textentwurf der Arbeitsgruppe „Energie für die Zukunft“)

(Joachim Krause in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.18, 1988, S.16)

 

Stalinallee

In der kirchlichen Umweltarbeit der DDR hatte ich mich schon länger mit Energiefragen beschäf­tigt. Ich galt darum wohl als exotischer Geheimtipp. Jedenfalls erhielt ich Anfang 1989 eine unge­wöhnliche Einladung nach Berlin. Kein innerkirchlicher Zirkel, wurde mir gesagt, Fachleute. Etwas geheimnisvoll die Vorbereitung, kein Veranstaltungsort („wir holen Sie am Bahnhof ab“). Ich fuhr hin, den üblichen POLYLUX (Overheadprojektor) in der Hand, und wurde von einem mir unbe­kannten Herrn per Auto in die Stalinallee kutschiert; die hieß natürlich schon lange „Frankfurter“, aber sie sah immer noch aus wie „Stalinallee“. Wir betraten ein Eckhaus, kamen in eine höchst geräumige „Bonzen“-Wohnung, ich schätze mal: 50 Quadrat­meter Wohnzimmer mit riesigen Fenstern, wo sich nach und nach 50 Menschen versammelten. Damen und Her­ren mittleren Alters, die interes­siert meinen Ausführungen lauschten, offenbar ziemlich sachkundig und kompetent waren; wahrscheinlich arbeiteten die meisten in irgendwelchen Behörden oder Ministerien. Wir habe zwei Stunden lang im offenen Ge­spräch um Fragen gerungen, die unsere gemeinsame Zu­kunft betrafen. Und das ging, obwohl wir eigentlich auf verschiedenen Seiten standen. 1989 eben - Aufbruch.

(Aus: Joachim Krause „Am Abend mancher Tage“, Wartburg-Verlag Eisenach, 1988)

 

Wissenschaftlich-technischer Fortschritt und menschliche Verantwortung

·         Wissenschaft und Technik sind wichtige Mittel, um die gesellschaftliche Entwicklung voranzubringen. Wir müssen dem Fortschritt Ziele setzen (was macht erfülltes Leben aus?) und daran prüfen, welche technischen Mittel wir zum Erreichen ganz konkreter Ziele einsetzen wollen.
Die technischen Möglichkeiten dürfen die weitere Entwicklung nicht einengen oder festlegen („Sachzwänge“)

·         Maßstab für technischen Fortschritt: Er soll dem Leben dienen (nicht nur dem menschlichen Leben), seine weitere Entfaltung (biologisch und sozial) ermöglichen und offenhalten.
Heute ist der wiss.-techn. Fortschritt auf die Lösung der Menschheitsprobleme auszurichten:
Verminderung der Kriegsgefahr, Sicherung des Überlebens aller Menschen und Herstellen von Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd, Bewahrung der Schöpfung.

·         Die globale technische Umgestaltung der Welt erfordert neue Horizonte für unser Denken und Handeln:
- räumlich: grenzübergreifendes Handeln (eine Erde)
- zeitlich: langfristig orientierte, dauerhafte Lösungen suchen (kommende Generationen)

·         Jeder Fortschritt hat seinen Preis:
Vor dem Einsatz neuer Technik sind Nutzen und Schaden umfassend gegeneinander abzuwägen (Technologie-Folgen-Abschätzung). Ein Ziel könnte dabei heißen: Minimierung des Leidens.
Neben technischer Machbarkeit und wirtschaftlicher Effizienz sind wichtige Kriterien für die Beurteilung die ökologische, soziale und internationale Verträglichkeit.

·         Verantwortung lässt sich nicht delegieren.
a) Verantwortung muss persönliche Verantwortung  sein (nicht an Kollektive oder Technik delegieren, meine Hand für mein Produkt ?!)
b) Verantwortung muss von allen gemeinsam wahrgenommen werden (offene Diskussionen und gemeinsame Entscheidungen aller Beteiligten und Betroffenen)

·         Wie kann Verantwortung konkret werden angesichts
- von Ehrgeiz und Spieltrieb des Forschers
- den Verlockungen des Geldes
- der Verlockung der Macht
- der zunehmenden Entfremdung auch des Wissenschaftlers und Technikers vom Gegenstand seiner Arbeit

(Joachim Krause, Merkblatt für Veranstaltungen, mit dem ORMIG-Verfahren vervielfältigt, kirchlicher Druckgenehmigungsvermerk: „Nur für innerkirchliche Verwendung! 04/5.2.1988/50“)

 

1989

 

(Nachweis von Lügen in der offiziellen Statistik)
Im statistischen Jahrbuch der DDR von 1988 stehen auf S.155 erstmals Angaben zu den Schwefeldioxid-Emissionen in unserem Land (1980: 5,000 Mill. t  / 1986: 5,000 Mill. t  / 1987: 4,990 Mill. t). Abgesehen davon, dass Mengenangaben mit so vielen Nullen verdächtig sind in Bezug auf die Genauigkeit – wie haben wir diesen Stillstand (allerdings auf sehr hohem Niveau: Platz 1 in Europa bezogen auf die Bevölkerungszahl oder die Fläche) eigentlich erreicht?
Die Braunkohleförderung und -verbrennung ist im gleichen Zeitraum um etwa 50 Mill. t Rohbraunkohle/Jahr gestiegen, daraus ergeben sich (bei angenommenen 1 % Schwefelgehalt in der Rohkohle) zusätzliche SO2-Emissionen von größenordnungsmäßig plus 1 Mill. t/Jahr. Wo sind die hin … ?

(Joachim Krause, in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.19, 1989, S.16)

 

(Nachgerechnet: Die DDR ist Weltspitze beim Ausstoß von Treibhausgasen!)
Im „Neuen Deutschland“ vom 21./22.1.1989 wird mitgeteilt, dass  die BRD (nach eigenen Angaben), „gemessen an der Einwohnerzahl, der größte 'Exporteur' von Kohlendioxid ist“ (Zahlenangabe: 13 t CO2 pro Einwohner und Jahr). Am 8.2.1989 wiederholten die Tageszeitungen der DDR diese Meldung mit dem Zusatz, die BRD setze „zwanzig Mal mehr an CO2 frei als im Durchschnitt die ganze Welt.“

Das regt zur Berechnung der entsprechenden Zahlen für unser Land an. Unter Benutzung der Umrechnungsfaktoren für verschiedene kohlenstoffhaltige Energieträger und in Kenntnis der Struktur unserer Primärenergieträger ergibt sich für 1985 für die DDR im Vergleich zur BRD folgende Spitzenposition (für die DDR berechnet: Durchschnittswert für die Jahre 1985 bis 1988):

 

.Mill. Tonnen            Tonnen                     Tonnen
.pro Jahr                    pro Einwohner         pro Quadratkilometer
                                   und Jahr                   und Jahr

BRD   800                 13                               3200

DDR   360                 21                               3300

 

(Joachim Krause in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.19 1989, S.17)

 

Bei all den Problemen, mit denen wir uns bis 1989/90 herumschlagen mussten - manchmal haben wir auch zu DDR-Zeiten lachen können (vielleicht gelang nur so das Überleben). Im Jahre 1985 erschien z.B. ein Aufruf in den Wittenberger BRIEFEN:

Unser Leser Matthias hat 1000 Mark gespendet für einen Wettbewerb. Gesucht werden Zwei- und Vierzeiler, Slogans, Spots, Limmericks, Persiflagen auf bekannte Lieder oder Ähnliches – immer zur Umweltzerstörung und –bewahrung. …

(BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.11, 1985, S.14)

Und da mir in den DDR-Jahren, bei all den problematischen Dingen, über die wir zu reden hatten, immer auch danach zumute war, ab und zu gemeinsam zu singen (ich hatte immer meine Gitarre dabei), und auch mal gemeinsam zu schmunzeln, habe ich diesen Anlass genutzt und wochenlang auf den vielen Dienstfahrten witzige und nachdenkliche Textchen zusammen-gepuzzelt – hier eine Auswahl:

Ökosprüche

 

Man soll die Luft nicht vor der Nachtschicht loben.

 

Wer fastet, entlastet.

 

Der Geist ist willig –
aber das Fleisch schmeckt gut.

 

Viel Maikäfer gab's einst in Laage,

und jeder stimmt ein in die Klage:
Man nahm DDT,

das tut Käfern weh –

jetzt sind sie ein Tier aus der Sage.

 

Aller Anfang ist gut.

 

Kleine Sünder straft man -
die großen lassen´s laufen.

 

Ich sehe nichts, sagte der Mann –
da hatte er Scheuklappen auf.

 

Kleine Ursachen –
große Neben-Wirkungen.

 

Zwei Schornsteine unweit von Seyde,

die standen im Wettbewerb beide,

sie rauchten und bliesen

über Felder und Wiesen –

da husten noch heute die Leute.

 

An ihren Autos sollt ihr sie erkennen.

 

Sauer macht lustig, sagte der Wald –
da lachte er sich tot.

 

Irren ist auch wissenschaftlich.

 

Sich auf-regen bringt Segen.

 

Bei Bitterfeld sind alle Katzen grau.

 

Da kräht kein Hahn danach, sagte der Agrochemiker –
da hatte er alle Hähne schon vergiftet.

 

Ich kann ohne dich nicht leben, sagte der Mann –
da meinte er sein Auto.

 

Die Enkel werden strahlen, sagte der Mann -
da vererbte er ihnen seinen Atommüll.

 

Reden ist Silber, Schweigen ist falsch.

 

Das Schwächere gibt nach.

 

Un-Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.

 

Machen ist gesund.

 

(Joachim Krause, um 1985)

 

 

3. Wendezeit – Vieles wird anders

 

1990

 

1989/1990 waren die DDR-Zeiten vorbei. War nun alles anders, würden sich die überkommenen sozialismus-typischen Probleme schnell und endgültig lösen lassen?

Die turbulenten Wendejahre brachten mancherlei neue Herausforderungen. So war ich plötzlich Vorstandsvorsitzender eines Vereins:

Protokoll der Gründungsveranstaltung von Greenpeace DDR e.V. am 8.6.1990

Tagungsort: 1040 Berlin, Hannoversche Straße 1

Anwesend: 17 stimmberechtigte Gründungsmitglieder von Greenpeace DDR …

3. Wahl des Vorstands von Greenpeace DDR …

Von den Anwesenden wurden folgende Vorschläge unterbreitet: Joachim Krause, Dr. Christof Tannert, Heidrun Rottenbach, Harald Zindler, Stephen Sawyer … waren die fünf Kandidaten mit der erforderlichen Stimmenmehrheit gewählt …

6. Information der Mitglieder von Greenpeace DDR über erste Beschlüsse des Vorstands …

Zum Vorstandsvorsitzenden wurde einstimmig gewählt: Joachim Krause …

Im November wurde mir lapidar mitgeteilt, dass die Eintragung im Vereinsregister nun gelöscht werden solle (Beschluss der fernsteuernden Zentralen von Greenpeace in Hamburg und Amsterdam), und ich hatte einige Mühe, in der sächsischen Provinz einen Notar für die Beurkundung zu finden.

 

Als die DDR von der Bundesrepublik Deutschland übernommen wurde, „erbte“ diese auch einige schwergewichtige Altlasten. Eine davon war der Uranbergbau, seit den 1940er Jahren betrieben von der „Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut“. Vor allem der Bergbau in den ersten „wilden“ Jahren mit massiven Belastungen der Bergleute durch Staub und strahlende Materialien hatte Tausende von Todesopfern zur Folge gehabt, und ganze Regionen im Erzgebirge und im Ronneburger Raum in Thüringen waren verwüstet worden und von strahlenden Altlasten geprägt (Halden, Absetzbecken der Uranerzaufbereitung). Als der nun gesamtdeutsche Umweltminister Töpfer Ende 1990 die betroffene Region bereiste, wurde ihm auch die Befürchtung massiv vorgetragen, dass „die Wismut“ nun sicher alle belastenden Daten, z.B. auch die Gesundheitsakten der Bergarbeiter, manipulieren oder verschwinden lassen könnte. Töpfer versprach, sich darum zu kümmern. Ich hörte ihm bei einer Veranstaltung zu, ahnte aber nicht, dass sein Versprechen mich betreffen könnte. Wenige Tage später bekam ich einen Anruf aus Bonn, dann saßen Beamte aus seinem Ministerium in meinem Arbeistzimmer, und Anfang Januar 1991 saß iich im schwarzen Anzug im Bonner Umweltministerium und wurde bis zum Staatssekretär „hochgereicht“. Ich erhielt ein Berufungsschreiben:

Der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 3. Januar 1991

Sehr geehrter Herr Krause,

hiermit berufe ich Sie als sachverständigen Berater des BMU für Fragen der Datensicherung bei den Gesundheitsdaten von Arbeitnehmern der SDAG Wismut … Ihre Beratungsaufgabe ist ein persönliches Ehrenamt … bei dessen Wahrnehmung Sie keinerlei Weisungen unterliegen …

Dieses Schreiben öffnete mir alle Türen, und nun suchte ich nach den Krankenakten der Wismut-Kumpel, um Vorschläge für ihre Sicherung zu machen. Ich wurde nach und nach fündig – obwohl manche der Wismut-Verantwortlichen wenig Neigung zeigten, ihr Geheimwissen mit mir zu teilen – und ich schrieb Berichte nach Bonn, hier nur ein Auszug aus dem ersten:

An das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bonn, 26.1.1991 …

Betr.: Bericht und Anmerkungen zur Besichtigung von WISMUT-Archiven am 22. und 25.1.1991

1. Ehem. Betriebsambulatorium des BB Aue in 0-9509 Hartenstein, Schacht 371

A. Zustand und Beobachtungen:

·         desolate Zustände bei der Auflösung bzw. Umstrukturierung des ehemaligen „Gesundheitswesens Wismut“ festgestellt

·         ehem. Wismutarzt (derzeit ohne Anstellungsverhältnis) und eine Schwester lagern die Patientenkartei in das Zentralarchiv in Schlema um;

·         ein Teil des Aktenbestandes ist bereits abtransportiert; die Suche danach brachte u.a. folgendes zutage: Patientenkartei steht offen zugänglich im Wartezimmer, andere Kartei-Teile befinden sich in offenen Schränken im Treppenaufgang (Schlema), ausgesonderte Karteibestände sind in einer unverschlossenen „Rumpelkammer“ gelagert, aktuelle Karteikästen stehen im unverschlossenen Wäscheschrank

·         Verantwortung für die Gesundheitsakten der Wismut-Beschäftigten wird durch die Geschäftsführung des BB Aue nicht mit der erforderlichen Konsequenz wahrgenommen …

Allmählich gewann ich einen Überblick, und die Zustände verbesserten sich rasch. In keinem einzigen Fall habe ich feststellen können, dass gezielte Eingriffe in die Aktenbestände vorgekommen waren. Insgesamt schrieb ich in den nächsten Jahren 45 Berichte (Ehrenamt!), und wurde 1998 per Brief von Grünen-Minister Trittin freundlich als Berater verabschiedet – wohl weil ich nun als Altlast aus Töpfers Zeiten zählte …

 

Meine erste Energiesparlampe bekam ich von Freunden aus der Schweiz per Post geschickt, die bei einem „Friedensseminar“ in Meißen dabei waren und die ich mit meinen „theoretischen“ Lobgesängen auf dieses Wunderwerk der Technik beeindruckt hatte. Meine zweite Sparlampe habe ich mir dann – über verwickelte „Beziehungen“ – noch in der DDR bei NARVA gekauft.

ENERGIESPARLAMPEN

Die Folgen eines verschwenderischen Umgangs mit Energie  begegnen uns immer bedrängender als UMWELTGEFAHREN.

Die Einführung kostendeckender Stromtarife bedeutet einen schmerzlichen Griff in unsere Kassen (ab 1.1.91 für Privatverbraucher bzw. schon seit 1.7.90 für die Kirchen sind 24 statt bisher 8 Pfennig zu zahlen!).

Mit dem folgenden Beitrag möchte ich dazu ermutigen, an einer Stelle des täglichen Umgangs mit Energie, nämlich bei der Beleuchtung, schnellstens sinnvolle Schritte zu gehen.

Seit einigen Jahren gibt es ENERGIESPARLAMPEN (exakt: Kompaktleuchtstofflampen). Sie lassen sich problemlos in jede Glühlampenfassung drehen, haben eine 6- bis  8-fach längere Lebensdauer als Glühlampen, verbrauchen aber nur etwa ein Fünftel der bisher erforderlichen Strommenge bei gleicher Leuchtleistung.

Die beachtliche Lebensdauer wird von der Anzahl der Brennstunden pro Schaltung beeinflusst. Für Lampen mit konventionellem Vorschaltgerät sind Brennstellen mit längeren Betriebszeiten (1 Schaltung pro 3 Stunden Brenndauer; z.B. an Hauptbeleuchtungsstellen in der Wohnung, in Büros) zu empfehlen. Lampen mit elektronischem Vorschaltgerät können dagegen ohne Einfluss auf die Lebensdauer so häufig wie Glühlampen geschaltet werden. Kompaktleuchtstofflampen sind nicht dimmbar (Abdunkeln durch Leistungsminderung über entsprechende Regler). Probleme könnten sich beim Einsatz dieser Lampen auch hier und da durch die Abmessung (sie sind teilweise etwas länger als herkömmliche Glühlampen) und das etwas höhere Gewicht ergeben.

Im Handel gibt es diese Sparlampen von der DDR-Firma NARVA und von den BRD-Firmen OSRAM und PHILIPS. Man kann mit dem Einsatz solcher Lampen eine Menge Geld  sparen – heute schon bei noch subventionierten Strompreisen und erst recht, wenn die neuen Tarife gelten. ….

FAZIT: Mit dem Einsatz einer einzigen solchen Sparlampe lassen sich um die hundert D-Mark sparen !!!
(genauere Berechnungen wurden in einer Tabelle wiedergegeben, Ersparnis 98 bzw. 128 DM)

Der Einsatz einer Sparlampe führt über die Einsparung von etwa 500 Kilowattstunden Strom dazu, dass 14 Zentner Braunkohle (!) weniger verbrannt werden müssen und uns die damit verbundene Umweltbelastung „erspart“ bleibt.

Tun Sie also Ihrem Geldbeutel und unserer Umwelt etwas Gutes und wechseln Sie mal ein paar Lampen!

Übrigens: Sparlampen ohne elektronische Zündung führen zu einer wenn auch geringen Strahlenbelastung. Sparlampen mit elektronischer Zündung führen nicht zur Strahlenbelastung. Beide Arten sind aber wegen des Quecksilbergehaltes als Sondermüll zu entsorgen.

(Joachim Krause in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.22, 1990, S.6)

 

20 Jahre später kochte die Debatte zum Pro und Contra Energiesparlampe wieder hoch. Hier meine Reaktion als bekennender Sparlampen-Fan:

Energiesparlampen sind kein Teufelszeug – aber sie lösen auch nicht alle unsere Energieprobleme

Gleich zu Beginn ein Bekenntnis: Ich bin ein Fan von Energiesparlampen (ESL). Meine „erste“ habe ich mir 1989 noch in der DDR gekauft. Seitdem verfolge ich interessiert die manchmal erregten Debatten pro und contra. Ich bin immer ein nüchterner Naturwissenschaftler geblieben, habe versucht, Argumente abzuwägen und Fakten nachzurechnen.

Zunächst seien die Konkurrenten vorgestellt: Eine normale Glühlampe (ein Metalldraht glüht im Vakuum) wandelt nur 3 bis 5 Prozent der elektrischen Energie in Licht um, der Rest verpufft als Wärme. Bei ESL handelt es sich im die schon länger bekannten Leuchtstoffröhren, die raffiniert gewickelt und gefaltet auf Glühlampengröße gestaucht werden und mit einem Schraubsockel überall eingesetzt werden können. Die hochkomplizierte Start- und Steuerelektronik ist im Sockel integriert. Eine ESL mit 20 Watt Leistungsaufnahme leuchtet mit der gleichen Helligkeit wie eine 100-Watt-Glühlampe, verbraucht also 80 % weniger Strom. Die durchschnittliche Lebensdauer liegt für eine Glühlampe bei 1.000 Brennstunden, für ESL bei etwa 12.000. Damit reduziert der Austausch einer einzigen Beleuchtungsquelle während der gesamten Nutzungsdauer die Stromrechnung um über 100 Euro! Eigentlich ist das eine höchst überzeugende Rechnung zum Vorteil des eigenen Geldbeutels – trotzdem wurden 2006 in Deutschland nur 27 Millionen ESL verkauft, gleichzeitig gingen zehnmal so viele normale Glühlampen über den Ladentisch. Der Verbraucher nimmt aber in seinem Alltag nur die deutlich höheren Anschaffungskosten für die ESL im Vergleich mit der gewohnten Glühlampe wahr – die Betriebskosten (Stromverbrauch) werden ihm nicht so direkt bewusst, sie werden über Jahre hinweg anonym abgebucht. Es würde sofort funktionieren, wenn Stromverbrauch per Münzeinwurf spürbar wäre.

Darüber hinaus behindern aber eine Reihe von Vorurteilen die Verbreitung von ESL – hier eine Auswahl: Ihr Licht sei „kalt“ und den menschlichen Bedürfnissen nicht angepasst, ungesunde Strahlung gefährde die Gesundheit, die Lampen seien giftig (Quecksilberdampf), die versprochenen langen Lebensdauern würden im Alltag gar nicht erreicht (z.B. bei häufigem An- und Ausschalten), es trete gar keine Kosten- und Energieersparnis ein usw.

Dem sollen ein paar Fakten entgegengehalten werde. Zu Anfang sei klargestellt: Die folgenden Aussagen beziehen sich auf moderne Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten von namhaften Herstellern. Hin und wieder gibt es leider noch immer „Billig-Sparlampen“ mit technisch veralteter Bauweise von anonymen Produzenten, die den Kriterien nicht genügen, müde starten, flackern und schnell kaputt gehen.

Es gibt ESL mit verschiedenen Lichtfarben und Lichtspektren. Die einen sind optimal für Arbeitsplätze geeignet, andere simulieren das Tageslicht, und wieder andere erzeugen Wohnzimmeratmosphäre. Dann wird ein gelbliches Licht erzeugt („warmweiß“), das bezüglich der Farbwiedergabe vom Glühlampenlicht nicht unterschieden werden kann. ESL flimmern nicht (die Frequenz von 40.000 Hertz können menschliche Sinne nicht wahrnehmen). Elektronisch gestartete ESL kann man viele tausend Mal an- und ausschalten, ohne dass dadurch ihre Lebensdauer abnimmt.

Untersuchungen zeigen, dass sich die elektromagnetische Strahlung von ESL im Rahmen der Abstrahlung von herkömmlichen Glühlampen bewegt. Auch die elektronischen Vorschaltgeräte unterscheiden sich nicht von den elektromagnetischen Feldern anderer Haushaltgeräte. Das elektrische Feld eines Fernsehgerätes liegt selbst in einem Abstand von einem Meter noch deutlich höher als das einer ESL im Abstand von 30 Zentimetern.

Das Einschalten erhöht den Energieverbrauch nur unmerklich. Der Mehrverbrauch an Energie während des Vorheizens der Elektroden dauert 1 bis 2 Sekunden, diese Strommenge entspricht der der Lampe im anschließenden Normalbetrieb in 10 Sekunden. Unter Einbeziehung des Aufwandes für Herstellung und Entsorgung tritt eine Netto-Energieersparnis bei Sparlampen etwa ab 40 Betriebsstunden ein, ab dann wird also echt Strom gespart (über tausende von Stunden).

ESL enthalten tatsächlich einige Tausendstel Gramm Quecksilber, ein Umweltgift. Deshalb gelten die Lampen zu Recht als Sondermüll, der getrennt erfasst und entsorgt werden muss. Das aber funktioniert überhaupt noch nicht! Vor einigen Jahren schon hätten über 100 Millionen Gasentladungslampen abgeliefert werden müssen (das Problem betrifft auch die vielen herkömmlichen Leuchtstoffröhren), es waren aber nur 7 Prozent davon. Die meisten Verbraucher werfen die Lampen gedankenlos in die Mülltonne. Aber entwarnend sei mitgeteilt: Auch bei der Stromerzeugung (Verbrennung von Kohle) wird Quecksilber in die Umwelt freigesetzt. Und da spart eine ESL in ihrer Lebenszeit die mehrfache Menge an Quecksilber ein, wie in ihr enthalten ist. Trotzdem muss die ordnungsgemäße Entsorgung der ausrangierten Lampen verantwortlicher wahrgenommen werden.

Wenn jeder der 20 Millionen Hauhalte in Deutschland statt einer 100-Watt-Glühlampe eine 20-Watt-ESL anschaltet, sind schlagartig zwei Atomkraftwerke überflüssig. Das einfache Auswechseln eines Beleuchtungskörpers bringt also durchaus einen Effekt. Aber Beleuchtung stellt nur einen geringen Teil unseres verschwenderischen Stromverbrauchs dar. Da sind die vielen Geräte, die im bequemen „Stand-by-Betrieb“ unnütz Strom vernichten. Gut, dass die EU hier ab 2010 strenge Restriktionen beschlossen hat. Und so halte ich auch das mittelfristige Verbot von Glühlampen für einen sinnvollen Schritt. Und der nächste Quantensprung bei der Beleuchtung findet ja längst statt: die kleinen LEDs (lichtemittierende Dioden) sind quecksilberfrei, geben weder ultraviolette Strahlung noch Wärme ab, halten 50 mal länger als Glühlampen und erreichen Lebensdauern bis zu 100.000 Stunden.

(Joachim Krause für eine Kirchenzeitung, Februar 2009, wegen der PRO-Haltung nicht abgedruckt)

 

1991

 

Reichsbahn á la Schweiz

Die gute alte Reichsbahn (so hieß die Bahn in der DDR wirklich – JK) war sicher kein gutes Beispiel.

Aber der desolate Zustand des Schienensystems, der Fahrzeuge, der Pünktlichkeit usw. in der ehemaligen DDR darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Prinzip "Schiene vor Straße" - aber eben leider nur im Prinzip - schon ganz richtig war.

Jetzt sind die Wagen sauberer, die Züge pünktlicher (?), beim größeren Bruder DB fahren IR, IC, ICE mit großem Komfort und hohen Geschwindigkeiten. Ich kann durch längeres Knobeln herausbekommen, ob ich mit Familienpass oder Superspartarif oder ... am günstigsten fahre. Kurz: es ist besser geworden, aber gut ist es noch nicht.

Wesentlich weiter auf dem Weg zu einem attraktiven öffentlichen Verkehrssystem sind andere in Westeuropa. Zum Beispiel die Schweizer Bundesbahnen.

Hier brauche ich gar keinen Fahrplan mehr, denn nach dem Motto "Jede Stunde ein Zug" (auf manchen Hauptstrecken gilt heute schon der "Halbstundentakt!) muss ich nur wissen, wann das ist (also z.B. 8.23; 9.23 Uhr usw.) und kann ich mich darauf verlassen, dass der Start in der gewünschten Richtung gesichert ist (Pünktlichkeit, Sauberkeit und Komfort inklusive). Wenn ich mit dem Personenzug gestartet bin, kann ich am nächsten Knotenpunkt in einen D-Zug oder Inter-City umsteigen: Hier kommen aus allen Richtungen zu dieser Zeit Züge sternförmig zusammen, ich kann in Ruhe umsteigen (3 bis maximal 8 Minuten Aufenthalt), und danach fahren die Züge wieder in alle Richtungen auseinander. Auch am nächsten Umsteigepunkt sind nach dem gleichen Muster wieder alle Anschlüsse mit minimaler Umsteigezeit gesichert.

Noch erfreulicher: Das Prinzip gilt und klappt nicht nur (wie auch bei den IC's der DB) auf den großen Hauptstrecken - in der Schweiz gilt es auch für die Peripherie, d.h. auch das Dörfchen Hinterposemuckel ist nachts um 11 noch im Stundentakt angekoppelt (wo Schienen fehlen, erledigen das Busse).

Die Schweizer Bahnen locken mit einer Fülle von Vergünstigungen, das System wird angenommen, und es lohnt sich - die Bahnen werden inzwischen nicht mehr subventioniert. Überall sitzt man in gut gefüllten Schweizer Zügen zwischen Leuten mit blauen Heftchen: das ist ihr "Halbpreisabo" (für 100 SF erhältlich; berechtigt ein Jahr lang zu Fahrten zum halben Preis). Betriebe verschenken solche Heftchen an ihre Dienstreisenden (die sie natürlich auch privat nutzen) - dann werden grundsätzlich nur noch Bahnkilometer erstattet; und alle sparen dabei!

Wie wär's, wenn wir die Reichbahn a la Schweiz rekonstruieren?

(Joachim Krause in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.24, 1991, S.17)

 

1992

 

Alles vergessen ?

„Die Zeit drängt!", so hieß ein Buch von C.F.v.Weizsäcker aus den 80er Jahren mit dem Appell, dass wir uns endlich den bedrängenden Problemen unseres Planeten zuwenden sollten, ehe es zu spät sei.

Auch Christen in der DDR begaben sich auf den Weg des "Konziliaren Prozesses", begannen gemeinsam über "Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung" nachzudenken.

Der Anfang war eine Bestandsaufnahme: An alle Gemeinden ging im Herbst 1987 die Frage, mit welchen konkreten Problemen sich die ins Auge gefasste "Ökumenische Versammlung" in der DDR beschäftigen sollte. Die Resonanz war überwältigend - allein zum Bereich "Bewahrung der Schöpfung" hatten wir tausende von Anregungen auszuwerten. Die besonders brennenden Fragen zum Umweltbereich wurden in vier Arbeitsgruppen der Ökumenischen Versammlung ein Jahr lang beraten. Am Ende wurden von allen beteiligten Kirchen konzentrierte Texte verabschiedet, die neben Problembeschreibungen (es ging vor allem um eine unverstellte Sicht der DDR-Wirklichkeiten) Handlungsbedarf signalisierten - Politik und Wirtschaft, die Kirchen wie jeder einzelne waren zum Umdenken und zum Handeln aufgefordert.

Damit war nur ein erster Schritt getan, weitere sollten nun schnell folgen...

Die Turbulenzen des Herbstes '89 haben leider auch die Aufbrüche der Ökumenischen Versammlung weithin verschüttet. Anderes drängte nach vorn, die inneren und äußeren Umbrüche in unserem Alltag halten uns in Atem.

Und so beobachte ich einfach, dass wir bei der Umsetzung der klugen Worte, die im Frühjahr 1989 in Dresden gefunden waren, bisher im Alltag - zu Hause oder in unseren Kirchgemeinden - nicht weit gekommen sind.

Wie ernst ist es uns eigentlich mit der Sorge um Gottes Schöpfung ?

Uns begegnen nach der "Wende" ja nicht nur neue Fragen im Umweltbereich (die über uns hereinbrechende Verkehrslawine, der schnell wachsende Berg unseres Wohlstandsmülls seien als Beispiele genannt) - die Probleme, die uns bei der Ökumenischen Versammlung umgetrieben haben, sind aktuell geblieben:

Zur Erinnerung:

·         Da war 1. das Nachdenken über unsere LEBENSWEISE, unseren LEBENSSTIL.
Wir haben uns bewusst gemacht, dass wir auch schon zu DDR-Zeiten zu den Reichen auf dieser Welt gehörten. Das haben viele zwar nicht gern gehört, aber wer z.B. zur Weltspitze beim Verbrauch von Nahrungsmitteln oder von Energie zählt, der muss sich das schon sagen lassen.
Der noch höhere materielle Lebensstandard in der (alten) Bundesrepublik erschien uns damals als fragwürdige Orientierung. Jetzt leben wir in diesem Paradies, der Konsumrausch wird jeden Tag ausgelebt.
Dass unser Lebensstil unsolidarisch ist in einer Welt voller Armut, dass unser Planet dem ökologischen Ruin nicht entgehen kann, wenn alle Menschen auf dieser Welt die gleichen Ansprüche geltend machten wie wir - das macht das Nachdenken über einen verantwortlichen Lebensstil zum wichtigen Dauerbrenner.

·         Zum 2. haben wir nachgedacht über den Widerspruch und die notwendige Versöhnung zwischen ÖKONOMIE UND ÖKOLOGIE.
Wir haben von den damals in der DDR Verantwortlichen gefordert, die viel beschworene Formel der "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" zu ergänzen um den Aspekt der Umweltpolitik.
Dieses Defizit wird auch unter "westlichen" Verhältnissen sichtbar, ablesbar z.B. in der Koalitionsvereinbarung der derzeitigen Bundes-Regierung: Dort ist der Wirtschaftspolitik das erste Kapitel gewidmet, der Umweltpolitik das 12. und letzte. Größer kann der Abstand nicht sein, und vielleicht ist die Reihenfolge ja auch eine (unbewusste?) Wertung...
Da ist offensichtlich noch viel zu verändern, in den Programmen und in der Praxis, bis die Soziale Marktwirtschaft an die Zügel genommen ist, wirklich als "ökologisch und global verpflichtete soziale Marktwirtschaft" (so in der EKD-Denkschrift "Gemeinwohl und Eigennutz", Gütersloh 1991, S.126) gelten kann.

·         3. haben wir versucht, ENERGIE-Perspektiven FÜR DIE ZUKUNFT zu beschreiben.
Vor einigen Tagen war ich zu einer Anhörung in Sächsischen. Landtag zu einem neuen Energiekonzept. Dort bin ich das Gefühl nicht losgeworden, dass sich die langfristigen und globalen Dimensionen der Probleme (z.B. Klimaveränderungen) noch längst nicht mit dem nötigen Druck und entsprechender Schwerpunktsetzung im Alltag von Politik und Wirtschaft niederschlagen. Auch der vernünftige, sparsame Umgang mit Energie sollte weiterhin nicht nur in der großen Politik eingefordert werden, sondern auch in unserem eigenen Verhalten absolute Vorfahrt haben - die Praxis sieht leider ganz anders aus!

·         4. Beschäftigt hat uns damals auch das Fehlen und die Bedeutung von UMWELT-INFORMATIONEN.
Jetzt ertrinken wir in einer Informationsflut, wir erleben, wie schlimme Wahrheiten lähmen können, wir erfahren neu, wie manche Medien an Informationen nur interessiert sind, wenn sie sich zu Sensationen aufblasen lassen...
Und es gibt Klagen über neue Formen der Ausgrenzung von Betroffenen in Entscheidungsprozessen.

In der Krise, die der Umbruch auf vielen Gebieten für uns bedeutet, liegen auch Chancen. Nutzen wir sie auch?

Sollten wir uns nicht den "Luxus" gönnen, gemeinsam nachzudenken, wie wir und unsere Kinder in Zukunft auf dieser Welt leben wollen - und dürfen?

Was macht ein gutes, erfülltes Leben aus ? Dazu, denke ich, sollten wir als Christen doch etwas zu sagen haben. Braunkohle oder Kernenergie, Wirtschaftswachstum oder Autobahnen, Themen, über die wir uns ärgern und streiten - das alles sind doch MITTEL zur Verwirklichung von ZIELEN, über die wir uns noch gar nicht verständigt haben.

Die Begrenztheit unseres Planeten und seiner Schätze, die schreiende Ungerechtigkeit zwischen Reichen (dazu gehören wir!) und Armen, die (oft schleichend oder weit entfernt stattfindende) Zerstörung der Schöpfung - das sollte uns mahnen, verführerischen neuen Ansprüchen kritisch zu begegnen, ihnen gar nicht erst zu erliegen.

Kleine Schritte in die richtige Richtung bleiben wichtig - auch wenn sie allein uns nicht retten werden!

Also aufgepasst beim Einkaufen (Pfandflasche oder Dose, Energie- und Wasserverbrauch der neuen Waschmaschine), im Kirchen-Büro (Recycling-Papier für Schreibmaschine und Kopierer), auf dem Friedhof (keine Plastik-Kränze), bei der Umstellung der Hausheizung (keinen Strom!). Was man da alles falsch (oder in Zukunft eben richtig) machen kann, können Sie zum Beispiel aus Broschüren für die kirchliche Umweltarbeit erfahren, die von den Umweltbeauftragten der EKD-Landeskirchen erarbeitet worden sind und eine Fülle von praktischen Tipps enthalten: Bisher liegen Hefte aus der Reihe "Bewahrung der Schöpfung - praktisch" zu den Themen ABFALL, WASSER, NAHRUNG und ENERGIE vor - sie können zum Preis von zusammen 12 DM bei mir bestellt werden).

Aber vielleicht tut sich in Ihrer Gemeinde ja längst etwas: Sie haben eine aktive Umweltgruppe, ein geplanter Gemeindeabend soll das Nachdenken über Schöpfungsverantwortung weiterführen, im kirchlichen Kindergarten wird mit den Kindern neues probiert...

Ich will Ihnen nur noch sagen, dass ich gern bereit bin, für konkrete Fragestellungen Material zur Verfügung zu stellen oder mich selbst an der Vorbereitung oder Durchführung von Veranstaltungen in Ihrer Gemeinde zu beteiligen.

Joachim Krause

(Der Sonntag, Dresden, Februar 1992, S.4)

 

Im Jahr 1992 druckte die sächsische Kirchenzeitung „Der Sonntag“ eine elfteilige Folge von kurzen Artikeln von J. Krause ab, in denen Tipps für Kirchgemeinden zum umweltfreundlichen Haushalten vermittelt wurden. Themen der „Ökologischen Tagesordnung für Kirchenvorstände waren unter anderem „Kirchliche Ländereien“, „Gebäude als Lebensraum“, „Trinkwasserverbrauch“, „Schöpfung als Thema in der Gemeindearbeit“, „Gemeindebüro“, „Friedhöfe und Grünanlagen“, „Abfall und Müll“, „Energie“, „Umweltfreundlich einkaufen“, „Putz- und Reinigungsmittel“ und „Autobenutzung“.

Ein Jahr später druckte das Amtsblatt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens „offiziell“ ausführliche Tipps für Kirchvorsteher ab (Amtsblatt 9/1993 S. B33)

 

1993

 

Al Gore: Wege zum Gleichgewicht - ein Marshallplan für die Erde, S. Fischer Verlag, Frankfurt/M., 1992

Noch ein Umweltbuch. Ich hätte es mir kaum gekauft - wenn da nicht der Autor wäre! Was schreibt ein Mann, der nicht die Narrenfreiheit eines Polit-Rentners nutzt, um in Altersweisheit endlich wahrhaftig zu sein und uns (unverbindlich) die Leviten zu lesen, sondern ein Politiker, der gerade zum Vizepräsidenten der einzigen verbliebenen Supermacht aufgestiegen ist.

Erster Eindruck: Gore hat das Buch selbst geschrieben, weil ihm das Schicksal unseres Planeten unter die Haut geht. Das spürbare Engagement, die überzeugenden persönlichen Erfahrungen, die spannend erzählten und doch sachlich genauen Beschreibungen über den Zustand des "Patienten Erde" machen das Lesen leicht.

Al Gore bleibt nicht in den bedrückenden Problemen stecken (die liegen für ihn nicht nur im Umweltbereich; der Autor zeigt sich ausgesprochen sensibel auch für die Fragen der Ungerechtigkeit im Nord-Süd-Konflikt). Er fragt nach den Zusammenhängen, nach den tieferen Ursachen der ökologischen Krise. Er spürt der inneren Befindlichkeit des neuzeitlichen Menschen nach, sucht bei Philosophie und Psychologie. Und er fragt sich auch immer wieder, was ihn das als Christen angeht.

Sein Fazit: Eine Umkehr scheint schwer, weil wir letztlich Krieg mit uns selbst führen müssten; die Abkehr von liebgewordenen Lebensmustern und in der neuen Situation nicht mehr tauglichen Überlebens-Konzepten wird auch schmerzliche Einschnitte bringen - wir selbst in den reichen Ländern müssen bereit sein zu einem tiefgreifenden Wandel.

Al Gore hält uns dennoch für lernfähig: „Durch neues Denken können wir die Umwelt retten." (Hat mit solchen Sätzen nicht vor wenigen Jahren ein anderer Gor... eine Revolution eingeleitet?)

Aber der Autor bleibt nicht im Abstrakten stehen, der Glaube, dass wir eine Zukunft haben, wird konkret geträumt: Die Rettung der Umwelt soll zum neuen umfassenden Leitprinzip unserer Zivilisation werden, ein "Marshall-Plan für die Erde" wird in detaillierten Schritten vorgestellt. Dabei ist kaum ein Vorschlag neu (wichtig und richtig sind sie allemal!), sehr erfreulich aber ist der Versuch eines Politikers, dem auch die notwendigen Machthebel zur Verfügung stehen, daraus politische Zielvisionen zu machen.

Ich bin auf den Weg der USA in den nächsten Jahren gespannt.

(Rezension des Buches von Joachim Krause, in: Der Sonntag, Dresden, 3.1.1993)

 

Franz Alt: "Schilfgras statt Atom - Neue Energien für eine friedliche Welt", Piper, München 1992, 224 Seite, 29,80 DM

Ein Mensch hat Angst, Existenz-Angst: Entweder wir ändern unsere Energiepolitik (um das Weltklima zu retten), oder wir werden von der Erde verschwinden.

Entsprechend emotionsgeladen, aber auch bissig und griffig schildert der Journalist Franz Alt die Probleme, die unserem Planeten durch das nicht mehr verantwortbare Ausmaß der Nutzung fossiler Brennstoffe (Treibhauseffekt) und der Kernenergie drohen. Seine schonungslose Bestandsaufnahme unserer Sünden ist dramatisch (leider wird öfter als feststehende Tatsache vermittelt, was angemessener in der Möglichkeitsform und als Wenn-Dann-Argumentation hätte dargestellt werden sollen).

Alt plädiert für eine radikale Umkehr, er sucht Verbündete - und er hat ein Konzept: "Schilfgras statt Atom"! Das steht bei ihm nicht nur für eine energiepolitische Option, sondern auch als Sinnbild für eine Abkehr von unserer bisherigen zerstörerischen Denk- und Lebensweise.

Seine sanfte Alternative sind Schilfgrasfelder. Sonnenenergie soll in Zukunft nicht nur technisch (Wasserkraft, Wind, Solar-Strom und -Wärme), sondern vor allem biologisch genutzt werden: Landwirtschaftliche Betriebe bauen Pflanzen mit besonders effektiven Photosyntheseleistungen an (z.B. Chinaschilf, Pfahlrohr, Hirsearten) - nachwachsende Rohstoffe für die Nutzung als Energieträger, aber auch in der Industrie (z.B. für Papier, Bau- und Dämmstoffe). Der Anbau erfolgt auf großen Arealen (mindestens ein Viertel der derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen) mit High-Tech-Landwirtschaft: unterirdisch verlegte, computergesteuerte Systeme versorgen die Pflanzen mit Wasser, Nährstoffen und biologischen Pflanzenschutzmitteln.

Die in der Biomasse gespeicherte Energie wird dann mit hoher Effizienz genutzt durch Verbrennung in verbrauchernahen dezentralen Kleinkraftwerken, die gleichzeitig Strom und Wärme liefern. Alts konkrete Vision: Schon im Jahr 2000 könnten so 60 Prozent des heute in Atomkraftwerken erzeugten Stroms ersetzt werden, bis 2050 ist - bei gleichzeitigen dramatischen Erfolgen in der Energie-Einsparung - auch der Verzicht auf die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas möglich! Ende aller Sorgen ...

Der Entwurf ist großartig, er sollte - mit öffentlicher Förderung - vorurteilsfrei geprüft und in praktischen Großversuchen getestet werden.

Einige Bedenken sind mir bei der Lektüre doch gekommen (sie werden z.T. von Alt zu euphorisch "abgeschmettert"):

Bei derartigen glatten "100-Prozent-Lösungen" ("jetzt haben wir DIE Alternative!") bin ich immer misstrauisch. Ich denke z.B. über die Kosten eines solchen Programms nach (rein energetische Rechnungen reichen hier nicht): Um bis zum Jahr 2000 60 Prozent des Atomstroms durch Schilfgras zu ersetzen, müssten innerhalb der verbleibenden sieben Jahre Biogas-Kraftwerke für etwa 130 Milliarden DM (berechnet nach Angaben in Alts Buch) gebaut werden; dazu kommen weitere Investitionen für Infrastrukturmaßnahmen, für die erforderlichen Bewässerungssysteme auf mehr als 1 Million Hektar Land ... Auch ökologisch wäre der Schilfgrasanbau im von Alt anvisierten Umfang ein gigantisches Experiment, das sehr sorgfältig auf seine Auswirkungen hin zu prüfen ist: langlebige Monokulturen nichtheimischer Pflanzen auf einigen Millionen Hektar Land, Folgen für die heimische Tier- und Pflanzenwelt, für die Böden, für das Grundwasser...

Trotzdem: Alts Buch hat mich neugierig gemacht; ich habe Lust bekommen, bald einmal in einem Schilfwald spazierenzugehen.

(Joachim Krause, Rezension in Der Sonntag, Dresden, 7.2.93; BRIEFE KFH Wittenberg Nr.28, 1993, S.29; Freie Presse, Chemnitz, 22.1.1993)

 

„Aufschwung Ost“ – ein Schritt in die falsche Richtung?

In der Krise der Wirtschaft der ehemaligen DDR liegt die Chance, neue Wege zu gehen

Wie weit verbreitet ist die Ansicht, vorrangige Aufgabe in Deutschland sei es, den Osten des Landes in seinen materiellen Standards und in seiner Wirtschaftsweise schnell an das im Westen erreichte Niveau heranzuführen. Diese Modell-Übernahme der Marktwirtschaft und schrittweise Wohlstandsverbesserung in Angleichung an die westlichen Industrieländer wird auch als hoffnungsvoller Entwicklungsweg für die Reformstaaten Mittel- und Osteuropas beschworen. Die Wirtschaftsweise der westlichen Industrieländer hat sich zwar als effektiver erwiesen und zu höherem Wohlstand geführt als das konkurrierende Modell der sogenannten Planwirtschaft. Besser sein bedeutet aber nicht automatisch gut.

In der real existierenden Marktwirtschaft ist selbst der „soziale“ Ausgleich bisher nicht umfassend gelungen: Er funktionierte nur für die Bevölkerung innerhalb der Grenzen weniger reicher Länder, solange der „Kuchen“ des Wohlstandes ständig wuchs und bei der Verteilung des Wohlstandszuwachses die Mehrheit zu den Gewinnern gehörte. Diese Gewinne waren aber zum großen Teil nur möglich durch „Export der Ausbeutungskosten“, so Ministerpräsident Kurt Biedenkopf.

Und Umweltminister Klaus Töpfer sagte: „Wir leben mit einer Wohlstandslüge … wir haben auf Kosten der Umwelt und auf Kosten der Dritten Welt gelebt.“

Ein Weitergehen auf den bisher für den Westen so erfolgreichen Wegen ist heute – unter Berücksichtigung de Dimensionen von weltweiter Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung – nicht mehr zu verantworten: „Die Wirtschaftsweise der Industrieländer hat bereits zu globaler Überbeanspruchung der Ressourcen geführt. Eine weltweite Orientierung an dieser Wirtschaftsweise würde zum ökologischen Kollaps führen.“ ZU dieser Einsicht gelangte das Nationale Komitee zur Vorbereitung der UNCED-Konferenz in Rio. Und die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland erklärte: „Die derzeitige Lebensweise vor allem in den westlichen Industriegesellschaften ist nicht mehr schöpfungsverträglich.“

Der Weg der einfachen Übertragung westdeutscher Lebensverhältnisse auf Ostdeutschland widerspricht diesen Erkenntnissen klar. Darum ist umso bedenkenswerter: In der Krise des Zusammenbruchs der Wirtschaft in der ehemaligen DDR liegt eine große Chance. Denn in dieser Region könnte man beispielhafte neue Wege gehen. Und zwar im Sinne eines verallgemeinerungsfähigen Modells, das wirklich für Osteuropa und andere unterentwickelte Regionen – längerfristig aber auch für die reformbedürftigen Systeme – die Umkehr auf dem als falsch erkannten Weg einleitet.

Wir stehen vor der Aufgabe, die Freiheit der Marktwirtschaft normativ weiter zu begrenzen und uns dabei an realistischen und ethisch vertretbaren Zielstellungen zu orientieren. Dieser Prozess der „Umorientierung, der zu einer ökologisch und global verpflichteten sozialen Marktwirtschaft führen muss“ („Gemeinwohl und Eigennutz“, Denkschrift der EKD 1991), braucht politische Vorgaben. Und die sollten nicht nur unseren Wünschen entspringen, sondern auch den Notwendigkeiten gerecht werden.

Und dazu zählen die Begrenztheit unserer Lebensräume, die Zerstörung unserer Umwelt, der ausstehende gerechte Ausgleich zwischen Reichen und Armen. Schließlich sollten wir ein dauerhaftes Überleben einer ganzen irdischen Schöpfung im Blick haben.

Die Sanierungsmilliarden für Ostdeutschland sollten darum gezielt für solche Infrastrukturmaßnahmen  und Investitionen genutzt werden, die den strengen ökologischen Anforderungen einer überlebensfähigen Welt schon jetzt gerecht werden.

Nicht eine schlecht funktionierende Kopie westdeutscher Verhältnisse sollte im Osten entstehen, sondern etwas Neues mit Vorbildwirkung.

Beispiele dafür wären im ökologischen Bereich:

·         Vorrang des Um- und Ausbaus der Reichsbahn (z.B. nach Schweizer Vorbild) vor der nach westdeutschem Denkmuster geplanten „Autobahn-Vorrang-Politik“. Das wäre nicht nur ökologisch wünschenswert, sondern nach einer Studie der Bundesforschungsanstalt für Lebenskunde und Raumordnung vom Dezember sogar der Weg mit den größeren infrastrukturellen Vorteilen.

·         Energieerzeugung – wo immer möglich – nach dem Prinzip der gekoppelten Nutzung von Strom und Wärme.
Orientierung auf minimalen Energieverbrauch (z.B. Wärmedämmung an Gebäuden nach schwedischen Standards) durch Erlass von entsprechenden Vorschriften und Förderprogrammen für die Gebäudesanierung und Energieträgerumstellung.

·         Strenge Auflagen bei neuen Produktionsanlagen mit dem Ziel minimaler Schadstoffemissionen und weitgehend geschlossener stofflicher Kreisläufe (bis zur Rücknahme und Wiederverwertung der Produkte nach Verbrauch).

·         „Belohnung“ und „Anreiz“ für derart fortschrittliche Entwicklung durch entsprechende Gestaltung „marktwirtschaftlicher Hebel“ wie Steuern, Subventionen, Preise oder gesetzliche Vorschriften.

So verstanden könnte der „Aufschwung Ost“ der hoffnungsvolle Anfang für eine „Umkehr West“ werden, und die hat unsere Welt nötig.

(Joachim Kraue in: Der Sonntag, Dresden, 10.1.1993; der gleiche Text erschien auch unter dem Titel „Sanierungsmilliarden im richtigen Topf? in „Die Kirche“, Berlin, 17.1.1993)

 

Moderne „Goldgräber“ durch zweierlei Bergrecht

Mancher fühlt sich an Wildwest-Filme erinnert: Da geht ein Goldgräber übers Land, schlägt an einer ihm geeignet erscheinenden Stelle einige Pfähle ins Land (damit hat er den "Claim" als sein Eigentum markiert) - und beginnt zu graben.

Nostalgische Vergangenheit? Leider erleben das jetzt viele Gemeinden in Ostdeutschland als sehr reale und bedrohliche Gegenwart! Die neuen Goldgräber sind Bergbaufirmen (oft aus westlichen Gefilden), die nach intensivem Studium der geologischen Karten von Sachsen auf Messtischblättern ihre Kreuzchen machen und - ohne die betroffenen Grundeigentümer oder Kommunen fragen zu müssen - ihren Antrag auf Abbau von Rohstoffen zur Genehmigung ans Bergamt schicken.

Der Einigungsvertrag macht's möglich. Er hat beim Zugang zu Bodenschätzen gespaltenes Recht festgeschrieben. In den Alt-Bundesländern kennt das Bergrecht "grundeigene" Bodenschätze (um sie zu gewinnen, muss der Bergbau-Betrieb sich - meist über Verkauf - mit dem Grundeigentümer einigen) und solche, die "bergfrei" sind - deren Gewinnung ist im gesamtgesellschaftlichen Interesse auch ohne Zustimmung des Grundeigentümers möglich. Bergfrei sind dabei nur "richtige" Bodenschätze wie Kohle, Metallerze, Erdöl usw., die normalerweise auch noch untertägig gewonnen werden (das heißt z.B. landwirtschaftliche Nutzung oder die Natur werden wenig beeinträchtigt).

In Ostdeutschland ist das anders. Hier gelten im wesentlichen alte Regelungen aus DDR-Zeiten weiter, wonach praktisch alle irgendwie verwertbaren Rohstoffe (also auch Lehm, Ton, Kies, Gesteine) als Staatseigentum festgelegt waren und nun als "bergfrei" gelten - mit der Möglichkeit, dass jedermann den Antrag auf ihre Gewinnung stellen kann.

Das haben viele "moderne Goldgräber" schnell mitbekommen, und inzwischen ertrinken die für die Erteilung der Genehmigungen zuständigen Bergämter in einer Flut von entsprechenden Anträgen (wer zuerst kommt, mahlt zuerst!). Allein im Erzgebirge / Vogtland sind inzwischen Flächen von insgesamt etwa 5000 Hektar für den Gesteinsabbau beantragt (1 Hektar entspricht etwa der Fläche von zwei Fußballfeldern), aber auch im flachen Land werden überall zukünftige Kies- und Lehmgruben vermessen.

Mancher Bauer, der sich gerade eine neue Existenz aufbaut, wollte gar nicht glauben, dass da sehr schnell ein fremder Bagger sein Feld in einen Tagebau umwandeln könnte. Durch den großflächigen Abbau (Raubbau!) sind regionale Siedlungsstrukturen bedroht (Heimat), kann der Wasserhaushalt gefährdet werden, schützenswerte Naturreservate sind in Gefahr, aufkeimende Träume von touristischer Erschließung einer Region werden zur Illusion (Landschaftszerstörung, Lärm- und Staubbelastung)...

Die Betroffenen reagieren mit Angst, Wut, Resignation - und mit Widerstand: so ist in Südwestsachsen ein Netzwerk von Bürgerinitiativen entstanden.

Der drohende Raubbau an Mensch, Natur und Landschaft muss verhindert werden - das kann doch wohl nicht mit dem Aufschwung im Osten gemeint gewesen sein ! Die Sächsische Verfassung schreibt in Artikel 10 den "sparsamen Gebrauch von Rohstoffen" als Staatsziel vor. Da wäre dann wohl zuerst zu prüfen, welche Mengen an Rohstoffen für die "Nachbesserung" der DDR-Realität wirklich notwendig sind, wo sich die ergiebigsten und mit der geringsten Beeinträchtigung für Mensch und Natur gewinnbaren Vorräte befinden - erst dann können Anträge entschieden werden und die Bagger kommen. Unerlässliche rechtliche Rahmen-Regelungen wie ein Rohstoffsicherungskonzept oder ein Landesentwicklungsplan fehlen in Sachsen aber derzeit noch (auch regionale und kommunale Entwicklungspläne liegen bisher nicht in bestätigter Form vor).

Das Bergrecht in Deutschland muss schnell vereinheitlicht (und bei dieser Gelegenheit vielleicht gleich noch auf seine Verträglichkeit mit den Interessen von Natur und Menschen auch im Hinblick auf demokratische Mitwirkung der Öffentlichkeit im ausgehenden 20. Jahrhundert geprüft) werden ! In Sachsen ist jetzt wenigstens eine Regelung getroffen worden, nach der die betroffenen Landkreise und Kommunen von Amts wegen frühzeitig in den Genehmigungsprozess einbezogen werden (das bedeutet aber noch immer keine Mit-Entscheidung).

Uns ist im Freistaat Sachsen von der Verfassung aufgetragen, "der Bewahrung der Schöpfung zu dienen". Hier wird ein Anliegen aufgenommen, das im Konziliaren Prozess schon vor einigen Jahren als eine wichtige Wegweisung christlichen Lebens formuliert worden war. Vielleicht ist der Umgang mit den Schätzen unserer Heimat ein Konfliktfall, an dem sich erweist, wie ernsthaft es uns mit solchen Zielen ist.

(Joachim Krause in: Der Sonntag, Dresden, 11.7.1993)

 

Der Bagger kommt nicht !

Die Sache mit Anneliese begann im Mai letzten Jahres im Pfarrgarten von Schönberg, einem kleinen Dorf in Sachsen. "Die Bagger kommen!?" Ungläubig und erschreckt blickten die jungen Frauen vom Mütterkreis hinüber zum Hang hinter dem Dorfteich. Auf dem Tisch vor Ihnen lag (nur dank einer Indis­kretion bekanntgeworden) der Antrag, den eine Firma aus Ba­den-Württemberg schon im Dezember 1991 gestellt hatte. Danach sollte gleich hinter den Obstgärten des Dorfes - wo heute noch Traktoren die Felder bestellten, wo sich Trinkwasser­schutzgebiete und wegen der seltenen Tier- und Pflanzenwelt bedeutsame Landschaftsteile be­fanden - auf dem mit 340 Hektar (das sind 680 Fußballfel­der!) ausge­messenen "Feld Anneliese" der Abbau von Rohstof­fen be­ginnen: Ton, Lehm, Sand, Kies und Kalk.

Erregte Diskussion (Aufschwung Ost?), Fragen ("dürfen die das, ohne mit uns zu reden?"), Ablehnung - die Frauen waren sich einig: Gegen die dro­hende Zerstörung unserer Heimat müs­sen wir etwas unterneh­men! Schon für den nächsten Tag wurde ein neues Treffen verabredet, und dort begann die Arbeit der Bür­gerinitiative (zu der nun auch Männer willkommen waren) mit dem Entwerfen eines Informationsblattes für die noch ahnungs­losen Mitbürger, das bald in allen Haushalten für Diskussi­onsstoff sorgte. Die Gemeindevertreter der betroffe­nen Kommu­nen wurden alarmiert (die der benachbarten Stadt Mee­rane tra­ten demonstrativ und geschlossen der Bürgerinitia­tive als Mit­glieder bei). Wenige Tage später ging ein gan­zer Stapel von Briefen auf die Reise, gerichtet an zustän­dige Be­hörden in der Region wie auf Landesebene: Wir informierten über das Vorhaben und benannten die Argumente für unseren Widerstand in der Hoffnung, eine offizielle Einbeziehung der betroffe­nen Gemeinden zu erreichen und Verbündete für unser Anliegen zu gewinnen. In den nächsten Wochen kamen einige sehr for­male und auch erste ermutigende Antworten.

Es begann eine Zeit des Lernens. Gesetzestexte mussten be­schafft, gelesen und verstanden werden (im Osten gibt es ein besonders "freizügiges" Bergrecht, das der Goldgräberei zu­nächst Tür und Tor geöffnet hat; dagegen registrierten wir schmerzlich das Fehlen von verbindlichen Entwicklungs­plänen für das Land, die Regionen und die Kommunen). Neben emotio­nalen Begründungen für unseren Widerstand mussten sachlich und juristisch stichhaltige Argumente zusammenge­tragen wer­den. Bei einem Blick über den Gartenzaun entdeck­ten wir jetzt erst (als es auch uns unmittelbar betraf!), dass viele Nachbarn mit dem gleichen Problem ran­gen: Im Erzgebirge und Vogtland war damals schon der Abbau von Rohstoffen auf einer Fläche von insgesamt 5000 Hektar beantragt; wir traten dem bereits be­stehenden Netzwerk von Bürgerinitiati­ven bei, nun liefen wichtige In­formationen schneller zusammen und: wir wa­ren nicht mehr allein!. Um zu bekunden, dass das "überwiegen­de öf­fentliche Interesse" sich gegen den geplan­ten Raubbau wandte, gingen wir, verstärkt durch neue Mitstrei­ter, mit Un­ter­schriftenlisten in die Häuser. Abgese­hen von dem unmittel­baren Erfolg (innerhalb von zwei Wochen unter­schrieben mehr als 80 Prozent der Wahlberechtig­ten) er­gaben sich hochinter­essante Gespräche auf der Tür­schwelle: im Plau­dern über Kies-Abbau lernten selbst langjährige Nachbarn ein­ander besser kennen, Miss­trauen gegen das Funktionieren von Demokratie be­gegnete uns genauso wie Resignation ("die da oben machen ja doch, was sie wollen...") - die mei­sten unter­schrieben trotz­dem, und die Menschen in der Region rückten n„her zusammen. In der Nachbarstadt Meerane schlos­sen sich wenig später mehr als 4200 Menschen unserem Votum an.

Endlich - und das wäre ohne den Druck aus vielen Bürgeri­ni­tiativen wohl nicht so schnell gegangen - erließ die Staats­regierung Leitlinien für den Rohstoffabbau: nun wurden auch die betrof­fenen Kommunen und regio­nalen Behörden amtlich um Stellung­nahmen zu dem Projekt gebeten. Im Spätherbst mel­dete sich das für die endgültige Entscheidung zuständige Oberber­gamt: die Akten wurden geordnet, letzte Rückfragen ge­klärt; es wurde spannend. Erst jetzt suchte plötzlich auch die antragstellende Firma das Gespräch mit uns (der "Mitarbeiter Ost" erwies sich als hochkarätiger Fachmann, der als langjäh­riger Leiter der Be­zirksstel­le für Geologie in Karl-Marx-Stadt ex­zellente Kenntnisse zu den Rohstoffvorkom­men in Sach­sen zu bieten hatte...), aber zu verhandeln gab es nichts mehr.

Wenige Tage vor Weihnachten fand dann der Bürgermeister eine gute Nachricht im Briefkasten: Der Antrag ist endgültig ab­gelehnt, der Bagger kommt nicht!

Nun wird es im Mütterkreis beim nächsten Treffen eine kleine Feier geben. Und vielleicht lädt er ir­gendwann im Sommer mal zu einem besinnlichen Treffen an der Linde ein, die vor zwei Jahren als Zeichen von Hoffnung und Gemein­schaft mitten in dem jetzt so heiß umkämpften Gebiet ge­pflanzt wor­den war.

(Joachim Krause in Der Sonntag, Dresden, 16.1.1994; Die Kirche, Berlin, 9.1.1994)

 

Ein Strohfeuer wird zum Dauerbrenner

Braunkohle und Kachelofen sind jetzt auch im Osten passé‚ Umstellung ist allerorten angesagt. In der Regel geht es meist nur noch um die Frage: Öl oder Erdgas? So wäre es auch in der kleinen Stadt Schkölen bei Eisenberg in Thüringen gelaufen, wenn nicht Christian Garbe, Pfarrer und ehrenamtlicher Bürgermeister der Kommune, eine wahrlich "zündende" Idee gehabt hätte: Wir lösen das Problem gleich für alle gemeinsam – und wir nehmen Stroh aus unserer Region! Kopfschütteln bei Experten und Behörden ("so etwas macht bisher in Deutschland keiner"), Widerstand von der Konkurrenz (vor allem von Erdgas- und Stromanbietern) - auch für viele skeptische Einwohner brannte da ein "Strohfeuer", das wohl bald verlöschen würde... Argumente wurden ausgetauscht, Exkursionen fanden statt, es wurde hin- und hergerechnet - allmählich kristallisierte sich der Bau eines Strohheizwerkes als für die Stadt und ihre Bürger billigste und für die landwirtschaftlich geprägte Region günstigste Variante der zukünftigen Energieversorgung heraus. Inzwischen nimmt die "verrückte Idee" sehr reale Gestalt an; zur Einweihung des Schkölener Strohheizwerkes im September wird gar der Bundeswirtschaftsminister erwartet.

So neu ist die Idee gar nicht. In Dänemark sind in den letzten 20 Jahren etwa 50 kommunale Heizwerke in Betrieb gegangen, die rentabel, betriebssicher und umweltfreundlich arbeiten. Ihr Brennstoff ist Abfallholz oder Stroh - Stroh, wie es auch in landwirtschaftlichen Betrieben rund um Schkölen überreichlich anfällt. Mit Bauern aus einem Umkreis von 7 Kilometern(erforderlich ist Stroh von etwa 2000 Hektar Fläche) wurden in Schkölen Jahresverträge abgeschlossen. Ihr Stroh wird auf dem Feld zu großen Quadern gepresst und am Feldrand abgedeckt oder in Hallen zwischengelagert (für eine Tonne werden - abhängig von der Qualität - etwa 100 DM gezahlt). Im Strohheizwerk wird mit den Ballen ein spezieller computergesteuerter Ofen "gefüttert", in dem das gepresste Stroh quasi wie eine Zigarre von einer Seite her flächig abbrennt. Die entstehende Asche wird als Dünger wieder auf die Felder zurückgeführt; damit wird der ökologische Kreislauf geschlossen.

Das Werk in Schkölen wird das erste seiner Art in Deutschland sein. Der Bau wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt durch ein zinsloses Darlehen in Höhe von mehreren Millionen Mark gefördert. Betrieben wird das Werk von einer GmbH, an der die Stadt mit 52 Prozent beteiligt ist. Das Heizwerk stellt mit einer Leistung von 3,15 Megawatt Warmwasser und Heizenergie für (bisher) etwa die Hälfte aller 600 Wohnungen in der Stadt sowie für 15 kommunale und gewerbliche Großabnehmer zur Verfügung; ein zusätzlicher Ölheizkessel mit 4,8 Megawatt Leistung steht für Spitzenbelastungszeiten und im Havariefall in Reserve.

Für die Bürger in Schkölen sind die Bedingungen auch finanziell attraktiv: einmalige Anschlussgebühren von 2000 Mark je Haushalt, feste Jahresgebühren und 8 Pfennige pro Kilowattstunde Heizenergie machen die Entscheidung für den Fernwärme-Anschluss leicht.

Oft drohte in den letzten Monaten das Genehmigungsverfahren im Dschungel der bisher mit Strohheizwerken nicht befassten deutschen Bürokratie zu ersticken. Jetzt sind alle Wege frei, und Bürgermeister Garbe hofft auf viele Besucher und Nachahmer.

(Joachim Krause in: Die Kirche, Berlin, 18.7.1993; Der Sonntag, Dresden 25.7.1993)

 

1994

 

Anfrage nach drei Jahren
Sind wir nur eine Kirche der Worte?
Vor drei Jahren gab die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland wichtige und schmerzliche Einsichten zu Protokoll ("Kundgebung" der EKD-Synode Bad Wildungen):
"Die derzeitige Lebensweise, vor allem in den westlichen Industriegesellschaften, ist nicht mehr schöpfungsverträglich. Dazu gehören insbesondere die Höhe des Energieverbrauchs, die Vergiftung von Boden und Grundwasser durch Abfälle und die anhaltende Verschwendung von Ressourcen. Wir können nicht so weiterleben wie bisher."

Im Klartext: Wir Reichen in der westlichen Welt versündigen uns an der Schöpfung und ihrem Schöpfer, indem wir den uns anvertrauten Garten zerstören, satt ihn zu bebauen und zu bewahren (1.Mose 2,15).

Die Konsequenz der Synode: Wir müssen umkehren, unser bisheriger Weg ist lebensfeindlich.

Und die Praxis seit 1991: Wir leben eben doch weiter wie bisher - als einzelne Christen, als Kirchen, als Gesellschaft - mit Besitzstandswahrung im Westen und Anpassung im Osten an die zerstörerische westliche Lebensweise! Die Autolawine staut sich gewaltiger denn je, die Müllberge wachsen weiter, der Raubbau schlägt der Natur neue tiefe Wunden.

Wie ernst meinen wir es eigentlich mit unseren eindrucksvoll formulierten Einsichten und Beschlüssen? Goethes Rat lautet (Faust I): "Der Worte sind [längst] genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn!". Und Jesus sagte (Matth. 7,16): "An ihren Früchten [und nicht: an ihren Sprüchen] sollt ihr sie erkennen."

Wie werden unsere Früchte 1994 aussehen?

(Joachim Krause in: Die Kirche, Berlin, 20.2.1994; Der Sonntag, Dresden, 20.2.1994)

 

1995

 

Kirchliche Grundstücke und Gebäude als Lebensraum -

Europäisches Naturschutzjahr 1995

Das Ministerkomitee des Europarates hat das Jahr 1995 zum "Europäischen Naturschutzjahr" erklärt. Der Schwerpunkt soll darauf liegen, einer breiten Öffentlichkeit die Notwendigkeit des Naturschutzes außerhalb von Schutzgebieten deutlich zu machen und Möglichkeiten dafür aufzuzeigen, wie der Lebensraum von Menschen (die hier wohnen, arbeiten, ihre Freizeit verbringen) gleichzeitig auch Heimat für unsere Mitgeschöpfe sein kann.

Die sächsische Landessynode nahm auf ihrer Herbsttagung 1994 diesen Gedanken auf und beschloss, den Gemeinden das Anliegen mit dem Schwerpunkt "Kirchliche Grundstücke und Gebäude als Lebensraum" nahezubringen. Damit ist die Ermutigung verbunden, 1995 in unseren Kirchgemeinden Entdeckungen zu machen und selbst aktiv zu werden.

Unsere Kirchgemeinden tragen Verantwortung für Waldgebiete und Ackerflächen, wir besitzen Friedhöfe, Pfarrgärten und viele Gebäude. Oft stöhnen wir unter der Last dieses Erbes, und vielen ist gar nicht bewusst, welche Schätze uns damit anvertraut sind. Nicht selten stellen kirchliche Grünflächen mit Bäumen, Hecken und alten Mauern die letzten Oasen dar, in denen Menschen Ruhe finden, sie sind aber auch der einzig verbliebene intakte Lebensraum für bedrohte Mitgeschöpfe.

Ein erster Schritt wäre, neu die Augen zu öffnen, zu entdecken, welche Vielzahl von Gottes Geschöpfen unsere "Untermieter" sind. Unsere Aufgabe ist es, diesen Gästen die "Wohnungen" zu erhalten bzw. für sie neue Lebensräume zu öffnen. Dazu bieten sich in unseren Gemeinden viele Möglichkeiten.

Beispiele sind:

-       das Unterlassen von unnötigen und lebensfeindlichen "Modernisierungs"-Maßnahmen (Betonieren von Flächen, Verschließen von Einflugs-Öffnungen an Gebäuden, Verputzen von Natursteinmauern)

-       das Herstellen naturnaher Lebensräume (Renaturierung von Teichen, Bächen, brachliegenden Flächen; evtl. kirchlichen Umweltgruppen oder Naturschutzverbänden zur Pflege übergeben)

-       der Übergang zu naturnaher Bewirtschaftung (Wiese statt Einheits-Rasen, einheimische Pflanzen statt Exoten, ökologische Ausrichtung von Friedhofsordnungen und Pachtverträgen)

-       Neuanpflanzungen (Streuobstwiesen, Flurgrenzen, Aufforstung, Hecken, Fassadenbegrünung).

-       das Anbringen von Nisthilfen in Gärten und an Gebäuden (Singvögel, Fledermäuse, Turmfalken, Schleiereulen).

Unsere Kirchen liegen meist in der Mitte des Ortes; wenn wir gute Beispiele schaffen, könnte das auf andere ausstrahlen. Wir haben Verbündete, mit denen wir gemeinsam etwas tun können, deren Sachverstand und Ideen wir nutzen sollten: sprechen Sie Vertreter von Naturschutzverbänden vor Ort an (die Verbände haben bereits großes Interesse an der Zusammenarbeit mit Kirchgemeinden signalisiert), suchen Sie Kontakt zu lokalen und regionalen Naturschutzbehörden.

Unsere Aktivitäten könnten ein Zeichen sein, dass wir es ernst meinen mit der "Bewahrung der Schöpfung", indem wir vor der eigenen Kirchentür anfangen. Aktionen sollten eingebunden sein in das Gemeindeleben. Die Kinder der Christenlehre-Gruppe könnten auf Entdeckungsreise gehen (auf dem Kirchturm, am Pfarrteich, auf dem Friedhof), vielleicht laden wir zum nächsten Gemeindetag eine benachbarte Stadt-Gemeinde in unseren Pfarrgarten ein, die Junge Gemeinde könnte in einem Arbeitseinsatz im Pfarrwald Müll beräumen und Nisthilfen anbringen, der Seniorenkreis könnte mit einem sachkundigen Vogelkundler einen Spaziergang rund um die Kirche machen usw.

Und wir sollten Staunen, Lob und Dank für Gottes reiche Schöpfung in den Gottesdienst tragen. Die Landessynode hat angeregt, in der Beschäftigung mit dem Thema das Erntedankfest 1995 zu einem Höhepunkt werden zu lassen. Hier könnten wir in besonderer Weise den Dank an unseren Gott für die zahllose Vielfalt seiner Geschöpfe zum Ausdruck bringen. Dabei sollte den Bereichen der Schöpfung besondere Aufmerksamkeit gelten, die für uns zwar nicht unmittelbar von "Nutzen" sind, die aber doch zum "täglichen Brot" gehören, weil sie diese Welt schöner und reicher machen und zum Netz des Lebens gehören wie wir.

(Joachim Krause, Mitglied des Deutschen Nationalkomitees, in: Amtsblatt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, Nr.10/1995, S.A77; gleicher Text auch veröffentlicht in: Deutsches Nationalkomitee für das Europäische Naturschutzjahr 1995, Abschlussbericht, Bonn 1996, S.319

 

1996

 

Lebenszeichen

Ich war unterwegs, hastete auf dem Feldweg über die kahle Höhe. Meine Mütze musste ich festhalten. Ich stemmte mich gegen den Wind. Einzelne Regentropfen peitschten ins Gesicht. Blätter trieben vorbei. November eben, trüb und grau. Das schlägt auf die Stimmung. Auch der Horizont war wolkenverhangen, als ich dort die vertrauten Pyramiden erblickte: schwarze spitze Kegel, jeder einzelne Berg größer als die Vorbilder in Ägypten. Es sind Halden, die der Uran-Bergbau der WISMUT in unserer Region hinterlassen hat. Sie passten ins Bild meiner November-Stimmung: als Sinnbilder, als Mahnmale für den Machtwahn und die Maßlosigkeit des Menschen. Den Frieden sichern durch Atomwaffen, unerschöpfliche Energien haben durch die Kraft der Kernspaltung - wir haben schmerzlich erfahren, welch hoher Preis dafür gezahlt worden ist: verwüstete Heimat, geschädigte Menschen, gefährdete Umwelt.

Aber das gewohnte Bild stimmte nicht mehr. Da war etwas in Bewegung gekommen. Weiß schimmernd drehte sich neben der Halde ein großes Windrad. Es fing mit seinen Flügeln die Kraft des Novembersturms ein, der seit Jahrtausenden ungenutzt vorbeigeweht war (ich habe nachgefragt: ganzjährig fängt die Windmühle eine Energiemenge ein, die ausreicht, um 300 Haushalte mit Strom zu versorgen).

Mich hat dieser Kontrast nachdenklich gemacht. Die starren dunklen Zeugen der Vergangenheit und daneben nun Bewegung - Zeichen für Aufbruch, für Veränderung, für Leben... Ähnlich fröhlich war mir damals als Kind zumute, als ich ein buntes Rädchen in die Luft hielt und staunte, dass ohne mein Zutun etwas geschah (das ging ohne Batterie und Fernsteuerung), das Spielzeug scheinbar lebendig wurde.

Eine Reaktion da draußen im Novembersturm war Dankbarkeit. Diese Welt hält viele Schätze für uns bereit, die wir entdecken und mit Augenmaß auch nutzen dürfen. Es ist für uns gesorgt. Unsere Märchen wissen es: Auch der Wind ist ein himmlisches Kind... Und an Bescheidenheit habe ich denken müssen: Unter dem Windrad wird nicht das Schlaraffenland sein, nicht alle unsere Blütenträume werden reifen. Aber es könnte genug sein für ein erfülltes menschenwürdiges Dasein. Vielleicht wäre es gut, wenn wir für die Zukunft lernen, mit dem zu leben, was uns die Schöpfung auf Dauer zuverlässig zur Verfügung stellt: wie den Wind, das Licht und die Wärme der Sonne, das Wasser, die klare Luft und das tägliche Brot, das wir zum Leben brauchen.

(Joachim Krause in: Freie Presse Glauchau 10.11.1996; BRIEFE Nr.41, 1996, S.10)

 

1997

 

Pro und Contra Windenergie – ein Beitrag zur Diskussion

Windige Argumente - und was es dazu zu sagen gibt

 

1. „Das Landschaftsbild wird durch die neumodischen Windmühlen negativ beeinträchtigt.“

Das ist im wahrsten Sinne des Wortes "Ansichtssache", eine Frage der grundsätzlichen Einstellung: stören mich die "Spargeltürme" oder freue ich mich, dass Bewegung in eine verkrustete Energie-Landschaft kommt? Im übrigen: Wie sehr errege ich mich über die mehr als 100000 großen Hochspannungsmasten in Deutschland? Oder über die neuen Funktürme? Oder über die landschaftsprägenden bunten Monster-Kästen in vielen Gewerbegebieten? Trotzdem gilt auch beim Ausbau der Windenergie Augenmaß: Nicht auf jedem idyllischen Höhenzug muss sich zwanghaft eine Mühle drehen, und zu große Ansammlungen weißer Masten können Landschaft auch kaputtmachen. Für mich ist jeder der weißen Masten ein großes Ausrufungszeichen: Ich werde daran erinnert, dass mein Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, sondern dass seine Erzeugung sichtbare Spuren hinterlässt.

2. „Windkraftanlagen sind laut.“

Das war mal richtig. Moderne Windkraftanlagen sind inzwi­schen so leise, dass die einzuhaltenden Lärmgrenzwerte nor­malerweise bereits in einem Abstand von weniger als 300 Metern unterschritten werden.

3. „Windanlagen erzeugen durch Reflexion des Sonnenlichts auf den Rotoren "Disko-Blitze" oder in der abendlichen Sonne Schattenwurf.“

Da ist was dran. Beide Effekte treten auf und können ner­ven. Die Ereignisse treten jedoch unter realistischen Bedingungen relativ sel­ten ein (nur dann, wenn die Sonne scheint, wenn sie an der richtigen Stelle am Horizont und gleichzeitig im richtigen Winkel über der Anlage steht - das ist durchschnittlich an wenigen Tagen im Frühjahr oder Spätherbst über eine Dauer von jeweils wenigen Minuten zu erwar­ten). Und auch hier ist die Wertigkeit des Problems im wesentlichen eine Frage des Abstandes zwischen Windmühle und Wohnbebauung (für mich subjektiv in 200 Metern Entfer­nung recht belastend, ab 500 Metern durchaus zu ertra­gen).

4. „Vögel werden in ihrem Verhalten gestört, desgleichen gibt es schädliche Wirkungen auf Insekten.“

Manche Naturschützer laufen sehr massiv Sturm gegen Wind­mühlen. Inzwi­schen haben aber Untersuchungen gezeigt: Brut- und Standvögel zeigen keine auffällige Beeinträchtigung ihres Verhaltens, Zugvögel auf Rast­plätzen im Wat­tenmeer reagierten z.T. empfindlicher. Weiterer Befund: Vögel werden von Rotoren von Windanlagen eben nicht erschlagen. Insek­ten sterben ohnehin viel häufiger an Autoscheiben. Eine Umwelt­verträglichkeitsstudie über die möglichen Auswirkungen einer Wind­kraftanlage konkret vor Ort sollte immer Pflicht sein, um Schäden aus­zuschließen. Große Naturschutzverbände in Sachsen (Grüne Liga, NABU, BUND) unterstützen die (geregelte) Nutzung der Windkraft.

5. „Windenergie bringt ökologisch keinen Nutzen.“

Jede Kilowattstunde, die aus Windenergie kommt, muss nicht mehr konven­tionell erzeugt werden: z.B. durch Verbrennung von Braunkohle (Folgen: Landschaftszerstörung, Verlust von Heimat durch Abbaggern von Ort­schaften, Luftbelastung durch Staub und Schwefeldioxid, Klima-Gefahren durch Ausstoß von Kohlendioxid) oder durch Kernspaltung im Atomkraft­werk (Folgen: vom Uranbergbau bis zum Atommüll, dazu die um­strittene Sicherheit der Kraftwerke). Da ist Windenergie auf jeden Fall das kleinere Übel. Übrigens ist die Energie­menge, die zur Errichtung einer Windkraft-Anlage benötigt wird, nach einer Betriebsdauer von 0,2 bis 1,8 Jahren wie­der "eingespielt".

6. „Windenergie bringt nur einen unbedeutenden Beitrag in der Strom­erzeugung.“

Denkanstöße: Eine typische moderne Anlage mit einer (Spitzen-)Leistung von 600 Kilowatt erzeugt im Binnenland in einem Jahr so viel Strom, wie etwa 300 Haushalte ver­brauchen. In Sachsen war die versammelte Fachwelt der Meinung, dass mit Windenergie in Zukunft nicht viel zu machen ist (siehe Energieprogramm Sachsen 1993), dann wurde flächen­deckend ein Windmessprogramm durchgeführt - und es ergab sich ein Potential von 10x mehr (!) wirtschaftlich nutzbarer Windenergie, sodass 2005 jede 10. Kilowattstunde aus Windmühlen kommen könnte...

7. „Windenergie wird hoch subventioniert...“

Klar ist: Ohne finanzielle Anreize wäre die Nutzung von Windenergie im Binnenland nicht wirtschaftlich. Wünschbare Entwicklungen auch mit Subventionen zu fördern ist eine Möglichkeit der politischen Einfluss­nahme auf wirtschaft­liche Trends. Der Bundestag will eine stärkere Nutzung regenerativer Energiequellen (Stromeinspeisegesetz 1991: Pflicht der Energieversorger, z.B. Windstrom ins öffent­liche Netz auf­zunehmen und mit 90% des Verkaufserlöses zu vergüten), das Bundes­wirtschafts-Ministerium reicht Förder­mittel für Windmühlen aus, auch die meisten Bundes-Länder unterstützen den Ausbau. Alle dumm und blind? Steinkohle wird mit 7000 Millionen DM pro Jahr gestützt, Windkraft­anlagen mit schlimmstenfalls wenigen Prozent dieses Betra­ges!

8. „...und das treibt meine Stromrechnung in die Höhe.“
Auf Windenergie entfällt etwa ein halbes Prozent unserer Stromrech­nung. Angenommen, die Hälfte der für Windstrom gezahlten Vergütung wäre nur ein kostentreibendes Geschenk an die Windmüller, dann hätte sich der Preis für eine Kilo­wattstunde im Haushalt (kostet derzeit 27 Pfennige) durch diese "Subvention" um 1 Zehntel Pfennig erhöht; die Stromrechnung meiner Familie (etwa 1200 DM im Jahr) würde um 3 Mark im Jahr steigen! Ich messe solche Steigerungs­raten gern an der jüngsten Strompreiserhöhung meines Energieversorgers um etwa zwei ganze Pfennige je Kilowattstunde oder daran, dass mein Energieversorger Wind­strom zu einem Preis von 90% seines durchschnittlichen Verkaufserlöses einkauft (das sind derzeit etwa 17 Pfennige je kWh), und dann die gleiche Kilowatt­stunde für 100% weiterverkauft...

Wenn echte Mehrkosten für ein Energiever­sorgungsunternehmen auftreten (z.B. in dünn besiedelten Regionen Norddeutschlands mit einem hohen Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung durch notwendige Ver­stärkung der Netze, Errichtung von Einspeisepunkten), dann sollten diese Aufwendungen solidarisch im "großen Topf" aller deut­schen Ener­gieversorger getragen und flächendeckend auf alle Stromkunden verteilt werden.

Joachim Krause

(abgedruckt in „Briefe zur Orientierung im Konflikt Mensch –Erde“, KFH Lutherstadt Wittenberg, 18. Jg. Winter 1997, S.45)

 

Gemeinsam mit Freunden sammelte ich damals auch praktische Erfahrungen beim Versuch, in der Region in gemeinschaftlicher Verantwortung eine Bürgerwindanlage zu errichten. Die Anlage ist NICHT gebaut worden - wegen des wütenden Protests einiger Mitbürger in unserem Dorf!

Wer möchte sich an einer Bürger-Windanlage beteiligen?

Wir bauen im Frühjahr 1998 in der Nähe von Meerane in Sachsen eine Bürger-Windanlage und bieten Interessenten eine Beteiligung an (Anteile von 4000 DM an aufwärts). Anlagentyp AN BONUS 600kW/44-3 mit 58m Nabenhöhe; Gesellschaftsform GmbH.

Neugierig geworden? Informationen über Joachim Krause, …

! Meldungen bitte noch im Dezember !

(Joachim Krause in: BRIEFE zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.45, 1997, S.5)

 

Überkommene Werte - unzeitgemäß ?

Sommerzeit. Urlaubszeit. Zeit zum zurücklehnen, entspannen, losgehen. Gottes gute Schöpfung genießen, mit offenen Sinnen Neues entdecken. Vielleicht haben auch Sie in den letzten Wochen vor einer majestätischen Gebirgskette gestanden, beeindruckt von ihrer gewaltigen Wucht und Schönheit. Vor mir liegt eine ganzseitige Werbe-Anzeige. Da ist eben solch ein Gebirgszug abgebildet, als schwarz-weiß-gezacktes Gipfelpanorama vor rotem Hintergrund. Und als Unterschrift steht da: "Wer hier eine Umsatzkurve sieht, denkt ein bisschen wie wir." Mich hat das erschreckt (und ich sollte ja wohl auch provoziert werden). Können mehr und mehr Mitmenschen die Welt wirklich nur noch so wahrnehmen, als Wirtschaftsstandort, als Quelle für Rohstoffe und Umsätze? Ist diese Welt nicht viel mehr? Ein vielgestaltiges Haus, prall gefüllt mit Leben, eine gute Heimat auch für uns Menschen. Ein tolles Geschenk, uns als Leihgabe anvertraut. Nach dem Verständnis der Bibel ist die Erde ein Garten, den der Mensch bebauen darf, den er aber zugleich als Garten bewahren soll, damit auch neue Generationen nach uns "gut leben" können. Mir scheint es eine gefährlich eindimensionale und kurzsichtige Perspektive, wenn der Wert dieses Gartens sich reduziert auf den Nutzen, den maximalen Profit, den wir kurzfristig daraus ziehen könnten. Bedeutet das nicht in der Konsequenz rücksichtslose Ausbeutung, die den Garten zur Wüste macht? Nach uns die Sintflut? Wollen wir das wirklich?

Mir jedenfalls geht beim Anblick der Alpen mehr und anderes durch den Kopf und durchs Gemüt als Umsatzkurven. Mir tun die Werbe-Macher leid, weil ihre Welt doch recht arm geworden ist. Aber auch um die Welt wird mir angst. Für mich zeigt sich eine gefährliche Verschiebung der Werte, auf denen bisher das Zusammenleben unserer Gesellschaft ruht. Wir geraten auf eine schiefe Bahn.

Die gleiche Firma wirbt in ihrer Anzeigen-Serie mit einem zweiten Bild. Es zeigt zwei eisenbewehrte Ritter im tödlichen Kampf mit der Lanze, dazu als Kommentar die Unterschrift: "Du sollst begehren deines Nächsten Marktanteil." Ganz offenkundig eine Anspielung auf die Zehn Gebote in der Bibel, von denen einige mit den Worten beginnen: "Du sollst nicht begehren..." Uralte Spielregeln, die das Zusammenleben von Menschen sozial erträglich machen. Die Zivilisation Mitteleuropas hat ihre bisherige Stabilität auch daraus gewonnen, dass eine Mehrheit sich an solche Regeln gebunden fühlt. Treiben wir jetzt in eine Gesellschaft, in der mit Hauen und Stechen Platz gemacht wird für die Sieger, die Starken, die Schnellen? Wo Gewinner sind, gibt es immer auch Verlierer. Das sind die Schwächeren, die heute schon durch's soziale Netz fallen, das sind die nach uns kommenden Generationen, das ist die stumme Natur, in der und von der wir leben. Und um ihretwillen bleibt für mich sehr zeitgemäß, was die Bibel uns an Wegweisung für's Leben vermitteln will (nachzulesen im 1.Buch Mose, 2. Kapitel, und im 2.Buch Mose, 20. Kapitel).

(Joachim Krause in: Freie Presse, Glauchau 17.8.1997)

 

1998

 

Leben in Gottes guter Schöpfung

Ein Blick in den Kalender mahnt: Welt-Umwelt-Tag! Das ruft bei vielen sicher zuerst Schlagzeilen ins Gedächtnis zu "großen" Problemen, etwa zur Gefährdung des Welt-Klimas oder zu den aktuellen Sorgen mit Atom-Müll-Transporten.

Mir ist das Thema Umwelt in letzter Zeit in ganz anderer Weise begegnet. Es begann vor einigen Wochen. Eine neugierig-lärmende Kinderschar stieg aus dem Bus. Sie starteten zu einer Exkursion mit dem Thema "Unterwegs in Gottes Schöpfung". Die Bande stürmte als erstes zum Dorfteich, und entdeckte - gleich am Ufer hinter Margeriten und Glockenblumen - im trüben Wasser ein quirliges Leben. Das schwarz-braune Gewusel wurde mit dem Schrei "Kaulquappen!" identifiziert: Wir standen vor der Kinderstube von Kröten und Fröschen. Für die meisten war das Staunen groß, hier gab es das wirklich "live", was sie nur aus Tierbüchern kannten oder im Unterricht hatten lernen müssen! Aufgeregt lagen bald die ersten jugendlichen Entdecker auf dem Bauch und teilten den anderen mit, was sich ihnen im flachen Wasser in immer größerer Vielfalt krabbelnd und schlängelnd und rudernd zeigte.
Meine Tochter hat mit mir noch am gleichen Abend ein altes Aquarium mit Steinen und Sand gefüllt und es wohnlich mit Wasserpflanzen eingerichtet. Dann wurden ein paar von den "Froschkindern" vorsichtig eingefangen und zusammen mit Schnecken, Wasserkäfern und weiteren Krabbeltieren in die neue Heimat umquartiert. Als Ehrengäste - und ziemlich mühsam zu fangen - nahmen wir noch ein Pärchen Teich-Molche mit. Das Männchen entpuppte sich als ein kampflustiger kleiner Drache mit gespreiztem Kamm, schwarz-weiß-gestreiftem Gesicht und einem himmelblau-orangenen Bauch. In den nächsten Tagen drückten neugierige Kinder sich die Nasen an der Glasscheibe platt. Eines Tages ein Schrei: das erste Froschbaby stützte sich auf zwei zarten Hinterbeinchen ab, die ihm über Nacht gewachsen waren. Wir haben im Familienkreis immer neu gestaunt, genauer hingesehen, schlaue Bücher gewälzt. Dann quakten - wie zur Mahnung - jede Nacht die Laubfrösche vom Teich herüber, lange und laut. Da haben wir alle unsere "Untermieter auf Zeit" wieder zurückgebracht, dorthin, wo sie leben, unbemerkt, unscheinbar, selten geworden, schützenswert. Bald werden die kleinen Frösche an Land klettern, um erst im nächsten Jahr wieder in das Gewässer ihrer Kindheit zurückzukehren.

Als die Kinder damals zum Teich gingen, standen an der Dorfstraße Schilder mit dem Hinweis "Kröten-Wanderung". Sie haben gewusst, was das bedeutet: dass wir Menschen Rücksicht nehmen müssen auf andere Lebewesen, dass uns die Bewahrung der Schöpfung aufgetragen ist.

Einmal im Jahr Welt-Umwelt-Tag? Jeder Tag ist ein Tag in Gottes guter Schöpfung. Um-Welt - das ist die vielfarbige, lebenspralle Welt um uns herum, in der und von der wir leben dürfen, Anlass zum Staunen, Anlass zu Dankbarkeit. Offene Sinne sind nötig: wertvoll und bewahrenswert ist uns wohl nur das, was wir auch selbst kennen, was wir bewundern und vielleicht sogar ein Stück lieben gelernt haben. Vielleicht lassen Sie sich demnächst auch von einem fragenden Kind neu die Augen öffnen, liegen zusammen mit ihm auf dem Bauch auf einer Wiese und spüren Käfern nach oder necken eine Eidechse, die sich auf einer Mauer sonnt.

(Joachim Krause in: Briefe zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.51, 1999, S.9; auch in: Freie Presse, Glauchau, 7.6.1998)

 

Von Schöpfung reden trotz Darwin
Glaube und Naturwissenschaft - wie Feuer und Wasser ?

1. Das Nachdenken über "Schöpfung" zielt nicht nur auf den Anfang und Ursprung der Welt. Das Staunen über die Weite, Vielfalt und Schönheit der Natur, das Wunder des Lebens, Freude und Dank, das Wahr­nehmen von Leid und Bedrohungen, die Frage nach Sinn und Ziel meines Daseins gehören dazu. Meine alltäglichen Erfahrungen hier und heute haben mit Schöpfung zu tun; mein Schöpfungsglaube bewährt sich in meinem Umgang mit Gottes Geschöpfen.

2. In den Geschichten der Bibel erfahre ich, welche Glaubenserfahrun­gen Menschen in einer bestimmten Zeit und in einer konkreten Situa­tion gemacht haben. Diese Glaubenszeugnisse wollen Menschen in schwieriger Situation trösten und zum Lob Gottes bringen. Die Bibel will Glauben wecken und bestärken. Sie ist nicht geschrieben zur Wissensvermittlung für einen "christlichen" Physik- oder Biologie-Unterricht im Jahr 1996.
Nicht zu jeder Frage, die sich mir in dieser Welt stellt, steht eine endgültige Antwort in der Bibel. Ich darf und muss selbst suchen, ringen, Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen.

3. Mir hilft es, in der biblischen Botschaft (erzählerische) Form und (Glaubens-)Inhalt zu unterscheiden. Die Bibel enthält Erzählformen und Natur-Vorstellungen, die mir verständlicher werden, wenn ich sie als an die Entstehungszeit gebunden interpretiere. Manche Sprach- und Naturbilder führen im wörtlichen Führ-wahr-halten zu Missverständnissen, im Verstehen ihres Symbolgehaltes erschließen sich aber zeitlos gültige Wahrheiten und Grundeinsichten des Glaubens. Der zentrale "Kern" der Botschaft geht dabei nicht verloren. An die Bil­der muss ich als Christ nicht glauben.

4. Trotz der beeindruckenden Erfolge, die die moderne Naturwissen­schaft in den letzten 200 Jahren bei der Entdeckung und Umgestaltung der Welt aufzuweisen hat - sie ist weder allwissend noch allmächtig! Gute Naturwissenschaftler "backen kleine Brötchen", äußern sich bescheiden und vorsichtig. Sie wissen um die Begrenzungen ihrer Arbeit und dass es menschliche Erfahrungen und Aspekte der Wirklich­keit gibt, für die sie nicht zuständig sind.
Naturwissenschaft versucht die Welt mit den (begrenzten) Möglich­keiten des menschlichen Verstandes zu beschreiben und zu erklären. Ihr Arbeitsgegenstand ist das an der Welt, was greifbar und sichtbar ist, was man wiegen und messen kann. Ihr "methodisches" Arbeiten verlangt die Einhaltung enger und strenger "Spielregeln". Die Erkenntnisse der Naturwissenschaft sind immer vorläufig, verbesserungswürdig und verbesserungsfähig. Die Ergebnisse sind "begründete Vermutungen", Modelle, Hypothesen, Theorien. Viele Fragen sind auch heute noch offen.
Aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen können und dürfen keine weltanschaulichen Deutungen abgeleitet werden (etwa Aussagen über Sinn und Ziel der Welt und des menschlichen Daseins).

5. Wenn der Glaube oder die Naturwissenschaft oder eine Philosophie den Anspruch erheben, allein für die ganze Wirklichkeit der Welt zuständig zu sein und alle Fragen zwischen Himmel und Erde eindeutig und endgültig beantworten zu können, im Besitz der Wahrheit zu sein, dann liegt die Gefahr von IDEOLOGIE nahe. Dogmen, Lehrsätze, Bücherweisheiten lassen die Weltanschauung zu einem starren "Standpunkt" werden, der nicht mehr offen ist zur Wandlung, nicht mehr Kenntnis nimmt von neuen Entdeckungen und Erfahrungen "draußen" in der Wirklichkeit. Statt Gesprächen bei der gemeinsamen Suche nach Wahrheit gibt es Polemik, Feindbilder, Kampf in der Auseinandersetzung mit den "anderen".

6. Menschen können die ganze Wirklichkeit der Welt unter sehr unter­schiedlichen Blickwinkeln erleben, erfahren, betrachten und befragen - Naturwissenschaft und Glaube sind (nur) zwei Möglichkeiten davon. Jede so gewonnene Erkenntnis oder Erfahrung hat ihre Berechtigung, ist wertvoll, erschließt immer neue Teil-Aspekte der Wirklichkeit, die uns umgibt. Die Erfahrungen schließen einander nicht aus, son­dern können sich gegenseitig ergänzen und bereichern. So meine ich, dass ich als Christ neugierig sein darf, offen auch für Entdeckungen der Naturwissenschaft.

7. Wenn ich meinen Glauben an Gott als den Schöpfer bekenne, vertraue ich darauf, DASS die Welt und mein Leben auf Gottes Willen und Wir­ken beruhen und dass er sie erhält (Gewissheit).
WIE die Welt in ihrem Entstehen und in ihren Strukturen beschrieben werden kann und wie sie funktioniert, versuchen die Naturwissen­schaften zu erklären (vorläufiges Wissen).

8. Glaube und Naturwissenschaft sind wichtig für mein Leben. Durch die Naturwissenschaft sehe und erfahre ich mehr von der Welt. Ich staune über die Größe Gottes und die Vielfalt seiner Werke. Ich bin dankbar für viel wirklichen Fortschritt, den Naturwissenschaft möglich gemacht hat (Medizin, Nahrungsmittel-Erzeugung, Umwelttechnik, Kommunikation). Ich denke, dass Einsichten des Glaubens auch wichtig sein können für die Naturwissenschaften bei der Suche nach Maßstäben und Grenzen in der Umgestaltung der Welt.

(Joachim Krause, abgedruckt in: Im Haus der Schöpfung leben, Spener Verlagsbuchhandlung, Frankfurt/Main 1998 S.68)

 

 

4. „Schönberger Blätter“ und Internet

 

2003

 

Ab dem Jahre 2003 habe ich in lockerer Folge die „Schönberger Blätter“ herausgegeben. Auf 10 bis 60 Seiten DIN-A4 ist dort zu den unterschiedlichsten Themen, mit denen ich in meiner Arbeit zu tun hatte, Grundlegendes allgemeinverständlich aufgeschrieben. Inzwischen sind über 30 Hefte erschienen, von denen bei Veranstaltungen insgesamt etwa 10.000 weitergegeben wurden. Eine Übersicht der vorliegenden Einzelhefte mit der Möglichkeiten zum Download und zur Bestellung ist zu finden unter http://www.krause-schoenberg.de/materialversand_aktuell_sb_reihe_9-04.html

Mit der Internetpräsenz – gestartet etwa zur gleichen Zeit - wurde noch einmal ein ganz neuer Nutzerkreis für Ergebnisse meiner Arbeit erschlossen. In den letzten Jahren hatte ich zwischen 60.000 und 70.000 Besuchern im Jahr, die an den angebotenen Arbeitshilfen und den zusammengetragenen Fakten Interesse hatten.

 

2005

 

Gefahren durch Mobilfunk (!?)

a) „an der richtigen Stelle Angst haben“

·         Mobilfunk nutzt ein schmales „Fenster“ in einem kontinuierlichen Spektrum elektromagnetischer Felder;
„Strahlensalat“ in der Umgebung der Frequenzen des Mobilfunks: Radar, Mikrowellen, Fernsehen, Rundfunk;
andere Felder wirken zusätzlich ein,
Mobilfunk stellt in der Regel nur einen geringen Anteil

·         nicht nur Mobilfunksendeanlagen – auch die Handys senden;
im Nahbereich (am Kopf) Einfluss des Mobiltelefons stärker (aber vom Nutzer beeinflussbar);
Grenzwerte gelten nur für kommerzielle Sendeanlagen

·         DECT-Telefone im Haushalt (schnurlos mit Mobilteil); senden dauernd und auf ähnlichen Frequenzen;
im Nahbereich höhere Belastung als durch MF-Sendemast 100 Meter entfernt

·         MF-Sendeantennen strahlen im wesentlichen horizontal; unterhalb der Sendeanlage geringe Belastungen
(„wenn schon eine Antenne sein muss, dann bedeutet die Errichtung auf dem Dach einer Schule oder eines Kindergartens eine geringere Strahlenbelastung für die Kinder als ein Sender 100 Meter daneben“)

b) „Widerstand an der richtigen Stelle kund tun“

·         Forderung nach totalem Verzicht auf Mobilfunk: notwendig wäre nicht nur der eigene Verzicht auf Handynutzung, sondern Überzeugungsarbeit (Argumente) für mehr als 60 Millionen Nutzer des Mobilfunks allein in Deutschland (Stand 2003)

·         für die Festlegung von Grenzwerten zuständig sind Regierung / Ministerien bzw. deren nachgeordnete Fachbehörden (Strahlenschutzkommission; Bundesamt für Strahlenschutz);
Festlegung erfolgt auf der Grundlage wissenschaftlich bewiesener Wirkungen und Zusammenhänge; für Änderung von Grenzwerten sind also wissenschaftlich eindeutige Befunde vorzulegen;
bei Forderung nach Absenkung der Grenzwerte: woher weiß ich, dass ich dann im „sicheren“ Bereich bin?

·         für die Kontrolle der Einhaltung der Grenzwerte sind zuständig:
die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) und das Staatliche Umweltfachamt beim Regierungspräsidium (führt bei Hinweisen auch kostenlose Messungen vor Ort durch)

·         für die Errichtung von Mobilfunksendeanlagen gelten unterschiedliche rechtliche Grundlagen (ist ein Bauantrag notwendig?, erfolgt eine Umnutzung des Gebäudes?);

·         die Kommune hat in der Regel keine direkten Einwirkungsmöglichkeiten (es gibt allerdings eine freiwillige Vereinbarung zwischen Kommunen und Mobilfunkbetreibern, bei der Suche nach konfliktarmen Standorten zu kooperieren);

·         Kirchgemeinden in Sachsen entscheiden (nach Absprache mit den Kirchlichen Büros für Baupflege) – wie jeder Grundstückseigentümer – letztlich in eigener Verantwortung über die Errichtung von Mobilfunksendeanlagen auf Kirchtürmen

(Joachim Krause, Merkblatt für Veranstaltungen, 2005)

 

2008

 

Darf man mit Weizen heizen?

In Deutschland wird seit einiger Zeit heftig darüber diskutiert, ob Getreide in Verbrennungsanlagen als Brennstoff zur Energieerzeugung eingesetzt werden darf.
Viele reagieren mit Entsetzen, wenn sie das erste Mal von solchen Vorhaben hören. Die spontane Antwort ist ein klares NEIN – „In einer Welt, in der noch immer für viele Menschen Hunger eine schlimme Alltags-Erfahrung ist, darf das tägliche Brot doch nicht verbrannt werden!“

Wenn man sich mit der Frage intensiver beschäftigt, entdeckt man durchaus auch Aspekte, die nachdenklich machen und das anfängliche Nein relativieren.
Hier seien einige genannt:

1. Auf den Äckern in Deutschland sind schon immer nicht nur Nahrungs- und Futtermittel angebaut worden, die der menschlichen Ernährung dienten. Man denke an Pflanzen wie Hanf oder Leinen für technische Nutzung, aber vor allem sei daran erinnert, dass vor hundert Jahren ein Viertel des Ackerlandes gebraucht wurde, um Hafer und andere Futtermittel für Pferde zu erzeugen, Produkte also, die energetisch genutzt, als „Treibstoff“ für Zugtiere benötigt wurden.

2. In den letzten Jahren haben wir hier in Deutschland immer mehr Rapsfelder blühen sehen. Das dort erzeugte Rapsöl wird aber zu 99 Prozent in technischen Prozessen eingesetzt – und nicht für Ernährungszwecke. Mancher umweltbewusste Christ betankt ein Auto mit Rapsöl – und ist stolz, einen nachwachsenden Rohstoff zu nutzen und etwas für den Klimaschutz zu tun.
Jeder fünfte Liter Wein in der EU wird nicht getrunken, sondern zu Industriesprit verarbeitet. Ich habe neulich in einer Zuckerfabrik eine neu errichtete Anlage gesehen, mit der jährlich 800.000 Tonnen Getreide zu Alkohol für technische Zwecke verarbeitet werden sollen.

3. In den letzten Jahren verdichten sich die Hinweise darauf, dass wir uns mitten in einem Klimawandel befinden. Als Hauptverursacher wird der Mensch benannt, der vor allem durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen (Kohle, Erdöl, Erdgas) das „Treibhaus Erde“ aufheizt – mit schwer kalkulierbaren Folgen. Als eines der wichtigsten Instrumente, um den Klimawandel abzubremsen, gilt der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen. Und hier werden auch nachwachsende Rohstoffe als aussichtreiche Kandidaten diskutiert. Dabei geht es nicht nur um die Nutzung von Abfällen wie Stroh und Holz, sondern auch um den gezielten Anbau schnellwachsender und ertragreicher Pflanzen. Die so erzeugten pflanzlichen Produkte können direkt verbrannt werden, durch chemische Umwandlungsprozesse zu Treibstoffen „veredelt“ werden oder in Gäranlagen Biogas liefern.

4. Wenn man aber grundsätzlich der Meinung ist, dass die Nutzung von Ackerland für den Anbau nachwachsender Rohstoffe zulässig ist, dann stellt sich nur noch die Frage, welche Pflanzen die besten Erträge erzielen (ein zweites wichtiges Kriterium ist die Umweltfreundlichkeit der Produktionsmethoden). Dann geht es nur noch darum, nüchtern auszuwählen zwischen Pappeln oder Raps – oder eben auch Getreide als „Energiepflanzen“.

5. Martin Luther hat in seiner Erklärung zur vierten Bitte des Vaterunsers darüber nachgedacht, was zum „täglichen Brot“ gehört, was der Mensch zum Leben in dieser Welt braucht:
„Was heißt denn tägliches Brot? Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.“
Er würde sicher in der heutigen Welt auch ENERGIE mit unter die unverzichtbaren Güter zählen, auf die wir Menschen angewiesen sind.

Ich meine, dass die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen zur Energieerzeugung zu verantworten ist. Allerdings sind dabei einige Kriterien zu beachten:

·         Zunächst sollten vorrangig Abfälle genutzt werden, die in der Land- und Forstwirtschaft anfallen und nicht für menschliche Ernährung geeignet sind.

·         Wo direkte Konkurrenz auftritt zwischen dem Anbau von Nahrungsmitteln für den Menschen und der Erzeugung z.B. von Bio-Sprit für Autos, hat das tägliche Brot Vorrang.
Über erste Konflikte ist schon zu berichten: Im Schwellenland Brasilien wird ein erheblicher Teil der Autotreibstoffe aus Zuckerrohr hergestellt (wobei die Flächen durch Abholzen des Regenwaldes gewonnen werden und für den Anbau von dringend benötigten Nahrungsmitteln fehlen). Die USA produzieren Alkohol aus Mais inzwischen in so großem Umfang, dass im Mais-Importland Mexiko die Preise für Grundnahrungsmittel stark steigen.

·         Und immer ist natürlich zu prüfen, ob die Produktion und die Verbrennung von Energiepflanzen verträglich ist für die Umwelt (Düngung, Pflanzenschutz, Abgase).

(Joachim Krause; Text für die Internetseite der sächsischen Landeskirche, 2008)

 

 

5. Das Bemühen um Klarheit und Eindeutigkeit

 

Mir war es immer wichtig, die richtigen Begriffe an der richtigen Stelle verwenden, Zahlenangaben nicht einfach zu glauben und zu übernehmen, sondern sie zu verstehen und nachzuprüfen, und in Zusammenhänge einordnen zu können.
Werden Sie vielleicht auch stutzig, wenn Sie von „Sechs Billionen Menschen auf der Erde“, von „radioaktiver Strahlung“, von „Gen-Tomaten“ oder dem „genetischen Code von Reis“ lesen?
Wenn nicht, dann lassen Sie sich durch die Medien etwas Falsches oder zumindest Ungenaues einreden.
Ich habe, weil ich ungenaue Darstellungen ärgerlich finde, immer wieder versucht, über Leserbriefe oder E-Mails Klarstellungen zu erreichen, oft allerdings ohne Reaktion …

 

(Begriffsverwirrung)

(zu taz 16./17.8.08 S.4 "Beginn einer neuen Protestbewegung?")
Sicher gibt es Gründe, gegen neue Kohlekraftwerke zu sein. Aber man sollte dabei nicht mit Begriffen hantieren, die einfach falsch sind. Oder soll vielleicht eine Nähe zur Gefährdung durch Atomkraftwerke = Atomreaktoren suggeriert werden, wenn Nick Reimers jetzt darüber räsoniert, dass in der Lausitz ein neuer "Braunkohlereaktor" gebaut werde. Das wäre wirklich etwas technologisch NEUES - wirkt aber uninformiert oder lächerlich. Genauso liest man in Artikeln über Atomenergie immer wieder von "Atom-Meilern", obwohl es (meistens) keine (mehr) sind. Es gab zwar Atomkraftwerke, in denen mit Graphit als Neutronen-Moderator gearbeitet wurde. Und Graphit ist schwarzer Kohlenstoff und der ganze Aufbau erinnerte grob an Köhler-Meiler. Aber außer in den Reaktoren vom Tschernobyl-Typ ist Graphit kaum noch im Einsatz, und alle deutschen Atomkraftwerke sind als "Meiler" schlicht technisch falsch bezeichnet!

(Joachim Krause, Leserbrief „die tageszeitung“ Berlin, 23./24.8.2008)

 

(Internet-„Informationen“)

(E-Mail-Dialog)

 

13.1.2009, Betreff: anfrage internetseite zitat

Auf Ihrer Internetseite www.ohne_Gott.de stehen unter Wort der Woche Zitate.

 

 

Am 4.8.03 zitieren Sie Darwin. Dieses Zitat taucht zwar immer wieder im Internet auf,

 

 

aber immer ohne Angabe einer exakten Quelle -

 

 

wissen Sie, wo das Ziatat herkommt, wann und wo Darwin diesen Satz geschrieben hat?

Danke, J.K.

 

 

 

Antwort 15.1.2009

Sehr geehrter Herr Krause,

an sich bin ich ein Vertreter der präzisen Quellenangabe,

 

 

aber bei dieser Art von "Weisheiten" hat es sich als unmöglich erwiesen,

 

 

jeweils die Fundstelle zu ermitteln. Wir sammeln die "Weisheiten" tatsächlich

 

 

aus unserer Lektüre oder bei Besuchen von Internetseiten, gelegentlich schicken uns

 

 

Besucher unserer Seiten Zitate usw. Gern hätte ich Ihnen weitergeholfen,

 

 

aber unser Verfahren ist da ganz von Vertrauen auf die Richtigkeit des Gefundenen geprägt.

Beste Grüße, B.R., Erzbistum Köln – Generalvikariat; Hauptabteilung Seelsorge;

 

 

Abteilung Bildung und Dialog; Referat Dialog und Verkündigung

 

(Es kommt durchaus auf ein paar Nullen mehr oder weniger an!)

(E-Mail- Anfrage 5.1.2009)

 

 

 

Sehr geehrter Herr Professor L., in der ZEIT vom 31.12.08

 

 

steht ein Artikel, der sich mit Ihrer Arbeit befasst. Dort steht die Aussage,

 

 

dass es "etwa 1 Trillion verschiedener Proteine auf der Erde gibt".

 

 

Meinen Sie wirklich Trillionen nach "deutschem" Verständnis und Zählweise

 

 

(10 hoch 18) oder angelsächsische trillions (entsprechend 10 hoch 12)?

Mit freundlichen Grüßen, Joachim Krause

(Antwort 7.1.2009)

Ich hatte mich auf die Amerikanische Trillion, also 10 hoch 12,

 

 

bezogen und das auch explizit noch in Zahlen ausgedrückt. … A.L.

 

Um solcherlei Verwirrungen etwas entgegenzusetzen, habe ich auf meiner Homepage eine Seite eingestellt, die sich mit „verrückten und ungewöhnlichen Maßeinheiten und Zahlenangaben“ beschäftigt: http://www.krause-schoenberg.de/Verrueckte_Angaben_Masseinheiten.htm Das ist inzwischen eine der am häufigsten angeklickten Seiten. Ähnlich beliebt ist die – inzwischen schon 10 Jahre alte - Seite mit Begriffs-Er-Klärungen zur „Gentechnik“: http://www.krause-schoenberg.de/gentechnik_begriffsklaerung.html.

 

2010

 

KOHRENER ERKLÄRUNG ZUM ERHALT UNSERES BODENS UND DER KULTURLANDSCHAFT

Der Boden ist eine wichtige Grundlage unseres Lebens. Aus ihm wächst Nahrung für Tiere und Menschen, und auf seiner Nutzung gründet unsere Zivilisation und Kul­tur. Das mahnt uns zum verantwortlichen Umgang. Deshalb fordern wir die Bürger des Freistaates Sachsen auf, den Ackerboden als Teil der Schöpfung zu bewahren und das Erbe unserer Vorfahren zu achten.

1.    Die einheimische Landwirtschaft ist eine wichtige Grundlage unserer Existenz. Sie darf nicht aus unserer Landschaft verschwinden. Die Stellung der Landwirtschaft als primä­rer Sektor der Wirtschaft und als wesentliches Fundament der Gesellschaft muss des­halb wieder bewusst gemacht werden.

2.    Der landwirtschaftlich genutzte Boden ist genau wie die Natur nicht einfach durch Geld­leistun­gen zu ersetzen. Er darf deshalb auch nicht gedankenlos oder fahrlässig der Zerstörung preisgegeben werden. Wald und Wiesen, Bäche und Felder sind unwieder­bringliche Teile un­serer Kulturlandschaft.

3.    Die Gesellschaft entwickelt sich. Aber in Zukunft muss bei allen Baumaßnahmen wie auch beim Abbau von Rohstoffen viel sorgsamer als bisher mit der Ressource Boden umgegangen werden. Es sind dringlich neue Wege zu suchen, wie Wirtschaft und Ver­kehr sich entwickeln können, ohne dass leichtfertig weiter Boden verbraucht wird.

4.    Bei erforderlichem Landentzug müssen gerechte und transparente Verfahren ange­wandt wer­den. Dabei dürfen in Planung und Vollzug nicht kurzsichtige materielle Inte­ressen und Zeit­druck die treibenden Kräfte sein.

5.    Die Bedeutung des Grundgutes Boden, der fachgerechte Umgang mit dieser Ressource wie auch der Schutz unserer Kulturlandschaft sollten in den Schulen stärker themati­siert werden. Auch das Wissen um die Grundlagen der Landwirtschaft gehört zur All­gemeinbildung.

6.    Das Eigentum an Grund und Boden ist für die Landwirtschaft immer der Garant von Sta­bili­tät, Fruchtbarkeit und Erfolg gewesen. Inzwischen wird Boden immer öfter nur als Handels­gut und als Spekulationsobjekt betrachtet. Landwirtschaftliche Nutzflächen sollten weiterhin im Eigentum von Landwirten bleiben.

(Arbeitskreis BodenKultur beim Evangelischen Zentrum Ländlicher Raum Heimvolkshochschule Kohren-Sahlis, Sommer 2010)

 

Beruf: Nachdenken über Gott und die Welt

Seit 1982 bin ich im Auftrag meiner sächsischen Landeskirche tätig als „Beauftragter für Glaube, Naturwissenschaft und Umwelt.“

Im Alltag bedeutet das hauptsächlich, dass ich im Lande unterwegs bin. Ich werde eingeladen von Menschen, die in dieser Welt hier und heute leben, und die Antworten suchen auf ihre Fragen. Ich habe die Antworten oft auch nicht, aber ich stehe zur Verfügung, um Informationen zu geben und die Nachdenklichkeit zu befördern. In Gesprächsrunden und Seminaren oder bei Fortbildungen ging es dabei in den letzten Jahren z.B. um folgende Themen:

·         „Gentechnik – Frevel oder Fortschritt?“

·         „Lebensstil – gut leben statt viel haben!“

·         „Wir sind Sternenstaub – der Mensch im Kosmos“

·         „Schöpfung contra Evolution? – Glaube und Naturwissenschaft zwischen Weltbildern und Bibelverständnissen, Ideologie und Ethik“

·         „Hirnforschung und Willensfreiheit“

·         „Wie viele Menschen (er-)trägt die Erde?“

·         „Organspende – Pflicht aus Nächstenliebe oder Verstoß gegen die Menschenwürde?“

·         „Unter die Lupe genommen – Biomedizin, Gentechnik, Ethik“

·         „Ist die Welt ein Würfelspiel? – Entdeckungen der Chaosforschung“

·         „In Würde sterben – Sterbebegleitung, Sterbehilfe, Euthanasie“

·         „Klimawandel – vom Menschen verursacht?“

Mal bin ich bei Jugendlichen, mal in einem Akademikerkreis, mal bei Senioren. Immer erlebe ich andere Menschen, werden mir neue Aspekte deutlich, stellen sich unerwartete Fragen. Die begonnenen Gespräche führe ich auch auf meiner Internetseite www.krause-schoenberg.de weiter.

Ich muss schon von Berufs wegen neugierig bleiben.

(Joachim Krause: „Am Abend mancher Tage“, Eine Spurensuche in Mitteldeutschland, Wartburg-Verlag Eisenach, 1988)