zur startseite
weitere infos umwelt klima
energie
BRIEF
Evangelische Kirche
in Deutschland
Kirchenamt der EKD Postfach 21 02 20 • 30402 Hannover
An die
Gliedkirchen der
Evangelischen Kirche in
Deutschland
Nachrichtlich an die
Leitenden Geistlichen der
Gliedkirchen
Nachrichtlich an die
Arbeitsgemeinschaft der
Umweltbeauftragten der
Gliedkirchen der EKD (AGU)
6. Februar 2009
Unser Zeichen: 7382/2.111
Bei Rückfragen
Telefon: (0511) 2796(0}-414
Telefax: (0511} 2796 99 414
Beschluss der 7. Tagung der 10. EKD-Synode
in Bremen zur Schöpfungsverantwortung
Die Synode der EKD hat sich
bei ihrer letzten Tagung in Bremen vom 2. bis 5. November 2008 in einem
Schwerpunkt mit dem Thema Klimawandel befasst und dazu Beschlüsse gefasst:
Die Synode bittet den Rat der EKD, der
Arbeit für Schöpfungsverantwortung in der EKD einen gewichtigeren Platz
einzuräumen und bittet deshalb, mit den Gliedkirchen in einen intensiven Dialog
einzutreten.
1.
Der Rat der EKD möge den Gliedkirchen vorschlagen, das Ziel anzustreben,
im Zeitraum bis 2015 eine Reduktion ihrer CO2-Emissionen um 25% -
gemessen am Basisjahr 2005 - vorzunehmen. Dazu mögen die Gliedkirchen zur
Klimaproblematik Runde Tische bilden.
2.
Der Rat der EKD möge den Gliedkirchen vorschlagen, das notwendige
energie- und klimapolitische Umdenken in der Gesellschaft durch Bildungs- und
Jugendarbeit, insbesondere mit Hilfe der Studie Zukunftsfähiges Deutschland in
einer globalisierten Welt", in den Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen
zu befördern.
Der Ratsvorsitzende hat das
Kirchenamt der EKD gebeten, diesen Beschluss an die Gliedkirchen im Namen des
Rates der EKD weiterzuleiten und für die Umsetzung Hilfestellungen anzubieten.
Ad 1: Von Mitarbeitern des Bundesumweltministeriums, des
Umweltbundesamts und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ist der Evangelischen
Kirche in Deutschland für diesen Beschluss Anerkennung entgegengebracht worden.
In der Tat ist die EKD damit eine der ersten größeren Institutionen in
Deutschland überhaupt, die vorschlägt, sich ein solches quantifizierbares Ziel
zu setzen. Im Bereich der Kirchen hatte vor der EKD unseres Wissens bislang nur
die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers und die Church of England
ein solches Ziel für sich beschlossen; mittlerweile hat die Evangelische Kirche
von Westfalen ein ähnliches Ziel beschlossen.
Rückfragen sind an die EKD in
den letzten Wochen vor allem im Blick auf die Festlegung des Zieles gerichtet
worden. Das 25 % - Ziel von 2005 bis 2015 erklärt sich wie folgt: Wer bereits
in den letzten Jahren bis heute mit Maßnahmen zur Energie-Einsparung begonnen
hat, der sollte nicht dadurch „bestraft" werden, dass Einsparungen erst ab
2009 zählen. 2005 bis 2015 sind 10 Jahre, was 2,5 % pro Jahr ergibt, oder, wenn
man noch nichts getan hat, etwa 3,5 % von jetzt an bis 2015. Wenn danach bis
2020 die Maßnahmen mit einer Einspar-Rate von etwa 3 % pro Jahr fortgesetzt
werden, hat man im Jahr 2020 etwa 40 % erreicht, was dem - anspruchsvollen -
Ziel der Bundesregierung entsprechen würde.
Wie könnte ein solches Ziel
erreicht werden? Eine Sanierung von 3 % des Gebäudebestandes pro Jahr ist sehr
anspruchsvoll. Würde dieses Ziel erreicht, dann wären die Gebäude in gut einer
Generation (= 33 Jahre) saniert. Dazu kommen die Gewinne, die man durch den
Austausch des Fahrzeugparks (Generation etwa 12 Jahre), durch nicht-investive
Maßnahmen (jederzeit möglich, Einsparpotenzial bis zu 10%, teilweise mehr) und
durch einen anderen Umgang mit Energie, die teilweise eine Änderung des
Lebensstils bedeuten würden (eher längerfristig), erzielen kann. Summa summarum
- man kann nicht mit Sicherheit sagen, dass das Ziel minus 25 % bis 2015 für
alle erreichbar ist. Die Dringlichkeit des Problems eines ungebremsten
Klimawandels erfordert es unseres Erachtens jedoch, dass wir uns gemeinsam auf
den Weg machen. Dazu lädt der Beschluss der EKD-Synode ein.
Wenn eine Landeskirche sich
das genannte Ziel setzen will, dann muss dazu auch die so genannte
„Null-Linie" (das heißt, die Höhe der Emissionen des Jahres 2005) bestimmt
werden. In Verbindung mit dieser Berechnung sollte der Aufbau eines möglichst
einfachen Monitoring-Systems der CO2-Emissionen erfolgen. Der
Beauftragte des Rates der EKD für Umweltfragen, Prof. Dr. Hans Diefenbacher,
ist bereit, in Zusammenarbeit mit der Forschungsstätte der Evangelischen
Studiengemeinschaft in Heidelberg (FEST) und der Arbeitsgemeinschaft der
Umweltbeauftragten der Gliedkirchen der EKD (AGU) bei diesen Aufgaben zu
beraten und Hilfestellungen zu geben,
Kern eines solchen Vorhabens
sind dann natürlich die Planung und Durchführung von Einzelprojekten und -maßnahmen
zur CO2-Reduktion. Der Beschluss der EKD-Synode hat hier die Bildung
von „Runden Tischen" empfohlen, um möglichst effektiv die an vielen
Stellen der Kirchen vorhandene Kompetenz in Energie- und Umweltfragen zu
bündeln. Aber es ist auch eine aktive Mithilfe der Umweltbeauftragten bei der
Koordination eines Informationsaustausches über Projektplanungen - also eine
Mithilfe beim Transfer „guter Ideen" - denkbar.
Die Forschungsstätte der
Evangelischen Studiengemeinschaft hat mit Finanzierung der EKD ab September
2008 mit einer zusätzlich zunächst bis Ende 2009 finanzierten Stelle ein
„Projektbüro Klimaschutz" eingerichtet, dessen Funktion bislang
hauptsächlich darin besteht, kirchliche Institutionen bei der Akquisition von
staatlichen Fördergeldern im Bereich Klimaschutz zu unterstützen. Das Angebot
dieses Projektbüros wird von einigen Landeskirchen bereits sehr gut angenommen.
Auch hier laden wir die Landeskirchen ein, dieses Beratungsangebot zu nutzen.
Der Rat der EKD bittet darum,
dass die Gliedkirchen
bis Ende des Jahres 2010
einen Bericht über den Stand der
Umsetzung
vorlegen, damit er selbst der
Synode gegenüber Bericht erstatten kann.
Ad 2: Die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer
globalisierten Welt. Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Eine Studie des
Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie" wurde am 14. Oktober 2008
im Fischer Taschenbuch Verlag vom Bund
für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Brot für die Welt und dem Evangelischen
Entwicklungsdienst (EED) herausgegeben. Die Studie konkretisiert, was
Nachhaltigkeit in einem Industrieland mit internationaler Verantwortung
bedeutet, diskutiert die Herausforderungen der Globalisierung, benennt Wege und
Instrumente, die notwendig sind, um die Wende zu einer nachhaltigen Entwicklung
zu erreichen, und skizziert die Vision einer weltweiten und Generationen
übergreifenden Gerechtigkeit. Es wird im Laufe der nächsten Zeit eine Reihe von
Materialien geben, die helfen, mit der Studie im Bildungsbereich zu arbeiten.
Alle Informationen dazu sowie die Bestelladresse finden sich unter http://www.zukunftsfaehiges-deutschland.de/.
Hermann Barth